Hallo zusammen!

Ich wollte nochmal etwas zu den von Kate erwähnten "Basisfragen" sagen. Ich hab mir darüber nämlich noch etwas Gedanken gemacht und bin zu dem Entschluß gekommen, dass das ganze wohl auch sehr religiös bedingt ist: als Muslim geht man wohl etwas anders vor, wenn man den Partner fürs Leben sucht, und legt teilweise auch andere Kriterien fest als der Rest der Welt [Breites Grinsen]

Ich will das mal mit einem Beispiel verdeutlichen (tut mir leid, wenn das jetzt etwas klischeehaft klingt, ich weiß dass man das nicht verallgemeinern kann [Winken] ): Viele von euch haben ihren Partner sicher in Tunesien kennengelernt. Sommer, Sonne Urlaubsstimmung, kein Streß, schönes Land.... da kann das Herz natürlich leicht schneller schlagen, insbesondere, wenn einem ein charmanter Tunesier über den Weg läuft, der dann auch noch so schön reden kann und einem viele Komplimente macht. Man verbringt Zeit zusammen, geht zusammen aus, redet, schläft vielleicht auch miteinander.... und schwups, man merkt, dass man sich verliebt hat!!!
Spätestens wenn man wieder daheim in Deutschland ist, ist der Schmerz groß und man setzt alles in Bewegung, oft gegen die gutgemeinten Ratschläge der Umgebung ("Das hat doch alles keinen Sinn....der nutzt dich eh nur aus!"), so schnell und so oft wie möglich wieder nach Tunesien zu fliegen. So geht das bei vielen Paaren oft hin und her, man jammert, dass einem die Trennung so zusetzt und will so schnell wie möglich für immer zusammen sein. Da gibt es natürlich nur eine Möglichkeit: Heirat! Die Rennerei um die Papiere beginnt und nach der Eheschließung darf man seinen Liebsten (wenn meist auch ein paar Wochen später) endlich zu sich nach Europa holen.
Plötzlich kommen so viele Probleme auf das Paar zu (Arbeit, Sprache, Einleben....)und die neue Situation ist so ungewohnt (zum ersten mal richtig zusammenleben, fernab der Urlaubsstimmung...), dass die Beziehung vieler Paare regelrecht auf dem Prüfstand steht. Noch dazu entdeckt man ganz unbekannte Seiten am Partner, von denen man zuvor gar nichts wußte, bzw. es kommen plötzlich Fragen auf, über die man zuvor vor lauter Verliebtheit und Papierrennerei noch nie so richtig gesprochen hatte.

Versteht mich jetzt bitte nicht falsch, ich verurteile diese Art des Kennenlernens nicht. Ich weiß, dass einem gerade durch die Distanz und viele Gesetze ein richtiges Kennenlernen einfach sehr erschwert wird [weinen2] . (Mias Idee mit dem "Kennenlernvisum" finde ich daher echt gut, da würde vielen sicher einiges erspart bleiben)

Wenn ich das jetzt mal vergleiche, wie die meisten meiner muslimischen Freundinnen sich ihren Mann ausgesucht haben, dann muß ich sagen, dass das schon etwas anders abläuft: Teilweise wendeten sie sich an andere, bereits verheiratete Schwestern mit dem Anliegen dass sie heiraten wollen. "Kennt dein Mann nicht einen guten Bruder? So und so sollte er sein....." Manche hatten regelrechte Kriterienlisten, die sie dann nacheinander abgehagt haben. War er ihnen nach dem ersten Vorstellen sympatisch, dann hat man die Telefonnummern ausgetauscht, um sich so besser kennen zu lernen. Die meisten haben die Männer auch total hart geprüft, so richtig mit Fangfragen und allen Tricks (insbesondere Araberinnen sind da ja sehr gerissen...). Und wenn man sich einig war, hat man sich verlobt, mehr Zeit miteinander verbracht (mit Aufpasser), sich verliebt und schließlich geheiratet. So weit ich das beurteilen kann, sind sie alle sehr glücklich verheiratet und würden das auch wieder so machen.

Wie ich das gemacht habe, erzähl ich euch vielleicht ein ander mal (muß nochmal drüber nachdenken, ob ich das ins Forum setzen will), wenn es euch interessiert.

Liebe Grüße
Amina