Globalisierung der Finanzdienstleistungen

UNI-FINANZ WELTKONFERENZ 2002

Die Globalisierung der Weltwirtschaft ohne die Globalisierung der Finanzdienstleistungen ist nicht denkbar

Die globalen Kapitalbewegungen, der globale Fluss von Gütern, und heute selbst der Dienstleistungsverkehr, müssen sich auf globale Finanzdienstleistungen abstützen können. Als Philips und andere holländische Multis die Herstellung und den Vertrieb ihrer Produkte internationalisierten, ahmte die holländische Bank ABN-AMRO diese nach, indem sie weltweit Filialen eröffnete.

Die Finanzdienstleistungen selbst gehören zu den heute weltweit bedeutendsten Wachstumsbereichen. Die meisten US-Schatzobligationen befinden sich in ausländischer Hand und in den Stahlkammern notleidender japanischer Banken. Die grenzüberschreitenden Versicherungs- und Rückversicherungs-Transaktionen gehören zum Alltag der globalen Spediteure und Investoren. Finanz-Derivate, wie zum Beispiel Swap- und Termingeschäfte, gehören zum Grundgeschäft globaler Akteure wie George Soros und seiner Finanzpartner. Schätzungen zufolge beläuft sich der Welthandel mit Finanzdienstleistungen heute auf 1,5 Trillionen Dollar pro Tag.

Finanzinstitute haben zudem ihre traditionellen Bankgeschäfts-Grenzen gesprengt und begeben sich im globalen Geschäft auf Neuland. So erlaubt zum Beispiel das Internet-Banking diesen Instituten nicht nur, Personal abzubauen, sondern auch ein cross selling zu betreiben, wobei sie gleichzeitig mit ihren Produkten zusätzliche Finanzprodukte, zum Beispiel Versicherungen, voraussichtlich benötigte Dienste, Wohnungsbaukredite und Nicht-Bankprodukte, wie Bücher, Blumen und Schokolade, anbieten.

Andererseits sind Nichtbanken vermehrt im Finanzbereich tätig und treten als Konkurrenten der traditionellen Banken auf. Ford, Toyota und andere Automobilfirmen bieten ihren Auto-Kunden auch Finanzdienstleistungen an. GE Capital, der Finanzarm von General Electric, gewährt Privatkunden und Einzelhändlern Kredite und Bankdienstleistungen. Versicherungsgesellschaften, Supermarktketten, Einzelhandelsriesen, Versorgungsbetriebe und andere Nichtbanken stoßen nun in das Privatkundengeschäft vor und bieten verschiedenartige Finanzdienste an.

Die Globalisierung hat zudem dazu geführt, dass Banken und andere verwandte Sektoren weltweit einen tiefgreifenden Umstrukturierungsprozess durchlaufen, mit oft verheerenden Resultaten für die traditionellen Arbeitskräfte des Sektors. Banken fusionieren und werden immer größer, im Gegensatz zu dem Personalbestand, der ständig schrumpft.

In dieser Unterlage werden die wichtigsten, sich heute abzeichnenden Trends, die Probleme und die Herausforderungen für die Gewerkschaften in dem sich internationalisierenden Bankgewerbe herausgestellt.



Die treibenden Kräfte der globalen Transformation des Sektors

Das wohl deutlichste Zeichen der beschleunigten Globalisierung des Finanzsektors ist die wachsende Zahl ausländischer Banken mit Geschäftsvertretungen oder voll ausgerüsteten Filialen in verschiedenen Ländern.

Bis Anfang der 1980er Jahre wurde der Banksektor von vielen Regierungen als ausschließliches Ressort von Einheimischen betrachtet. Er wurde wie Kronjuwelen um jeden Preis vor fremden Eindringlingen geschützt.

Die WTO und der neoliberale Angriff. Mit dem Aufkommen des Neoliberalismus (Thatcherismus/Reaganismus) in den Industrieländern und den Anstrengungen internationaler Finanz-Institute (IFI), neoliberale Strukturanpassungsprogramme in Entwicklungsländern durchzusetzen, wurden in vielen Ländern die Voraussetzungen für eine Öffnung der Wirtschaft im allgemeinen und des Finanzsektors im besonderen geschaffen. Dies trifft insbesondere auf die globalen Märkte zu, die Regierungen in Entwicklungsländern zwingen, Strukturanpassungsprogramme einzuführen und Reformen vorzunehmen. Die neoliberale Ideologie huldigt der freien Marktwirtschaft und verbannt die interventionistische Rolle des Staates. Die neoliberale Politik, die auch als "Konsens von Washington" bekannt ist, besteht in erster Linie aus Maßnahmen zur Förderung der Privatisierung staatlicher Dienste und Einrichtungen und zur Deregulierung und Liberalisierung von Handels- und Investitionsregelungen. Für aufstrebende Wirtschaften, die Zugang zu internationalen Abkommen wie die der WTO und der EU haben, bestehen häufig krasse Unterschiede zwischen den Verpflichtungen, die in den Handelsabkommen festgehalten sind, und den langsamen Fortschritten, die in den Finanzsystemen und in den wirtschaftlichen und sozialen Strukturen erzielt werden.

In den 1990er Jahren haben sich die Liberalisierungstendenzen im Finanzsektor mit der Schaffung der Welthandelsorganisationen (WTO) und dem Entstehen verschiedener regionaler Freihandelszonen verstärkt. Heute können ausländische Banken in den meisten der WTO-Mitgliedsländern ohne Weiteres Anteile an bestehenden lokalen Banken kaufen, die Wholesale-Dienste inländischer Banken erwerben und 100-prozentige Filialen oder Geschäftsstellen einrichten. Die einzigen Restriktionen sind die Sorgfaltspflicht-Regeln für das Bankgewerbe, und auch diese werden immer stärker liberalisiert.

Der Trend in Richtung einer progressiven und weltweiten Liberalisierung des Sektors wird unter Berücksichtigung der jüngsten Entscheidung der WTO-Ministerkonferenz in Doha, Katar, wonach der vorgesehene Handelsliberalisierungsplan eingehalten und 2003 eine neue Verhandlungsrunde eingeleitet werden soll, zweifellos anhalten. Auf die immer stärkeren kollektiven Forderungen von Seiten der Gewerkschaften, der NGO und der benachteiligten Handelsnationen nach einer Pause im Liberalisierungsprozess reagieren der allgemeine WTO-Rate und die Gruppe der 7 entschieden negativ, mit der Begründung, dass eine Unterbrechung des doppelten Prozesses Liberalisierung / Globalisierung für alle Parteien schlecht wäre. Ihrer Auffassung nach befindet sich die Welt auf einem Handelsliberalisierungsrad, das nicht gestoppt werden darf, um keinen Verlust der Wachstumsdynamik zu riskieren.

