Hallo, Tunesien-Freunde!

Seit gestern bin ich wieder zurück aus Hammamet. In einem Satz: Es war herrlich!
Ich will hier mal einen kurzen Reisebericht abgeben, ich hoffe ich langweile niemanden.

Geflogen sind wir mit TUI/Hapag-Lloyd. Nach wie vor meine Lieblings-Airline. Obwohl der Flieger voll belegt war,
hatten wir wegen unserer Kleinen (18 Monate) die gesamte erste Sitzreihe, also 3 Sitze bei nur 2 bezahlten, sowohl
bei der Hin- als auch der Rückreise reserviert bekommen. Flug und Transfer liefen schnell und reibungslos, außer dass
unser Kinderwagen beim Hinflug beschädigt wurde und kaum noch zu gebrauchen war. Ärgerlich, aber zu
verschmerzen!

Am 4.6. schon am späten Vormittag sind wir im Hotel "The Sindbad" angekommen. Dieses Hotel ist seit 1966 in
Betrieb und seitdem eines der ersten Häuser am Ort – auch heute noch. Was dieses Hotel so einzigartig macht, ist
die Atmosphäre: Man wohnt in orientalisch gebauten und wunderschön eingerichteten Reihenbungalows mitten in
einer uralten, verwunschenen Gartenanlage mit riesigen Palmen und Eukalyptus-Bäumen, Kakteen, Bougainvilleen
und Orangenbäumen. Überall Blüten, Vogelgezwitscher und Schmetterlinge – fast wie im Paradies. Das Alter der
Anlage kann auch das kontinuierliche Renovieren nicht verdecken, hier und da blättert der Putz oder rostet ein
Geländer, alles ist 40 mal übergestrichen und die Wege x-mal ausgebessert. Aber gerade das macht den Charme der
Gebäude aus, man fühlt sich wirklich wie im Orient, nichts ist aus Kunststoff oder Pappe. Die Einrichtung der Zimmer
ist ebenfalls hier und da ein bisschen klapprig oder eben vielfach ausgebessert, aber wunderschön – und alles hat
funktioniert!

Das Foyer und die Restaurants waren in der 60ern der Mode letzter Schrei, sehen – allerdings top renoviert –
ziemlich streng und sachlich aus. Aber auch sehr nobel. Die Poolanlage (kleines viereckiges Becken) liegt in einem
Innenhof, ist windgeschützt und wird zum Baden von fast niemandem benutzt. Sie dient vielmehr als Abendterrasse
der Bar. Man sitzt unter überhängenden Blütenstauden und Palmen und wird von aufmerksamen Kellnern umschwirrt,
während im Pool ein Springbrunnen plätschert und ein Musiker mit Gitarre in ganz schlechtem Englisch, aber toller
Whisky-Stimme Evergreens brummelt. Traumhaft!

Der Strand ist perfekt: So schmal, dass man von seiner Liege nur ein paar Schritte zum flachen Wasser hat, trotzdem
nie überfüllt. Die Liegen, Auflagen und Handtücher sind kostenlos und werden sofort gebracht und aufgestellt (nur
die Handtücher waren immer knapp). Man liegt unter Strohschirmen direkt beim Beach-Restaurant, was Vor- und
Nachteile hat. Es ist nicht erlaubt, Getränke und Speisen mitzubringen, was echt ins Geld geht; wem das egal ist, der
hat dafür den kompletten Restaurant-Service. Stammgäste (und davon gab es jede Menge) bekamen sogar einen
Sektkühler für ihr Wasser und hübsche Gläser, sogar Tischdecken für das Strandtischchen! Das Wasser war sehr
flach, erst nach ca. 50 m hatte man keine Stehhöhe mehr, dadurch aber ideal für unsere Kleine und sehr warm (in der
ersten Woche 22°, in der zweiten bis zu 26°). Algen gab es stellenweise sehr viele, das scheint Tunesientypisch zu
sein. Hat aber nicht gestört. Vormittags war das Wasser glatt wie ein Spiegel, nachmittags kam immer ein angenehm
warmer Wind auf, der für einen leichten Wellengang sorgte. Ach ja: Der Hotelstrand war blitzesauber, aber auch die
öffentlichen Strandabschnitte in der Nähe des Hotels waren sauberer als so mancher deutsche Strand. Hatte ich nicht
erwartet.

Ein weiterer Riesenpluspunkt für das Hotel war das Essen. Wir hatten HP gebucht, das bedeutete ein sehr nettes
Frühstücksbuffet mit Baguettes, Brötchen, Croissants, Kuchen, Eiern, Wurst, Käse, Marmelade, Salat, Cornflakes,
Müsli etc., Früchten (Melone, Aprikosen, Erdbeeren) sowie täglich eine Besonderheit wie Süßes, Crepes oder
Mozzarella-Tomaten. Kaffee war genießbar und frisch gepressten Orangensaft gab es inklusive, soviel man wollte. Es
wurde bis zum Ende immer für Nachschub gesorgt.
Der Hammer aber war das Abendessen: Kein Buffet, sondern feste Tischplätze und 5 Drei-Gänge-Menüs zur Wahl.
Und ein Gericht leckerer als das andere. In einem Hotel habe so eine Auswahl und Qualität bisher nirgends erlebt. A
propos Auswahl: In 2 Wochen hat sich nicht ein Gericht wiederholt!

