Jedes Jahr werden Tausende von jungen Mädchen die in europäischen Ländern, aber in muslimischen Gemeinden leben, mit einer Zwangsheirat konfrontiert.



In Einwanderungsfamilien, die oft aus dem Mittleren Osten, Nordafrika oder der Türkei kommen, kämpfen diese Teenager gegen den Druck der islamischen Brauchtümer, die ihre Eltern ihnen aufzwingen wollen. Oftmals heißt das Schicksal dann: Zwangshochzeit.



Eine Frauenorganisation, die in den 80er Jahren in Frankreich gegen die ***uelle Verstümmelung von Frauen gegründet wurde, schätzt, dass dort seit 1990 mehr als 30.000 junge Mädchen solch eine Zwangshochzeit über sich ergehen haben lassen müssen. In Großbritannien haben südasiatische Frauengruppen zahlreiche Fälle dokumentiert, in denen Mädchen durch ihre Eltern eine Hochzeit eingehen mussten.



Dieser Alptraum begann in den 90er Jahren, als die jungen muslimischen Mädchen der Einwanderer in Europa in die Pubertät kamen und dadurch von ihren Eltern als reif und verheiratungsfähig angesehen worden sind. Vor allem die Teenager von türkischen Familien unterliegen diesem Druck. Statistiken zufolge, die von Frauenorganisationen in Frankreich und Großbritannien erhoben worden sind, waren in den 90er Jahren 43% von Mädchen aus türkischen Familien und 35% von Mädchen aus südostasiatischen Familien in Großbritannien in eine Zwangshochzeit involviert.



Arrangierte Eheschließungen gelten als Tabu, unantastbar und sie geschehen im Geheimen. Das Geheimnis tritt erst ans Licht, wenn sich das Mädchen plötzlich komisch benimmt, sich von anderen Mitmenschen absondert und die Leistungen in der Schule nachlassen. Oft wird dann ihr Schweigen gebrochen und sie spricht mit einer Freundin oder sogar mit Lehrern an der Schule. Auf diese Art und Weise gibt sie die bittere Realität preis, die sie erwartet. Sobald diese arrangierte Eheschließung erstmal an die Öffentlichkeit gerät, beginnt erst der richtige Kampf.



Die Vorsitzende der Frauenbewegung „Women´s Voice“( Frankreich) , Zahia Hasan, und gleichzeitig ein Opfer einer solchen Zwangsverheiratung, sagt: „Es ist eine schmerzliche Erfahrung. Für viele Jahre befand ich mich in einem Alptraum. Ich habe mich sehr geschämt und Lügen über mein Leben erzählt und meine Misere verschwiegen.“



Mädchen, die ihr furchtbares Schicksal außerhalb der Familie an die Öffentlichkeit gebracht haben, verlassen oft ihre Familie. Sie schämen sich sogar dafür und fühlen sich schuldig, dass sie das Geheimnis verraten und somit ihre Familie und die Verwandten betrogen haben.



Viele Mädchen lassen solch eine Zwangshochzeit einfach über sich ergehen, weil sie unter starkem Druck der Familie stehen und weder sie, noch die Verwandten verlieren möchten. Arrangierte Eheschließungen ist ihr unvermeidliches Schicksal, denn es gibt keine Regierung und kein soziales Netzwerk, welches die Rechte dieser Mädchen schützen könnte. Arrangierte Eheschließungen werden in Frankreich, Großbritannien, Skandinavien und in türkischen Gemeinden in Deutschland praktiziert.



Zu diesen Zwangshochzeiten gehört auch noch der Aspekt des jungen Alters der Bräute. Mädchen, die mit noch weniger als 15 Jahren verheiratet werden, werden als Teilzeit-Ehefrau angesehen. Sie leben vorerst weiterhin mit ihren Eltern, besuchen die Schule und leben mit ihrem düsteren und schweren Geheimnis.