Eine weitere Strategie zur Gewährleistung wichtiger Werte besteht darin, international verbindliche Liberalisierungs-Regeln aufzustellen, wie zum Beispiel mit den Richtlinien der Europäischen Union in den Bereichen der Sozial- und Beschäftigungspolitik, Überwachung des Wettbewerbs und Kontrolle von Fusionen, Konsolidierung und Kapitalbedarf.

Die WTO-Verhandlungen für die Liberalisierung von Schlüsselsektoren der Wirtschaft, wie Landwirt und Dienstleistungen, und von bestimmten Sub-Sektoren, wie zum Beispiel Finanzdienstleistungen, werden jedoch ständig fortgeführt. Der WTO-Rat für Dienstleistungen überwacht die Verhandlungen und Implementierung des Allgemeinen Abkommens für den Handel mit Dienstleistungen (GATS), das einen globaleren Handel mit Dienstleistungen anstrebt, und zwar durch die Liberalisierung von vier Geschäftsmethoden: "Grenzüberschreitende" Transaktionen (z.B. eine Versicherungsgesellschaft in Genf versichert eine Fabrik in Delhi); "kommerzielle Präsenz" (Bildung einer Tochter, einer Zweigstelle oder Beteiligung an einer örtlichen Firma) in einer Handelsnation; "Personalverschiebungen" ausländischer Dienstleistungserbringer und "Verbrauch im Ausland" oder Abschluss von grenzüberschreitenden Finanztransaktionen. Im Gegensatz zum Industrie- und Agrarsektor, wo die WTO das Schwergewicht auf Zollreduktionen und den freieren Güterfluss legte, steht beim GATS die Öffnung des Dienstleistungsmarktes für ausländische Dienstleister - in situ oder grenzüberschreitend - im Vordergrund.

Das GATS verlangt von den Mitgliedstaaten eine progressive Öffnung ihres Dienstleistungssektors, die Gewährleistung von Transparenz und die Anwendung des 'Gleichbehandlungsprinzips' (nationale Behandlung und Meistbegünstigung). Der GATS- Expertenrat erwartet eine umfassendere Liberalisierung des Finanz-Untersektors bis 2003, nach den verschiedenen Gesprächsrunden für diesen Bereich (1995, 1997 und 2002).


Von GATS erfasste Finanzdienstleistungen

GATS umfasst alle Formen von Finanztransaktionen, da diese als "Dienstleistungen finanzieller Natur, die ein Finanzdienstleister in einem Mitgliedsland anbietet" definiert werden. Finanzdienstleistungen schließen alle "Versicherungs- und versicherungsbezogenen Dienste und alle Bank- und anderen Finanz-Dienste", namentlich die nachstehend erwähnten Dienste ein:


Alle Versicherungs- und versicherungsbezogenen Dienstleistungen

Direktversicherung
Leben/Nichtleben
Rückversicherung und Folgerückversicherung
Versicherungsmaklergeschäf
Versicherungs-Nebengeschäft

Bank- und andere Finanzdienste

Hereinnahme von Einlagen und anderer rückzahlbaren Einlagen
Darlehen aller Art
Finanzierungs-Leasing
alle Zahlungs- und Geldüberweisungs-Dienste
Handeln auf eigene Rechnung oder für Rechnung von Kunden
Geldmarkt-Instrumente
Derivate
Wechselkurs- und Zinsinstrument
übertragbare Wertpapiere
andere übertragbare Wertpapiere und finanzielle Aktiva
Beteiligung an Wertpapier-Emissionen (Underwriting)
Kreditmaklergeschäft
Vermögensverwaltung
Zahlungs- und Clearing-Dienste im Finanzbereich
Beratung und andere Neben-Finanzdienste
Bereitstellung und Weiterleitung von Finanzinformationen




Die allgemeine Liberalisierung des Finanzsektors ist ein Segen für die transnationalen Banken (TNB), die wichtigsten Akteure im Globalisierungsprozess.

Die TNB sind die direkten Nutznießer des GATS. Aus diesem Grund setzen sich Banken wie Barclays und Citigroup so vehement für den Einschluss der GATS in die WTO ein.

Die globale Stärke und Reichweite der transnationalen Finanzinstitute erlaubt ihnen, ein globales Netz aufzubauen und den Wettbewerb durch Fusionen und Übernahmen aus dem Weg zu räumen. TNB wachsen in schlechten Zeiten - das zeigten die Flucht von örtlichem Kapital in die für "Sicherheit und Qualität" stehenden transnationalen Banken während der Asienkrise und in jüngster Zeit auch in den Finanzkrisen in Lateinamerika, Osteuropa und Afrika. In einigen Fällen wurden TNB sogar zu Rettern der in Transformationsländern in Schwierigkeiten geratenen nationalen Banken, durch die Übernahme ihrer Tätigkeiten und ihren Aufkauf unter ihrem vollen Wert.

In guten Zeiten setzen die TNB andere, kleine und große Banken, unter Wettbewerbsdruck. TNB-Bankprodukte und -Dienstleistungen, deren Zielgruppe die Elite der Geschäftswelt und Vorzugskunden sind, finden Nachahmer und lösen ständige organisatorische Umstrukturierungen aus.





Globaler Aktionsbereich der Citigroup, die in Bezug auf die Kundenzahl die Milliardengrenze überschreiten möchte


"Citigroup" ist der einzige Finanzdienstleister auf der Welt, dass der die finanziellen Bedürfnisse jedes Kundensegments und aller Altersgruppen erfüllen kann. Mit 100 Million Kunden in 57 Ländern ist Citigroup das mit Abstand größte globale Privatkunden-Finanzdienstunternehmen. Seine Chancen - das Potential, bis zu einer Milliarde Kunden mit einem Produkte- und Dienstleistungs-Mix über traditionelle und neue Distributionskanäle zu erreichen - bleiben intakt."

Aus This is Citigroup today
(Broschüre of Citigroup, 1999)

IT und Bank-Umstrukturierung: Schließlich treibt auch die Informationstechnologie interne Umstrukturierungen und die Globalisierung des bisher als sehr stabil und berechenbar betrachteten Finanzsektors voran.

