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Islam Woche bei der FAZ #48114
07/11/2001 18:28
07/11/2001 18:28
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zabrata Offline OP
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zabrata  Offline OP
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Hallo,

geht doch mal auf http://www.faz.de
Dort ist zur Zeit Islam-Woche mit tollen Features und Buchtips...

Leider kann man den Artikel von Salman Rushdie nicht nachlesen. (FAZ vom Montag)...

Hat den jemand?

Lieben Gruß,

Nicole


Re: Islam Woche bei der FAZ #48115
09/11/2001 01:06
09/11/2001 01:06
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Claudia Poser-Ben Kahla Offline
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Claudia Poser-Ben Kahla  Offline
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Nicole ich danke dir für diesen Tip ich denke das ist sehr wichtig das wir so etwas wissen denn man kann oft Fragen dort los werden und bekommt eben auch ordentliche Antworten.

Buchtipps usw.

Danke dir

Claudia


Re: Islam Woche bei der FAZ #48116
08/11/2001 22:46
08/11/2001 22:46
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Cordu Offline
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Leider kann ich Dir mit dem Artikel auch nicht weiterhelfen - aber danke für den Link. Ist echt interessant !

Grüsse
Heike


Re: Islam Woche bei der FAZ #48117
13/11/2001 14:02
13/11/2001 14:02
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zabrata Offline OP
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Der Artikel ist jetzt online.

Lieben Gruß,

Nicole

Der saure Apfel des Islam

Für eine Entpolitisierung der Religion / Von Salman Rushdie

"All dies hat nichts mit dem Islam zu tun." Dieses Mantra wird von den führenden Politikern in aller Welt seit Wochen gepredigt, weil man hofft, dadurch Racheakte gegen unschuldige Muslime im Westen zu verhindern und weil Amerika seine Anti-Terror-Koalition nur zusammenhalten kann, wenn keine direkten Zusammenhänge zwischen dem Islam und dem Terrorismus hergestellt werden. Dieses notwendige Dementi verschleiert aber leider den Ernst der Lage.

Wenn all dies tatsächlich nichts mit dem Islam zu tun hat, warum gibt es dann überall in der Welt Sympathie-Kundgebungen für Usama Bin Ladin und die Al Qaida? Warum haben sich zehntausend mit Schwertern und Äxten bewaffnete Männer an der pakistanisch-afghanischen Grenze versammelt, nachdem ein Mullah zum Heiligen Krieg aufgerufen hatte? Warum sind die ersten Opfer, die die Engländer in diesem Krieg zu melden hatten, drei muslimische Männer, die im Kampf für die Taliban starben? Warum wird von islamischer Seite immer wieder das routiniert antisemitische Gerücht verbreitet, "die Juden" hätten die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon geplant, denn die Muslime, so die merkwürdig bescheidene Erklärung der Taliban, verfügten gar nicht über das Know-how und die Logistik, um eine solche Aktion durchzuführen? Warum verlangt Imran Khan, der pakistanische Sportstar, der sich nun als Politiker betätigt, Beweise für die Beteiligung von Al Qaida, während er seine Ohren vor den bekennerischen Verlautbarungen der Al-Qaida-Führer verschließt (es werde Flugzeuge vom Himmel regnen, die Muslime im Westen sollten besser nicht in hohen Gebäuden leben und arbeiten)? Warum all das Gerede über die ungläubigen amerikanischen Militärs, die den heiligen Boden Saudi-Arabiens schänden? Natürlich geht es in den gegenwärtigen Auseinandersetzungen auch darum, was heilig ist. All dies hat also sehr wohl mit dem Islam zu tun. Was aber können wir daraus schließen?

Schließlich ist ja Glaube in den wenigsten Fällen theologisch fundiert. Die meisten Muslime sind keine gebildeten Exegeten des Koran. Für eine große Anzahl "gläubiger" muslimischer Männer steht der "Islam" in einer wirren und wenig reflektierten Weise nicht nur für Gottesfurcht - und hier geht es wohl tatsächlich eher um Furcht als um Liebe -, sondern auch für bestimmte Sitten, Meinungen und Vorurteile wie zum Beispiel Ernährungsvorschriften, die Isolation "ihrer" Frauen, die Predigten ausgewählter Mullahs, den Haß auf die moderne Gesellschaft und ihre Musik, Gottlosigkeit und sexuelle Permissivität. Und schließlich geht es auch um die Angst, die eigene unmittelbare Umgebung könnte durch den liberalen westlichen Lebensstil "vergiftet" werden.

