16.01.2004:
Berlin: Anerkennung für das Anliegen muslimischer Frauen
Interview mit Fatima Kanacher-Ataya von der Initiative Berliner Muslime (IBMUS)

Die Islamische Zeitung sprach mit Fatima Kanacher-Ataya, Sprecherin der Initiative Berliner Muslime (IBMUS), über die kommende Berliner Demonstration gegen das Kopftuchverbot in Frankreich.

Islamische Zeitung: Sie organisieren für Samstag, den 17.01., in Berlin eine Demonstration gegen das Kopftuchverbot in Frankreich. Mit wie vielen Teilnehmern und Teilnehmerinnen rechnen Sie?

Fatima Kanacher-Ataya: Ich selbst rechne für mich - in Hoffnung auf besseres Wetter - mit einer Besucherzahl zwischen 500 und 1.000 Personen.

Islamische Zeitung: Der Protestzug selbst wurde ja von der Initiative Berliner Muslime (IBMUS) gestartet. Haben sich sonst noch andere Organisationen dem Demonstrationsaufruf angeschlossen?

Fatima Kanacher-Ataya: Wir haben das globalisierungskritische Netzwerk Attac dabei, bekommen auch Unterstützung eines evangelischen Pfarrers und Frau Hopfmann von der PDS wollte ebenfalls an der Abschlusskundgebung teilnehmen. Die Organisation der Demo liegt allerdings alleine in Händen der IBMUS.

Islamische Zeitung: Worum geht es Ihnen bei dem Protest?

Fatima Kanacher-Ataya: Ich sehe diese Veranstaltung sozusagen als Test an, wie die Leute reagieren und ob man so etwas ruhig und friedlich durchführen kann. Auch ist es uns wichtig, zu erfahren, ob wir für unser Anliegen Anerkennung bei der Bevölkerung bekommen und wie viele Leute, insbesondere Muslime aber auch Menschen anderer Religionen, sich davon angesprochen fühlen. Durch die spontane Anbindung an die in ganz Europa stattfindenden Demonstrationen haben wir es leider nicht geschafft, noch mehr Unterstützer mit ins Boot zu bekommen. Die jüdische Gemeinde hat beispielsweise sehr positiv reagiert, kann aber am Samstag ihren Schabatt [jüdischer Feiertag] nicht unterbrechen.

Islamische Zeitung: Die Position der Kirchen ist in dieser Frage ja durchaus nicht besonders einladend, wenn man sich einmal die diversen bischöflichen Äußerungen zum dem Thema betrachtet.

Fatima Kanacher-Ataya: Ja gut, aber der Pfarrer, der zum Beispiel zu uns kommt, ist Andreas Buhr und Islambeauftragter bei der Evangelischen Kirche. Er meinte, dass es bald ein Treffen geben werde, wo einen Brief an Herrn Bischof Huber verfasst soll, in welchem dessen Position zum Kopftuch kritisiert werden soll. Es gibt kirchenweit keine einheitliche Haltung. Aus Niedersachsen haben wir gehört, dass der dortige Ökomenische Beauftragte in dieser Sache nicht der gleichen Meinung seines Bischofs ist.

Islamische Zeitung: Kann es sein, dass die jetzige Konzentration auf die Frage des Kopftuches nur für einen kurzen Augenblick Muslime mobilisieren kann?

Fatima Kanacher-Ataya: Ich denke, wir haben hier eine sichtbare Repression gegen Muslime, die parallel stattfindet zu einer Haltung, die Fremdes nicht aushalten möchte. Ich glaube, wir Muslime müssen in der Begegnung mit anderen Religionen, aber auch mit dieser Gesellschaft noch viel weiter arbeiten, um eben gemeinsam festzustellen, dass uns weniger trennt, als die meisten denken. Wenn wir eine solche Demonstration abhalten, die auch Anklang bei anderen Teilen der Bevölkerung findet, dann erreichen wir auch andere Ziele und auch eine größere Schicht für eine Begegnung mit dem Islam, als dies die bisherigen Veranstaltungen konnten.

Islamische Zeitung: Vielen Dank für das Gespräch.

Einzelheiten: Samstag, 17.01.2004 - 14:00 Uhr Start: Oranienplatz Verkehrsverbindung: U-Bahn: Kottbusser Tor oder Moritzplatz Bus: 129, 140 Schlusskundgebung am Roten Rathaus (Alexanderplatz) Veranstalter: Initiative Berliner Muslime

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