In vielen Fällen enden solche Hochzeiten mit einer Scheidung. Laut Statistiken werden zwei von drei Zwangsehen im Laufe der Zeit wieder gelöst. Vergewaltigungen, frühe Schwangerschaften, abgebrochene Ausbildungen, Nervenzusammenbrüche und Selbstmorde sind alles mögliche Früchte einer Zwangsverheiratung.



Dennoch beharren die Eltern darauf, dass dieses Arrangement sittsam und gut für die jungen Mädchen sei. Sie verteidigen ihr Verhalten, indem sie sich auf den Islam und das islamische Gesetz stützen. Laut diesem Gesetz darf ein Mädchen ohne die Zustimmung des eigenen Vaters, oder bei dessen Abwesenheit ohne die Zustimmung des väterlichen Großvaters, nicht heiraten. Diese Familien haben nicht nur den Sprung in die moderne Kultur Europas verpasst, sondern haben auch gar nicht mitbekommen, dass längst schon in ihren Heimatländern ganz andere kulturelle Werte und Normen entstanden sind. Muslimische Eltern, die ihre Töchter in eine solche Zwangsehe stecken, wollen die Integration ihrer Kinder in den europäischen Lebensstil verhindern. Als Ergebnis davon betrügen die Eltern ihre eigenen Kinder um deren Menschenrechte, die ihnen individuelle Freiheit garantieren. Sie schaden ihren Kindern körperlich, emotional und auch physisch.



Laut französischem Gesetz kann eine Zwangsehe annulliert werden, wenn die Zustimmung gefehlt hat. Aber sobald es sich bei der Ehe um eine traditionelle Zeremonie handelt, kann das französische Gericht nicht handeln. Wie auch immer, Beamte können eingreifen, bevor eine solche Zwangshochzeit stattfindet, falls ein minderjähriges Mädchen, die vor ihren Eltern geflüchtet ist, sich in Gefahr befindet.



Unter dem Deckmantel der Toleranz und des Respektes gegenüber anderen Traditionen und Bräuchen, neigen die Verantwortlichen dazu, Zwangsehen zu übersehen. Sie sagen, dass es nunmal Bräuche und Religionen gäbe, die sich von unseren unterscheiden würden. Aber sie seien nicht dafür da, um über solche Dinge zu urteilen, es sei denn, diese jungen Mädchen würden sich in tatsächlicher Gefahr befinden und dafür müssten Beweise vorgelegt werden.



Stellt euch nun also ein junges, minderjähriges Mädchen vor, welches diese Tortur eine Zwangsehe durchmachen soll, die dadurch mit der Familie aneinandergerät und ohne rechtliche Hilfe oder einem sozialen Netz dasteht und nun vor Gericht gegen ihre eigene Familie aussagen soll! Ist das nicht unmenschlich und beschämend?



Was ist daran respektierbar, wenn man das Leben und die Träume dieser jungen Mädchen einfach vernichtet und verschwendet? Und natürlich behaupten sowohl Intellektuelle aus dem Westen und dem Osten, dass man an die Sache der Zwangsverheiratungen zu euro-zentrisch drangeht.



Junge Mädchen die in muslimischen Gemeinden in Europa leben sind die Opfer von islamischen Werten und Bräuchen, genauso wie Opfer der Regierungen, Intellektuellen und der Massenmedien. Diese Mädchen wurden in europäischen Ländern geboren und sind dort groß geworden. Ihnen stehen alle Rechte und Freiheiten zu, die auch den anderen Europäern zustehen. Zwangsverheiratungen müssen per Gesetz wie Vergewaltigung verboten werden! Sie sind eine mentale und emotionale Bedrohung für die Teenager.



Mädchen aus muslimischen Familien sind kein Eigentum der Familie. Sie sollen als gleichberechtigte Staatsbürger behandelt werden. Die Regierungen und das Rechtssystem müssen sie von der Bedrohung, die von den Eltern ausgeht, beschützen.



Die Gesellschaft ist dazu verpflichtet, diesen Opfern eine Zwangsehe zu helfen, damit sie sich von dem seelischen, mentalen und körperlichen Schaden erholen können.