Die größten Computerbenutzer sind nicht in der Welt der verarbeitenden Industrie sondern in den Dienstleistungsfirmen zu suchen. Innerhalb des Dienstleistungssektors sind die Finanz- und die Versicherungsunternehmen die intensivsten IT-Benutzer.

Ohne IT gäbe es keine multifunktionalen Bankautomaten (ATM) und kein Internet-Banking. Auch der elektronische Geldtransfer über Filialnetze oder über Bank-zu-Bank-Korrespondenz wäre undenkbar. Abwicklung und Clearing verschiedenartiger Finanztransaktionen erfolgen heute auf elektronischem Wege, einschliesslich der Überprüfung von Unterschriften bei Bankschecks.

Die IT erleichtert auch das Phänomen der Konzentration von globalem Spekulationskapital auf der Suche nach höheren Zinsen in Bankeinlagen und nach möglichen höheren Einnahmen auf den Aktien- und Immobilienmärkten. Manager von globalem Spekulationskapital können überall globale Telekonferenzen und elektronische Beratungen durchführen, und beschließen, ihr Kapital zu "parken" oder zu einem bestimmten Zeitpunkt zurückzuziehen, und sie können es auch im Handumdrehen neuen, profitablen Märkten zuführen. All dies macht die moderne Technologie und Kommunikation im Finanzsystem möglich.

IT erlaubt den Banken zudem, ihre Geschäftsstellen auf die für eine optimale Effizienz ideale Größe zu reduzieren. Die IT spielt eine entscheidende Rolle bei diesem Anpassungsprozess, der in vielen Fällen zu Fusionen und Konsolidierung von Büros und Aufgaben, zu einer Freisetzung von "überflüssigem" Personal, zur Rationalisierung bestimmter Aufgaben (Clearing von Schecks) und zu Personalversetzungen in neue Büros, z. B. Call Center, führt.

Eine Fusionswelle überrollt die Finanzwelt

Die 1990er Jahre werden als Jahrzehnt der Mega-Unternehmen und der Mega-Banken in die Geschichte eingehen. Die Globalisierung hat immer größere Unternehmen und Banken zu Fusionen und Übernahmen veranlasst, die sie noch größer machten. Der Prozess der Fusionen und Konzentration, der in den 1980er in Nordamerika und Europa begann und sich in den 1990er Jahren verstärkte, hat sich rasch zu einem globalen Phänomen entwickelt und die Industrien und Finanzdienstleistungssektoren praktisch aller Länder erfasst. Der Slogan "größer ist besser" hat das alte wirtschaftliche Konzept "small is beautiful" abgelöst.

Die Gründe für Fusionen und Konsolidierung von Banken sind unterschiedlich und bisweilen sogar widersprüchlich. In der Regel fusionieren Banken, weil sie sich auf nationalen und globalen Märkten in strategischer Weise "positionieren" wollen; dazu kommt auch die allgemeine Tendenz bei der Big Players, die eine Konsolidierung des Marktes über monopolistische oder oligopolistische Praktiken erreichen wollen. Zu dieser Gruppe gehören einige der ersten großen Bankfusionen in Nordamerika, Europa und in großen Finanzzentren wie London, Hongkong, Zürich und Singapur, wo die Banken sehr früh eine globale Ausrichtung anstrebten.

Man unterscheidet drei Arten von F&A, die alle durch die neue Politik der Finanzderegulierung gefördert werden. Dazu gehören:

Inländische Fusionen & Akquisitionen - Größere Banken fusionieren mit anderen Banken oder übernehmen andere Banken auf dem Inlandsmarkt.
Grenzüberschreitende Fusionen & Akquisitionen - Transnationale Banken fusionieren mit anderen Banken oder übernehmen andere Banken in anderen Ländern, und
Spezielle Fusionen & Akquisitionen - Inländische und ausländische Banken beteiligen sich an der Privatisierung von staatlichen Banken oder Finanzinstituten.


Aufgrund ihrer Globalisierungsbemühungen (und in beschränkterem Maße ihrer "Europäisierungsbemühungen" oder ganz einfach ihrer Anstrengungen, traditionelle nationale Grenzen zu überschreiten) sind einige Banken über Nacht zu Giganten geworden. Einer der aggressivsten Akteure im F&A-Geschäft, AXA in Frankreich, hat die Zahl seiner Beschäftigten von 1'100 im Jahre 1981 auf 80'000 im Jahre 1999 erhöht: AXA kaufte Banken und Versicherungen in ganz Europa und stieß mit dem Kauf der Equitable auf den US-Markt vor. So ist es AXA gelungen, den deutschen Versicherungskonzern Allianz im Jahre 1998 aus seiner Führungsposition zu verdrängen.

Andererseits ist die Zahl der Banken und Finanzinstitute rückläufig. In der Schweiz bleiben von den 511 Banken im Jahre 1990 noch 387 im Jahre 1998 übrig. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich in praktisch allen anderen Ländern beobachten. Russland zum Beispiel hat im Verlauf von nur zwei Jahren - 1995-1996 - 450 der 2'150 Banken verloren.

Einige Fusionen sind eindeutig durch den verstärkten globalen Wettbewerb, der unter den WTO-GATS-Regeln auf dem Inlands- und dem Weltmarkt zu erwarten ist, motiviert. In Malaysia zum Beispiel hat die Regierung im Hinblick auf eine umfassendere Liberalisierung des Bankgewerbes bis 2003 (GATS) die 59 Finanzinstitutionen mit insgesamt 2'712 Filialen aufgefordert, sich zu sechs "Superbanken" zusammenzuschließen, ein Projekt, das später auf die zehn "Anker-Banken" ausgedehnt wurde. Der Premier Mahathir Bin Mohamad gab unumwunden zu, dass die geplante Fusion dazu beitragen soll, die malaysischen Banken vor einem unter den WTO-GATS-Regeln möglichen Eindringen ausländischer Banken auf den Inlandsmarkt zu schützen.

