Okay, Wolfgang, ab und an.
Ich hatte Mabrouk eine Geschichte versprochen (ist natürlich für alle - aber nicht lachen!) [lachen1] Ich finde nämlich, dass ich dabei nicht so gut ausseh.
Also, neben unserer Wohnung in Sidi Bou Said gab es eine chantier, es entstanden zwei neue (tolle) Wohnungen. Meine Wohnung ist auch neu, so dass die Bauarbeiter sowohl mit unserer Einrichtung als auch mit der Baustelle daneben beschäftigt waren. Auf diese Weise entstand ein netter Kontakt zu einem Bauarbeiter, der sich besonders um uns kümmerte. Schließlich brachte er uns immer Ölkuchen und Eier von zu Hause mit, er wohnte in Tabarka und sah seine Familie nur, wenn er auf Besuch nach Tabarka fuhr. Mein Mann brachte ihn öfter zur Sammeltaxistation in Bardo und irgendwann wurden wir von seiner Familie nach Tabarka eingeladen.
Die Familie wohnte in einer atemberaubenden Landschaft (überall Störche), aber in den bekannten anarchischen Hütten. Die Frau setzte sich auf die Türschwelle und sah zu, wie wir ihr Couscous aßen. Ich hätte es gern anders gehabt, sagte aber nichts. Dann stellte sie sich hinter mich und streichelte mein Haar, was ihr wohl gefiel.
Wir wurden mit Eiern und Gemüse und wohlriechenden Rosen (für mich) verabschiedet. Ich fragte nur interessehalber nach den Tieren, die die Familie besaß. Da sagte A., er würde mir einen Hahn schenken. Ich war ziemlich erschrocken.
Mein Mann und ich fuhren weiter nach Tabarka City und kamen dann zurück, um A. mit nach Sidi Bou Said zu nehmen. A. saß auf dem Bordstein am verabredeten Platz und hatte tatsächlich in einer schwarzen Plastiktüte einen lebenden Hahn. Das Vieh war ziemlich unglücklich, ich auch und meine 12jährige Tochter (damals noch 12) auch. Wir konnten es uns nicht verkneifen, auf der Autofahrt (es war heiß) dem Tier Wasser anzubieten.
Es war Abend und es stellte sich heraus, dass der Hahn noch nicht geschlachtet werden konnte. A. wollte einen Freund zum Schlachten schicken. Ich sperrte den Hahn in unsere Schuhkammer (ein geräumiger Raum)und legte ihm Brot vor. Morgens krähte er und abends wurde er in meinem Beisein geschlachtet. Das Brot fanden wir in seinem Magen wieder...
Um mich erkenntlich zu zeigen, gab ich meiner Bonne den Auftrag, Couscous zu kochen und ich lud die vier Bauarbeiter alle zum Essen ein, der Hahn stellte sich aber als sehr mager heraus, das Couscous allerdings als total lecker. Es gab Törtchen und Kaffee zum Nachtisch und alle waren happy.
Es war wohl ein Freundschaftssymbol, hat mir aber enorm zu schaffen gemacht. Ich hoffe, ich habe es aber immerhin hinbekommen, gute Miene zu machen.
Irgendwie war es aber auch eine tolle Erfahrung. [Winken]