Nach fast einem Jahr in unserer neuen Heimat möchte ich Bericht erstatten und versuche, kurz und prägnant zu schreiben.

Allen Unkenrufen zum Trotze haben wir am 05.08.2011 Deutschland für immer verlassen und es bis heute nicht bereut - ganz im Gegenteil.

Zuvor haben wir über das Internet unser Traumhaus in Souihel/Zarzis gefunden und gemietet. Djerba wurde im Urlaub im Dezember 2010 aus persönlichen Gründen verworfen. Nicht nachhaken - bitte einfach zur Kenntnis nehmen.

Unser Vermieter holte uns vom Flughafen ab, brachte uns ins Haus und meinte, es sei ab sofort unseres und wir könnten machen, was wir wollen. Das Haus war möbliert, wir haben dennoch einiges verändert - wir haben uns ein neues Bad eingebaut und im Gästezimmer eine neue Küche. Dazu mussten auch Wasser und Abwasser neu verlegt werden, was zum Großteil in Eigenarbeit geschah.

Das Haus ist im Bungalowstil gebaut und incl. Terrasse und Atrium stehen uns 200 m² für monatlich 500 Dinar zur Verfügung. Alle Fenster sind mit kunstvoll geschmiedeten Gittern versehen und auch die Türen sind einbruchssicher. Es war von Anfang an genau das, was wir gesucht hatten.

Unsere fehlenden Sprachkenntnisse waren hier von Anfang an kein Problem. Die Menschen sind derart freundlich und hilfsbereit, dass wir uns jeden unserer Wünsche mit deren Hilfe recht schnell erfüllen konnten. Keiner von denen erwartete für seine Hilfe Geld oder andere Gefälligkeiten.

Wir hatten in wenigen Tagen unsere Kühlkombination, unsere Matratzen aus richtigem elastischem Schaumgummi, unseren Wasserspender, unsere beiden Flachbild-TV, eine größere SAT-Schüssel und unsere Schreibtische sowie Telefon + 4000er DSL.

Da das Bad nicht unseren Vorstellungen entsprach, ließen wir im Oktober einen kompakten Waschplatz und einen Eck-Whirlpool einbauen. Der Installateur sprach genau so deutsch wie auch viele andere Handwerker und Händler im Sanitär-Depot.

Im November folgte dann der Einbau unserer modernen Küchenzeile im ehemaligen Gästezimmer, welches neben dem Wohnzimmer liegt und von uns nicht als Gästezimmer benötigt wurde. Es gab kaum Beanstandungen.

Der Winter war laut Aussage Einheimischer sehr kalt, wir haben jedoch nicht gefroren - wie angedroht. 2 Radiatoren verbrauchten zwar viel Strom, heizten aber nicht wirklich. Deshalb haben wir uns einen kleinen Heizlüfter gekauft, der ja bekannter Maßen sofort Wärme an den Füßen spendet. Wir hatten bei Ankunft ja alle Teppiche und Läufer im ganzen Haus entfernt, hatten trotzdem nie kalte Füße. Auch im Bett froren wir nicht, das Angebot an Steppdecken aller Stärken und Größen auf den Märkten verhinderte dies. Tagsüber wärmte uns die Sonne auf der Terrasse genügend auf.

Nicht ein einziges Mal hatten wir feuchte oder klamme Räume, an keinem Tage waren die beiden Schlafzimmerfenster geschlossen. Demzufolge hatten wir auch nie feuchte oder muffige Kleidung.

Ja - welche Einwände kamen noch von den Usern? Ach ja, wir haben deutsche Ehepaare kennen gelernt, vor denen wir uns nicht in Acht nehmen müssen. Bei Einheimischen übrigens bisher auch nicht.

Nun erleben wir den heißen Sommer hier und müssen sagen: ENDLICH MAL EIN RICHTIGER SOMMER !!! Ein Frevel, die Klimaanlage anzuwerfen, dann hätten wir auch in Deutschland bleiben können. 45°C sind also auch gut zu ertragen, vor allem am öffentlichen Strand (den Müll können wir immer noch nicht ertragen, aber wir ändern das ganz sicher nicht). Wenn ich täglich unseren Liegeplatz davon befreie, werde ich ja beobachtet. Vielleicht zeigt es Wirkung.

Und jetzt am Strand passiert etwas, was wir nie gedacht hätten. Wir werden täglich von Tunesiern auf deutsch angesprochen, weil sie uns stolz mitteilen möchten, dass sie in Deutschland leben und nur auf Urlaub hier sind. Diese Gruppe macht sicher bis Ende August den größten Teil unserer Bekannten aus.

So - die Versorgung mit Lebensmitteln klappte ebenfalls von Anfang an problemlos. Wir waren schnell keine "Neuen" mehr auf den Märkten.

Noch im August 2011 hatten wir uns eine Vespa gekauft und dazu für die größeren Einkäufe einen Anhänger aus Metall nach deutscher Norm gebaut. Allein die Anhängekupplung und die Elektrik erstaunte alle und so waren wir damit auf den Straßen bekannt wie die bunten Hunde.

Im Mai 2012 wollten wir dann unbedingt den Suzuki Vitara mit den Wüstenaufklebern an den Türen, den wir immer auf der Straße sahen und der unser erträumtes Spaßfahrzeug werden sollte. Es dauerte genau 2 Tage, dann hatte der Händler 3 Hotels weiter den Besitzer soweit gebracht. Schnell war die Überprüfung der Fahrgestellnummer und der Eintrag ins Buch als neuer Eigentümer erfolgt, die Versicherung abgeschlossen, die Steuern bezahlt und der Fahrzeugausweis ausgestellt. Na gut, wir waren auch großzügig - die Tochter stand kurz vor der Hochzeit. Aber Gefälligkeiten kosten überall etwas mehr.

Die Beantragung der CS ging auch problemlos vonstatten, Antrag am 12.09.2011 - Erlaubnis und Ausweis am 09.10.2011.

Hab ich noch etwas vergessen?

Wirkliche Probleme traten bisher nicht auf. Alles konnte alleine oder mit ein wenig Hilfe anderer gelöst werden.

Sehnsucht nach Deutschland verspüren wir nicht - im Gegenteil. Wir hätten wohl schon nach 2 Tagen Heimweh, wenn wir flögen .....

LG Reiner + Jutta


Wer loslassen kann, hat die Hände frei - Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!

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