Im Vergleich zu den Banken in Europa und Nordamerika zeigen die japanischen Institute weniger Fusionsbegeisterung. Die seit Jahrzehnten dauernde Wirtschafts- und Finanzkrise wurde nun aber von der japanischen Regierung zum Vorwand genommen, um die inländischen Banken zu einer Konsolidierung ihrer Tätigkeiten zu veranlassen. 1999 kündigte Japan die größte Bankfusion der Welt an, und zwar die Fusion zwischen der Industrial Bank of Japan, der Dai-Ichi Kangyo Bank und der Fuji Bank, mit kombinierten Vermögenswerten von 1,2 Trillionen $; 30 Prozent des gesamten Kreditvolumens des Landes entfällt auf diese Banken. Angesichts der anhaltenden Krise sind aber weitere Fusionen und Übernahmen zu erwarten. Zu Beginn der 1990er Jahre gehörten die japanischen zu den größten und einträglichsten Banken der Welt; heute ist ihre Position auf dem Weltmarkt stark geschwächt, so dass die Regierung und die Industrie die Banken erneut unter Fusionsdruck setzen.

Die Regierung hat nun aber eine sehr einträgliche Bank - die Postal Bank of Japan - im Visier, die sie privatisieren und wahrscheinlich mit einem der größten Akteure in der Industrie zusammenschließen will. Diesem Vorhaben widersetzt sich jedoch die der UNI angeschlossene Postal Union of Japan, da die Postal Bank eine Nischenbank mit einer reichen Tradition im Dienste einer treuen japanischen Post-Kundschaft ist.

In den Entwicklungsländern sind die Bankfusionen meistens eine Folge der Konditionen, die Internationale Finanzinstitute an ihre Kreditgewährung knüpfen. Der IWF und die Weltbank sind dafür bekannt, dass sie den Ländern, denen sie Kredite gewähren, die Liberalisierung des Finanzsektors und die Privatisierung der Staatsbanken nahe legen. So werden die Fusionen und die erhöhte ausländische Beteiligungen im Bankgewerbe in Mexiko, Brasilien, Argentinien und andern Ländern Lateinamerikas weitgehend durch die Konditionalitäts-Politik des IWF beeinflusst. Dies trifft auch im Falle Südkoreas, Thailands, Indonesiens und der Philippinen zu.

Da die traditionellen Bankgesetze in diesen Ländern ausländische Beteiligungen in diesem Sektor verbieten, ist der Liberalisierungsprozess in der Regel mit erbitterten rechtlichen und politischen Debatten innerhalb der Branche, jedoch auch in Regierungskreisen verbunden. In Brasilien ist es Präsident Cardoso gelungen, die in der Verfassung verankerten Restriktionen in Bezug auf den Auslandsbesitz zu umgehen und endlose Debatten und Spaltungen im Parlament zu vermeiden, indem er 1995 eine öffentliche Erklärung (in der Form eines Erlasses) abgab, wonach die Zulassung ausländischen Kapitals "im Interesse der brasilianischen Regierung" liege, eine Erklärung, die von brasilianischen Gesetzgebern und von Gewerkschaften in Frage gestellt wurde. In anderen Ländern kamen solche Diskussionen mit dem Ausbrechen von Wirtschafts- und Finanzkrisen rasch zum Verstummen, vor allem dann, wenn keine örtlichen Käufer für die großen notleidenden Banken vorhanden waren. So wurden nach der Asienkrise in den Jahren 1997-98 zahlreiche Banken in Südkorea, Thailand und Indonesien von ausländischen Banken zu Spottpreisen übernommen.

Mexiko steht als Beispiel für ein Land, das eine "geschlossene" Bankwirtschaft hatte und sich heute rühmt, den für ausländische Beteiligungen zugänglichsten Markt der Welt zu besitzen. In den 1980er Jahren befanden sich alle Banken aufgrund des im Jahre 1982 verabschiedeten Verstaatlichungsgesetzes in Besitz der Regierung. Zu Beginn der 1990er Jahre leitete die Regierung dann im Rahmen ihrer Anstrengungen zum Übergang auf eine Freihandelspolitik ein Bankprivatisierungsprogramm ein. Im Jahre 1994 (Entstehung der nordamerikanischen Freihandelszone NAFTA und der WTO) wurde der Sektor ausländischen Banken zugänglich gemacht. Heute sind von den 60 Banken in den 1980er Jahren nur noch 8 übrig geblieben, und diese Zahl könnte sich noch auf 6 oder weniger verringern. Kurz gesagt haben auch in diesem Fall Privatisierungs- und Reprivatisierungsprogramme Fusionen und Übernahmen beschleunigt.

Selbstverständlich bedeutet erhöhte ausländische Beteiligung auch erhöhtes ausländisches Eigentum an Bankvermögenswerten der "aufstrebenden Märkte" in allen Teilen der Welt. Tabelle 1 zeigt den sprunghaften Anstieg der Auslandsbeteiligungen an der Bankaktiva in ausgewählten Ländern zwischen 1994 und 1999. In Asien verboten Korea und Thailand ausländischen Besitz im Banksektor in den frühen 1990er Jahren vollständig, doch änderte sich diese Situation im Verlauf der Finanzkrise in Asien 1997-98 schrittweise, wobei der Finanzsektor teilweise als Gegenleistung für die Rettungsaktion des IWF geöffnet wurde. In Lateinamerika und in Zentraleuropa zeigt sich ein kontrastreiches Bild: die Auslandsbeteiligung erreichte 80,4 Prozent in Ungarn, und lediglich 17,7 Prozent in Brasilien.

Zusammenfassend stellt man fest, dass der Globalisierungsprozess nach der Aufgabe der restriktiven Politik in Bezug auf die Kontroll- und Nationalitätsvorschriften weltweit einen endlosen Zyklus von Fusionen, Aufkauf-Aktionen, Akquisitionen und Konsolidierungen im Finanzsektor einleitete. Als Resultat sind die Banken zwar größer, jedoch weniger zahlreich geworden.

Haben Fusionen und Übernahmen aber ihr Ziel erreicht?

Aus einer UNI-Europa-Studie geht hervor, dass zu den wichtigsten Gründen für Fusionen und Übernahmen von Banken die Verbesserung der Synergie, der Effizienz und der Gewinne gehören. In der Mehrheit der Fusionen und Akquisitionen in Europa werden diese Ziele jedoch nicht erreicht. Gemäß dieser Angaben sind in Bezug auf die genannten Kriterien nur gerade 15 Prozent der F&A erfolgreich.

