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Du begännst bei Null, ohne Job, ohne Bleibe, ohne einen Cent Einkommen.
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Das halte ich noch gar nicht einmal für so schlimm, denn zumindest die Punkte 2 und 3 lassen sich relativ leicht mit staatlicher Hilfe meistern. Kommt natürlich darauf an - wenn man die tunesische Staatsangehörigkeit angenommen hatte, muß man die deutsche abgeben und später dann gegebenenfalls neu beantragen.
Doch der Satz müßte ja eigentlich noch weitergehen, nämlich mit:
... womöglich in einem Alter, in dem es in Deutschland schon schwierig ist, einen Job zu erhalten, wenn man seinen Lebenslauf in Deutschland verbracht hat. Zusätzlich ohne Alterversorgung (auch wenn es ein Abkommen zwischen DE und TN gibt, würden die Anrechnungsbeträge minimal sein) und im schlimmsten Falle ohne Kinder.

Nach nur wenigen Tagen im Lande hat man natürlich das Land auch nicht nur oberflächlich kennengelernt - was man aus dem Beitrag auch herauslesen kann. Da wäre es sinnvoller, sich erst einmal für einige Monate oder ein Jahr im Lande umzutun und dann erst die endgültige Entscheidung zu treffen. Denn vieles, über das man als Kurzzeitgast im Lande hinwegsieht oder das man gar nicht sieht, kann sich zum massiven Quell des Ärgernisses und der Enttäuschung ausweiten, wenn man dort dauerhaft lebt, und das sogar schon ganz ohne Ehegatte.

Und mit der Hochzeit kann man sich durchaus noch ein wenig Zeit lassen, bis man diese Landeserfahrung gewonnen hat, denn wenn der Mann aus einer traditionellen Familie kommt (und ja auch in seinem Denken dies offen zeigt), wird er ohnehin einige Zeit brauchen, um die traditionellen Voraussetzungen zur Heirat in finanzieller Hinsicht zu schaffen. Denn eines sollte klar sein - wenn ein Mann von seiner Frau die Kompatibilität mit Traditionen verlangt, dann sollte die Frau umgekehrt an dem Mann dieselbe Forderung stellen.

Das größte Problem ist jedoch derzeit, daß es absolut unklar ist, in welche Richtung sich Tunesien entwickeln wird.

Steigende Preise, niedrige Löhne, hohe Arbeitslosigkeit und geringe Wirtschaftskraft (dadurch z.B. geringwertige Infrastruktur), um nur die sichersten Parameter zu nennen, wird noch lange zum Alltag in Tunesien gehören und es gibt insofern keine "Erfahrungswerte", wie sich das Leben in den kommenden 5 oder 10 Jahren wahrscheinlich gestalten wird. Eines ist aber sicher: es wird anders sein, als in den 10 oder gar 20 Jahren davor, in denen Tunesien in einem weitgehend statischen Zustand gewesen ist - und dabei habe ich bewußt von der potentiellen religiöse Entwicklung, in welche Richtung auch immer, des Landes noch gar nicht gesprochen.

Auch aus diesem Grunde wäre also ein Zuwarten sehr zu empfehlen, wenn es um die Entscheidung geht, alles hinter sich zu lassen und sich endgültig in Tunesien niederzulassen.