Hochmotivierte Organisationen muslimischer Männer (wenn wir nur die Stimmen muslimischer Frauen hören könnten!) arbeiten seit etwa dreißig Jahren daran, aus diesen diffusen Glaubensvorstellungen radikale politische Bewegungen zu machen. Zu diesen Islamisten - wir müssen uns an dieses Wort gewöhnen, um solche Projekte zu beschreiben, und es von dem allgemeineren und politisch neutraleren Begriff "Muslime" abgrenzen - zählen die Muslimische Bruderschaft in Ägypten, die blutrünstigen Kämpfer der Islamischen Heilsfront und bewaffnete islamische Gruppen in Algerien, die schiitischen Revolutionäre in Iran und die Taliban. Sie profitieren von der Armut, und sie erzeugen Paranoia. Dieser paranoide Islam, der Außenseiter, "Ungläubige" für alle Übel der muslimischen Gesellschaften verantwortlich macht und allein auf das Heilmittel vertraut, die muslimische Welt von der Modernisierung abzuschotten, ist zur Zeit die am schnellsten wachsende islamische Bewegung der Welt. Dies heißt allerdings nicht, daß Samuel Huntingtons These vom Kampf der Kulturen zutrifft. Das Projekt der Islamisten richtet sich nämlich nicht nur gegen den Westen und "die Juden", sondern auch gegen andere Muslime. Ungeachtet der gegenwärtigen Solidaritätsbekundungen gibt es zum Beispiel kaum Berührungspunkte zwischen den Taliban und dem Regime im Iran. Die Konflikte zwischen einzelnen islamischen Staaten sind mindestens so erbittert wie der Konflikt zwischen islamischer und westlicher Welt. Dennoch müssen wir der Tatsache ins Gesicht sehen, daß der selbstgerechte, paranoide Islam eine Ideologie mit großer Anziehungskraft ist.

Als ich vor zwanzig Jahren an einem Roman über die Machtkämpfe in einem fiktionalisierten Pakistan schrieb, war es in der muslimischen Welt bereits zur Regel geworden, für alle Probleme den Westen und vor allem die Vereinigten Staaten verantwortlich zu machen. Damals wie heute war ein Teil dieser Kritik durchaus berechtigt: Die Geopolitik des Kalten Krieges, die oft destruktiven "Schlenker" der amerikanischen Außenpolitik zugunsten oder ungunsten bestimmter zeitweise in Gnade oder Ungnade gefallener Staaten und die Beteiligung der Amerikaner bei der Einsetzung und Beseitigung zahlreicher widerwärtiger Führer und Regime müssen hier nicht noch einmal aufgegriffen werden. Ich wollte aber damals schon eine Frage stellen, die heute wichtiger ist denn je: Nehmen wir einmal an, für die Übel unserer Gesellschaften seien nicht die Amerikaner, sondern zuerst einmal wir selbst verantwortlich. Wie wären diese Probleme dann zu verstehen? Könnten wir nicht, indem wir diese Verantwortung anerkennen, auch lernen, unsere Probleme selbst zu lösen? Diese Fragen werden zur Zeit von vielen Muslimen wie auch von säkularen Kommentatoren mit Beziehungen zur muslimischen Welt gestellt. In den vergangenen Wochen haben überall auf der Welt Muslime ihre Stimme gegen die obskurantistische Vereinnahmung ihrer Religion erhoben; die Hitzköpfe von gestern (unter ihnen Yusuf Islam, alias Cat Stevens) verkaufen sich heute, nicht immer überzeugend, als moderate Mahner. Ein irakischer Autor zitierte jünst einen irakischen Satiriker: "Die Krankheit, an der wir leiden, stammt aus uns selbst." Ein muslimischer Autor aus Großbritannien schreibt: "Der Islam ist zu seinem eigenen Feind geworden." Nach seiner Rückkehr aus Beirut erzählte mir ein libanesischer Freund, seit dem 11. September sei die öffentliche Kritik am Islam im Libanon viel deutlicher geworden. Auch viele andere Kommentatoren haben sich für eine Reformation innerhalb der muslimischen Welt eingesetzt.

Diese Kommentare erinnern mich daran, wie sich nichtkommunistische Sozialisten von dem tyrannischen Sozialismus der Sowjets distanziert haben. Nichtsdestotrotz sind die nun zu vernehmenden kritischen Stimmen von großer Bedeutung. Wenn der Islam sich mit der Moderne versöhnen soll, müssen solche Stimmen ermutigt werden, bis sie zu einem gewaltigen Aufschrei werden. Sie erzählen uns von einem anderen Islam, von einem persönlichen und privaten Glauben. Der saure Apfel, in den die muslimischen Gesellschaften nun beißen müssen, um modern zu werden, besteht in der Entpolitisierung der Religion. Religion muß in die Privatsphäre zurückkehren. Der einzige Aspekt der Moderne, der die Terroristen bisher interessiert, ist die Technologie: In ihr sehen sie eine Waffe, die gegen ihre Schöpfer gerichtet werden kann. Dieser Terrorismus kann nur besiegt werden, wenn die islamische Welt sich die säkularen und humanistischen Prinzipien zu eigen macht, die die Grundlage der modernen Welt bilden. Ohne diese Prinzipien wird die Freiheit der muslimischen Staaten ein Traum aus einer fernen Zukunft bleiben.

Aus dem Englischen von Julika Griem.

Salman Rushdie, geboren 1947 in Bombay, ist der Autor von "Mitternachtskinder" und "Die satanischen Verse". Zuletzt erschien auf deutsch "Der Boden unter ihren Füßen". Sein jüngster Roman "Fury" wurde in diesem Herbst veröffentlicht.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.11.2001, Nr. 257 / Seite 45


Re: Islam Woche bei der FAZ #48118
13/11/2001 15:31
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Claudia Poser-Ben Kahla Offline
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Claudia Poser-Ben Kahla  Offline
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Nicole ich danke dir für diesen Artikel und für deine Mühe.

Claudia