Hallo Silke,

in dem Thema "Rat" wurde darüber ja schon diskutiert und ich kann allen, die davor warnen blauäuig in eine Ehe zu schlittern, nur zustimmen. Die Papierflut, die man zur Eheschließung bewältigen muß, ist ein absoluter Spaziergang gegenüber dem, was dann noch alles an Problemen kommt. Ich kann jeden verstehen, der die Fernbeziehung auf Dauer nicht aushält, aber deshalb dann heiraten, ohne sich der kommenden Probleme auch nur ein wenig bewußt zu sein, das ist nicht der richtige Weg.
Ich würde mir wünschen, daß hier nicht so viel über irgendwelche Behördendinge geredet wird, sondern mehr über die innere Problematik der binationalen Ehen. Die Argumentation in dem "Rat"-Thread zeigt, meiner Meinung nach sehr deutlich, wie locker manche an die Eheschließung heran gehen und das macht mich sehr nachdenklich. Wenn ich jemanden aus einem anderen Kulturkreis heiraten möchte, dann muß ich mich mit eben dieser anderen Kultur auseinandersetzen und dazu gehört, im tunesischen Fall, eben das Informieren über den Islam und daraus resultierend eben auch, daß Wissen darüber, daß ein Moslem nie zustimmen würde, sein Kind nicht moslemisch zu erziehen. Wenn es auch ihm vielleicht relativ egal ist, so wird doch seine Familie den entsprechenden Druck auf ihn ausüben und diesem kann er auf Dauer nicht standhalten. Wie überhaupt die Familie einen ganz anderen Stellenwert hat, wie bei uns in Deutschland. Das sind Dinge, die müssen einem einfach bewußt sein, bevor man eine Ehe eingeht. Das ist aber nur ein Aspekt. Einige andere Aspekte sind z.B.: Wohnugssuche mit einem Ausländer; Arbeitssuche für jemanden, der nichts in Deutschland anerkanntes, gelernt hat; die finanzielle Unterstützung der tunesischen Familie, obwohl hier in Deutschland eigentlich auch kein Geld dafür übrig ist; das Fehlen von Freunden, Familie, der ganzen Umgebung eben; der Frust darüber, daß man so viele schöne Dinge sieht, sich aber eigentlich gar nicht leisten kann; das ewige Gefühl, ein Fremder zu sein - egal wie sehr man versucht sich anzupassen; das Nichtbeherrschen einer fremden Sprache und Schrift und daraus resultierend die Mißverständnisse, die auftreten, sobald die Kommunikation über "Isch liebe Disch" hinausgeht; das unterschiedliche Frauenbild; ein oft unterschiedlicher Bildungsdrad; oft sehr unterschiedliche Prioritäten; unterschiedliche Erziehungsstile; das ständige Hinterfragen, warum der Partner jetzt so reagiert und nicht so, wie man es aus unserem Kulturkreis gewöhnt wäre; das Nichtauskennen mit deutschen Gepflogenheiten, wie z.B. Bankverkehr oder andere simple Dinge usw.usw.usw. (ich habe hier willkürlich nur einige Punkte geschrieben - was mir so gerade einfiel. Ich denke aber, daß alle, die mit einem Tunesier verheiratet sind, oder eben die verheirateten Tunesier selber, sicher noch viele andere kennen werden).
Es ist bestimmt kein Spaziergang eine derartige Ehe zu führen, doch manchmal lohnt es sich auch. Man sollte sich nur vorher darüber etwas im Klaren sein, was auf einen zukommt.
LG Anna