Der Service war okay, ich denke für tunesische Verhältnisse sogar exzellent. Alle waren gut gelaunt und haben
unsere Tochter umschwirrt und mit ihr Späße gemacht. Die Angestellten sind alle Tunesier und sprechen zum Teil sehr
wenig Deutsch oder Englisch, manche aber auch wieder sehr gut. Sie sind durch die Bank sehr höflich und
zurückhaltend, das scheint ein Prinzip des Hotels zu sein. Was fehlte, war Flexibilität. Ein Abendessen für unser Baby
zuzubereiten, das wir aufs Zimmer mitnehmen wollten, um sie dort zu füttern, endete darin, dass wir ein Steak mit
Pommes und Gemüse inklusive Deko und Zitronenscheibe aus der normalen Speisekarte bekamen – und komplett
bezahlen mussten! Essen tunesische Babies Steak?!? Also haben wir unsere Kleine mit ins Restaurant genommen,
selber Schuld. Der Tisch sah immer aus wie nach einer explodierten Suppenterrine.

Die Sauberkeit war überall okay, nicht unbedingt deutsche Gründlichkeit, aber akzeptabel. Durch den Naturgarten
(keine Pestizide!) und die direkte Lage der Zimmer im Garten muss man wohl vereinzelt mit Ungeziefer rechnen. Wir
haben, nachdem wir am ersten Tag Kakerlaken im Flur und Badezimmer hatten, sofort ein anderes Zimmer (zum
Ausgleich mit wunderschönem Meerblick!) bekommen. Andere Gäste, die wir gefragt haben, hatten keine
"Untermieter". Vielleicht war es wirklich ein Einzelfall.

Alles in allem: Das Hotel war ein Traum, tolle Atmosphäre, Super-Service und Essen, schöner Strand, gute Lage nahe
der Medina (20 Minuten zu Fuß) und – für mich ein Riesen-Pluspunkt: keine Animation! Die Gäste waren zur Hälfte
Deutsche, viele Franzosen, sonst noch ein paar Engländer, Italiener, Schweizer, Holländer, Österreicher, Spanier und
ein paar reiche Tunesier. Alter der meisten war 45 bis 60, aber auch 25 bis 35jährige gab es einige, aber eher die
ruhige Abteilung. Wenig Familien (in der ersten Woche war das Hotel ca. 25% gebucht, da waren wir die einzigen!),
in der zweiten Woche (fast ausgebucht) waren es etwa 12 Kinder von 0 bis 10 Jahren. Kein einziger Teenager! Dafür
hatten wir aber mindestens 4, vielleicht auch mehr schwule Pärchen jeden Alters, von Anfang 20 bis Rentenalter. Man
sieht, es ging sehr ruhig zu, viele Leute waren tagsüber beim Golf, abends musste man schon in die Stadt, um was
zu unternehmen.

So, jetzt aber raus aus dem Hotel. Es gibt vom Sindbad aus 3 Wege ins Zentrum von Hammamet. Über die
Hauptstraße – sehr laut, staubig und heiß, aber sehr interessant, da man hier das einheimische Leben voll erleben
kann. Der zweite Weg führt durch ein (ziemlich verkommenes) Villenviertel mit vielen leeren Grundstücken und Ruinen
über ruhige Wohnstraßen. Sehr hübsch, schattig und entspannt. Ein paar Läden gibt es hier für den täglichen Bedarf
(Hotel ist viel zu teuer) und ein, zwei Cafes. Der dritte Weg führt über den Strand und ist der kürzeste.
Wegen unserer Tochter waren wir nur einmal in der Altstadt. Sehr hübsche alte Hauser und winklige Gassen, aber
auch nervige Händler. Bitte, bitte geht niemals durch den Haupteingang! Was wir da erlebt haben an Aufdringlichkeit,
Frechheit und Chaos, ist abschreckend. Wenn man um die Festung herum zur Rückseite geht, findet man viel
entspanntere Zugänge zur Altstadt. Die Händler sind netter und die Preise niedriger.

Übrigens: Mit Baby zu reisen ist absolut problemlos. Spezialnahrung (unsere trinkt ausschließlich Apfelsaft ) und
Windeln gibt es in vielen der kleinen Läden, ansonsten in der Apotheke. Probleme mit dem Essen hatten wir alle 3
nicht, die Hygiene im Hotel ist wohl sehr gut.

So, das wars fürs erste. Für alle, die's interessiert: Bezahlt haben wir pro Person ca. 750 EUR für 2 Wochen
Halbpension inkl. Steuern, Flughafengebühr, Versicherungen etc. Im Juli/August wird es aber deutlich teurer.
Die Reisezeit war ebenfalls gut gewählt; Anfangs hatten wir ca. 25° und in der zweiten Woche ging es dann stetig
aufwärts bis ca. 30°. Immer Sonne, leichten Wind am Nachmittag und eine Nacht Regen. Perfekt.

Allen, die demnächst verreisen, einen schönen Urlaub; alle, die noch Fragen zu Hammamet oder zum Sindbad haben,
fragt ruhig!

Ciao,
Raimund, Bettina und Marina