16.06.2003:
Hintergrund: Tagung mit Imamen
Treffen mit Imamen soll Vorbehalte gegen türkische Geistliche abbauen

(dpa)Eine Tagung mit knapp 50 Imamen und 20 Vertretern der christlichen und jüdischen Kirchen in Wiesbaden soll politische, theologische und gesellschaftliche Vorbehalte gegen türkische Geistliche abbauen. «Wir haben ein enormes Dialogdefizit, da Imame und andere Religionsgruppen in Deutschland bislang nicht miteinander geredet haben», sagte der Vorsitzende des Interkulturellen Rates in Deutschland, Jürgen Micksch, am Montag zum Auftakt der Tagung. Ziel sei es, türkische Muslime aus ihrer «Nebengesellschaft» zu lösen.

«Bis vor einem Jahr hat der türkische Staat die Imame ohne irgendwelche Sprachkenntnisse für drei bis fünf Jahre nach Deutschland geschickt», kritisierte Micksch. Mittlerweile müssten die Geistlichen, die türkische Gemeinden in Deutschland betreuen, zwar Sprachkurse besuchen. «Doch die dort erlangten Fähigkeiten reichen aber beispielsweise für theologische Diskussionen nicht aus.» Grundsätzlich müsse vor allem die Bereitschaft zum interreligiösen Zusammenleben auf beiden Seiten verbessert werden. Schon die ersten Diskussionen der Tagung hätten gezeigt, dass die Imame durchaus dialogfreudig und kritisch auch gegenüber dem eigenen Staat sind.

Zwei Tage lang diskutieren und referieren die etwa 50 Imame mit den christlichen und jüdischen Geistlichen und Politikern über mögliche Kooperationen. Zudem sollen Vertreter des Bundesinnenministeriums und des Auswärtigen Amtes über die Erwartungen der Bundesregierung an die türkischen Imame berichten. Tagungssprachen sind Deutsch und Türkisch.

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