[quote=Rouge]
Wie ich bereits vorher geschrieben habe - Du kennst das Land nicht aus eigener Anschauung, sondern läßt Dir Deine Sicht aus dem zusammenbauen, was Dein Freund Dir aus, verständlicherweise eigennützigen, Motiven, erklärt. Umso wichtiger ist es, daß Du mit einem längeren Aufenthalt eine eigene Erfahrung erhälst, und zwar, in dem Du eine eigene Wohnung hast und eigene Kontakte zur Bevölkerung knüpfst, und zwar Kontakte, die über den Freund und dessen Familie hinausgehen.

Es gibt zum Beispiel keine Tradition, nach dem ein Kind einer Familie bei den Großeltern untergebracht wird - das passiert meist nur dann, wenn die Mutter dafür kein Geld oder Zeit hat, oder der Vater keinen Unterhalt zahlt. Damit sage ich nicht, daß das nicht zum Vorteil aller Beteiligten geschehen kann, oder das in dieser einen Familie es so gehandhabt wird - eine tunesische Tradition ist es jedoch ganz sicher nicht.

Ebensowenig wird meist "ein Dinar" als Brautgeld gezahlt - das passiert meist in Familien, in denen der Mann nicht genug Geld dafür hat und in vielen Fällen, in denen die Braut Europäerin ist. In jedem Falle werden, wie es ein Tunesier ausdrücken würde, "die anderen über das Brautpaar lachen", wenn sie dies hören.
Es ist zwar korrekt, daß viele diese Summe in den Ehevertrag hineinSCHREIBEN, und das aus mehreren Gründen (Steuern, Aberglaube, etc.), doch in Wirklichkeit wird oft eine höhere Summe geZAHLT. Und die Brautgeschenke, die können schnell einige Tausend Euro in Goldwert ausmachen.
Auch hier gilt: Es gibt für bestimmte Handlungen auch sicher gute Gründe - doch mit Tradition haben die nur selten zu tun. Davon abgesehen ... hat durch eine solche Vereinbarung nur und allein die Frau einen Nachteil, das muß man sich sehr, sehr gut überlegen, ob man den aufgeben will, denn der kann nachträglich nicht mehr "repariert" werden.

Wer aus den USA aus "visumtechnischen Gründen" ausreist und danach nicht mehr einreisen darf, der hat dort gegen die aufenthaltsrechtlichen Gesetze verstoßen, nicht mehr und nicht weniger. smile

Vielleicht ist die Ehe nur in den USA registriert - vielleicht aber auch nicht, und wenn sie es ist, dann heißt das nicht, daß die Ehefrau nicht eine Registrierung in Tunesien anstrebt oder erzwingen kann (nämlich, um genau den Fall zu verhindern, daß ein im Ausland verheirateter Tunesier im Lande noch einmal heiratet, da gab es in den letzten Jahren mehrere Beispiele für, speziell aus dem anglo-amerikanischen Raum).
Falls die Ehe nur in den USA registriert ist, muß man sich vor allem vergegenwärtigen, daß sie international sehr wohl rechtsgültig ist.
Die "islamische Hochzeit" ist in Tunesien nicht nur rechtlich ungültig, sondern es ist auch (noch?) strafbar, sie ohne Gesetzeswirkung (Notar/Standesamt) zu schließen.

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Ich faende es schoen, das westliche mit dem arabischen Leben zu kombinieren so dass man die Vorteile von beidem hat.
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Das wäre in etwa so, als Eis und Feuer miteinander zu kombinieren. Du wirst Dich eher früher als später dazu entschließen müssen, welche der beiden Seiten Vorrang erhält, und das womöglich für jedes einzelne Mitglied Deiner Famile gesondert.

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Bzgl. des Fluges nach D. meinte er nur, dass er mir einen pro Jahr bezahlen wuerde.
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Das würde ich mir in den Ehevertrag hineinschreiben lassen, und zwar mit Sanktionsandrohung. Ansonsten kann es später leicht heißen "nein" oder "ich habe kein Geld dazu".

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Ich weiss nicht wie das Café laeuft (ist nur eins fuer Maenner); er meinte seine Eltern sind nicht auf finanzielle Unterstuetzung angewiesen.
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In Tunesien kann ein "Cafe", speziell ein Männercafe, nur in Ausnahmefällen (Historie, spezielle Lage) eine Familie befriedigend oder gut ernähren. Normalerweise ist es im besten Fall Selbstausbeutung und im schlechtesten eine Fahrkarte in den Schuldenturm.

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Eigene Reserven habe ich, allerdings moechte ich es nicht fuer das alltaegliche Leben ausgeben sondern nur im Notfall.
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Im Falle einer Ehe: Dieses Vermögen ausdrücklich aus dem gemeinsamen Vermögen ausnehmen und in jedem Falle im Ausland deponieren.

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Die dt. Staatsbuergerschaft wuerde ich nie abgeben. Aber dann kommt auch schon die Frage, wie das mal mit dem Erbrecht / Beerdigung (sorry, aber daran muss man ja auch mal denken) aussehen wuerde.
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Das mußt Du aber, wenn Du die tunesische annehmen willst. Nur im umgekehrten Falle ist eine doppelte Staatsbürgerschaft möglich.
Das tunesische Erbrecht ist streng der Scharia nachgebildet, im engeren Sinne ist es sogar unmöglich, daß ein Nicht-Muslim von einem Muslim erbt, und das Gegenteil zumindest unerwünscht. Das muß man alles im Wege von Verträgen und Übertragungen schon vor dem Todesfall regeln.

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Duerfen Nicht-Tunesier (verheiratet mit einem) dann dort bleiben?
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Sicher, wenn Du Deinen Lebensunterhalt nach den dort für Nicht-Tunesier üblichen Regelungen bestreiten kannst. Als Sorgeberechtigte für ein tunesisches Kind sieht es sogar noch besser aus.

In jedem Falle hast Du aber die besten Karten, bei allem, was Familienrecht betrifft, wenn Deine Nationalität "tunesisch" und die Religion "islamisch" ist. Wenn man dauerhaft in Tunesien leben will, sollte man es daher ernsthaft erwägen, diese beiden Ziele anzustreben.

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Sein Hauptargument ist wie gesagt die Familie.
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Und das, so wie ich den Eindruck habe, weil dieses Argument bei Dir am besten verfängt. Emotionale Argumente sind einer kritischen und objektiven Nachprüfung jedoch weitgehend entzogen, dessen sollte man sich bei seinen Überlegungen und Entscheidungen zumindest bewußt sein.

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Er moechte seine Kinder in einen guten Umfeld aufwachsen lassen, er meint das ist nirgendwo so gut moeglich wie in Tunesien.
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Mag sein - ich habe dazu die gegenteilige Meinung. In jedem Falle aber gebe ich zu bedenken, daß der Zeitraum des "Aufwachsens" kurz ist im Vergleich zum Leben danach. Und die Aufzucht eines Kindes dient ja nicht zum Selbstzweck, sondern dazu, diesem die bestmöglichen Voraussetzungen für das spätere Leben mitzugeben. Dafür ist Tunesien, und zwar aus objektiven Gründen (Qualität der Lehre, Arbeitsplatzsituation) IM MOMENT ganz sicher nicht der beste Platz.
Doch natürlich kann niemand in die Zukunft sehen, und so weiß man es nicht, wie die Situation in 15 oder 20 Jahren sein wird. Vielleicht noch schlechter, vielleicht aber auch viel besser?

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Geld ist nicht alles wie er betonte.
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Es sei denn, man hätte es nicht. smile