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Diese ganzen Einbrüche und Demos ist ein Machtspiel der im Hintergrund immer noch agierenden RCD Mitgliedern.
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Jede Gruppe hat stets den besten usammenhalt, wenn die Mitglieder einen gemeinsamen Feind haben und pflegen. Einige wählen als Feind Al Khaida, andere die "Globalisierung", wieder andere die "Islamisten" und in Tunesien besonders zugkräftig ist "RCD".

Was aber, wenn das Chaos im Lande von ganz anderen geschürt wird? RCD ist, so ähnlich wie NSDAP oder CDU oder GRÜNE, nur ein Name, eine Organisation, doch Namen und Organisationen sind die steingewordenen Visionen und Ausdrücke von Menschen aus Fleisch und Blut, und diese geben die Marschrichtung vor. Ob, und jetzt nehmen wir einmal eine Anleihe bei den Verschwörungstheoristen, jemand Mitglied einer Partei ist, sagt nichts darüber aus, ob er nur die Mitgliedsbescheinigung in der Tasche trägt oder mit Haut und Haar von der Sache überzeugt ist. Umgekehrt allerdings kann jemand, der nicht zu dieser Organisation gehört, dennoch von deren Methoden und Manifesten überzeugt sein.

Wer also sagt, daß Personen, die an einer Instabilität des Landes interessiert sind, Politiker einer ehemaligen Partei sind? Da kommen noch einige mehr in Frage die bei solchen Zuständen profitieren, nämlich die derzeitigen (Übergangs)Politiker, Schmugglerbanden, Islamistengruppen, Waffenschieber, Gewerkschaften, Menschenhändler oder kurz jeder, der seinen Profit und seinen Einfluß durch die Abwesenheit von "Zucht und Ordnung" steigern kann.

Und dies dürfte letztlich das Hauptmotiv darstellen, daß nämlich viele Gruppen, die nicht unbedingt miteinander zu tun haben müssen oder sich auch nur kennen, das gleiche Ziel haben, weil sie davon gleich profitieren.
Zudem habe ich in Tunesien einen gewissen Hang zum Sadismus beobachtet, der mit der Art der Position und der Stärke des Einflusses zunimmt. In Deutschland umschreibt man dieses Phänomen gerne mit "ich mache es, weil ich es kann". JR in "Dallas", Carrington in "Dynasty", die griechische Regierung beim EURO-Beitritt, die Banken in der Bankenkrise - sie alle üben Macht aus und tricksen andere aus, weil sie es können, und um am Ende eine sadistische Freude über diejenigen zu empfinden, die als zu schwch auf der Strecke zurückgeblieben sind.
Hier sehe ich ein weiteres Motiv, das, wie beschrieben, zwar nicht für Tunesien typisch ist, aber trotzdem dort eine große Rolle spielt: Der Spaß am Chaos, das Vergnügen eine Ameisenstraße zu zerstören und zu beobachten, wie die Ameisen strampeln, um sie wieder zu reparieren - bis zur nächsten Zerstörung.

Die RCD ist praktisch, weil sie verboten ist, weil sie jeder kennt, weil sie keiner mag und weil die meisten der Reichen und Mächtigen ihr angehört haben. Sie eignet sich daher hervorragend zur Fokussierung allen Übels Tunesiens und damit vor allem dazu, von eigenen Fehlern abzulenken und die Verantwortung für eigenes Fehl-Handeln zu delegieren. Sie iegnet sich dazu, herauszufinden, was jeder "kann", ohne, daß er als Handelnder oder Verantwortlicher ausgemacht wird, denn die RCD ist bereits der Teufel an sich, eine Schandtat mehr macht sie nicht dämonischer und niemand wird darum daran zweifeln, daß ihr auch die zusätzliche Schandtat zuzuschreiben ist.


Antwort auf:

Denn die einen sind im Dunkeln
und die andern sind im Licht
und man siehet die im Lichte
die im Dunkeln sieht man nicht.
(Brecht)


Ebenso sieht es in Tunesien aus - nicht nur in Tunesien, natürlich, doch eben auch in Tunesien. Ebenso, wie die Entnazifizierung und die Ent-SEDifizierung stets, von wenigen, markanten Ausnahmen abgesehen, dann Rücksicht nahm, wenn es aus Gründen der "Qualifikation" (sprich: des Profits an Geld und und Einfluß) geboten schien, wird auch die Ent-RCDifizierung enden, Beispiele dafür sind ja bereits jetzt zu bewundern.

Die Personen also, deren Gedankengut ursächlich darum kreisen, Profite jeder Hinsicht zu maximieren, werden, bis auf einige prominente Personen, sich in die neue Zeit hinüberretten, auch wenn sie früher einmal zur RCD gehörten.
Aber was noch viel Wesentlicher ist: diejenigen, die schon früher die Strippen gezogen haben, die, die es vermochten, sich hinter Frontorganisationen zu verbergen, die also, die im Dunkeln stehen, die ziehen auch noch jetzt daran und die werden in der Zukunft dasselbe tun und ihre Agenda verfolgen.

Und um davon abzulenken, bieten sich die Fokus-Objekte wie RCD und Al-Khaida hier, Ghadaffi, Sarkozy, Berlusconi, Obama und Bouteflika dort, trefflich an.

Cui bono - wem zum guten, oder kurz: Wem nützt es? Das ist die Frage, die man, wie so oft, sich stellen muß, um hinter den Nebel der konstruierten öffentlichen Meinungsbildung zu blicken.
Was nutzt es der RCD als RCD, wenn Chaos im Lande herrscht? Einen Weg zurück zu den alten Strukturen der Partei und dem feudalistischen Staatsverständnis gibt es nicht mehr. Nützen tut es dagegen denen, die davon profitieren können, und da ist es völlig egal, ob diese magischen drei Buchstaben jemals innerhalb ihres Horizontes lagen, oder nicht.