Hallo,

ich hatte im September ein Thema in „Familie“ aufgemacht und um Rat gebeten, was man mit Baby in Tunesien beachten sollte.

Jetzt, fast ein halbes Jahr später, wollte ich gerne mal ein wenig berichten, wie der Urlaub denn so war.

Vorweg kann ich schon mal sagen, dass es eigentlich ganz gut ging, besser, als ich es mir vorgestellt hatte. Unser Sohn war damals gerade sieben Monate alt und außer ein wenig Durchfall hatte er nichts. Ich vermute, dass dieser Durchfall daher kam, dass man ihm eine mit Leitungswasser gewaschene noch tropfnasse, ungeschälte Birne gab, die er natürlich zum größten Vergnügen der Familienmitglieder abgelutscht hat.

Ich hatte ihn auf Raten meines Mannes mal ein wenig mit der Familie alleine gelassen, damit sie auch merken, dass ich ihnen vertraue und nicht ständig das Gefühl ausstrahle, dass ich nicht eine Sekunde von seiner Seite weichen werde. Das hat man dann davon.

Gegen den Durchfall habe ich nichts unternommen, meiner Meinung nach war es noch „im Rahmen“. Hat sich dann auch als richtig herausgestellt.

Das Wetter war auch gut (Oktober), nicht mehr zu heiß, aber doch noch recht warm für unsere Verhältnisse. Unser Sohn jedenfalls hat sich temperaturmäßig offensichtlich wohl gefühlt.

Die ersten zwei Tage waren noch recht schwierig, weil er sehr viel geweint hat. Lag wahrscheinlich daran, dass es einfach eine ganz andere Umgebung war, das hat er wohl doch schon gemerkt. Es stieß bei der Familie auf absolutes Unverständnis, dass man sich erstmal akklimatisieren muss. Es wurde besorgt gerätselt, was er denn wohl hat. Dass sie selbst zu seinem Unwohlsein auch einen beträchtlichen Teil beigetragen haben, ist ihnen natürlich nicht in den Sinn gekommen. Man kam dann auch zu dem Schluss, dass Babies aus Europa scheinbar viel empfindlicher sind als tunesische. Wenn man ein tunesisches Baby nach Europa bringen würde, würde es mit Sicherheit nicht so ein Geschrei veranstalten. Einen Kommentar hierzu erspare ich mir.

Ach ja, der Flug an sich war unproblematisch. Leider hatten wir 3 Stunden Verspätung und kamen so mitten in der Nacht an und mussten dann ja noch von Djerba aufs Festland fahren mit der Fähre. Auf der Autofahrt, während der Wartezeit am Hafen und später zu Hause hat er die ganze Zeit gebrüllt, aber sein Rhythmus war ja auch gestört.

Wenn er wach war, wollten ihn natürlich alle sehen. Das war mir auch vorher klar und dagegen hatte ich auch nichts. Es wurde aber maßlos übertrieben: Wenn wir im Wohnzimmer saßen, wurde von allen Seiten „Sami, Sami“ geschrien. Von allen Seiten gleichzeitig. Egal was er machte, auch wenn er aß und trank. Und das ununterbrochen. Da würde man als Erwachsener ja wohl auch schreien. Ich wundere mich wirklich über diese Unfähigkeit, sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen. Ja, auch ein Baby ist ein Mensch! Nicht ein kleines, niedliches Püppchen, das einem immer zur Verfügung steht, wenn man gerade Lust hat, sich damit zu beschäftigen. Wenn nicht, hat es gefälligst still zu sein.

Ich hatte mir auch ein wenig mehr Rücksichtnahme erwartet, wenn er tagsüber geschlafen hat. Ich habe nun wirklich nicht erwartet, dass man nur noch auf Zehenspitzen durchs Haus schleichen soll und nur noch flüstern soll, aber wenigstens sich auf Zimmerlautstärke unterhalten und nicht durchs ganze Haus brüllen, wenn man sich in verschiedenen Zimmern befindet.

Und vielleicht auch nicht unbedingt mit den Türen knallen oder durchs Haus trampeln oder sonst wie lautstark mit Gegenständen poltern. Das würde schließlich hier auch keiner machen, der ein Baby zu Gast hat. Aber das ist leider schon wieder zu viel verlangt.

Die Höhe war ja noch, als der Bruder meines Mannes eines abends nach Hause kam (er ist 40 Jahre alt, da sollte man ein gewisses Maß an Reife erwarten). Er fragte nach Sami. Als ich ihm sagte, dass er schon schlafe und erst morgen früh wieder aufwachen würde, erwiderte er nur, er habe Sami lange nicht gesehen und wolle jetzt mit ihm spielen. Er trampelte tatsächlich in „unser“ Zimmer und machte das Licht an. Ich konnte ihn gerade noch davon abhalten, Sami von der Matratze hochzureißen. Kann man so was glauben??? Ich bin mir bis heute nicht ganz sicher, ob das vielleicht auch ein Scherz sein sollte, aber darüber kann doch nun wirklich niemand lachen.

Es wurde auch nicht verstanden, dass ich von Anfang an versucht habe, ihm einen bestimmten Tagesrhythmus beizubringen. Das hat sich total gut bewährt, denn normalerweise ist er ganz zufrieden und hat auch schon sehr früh durchgeschlafen. Auch in Tunesien tat er dies zum Glück. Das wiederum hat die Familie sehr überrascht, denn er schien das einzige Baby im gesamten Umkreis zu sein. Spät abends, wenn wir noch im Garten waren, habe ich oft aus vielen anderen Häusern Babygeschrei gehört. Auch die kleine gleichaltrige Tochter der Schwester meines Mannes hat mit sieben Monaten noch nicht durchgeschlafen. Dass das an dieser total chaotischen Lebensweise und absolut null Rücksichtnahme liegt, scheint niemand zu verstehen. Die Leute könnten es sich selbst so viel einfacher machen. Aber das ist ja glücklicherweise nicht mein Problem.