Tabelle 1
Ausländ. Beteilig. an der Gesamt-Bankaktiva in den aufstrebenden Wirtschaften

Länder Dezember l994 Dezember l999

Ges.Vermögen. Auslandsbeteiligung Ges.Vermögen. Auslandsbeteiligung

( $Mia) (%) ( $Mia) (%)

Asien


Korea 638.0 0.8 642.4 16.2

Malaysia 149.7 6.8 220.6 11.5

Thailand 192.8 0.5 198.8 5.6

Lateinamerika


Argentinien 73.2 17.9 157.0 48.6

Brasilien 487.0 8.4 723.3 17.7

Chile 41.4 16.3 112.3 53.6

Mexiko 210.1 1.0 104.5 33.4

Zentraleuropa


Tschech. Rep. 46.6 5.8 63.4 50.7

Ungarn 26.8 19.8 32.6 80.4

Polen 39.4 2.1 91.1 52.8

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Quelle: IWF, zitiert in Pacific Business and Industries, II, 1, Tokio:

Japan Research Institute, 2001.

Regierungen sehen F&A in der Regel aus einer anderen Sicht. Sie gehen davon aus, dass die Stabilität des Finanzsystems gewährleistet ist, wenn die Banken größer und hoch kapitalisiert sind, was nicht immer der Fall ist, vor allem wenn man an die ständige Krise der Finanzmonster Japans denkt. Und für diejenigen, die sich über unter den WTO-GATS-Regeln mögliche Eindringen ausländischer Banken in einen deregulierten Finanzsektor Sorgen machen, wie zum Beispiel Malaysia, stellt die zahlenmäßige Begrenzung und gleichzeitige Vergrößerung der Banken einen Weg zur Aufrechterhaltung der nationalen Kontrolle über diesen Sektor dar. Es stellt sich jedoch die Frage, wie lange eine solche Strategie in diesem globalisierten Wirtschaftsumfeld noch ihre Wirkung behält.

Die Bankenlandschaft ist aber weiterhin durch F&A geprägt, begleitet von zahlreichen Umstrukturierungen, die bei den Arbeitnehmern zu großer Beunruhigung Anlass geben.

Post-Crisis Mergers in East Asia (year completed in brackets)

Hong Kong DBS kauft 90% von Kwong On (1999)

Standard Chartered erwirbt das Chase Retail-Geschäft (2000)

Indonesien Bank Danamo fusiniert mit 8 Privatbanken (1999)
4 Staatsbanken bilden Mandiri (1999)

Korea Newbridge kauft 51% der Korea First (1999)
Commercial Bank of Korea und Hanil bilden Hanvit (l998)

Malaysia Bildung der Anker-Bankengruppe (2000)

Philippinen DBS kauft 60% der Bank of Southeast Asia (1998)
Equitable Bank und PCI Bank fusionieren(1999)
BPI kauft Far East Bank (l999)
Metrobank kauft 51% von Solidbank (2000)
UOB erwirbt 60% der Westmont (1999)
Singapur DBS übernimmt POS Bank (1998)
Thailand DBS kauft 52% der Thai Danu (2000)
HSBC beteiligt sich an der Bangkok Metropolitan (2000)
UOB beteiligt sich an Radanasin (1999)
Stanchart beteiligt sich an Nakornthon (1999)
ABN Amro kauft 75% der Bank of Asia (1998)

Globale Ungleichheiten und Ungewissheit

Im Jahre 1999 veröffentlichte das UNO-Entwicklungsprogramm (UNDP) einen Grundsatz-Entwicklungsbericht, in dem ein wichtiger Punkt herausgestellt wurde: Der Globalisierungsprozess hat weltweit ebensoviel Reichtum wie Armut und Ungleichheit in der Welt und innerhalb einzelner Länder geschaffen. Der UNDP-Bericht zeigte große Einkommensunterschiede in den OECD-Ländern in den 1980er und 1990er Jahren, namentlich im Vereinigten Königreich, in den Vereinigten Staaten und in Schweden auf.

Eine der beunruhigendsten Feststellungen der UNDP ist jedoch die Rolle der liberalisierten Finanzmärkte, deren Volatilität eine der Hauptursachen der weltweiten Ungleichheiten und Ungewissheit ist.

Ein höchst anschauliches Beispiel dafür lieferte die Finanzkrise in Asien 1997-87, die in den am stärksten betroffenen Ländern der Region über Nacht zehn Millionen Arbeitnehmer ihres Jobs beraubten, nachdem Banken und Industrien wie in einem Dominospiel zusammenbrachen und spekulatives Kapital in großem Umfang abgezogen wurde. Im Jahre 1996 verzeichneten diese Länder eine Netto-Kapitalzufluss von 93 Milliarden $, die auf den florierenden Aktien- und Immobilienmärkten angelegt wurden, und in Banken, die im Vergleich zu Nordamerika und Europa viel höhere Zinsen zahlten. Mitte der 1997er Jahre änderten diese Kapitalströme innerhalb weniger Wochen ihre Richtung und verwandelten sich in einen Kapitalabfluss (Netto-Abfluss von 12 Milliarden US$), was zu einem spekulativen Angriff auf den thailändischen Baht, die indonesische Rupie, den koreanischen Won, den malaysischen Ringgit und den philippinischen Peso führte. Die nachfolgenden Abwertungen reduzierten die Realeinkommen und warfen Länder wie Südkorea, Indonesien und Thailand, die bisher ein stetiges Wachstum verzeichneten, um ein Jahrzehnt oder mehr zurück. Schätzungen zufolge haben die Spekulation mit dem Ringgit das 1997 verzeichnete Pro-Kopf-Einkommen von 5'000 US$ nahezu halbiert, bis die Regierung schließlich eingriff.

