OB reist nach Tunis: Zehnfacher „Teamgeist“ als Gastgeschenk
Schweinfurt (12.01.2006) - Am Samstag um 11 Uhr soll es soweit sein: Dann unterzeichnet eine vier Personen starke Schweinfurter Delegation um Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser in Tunis den Vertrag und fixiert somit endgültig den Aufenthalt der tunesischen Fußball-Nationalmannschaft während der WM im Sommer in Schweinfurt.
Ein Vorab-Pressetermin fand am Donnerstagmittag nicht ohne Grund in der Sportabteilung des Warenhauses Galeria Kaufhof statt. Denn einerseits sponserte deren Geschäftsführer Herwig Beck zehn der nagelneuen WM-Bälle mit dem Namen „Teamgeist" als offizielles Gastgeschenk der Stadt für die Jugendarbeit des tunesischen Verbandes. „Das soll zeigen, dass sich die Stadt auch außerhalb des Rathauses auf das Ereignis freut", so die OB. Anderseits blickte Beck in Funktion gleichzeitig auch optimistisch auf die möglichen Auswirkungen des WM-Besuchs für Schweinfurt.
„Sensationelle Umsätze werden wir durch das internationale Flair im Sommer vielleicht nicht machen. Aber diese Sache hat schon Nachhaltigkeit", glaubt Beck eine ganz besondere Chance der Gastgeber. „Schweinfurt hat eine attraktive Mannschaft bekommen und wird im Sommer Leben in der Stadt haben", so der Kaufhaus-Manager, der eigens für Touristen aus Tunesien einen Mitarbeiter in seinem haus abstellen wird, der die Landessprachen spricht. Durchaus möglich, dass es den Gästen aus Afrika schließlich so gut gefallen wird, dass sie nochmals kommen, hinterher zur Kur vielleicht ins fränkische Bäderland fahren.
„Uns winken Chancen", wusste auch Grieser schon am Tag vor dem Abflug, und sprach die 4000 Tickets an, die der tunesische Verband pro Spiel der Nationalelf erhält. „Einige Fans wollen sicherlich in Schweinfurt bei der Mannschaft wohnen", hofft die OB. Das tunesische Fernsehen schlägt in Schweinfurt auf alle Fälle ihr Hauptquartier auf. Organisationen und Verbände wie das Rote Kreuz oder die Wirtschaftsjunioren planen Besuche von Delegationen. Erfahrungen besagen, dass an die 200 Journalisten aus dem Land kommen dürften und weitere zahlreiche Sponsoren des amtierenden Afrikameisters.
Der will schon in den nächsten Wochen seinen Titel möglichst verteidigen und testet dafür am Sonntag ausgerechnet gegen die ab Juni in Würzburg beheimatete Elf aus Ghana. „Wir drücken die Daumen und unterstützen Tunesien lautstark", kündigte Gudrun Grieser an. Mit Pressesprecher Martin Baldauf, Sportreferent Jürgen Mainka und dem städtischen WM-Beauftragten Hans Schnabel wird sie bei dieser Partie zu Gast sein. Am Samstag stellt sich Schweinfurt im Rahmen einer Pressekonferenz in Tunis den künftigen Gästen und Verbandspräsident Hamouda Ben Ammar ausführlich vor.
Auch das weitere Zusammenkommen wurde bereits terminlich abgesteckt. Im März wollen der Präsident und Tunesiens Trainer Roger Lemerre nach Schweinfurt reisen, um weitere Einzelheiten zu besprechen. Im April oder Mai soll dann eine Testpartie im Willy-Sachs-Stadion gegen eine andere Länderauswahl stattfinden. Am 6. Juni trifft das Nationalteam schließlich in Unterfranken ein, möchte am 7. 6. erneut im Stadion eine Partie gegen eine regionale Auswahl bestreiten. „Der FC 05 und Großbardorf freuen sich schon auf ein gemeinsamen Spiel", schätzt Hans Schnabel die Zusammensetzung ein. Allerdings muss die FIFA, die in dieser Zeit „Herr" über das Gelände ist, noch ihr Okay erteilen.
Abseits des Sports gibt es für die Stadt Schweinfurt auch noch einiges zu tun. Nach der Unterzeichnung des Protokolls, der „Konkretisierung des Aufenthaltes" (Grieser) soll die Refinanzierung des Besuchs in die Wege geleitet werden. „Schweinfurt hat eingeladen. Unsere Gäste wohnen und werden verpflegt auf Kosten der Stadt", erinnerte die Oberbürgermeisterin, ohne genaue Zahlen zu nennen. Eine Vermarktung über Merchandising oder eine Auslastung der Hotelbetten soll die Aufwendungen im Rahmen halten. Den Betrag, der im unteren sechsstelligen Bereich liegen soll, dürfte zwar zu 100 Prozent kaum erwirtschaftet werden. „Dafür aber", ist sich die OB sicher, „ist die WM und der Besuch von Tunesien eine große Chance für unsere eigene Geschäftswelt."
(Michael Horling / SWEX.DE)
Die Bilder zeigen den Galeria Kaufhof-Geschäftsführer Herwig Beck zusammen mit Schweinfurts Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser, die sich schon mal mit einem Schal aus Tunesien gekleidet hat.
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