Die Nahrung haben wir komplett mitgenommen und das war auch gut so. Dann hatte er wenigstens in dieser Hinsicht genau das, was er gewohnt ist. Die Fläschchen habe ich anfangs mit Mineralwasser ausgewaschen, aber nach dem 3. Mal war mir das zu blöd und ich habe Leitungswasser genommen. Hinterher in den Sterilisator, den mussten wir auch leider mitnehmen. In den Sterilisator habe ich Mineralwasser gefüllt, das sind ja immer nur ca. 100 ml oder so. Die Gläschen habe ich im Gläschenwärmer warm gemacht. Der ist ja klein. Es war aber schon recht viel, was man für ihn zu schleppen hatte. So war gar kein Platz mehr für Geschenke! Es hat nur jeder ein Deodorant bekommen. Skandal! :-)

Die Windeln dort sind dreimal dicker als hier und man sollte unbedingt darauf achten, dass man „Comfort Plus“ kauft. Die gibt es leider nicht überall, aber in den großen Geschäften schon. Wenn man die normalen nimmt, ist die gesamte Außenschicht aus Plastik. Sehr atmungsaktiv!! Er wurde prompt wund davon. Naja, deutsches Weichei halt :-)

Ansonsten kam ihm natürlich auch sein offenes Wesen zu Gute. Er hat es nämlich ganz gern, wenn ein wenig Trubel ist. Je mehr Menschen, desto besser. Und wenn die sich alle um ihn kümmern wollen, dann ist die Welt doch in Ordnung. Man sollte aber damit vielleicht einige Minuten warten, bis er richtig wach ist und nicht schon, wenn er noch vom Schlaf verquollene Augen hat und noch gar nicht weiß, ob er schläft oder wach ist, von einem Arm zum anderen reichen und ihn anschreien. Aber das ist wie gesagt dieses Feingefühl, das komplett fehlt.

Ich finde im Gegensatz zu der Familie, dass er ein ziemlich zähes, robustes kleines Kerlchen ist und deswegen auch alles gut weggesteckt hat. Das macht vielleicht auch die genetische „Mischung“.

Die gleichaltrige Tochter meiner Schwägerin ist übrigens obersüß! Wenn die beiden zusammen gespielt haben, war das wunderschön anzusehen. Meine Schwägerin hat die beiden schon in ihrem Kopf miteinander verheiratet :-) Leider darf die kleine Tochter sich nicht frei bewegen, weil man sie dann ja immer im Auge behalten muss. Die fristet die meiste Zeit ihres Daseins in ihrer Karre. Da kann sie nicht weg. Dass sie dann abends natürlich nicht müde ist, weil sie sich ja nicht wirklich viel bewegt hat und dann abends erst richtig aufdreht, liegt auf der Hand. Aber erklär das mal jemandem…

Schade fand ich auch immer, dass sie, wenn sie ihr Fläschchen gekriegt hat, immer lieblos auf die nächste Matratze gelegt wurde und dann auf dem Rücken liegend alleine getrunken hat. Kein Mensch hat sie dabei beachtet.

Ich habe damals (und mache es auch heute noch meistens) Sami immer selbst die Flasche gegeben, auch wenn er es jetzt alleine kann, aber so hat man doch noch Körperkontakt und kuschelt noch ein wenig. Aber ein 6-7 Monate altes Kind schon alleine dahinzupacken mit einem Haltegriff an der Flasche, finde ich schon ziemlich herzlos. Vor allem bei diesem süßen knuddeligen kleinen Mädchen! Aber da kann man wohl nichts machen.

Spazieren gehen scheint auch nicht wirklich auf Verständnis zu stoßen. Wenn wir lange Zeit nur im Haus bzw. Garten gehockt hatten, wollte ich auch mal gerne mit Sami ein wenig mit dem Kinderwagen spazieren gehen. Er muss ja auch mal raus und was anderes sehen, das ist er so gewohnt. Außerdem brauche ich auch ein bisschen Bewegung. Die Familie dachte wahrscheinlich, dass ich einen Dachschaden habe, wie kann man sich nur freiwillig ohne Ziel irgendwo hin bewegen! Es konnte sich auch niemand vorstellen, dass ein Baby so was gut findet. Da habe ich mich dann aber durchgesetzt. Bin dann auch mal ganz alleine in die Stadt gegangen und habe Besorgungen gemacht. Zum ersten Mal. Da war ich auch stolz, denn es ist auch ein recht weiter Weg zu Fuß. Da ich leider keinen sehr guten Orientierungssinn habe, muss ich selbst nach sieben Jahren noch manchmal überlegen, wo ich lang muss. Das Haus meiner Schwägerin z.B. würde ich niemals alleine finden.

Die ersten acht Tage waren wir bei der Familie, dann machte sich mein Mann nach Djerba auf, um eine Wohnung zu finden. Die zweite Woche waren wir in einer Wohnung im ersten Stock. War ein bisschen blöd mit der Treppe, aber egal. In der dritten Wochen waren wir in einem Haus im Erdgeschoss mit Riesenterrasse und Garten! Da ist er leider einmal aus unserem Bett gefallen und hing dann halb im Bett, halb auf dem Nachtschrank, Kopf voran. Er konnte sich ja „leider“ schon drehen. Wir haben dann besser aufgepasst.

Das war’s im Großen und Ganzen. Sollte mir noch was einfallen, trage ich es noch nach. Falls jemand auch vorhat mit seinem Baby nach Tunesien zu fahren, stehe ich natürlich gerne auch für Fragen zur Verfügung.

Viele Grüße