Geschäftsziele der Finanzspekulanten

Finanzspekulanten wie George Soros tätigen in der Regel Portfolio-Investitionen, die erlauben, in wenigen Monaten oder Jahren große Gewinne zu erzielen. Zu diesen Investitionsformen gehören:

Schatzobligationen und Staatspapiere;
Bankeinlagen, die hohe Zinsen einbringen;
Investitionen auf florierenden Aktienmärkten;
Investitionen auf dem Grundstück- und Immobilienmärkten;
Andere Geschäfte, die mit anderen Formen von Finanz-Derivaten in Verbindung stehen

Heute wiederholt sich das in der Asienkrise beobachtete Szenario in Argentinien, das seinen Verpflichtungen im Zusammenhang seiner Staatsschuld in der Höhe von 132 Milliarden US$ (was einer Pro-Kopf-Verschuldung - Männer, Frauen und Kinder - von 3'666 US$ entspricht) nicht mehr nachkommen kann. Nach der Liberalisierung der Wirtschaft und der Öffnung der Finanzmärkte Mitte der 1990er Jahre "erntet" Argentinien nun die wirtschaftlichen und finanziellen Unsicherheiten, die die Wirtschaft des Landes ausgehöhlt haben, nachdem die Industrien, um die Argentinien von ganz Lateinamerika beneidet wurde, zusammengebrochen sind. Das finanzielle Dilemma Argentiniens ist etwa mit dem zu vergleichen, in dem Mexiko in der ersten Hälfte der 1990er Jahre stand, als auch dieses Land das Dreierprogramm: Privatisierung, wirtschaftliche Deregulierung und finanzielle Liberalisierung zur Anwendung brachte. Heute stellt sich allerdings die Frage, ob Argentinien in der Lage sein wird, sich aus dieser unangenehmen Lage zu befreien, denn im Gegensatz zu Mexiko in den 1990er Jahren wird es sich nicht auf eine in voller Expansion befindliche USA abstützen können.

Abgesehen von der finanziellen Volatilität stehen auch andere Fragen im Zusammenhang mit der Globalisierung des Finanzsektors an, so der Doppelprozess der Zentralisierung und der "Transnationalisierung" des Finanzsektors, namentlich in den Entwicklungsländern. Aus operativer Sicht bedeutet dies, dass die größeren konsolidierten Banken im Besitz von TNB oder lokalen Konglomeraten Auftrieb in Form von zusätzlichen Geschäften für transnationale und große Unternehmens-Kreditnehmer oder Firmenkunden erhalten.

In Tunesien zum Beispiel waren die Sparkonten der Quellensteuer unterworfen, und zwar zum gleichen Satz wie Einnahmen aus anderen Finanzinstrumenten (Darlehen und Bonds), während staatliche Entwicklungs-Darlehen aufgelöst und durch neue, auf dem Finanzmarkt angebotene Instrumente ersetzt wurden. Am anderen Ende des Spektrums wurden die durch Spezialressourcen unterstützten Kredite (staatliche Anleihen, die über das nationale Budget oder über bilaterale oder multilaterale offizielle Entwicklungshilfe finanziert werden) gestoppt, oder aber die günstigen Bedingungen, die für diese galten, wurden so stark eingeschränkt, dass diese nun nur noch zu normalen Marktbedingungen zur Verfügung stehen. Diese Reformen im Bereich des Kapitalflusses und der Bedingungen haben eine Krise heraufbeschworen, die zu der Liquidierung zahlreicher Kreditinstitute führte. Die großen Bankinstitute in Tunesien haben diese Gelegenheit ergriffen, um die nicht lebensfähigen Handelsbanken zu übernehmen und auch das Schicksal der Entwicklungsbanken in ihre Hände zu nehmen. Die Abschaffung der spezialisierten Kredit-Quellen hat die Reform der Bankstrukturen beschleunigt. Dieser Prozess tendiert seinerseits dazu, die Auswirkungen der WTO-GATS zu beschleunigen. Das bedeutet eine tiefgreifende Veränderung des Finanzsystems.

In vielen Entwicklungsländern beteiligen sich die Regierungen seit jeher am Bankgeschäft, um eine rasche wirtschaftliche Entwicklung von abgelegenen und schwach entwickelten Gebieten zu gewährleisten, nach dem Prinzip, für alle Sektoren und Bereiche der Wirtschaft einen "Universaldienst" zu schaffen. Aus diesem Grund ermutigten sich auch die Entwicklung von Spezialbanken, wie ländliche Banken und Sparkassen, deren Kunden hauptsächlich Farmer und Kleinunternehmen sind.

Mit der voranschreitendenden Globalisierung und Privatisierung wird das Prinzip des Universaldienstes nun durch das Schlagwort "globale Wettbewerbsfähigkeit" ersetzt, was bedeutet, dass eine Bank mit dem Markt steht oder fällt. Die Fusionen und Übernahmen bewirken, dass ländliche Banken und Sparkassen ganz einfach zu Filialen von großen Geschäftsbanken werden und als solche vor allem reichen Firmenkunden in den Städten und reicheren Regionen Kredite gewähren. Der Zentralisierungs- und Transnationalisierungsprozess verschärft somit Ungleichheiten in der Gesellschaft und in der Wirtschaft weiter. Kredite aufnehmende Kleinbetriebe werden nur über das formelle Bankgewerbe bedient, wenn es sich um Vertragsfirmen oder Zulieferanten von großen Unternehmen oder Multis handelt.

Die Bankvorschriften werden in bestimmten Fällen zugunsten von transnationalen Banken gelockert, jedoch nicht für kleine inländische Bankinstitute. So beklagen sich zum Beispiel in Thailand die lokalen Banken, dass die transnationalen Banken von den Regelungen betreffend die Filialeröffnung ausgeklammert sind (diese verlangen von den Banken, in abgelegenen und schwach entwickelten Gebieten Geschäftsstellen einzurichten). Die TNB beschränken ihre Tätigkeiten in der Regel auf Städte und kommerziell gut erschlossene Gebiete und visieren eine Elitekundschaft an, der sie einen Prioritäts-Bankdienst bieten.

Grosse Zweifel an der Beschäftigungsfront


Konkurse und Arbeitsplatzverluste als Folge von gefährlichem und schädlichem Hedging und Spekulationen mit dem Kursgefälle auf den neuen Märkten sind nicht die einzigen Schattenseiten eines globalisierten und liberalisierten Finanzsektors.

Es ist schwierig, ja sogar unmöglich, internationale Investoren daran zu hindern, aus einer irrational geführten Wirtschaft Nutzen zu ziehen. Das Ziel muss darin bestehen, den Ländern der dritten Welt Möglichkeiten zum Export ihrer Produkte zu geben. Die globale Wirtschaft sollte als eine Chance für eine vernünftige Führung der Volkswirtschaften gesehen werden, um Kapital anzuziehen und die Voraussetzungen für Wachstum und Expansion zu schaffen.

Die Globalisierung, die endlose Fusionen/Übernahmen und Umstrukturierungen in Banken provoziert, hat in Bezug auf die Beschäftigung ein Klima der Unsicherheit und Ungewissheit geschaffen. Stabile, sichere Arbeitsplätze in einer stabilen, berechenbaren Industrie gehören hier nunmehr der Vergangenheit an.

Schätzungen der UNI-Europa zufolge wurden in Europa aufgrund von Fusionen und Übernahmen in den 1990er Jahren über 130'000 Arbeitsplätze gestrichen. Dann haben sich die erhofften sozial-ökonomischen Gewinne mit diesen F&A im Finanzsektor und auch in anderen Branchen nicht eingestellt.

In vielen Ländern sind Bankfusionen und Konsolidierungen in der Regel von folgenden Entwicklungen begleitet:

Freisetzung von Büropersonal, was zu Frührente und zu Zwangsentlassungen führte;
Auslagerung verschiedener Funktionen - diese reichen von Nichtbank-Aufgaben (Reinigung, Wartung) bis zu klassischen Bankaufgaben (Kontenverwaltung, Scheckprüfung/-bearbeitung) und
Verunsicherung und erhöhte Arbeitslast beim verbleibenden und wiederbeschäftigen Personal, von dem erwartet wird, dass die Qualität der Dienstleistungen in den fusionierten Banken erhalten, ja sogar verbessert wird, selbst wenn die Zahl der Beschäftigten und der Büros geringer ist.


Dort wo die Gewerkschaften schwach oder gar nicht vertreten sind, führt das Top-Management willkürliche und durchgreifende Abbau- und Reorganisationsmaßnahmen durch. In Betrieben, in denen die Gewerkschaften stark sind, bemüht sich die Unternehmensleitung in der Regel während und nach der Fusion um Verhandlungen mit den Belegschaftsvertretern. Das Problem besteht jedoch darin, dass selbst in Banken, in denen die Gewerkschaften gut vertreten sind, in den ersten Phasen von Fusionsgesprächen tiefes Schweigen gewahrt wird und die Informationen den Kreis der Verhandlungsparteien nicht verlassen. Die Gewerkschaften stehen somit häufig vor vollendeten Tatsachen und müssen sich darauf beschränken, den Personalabbau in Grenzen zu halten und gegen eine Verschlechterung der Bedingungen ihrer Mitglieder zu kämpfen. Es kommt sogar vor, dass die Mitarbeiter die Fusionsnachrichten nicht auf dem Wege einer offiziellen internen Kommunikation der Banken sondern aus den Medien erfahren.

Mit Ausnahme von bestimmten IT-Progammierberufen findet man in den "Nicht-Banken", wie zum Beispiel den Outlets Verbrauchermärkten, praktisch nur atypische Dienstverhältnisse (namentlich Teilzeit-, Leih- und Zeitarbeitskräfte) und Bedingungen, die nicht den Sektornormen entsprechen.

Insgesamt ist die Zahl der Beschäftigten im Finanzsektor rückläufig, mit Ausnahme einiger weniger Länder in Europa, wo eine leichte Zunahme im Bank- und Nichtbank-Sektor verzeichnet wurde. Die Antwort des Marktes auf Bankfusionen und Konsolidierungen mutet allerdings eher seltsam an: größere Banken mit umfangreicher Aktiva jedoch weniger Mitarbeitern erhalten höhere Ratings und Wertungen.





Ernüchternde Feststellungen im Zusammenhang mit F&A

UNI-Europa hat umfassende Untersuchungen über die Auswirkungen von F&A auf die Bankangestellten durchgeführt. Nachstehend werden die Erfahrungen von zwei Mitgliedsorganisationen zusammengefasst:

Schweizerischer Bankpersonal-Verband (SBPV)

Fusionen, Übernahmen, Umgruppierungen, Absorptionen und Schließungen haben in den 1990er Jahren zum Verschwinden von 124 Instituten auf dem Finanzplatz Schweiz geführt, verbunden mit:

einem Verlust von über 20'000 Arbeitsplätze
und erhöhtem Stress für die verbleibenden Angestellten infolge
interner Umbesetzungen,
ständiger Einführung neuer Computersysteme,
einer nach jeder Fusion wachsende Arbeitslast,
Zwang zur Aneignung neuer Fertigkeit,
harter Maßnahmen, wenn Angestellten Fehler unterlaufen,
Versetzung in andere Filialen und
Einführung neuer Personal-Bewertungssysteme.
Zudem verschlechtert sich das bereits sehr raue Arbeitsklima ständig, und die Gewerkschaften haben einen schweren Stand, weil Personalausschüsse eingesetzt werden, mit dem Ziel, die Gewerkschaften in der Bank zu unterminieren.

FEC-Force Ouvrière (FO)

FEC-Force Ouvrière berichtete von einem spektakulären Rückgang der Sparkassen, deren Zahl nach verschiedenen Fusionen von 450 auf 32 zusammenschrumpfte. Arbeitsplätze waren hier keine zu beklagen.

Im Gegensatz dazu haben Fusionen bei größeren Banken, die zum Teil durch Privatisierungsprogramme gefördert wurden, zu einem massiven Stellenabbau geführt, wie zum Beispiel bei der Gruppe Crédit du Nord, die über 50 Prozent ihrer Beschäftigten verloren hat. FO fasst die negativen Entwicklungen wie folgt zusammen:

Verschlechterung des Arbeitsklimas,
niedrigere Löhne,
schlechtere Arbeitsbedingungen und
wachsende Angst um den Arbeitsplatz.
Da die Informations- und Konsultationspflicht nicht gesetzlich verankert ist, erhalten die Gewerkschaften erst nach Abschluss der Verfahren Angaben über Fusionen und Übernahmen. Die Gewerkschaften erfahren Einzelheiten von der Presse.





Ständige Suche nach flexiblen Arbeitskräften

Banken und andere Finanzinstitute haben ihr Wettbewerbsverhalten in der globalisierten und liberalisierten Wirtschaft an die Spitze getrieben, indem sie radikale Maßnahmen zur Kosteneindämmung und zur Gewinnmaximierung ergriffen und den Gewerkschaften praktisch keine Mitwirkung erlaubten.

Im Bereich des Humanressourcen-Managements bedeutete dieses Optimierungsstreben oft eine unablässige Suche nach flexiblen Arbeitskräften, einen Wettlauf nach unten oder der Abbau bestehender Leistungen und Rechte der Arbeitnehmer.

Die weltweit gängigsten HRM-Strategien und -Praktiken können unter zwei Kapiteln zusammengefasst werden:

Umstrukturierungs-Anpassungs-Programm zur Förderung einer strafferen, schlankeren und produktiveren Unternehmensstruktur. Die Hauptbestandteile dieses Programm sind:
Vereinfachung und Automation der Arbeitsprozesse
Konsolidierung bzw. Dezentralisierung der Arbeitsprozesse zur Einsparung von Arbeitskräften und zur Vereinfachung bestimmter Arbeitsabläufe
Auslagerung aller Tätigkeiten, die nicht an das Hauptgeschäft gebunden sind (Kontenverwaltung, Bankboten-Dienste, Scheck-Prüfung, usw.), in kleinere Firmen, die mit der Bank assoziiert sind oder sich sogar im deren Besitz befinden
Übertragung von "Nicht-Kern-Aufgaben" an "Nicht-Kern"- oder nicht regelmäßige Beschäftigte (z.B. Botendienste)
Zentralisierung spezialisierter Tätigkeiten (zum Beispiel Informationssysteme, Call Center) in Filialen in bestimmten Ländern, wenn es sich um TNB handelt, und
Beseitigung von Jobs, die nach dem Ergreifen obiger Maßnahmen oder nach einer Kontrolle der verbleibenden Aufgaben als "überflüssig" betrachtet werden.


Produktivitäts- und Dienstqualitäts-Verbesserungsprogramm für die verbleibenden Mitarbeiter. Dieses Programm umfasst folgende Punkte:
Ständige Leistungsüberprüfung bei allen Angestellten;
Aggressive Förderung von Leistungslohnsystemen auf Kosten traditioneller Tariflohnsysteme;
Ständige "Hard"- und "Soft-Skills"-Schulung der Angestellten, von denen erwartet wird, dass sie höhere Führungskräfte in der Bank ersetzen können, und
Kompetenzerhöhung und "Multi-Skilling" von Personal, das mehrere Ausgaben ausführen muss.


Kein Platz für Gewerkschaften und für Konsultation der Belegschaft. Diese Anpassungs-/Umstrukturierungsprogramme, die in vielen Banken und anderen Branchen durchgeführt werden, lassen nur wenig Spielraum für Gewerkschaften. Die Gewerkschaften werden überflüssig, nicht nur weil die meisten Aktivitäten ausgelagert wurden, sondern auch weil viele der einfachen Arbeitsaufgaben an Zeit-, Teilzeit- oder Leiharbeitskräfte, usw. vergeben wurden. In bestimmten Fällen sind lediglich die Fach-& Führungskräfte, die die atypischen Arbeitnehmer beaufsichtigen, regelmäßige Angestellte. Aus diesem Grunde beschränken sich Neueinstellungen auf ausgewählte Positionen im Management, im technischen Bereich und in der Buchhaltung.

Die WTO-Liberalisierungspolitik und das GATS-Abkommen haben zu Fusionen und Übernahmen und Outsourcing von "Kern"- und "Nicht-Kern"- Finanzdienstfunktionen geführt. Beispielsweise bewirkten die Bankfusionen in Malaysia eine Verringerung der hier tätigen Banken von 17 auf 10, verbunden mit einem Abbau von 6'000 Stellen, allein unter dem freiwilligen Austritts-System.

Zu den sozialen Auswirkungen des Outsourcing gehören:

Verlust der Beschäftigung oder Veränderung des Beschäftigungsstatus und der Beschäftigungsbedingungen von Bank- und Versicherungsangestellten,
Unsicherheit aufgrund von Stress in Verbindung mit der Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren;
Neubeschäftigung der Angestellten in neuen Aufgaben mit zeitlich begrenzten und/oder Leiharbeits-Verträgen und somit zu schlechteren Bedingungen;
Mangelnde berufliche Aufstiegsmöglichkeiten.


Bei Auslagerungs-Prozessen müssen die Gewerkschaften als vollwertige Partner konsultiert und informiert werden. Die Angestellten, die von Outsourcing betroffen sind, müssen ihre bisherigen Bedingungen in den neuen Verträgen in der ausgelagerten Einheit beibehalten und ihre Gewerkschaftsmitgliedschaft fortführen können.

Im Fall der Anpassungsprogramme haben einige Banken sogenannte "Re-Engineering"-Abteilungen /-Institute geschaffen, die die Arbeitsabläufe ständig überwachen, und die beurteilen, was modernisiert, umstrukturiert, ausgelagert oder abgebaut werden kann. Diese Anpassung wird so zu einem laufenden Prozess. Damit werden die Angestellte stark unter Druck gesetzt, denn sie wissen nie, wann oder wohin man sie versetzt, oder noch schlimmer, wann sie nicht mehr gebraucht werden. Die Beschäftigung auf Lebenszeit in Finanzsektor-Unternehmen gehört der Vergangenheit an.

Oft werden technologische Fortschritte zum Vorwand für Anpassungs-/Rationalierungs-/Abbau-Programme genommen. Das Endziel ist in jedem Fall die Gewinnsteigerung. Jeremy Rifkin schreibt in seinem Buch The End of Work (1995):"In der amerikanischen Bankwirtschaft wurde der Schalterbeamte, der täglich 200 Transaktionen abwickeln kann, 30 Stunden pro Woche arbeitet, ein Gehalt von 8'000 bis 20'000 $ pro Jahr plus Lohnnebenleistungen erhält, Kaffee-Pausen einschalten und Urlaub und Krankheitsurlaub beziehen kann, durch einen Bankautomaten ersetzt, der 2'000 Transaktionen pro Tag abwickeln kann, 168 Stunden pro Woche arbeitet und etwa 22'000 $ pro Jahr kostet, der aber keine Kaffeepausen und keinen Urlaub braucht." Mit der Expansion von E-Commerce hat sich die Geschäftsabwicklung weiter verbilligt. Gemäß Studien einer Gruppe von WTO-Forschern (Kono und andere, 1997) kostet eine Finanztransaktion über das Internet lediglich 1 US Cent, im Vergleich zu 27 Cents für eine ATM, 54 Cents für einen Telefon-Bankdienst und 1,07 $ für eine Transaktion, die über eine traditionelle Bankfiliale erfolgt. Die heute angebotenen Internet-Bankdienste umfassen die Online-Zahlung von Rechnungen und auch Dienste wie Kontenabfragen.

Andererseits haben diese Anpassungs- und Umstrukturierungs-Programme viele Gewerkschaften auf Konfrontationskurs mit der Unternehmensleitung gebracht. Die Gewerkschaften müssen für den Arbeitsplatz eines jeden Mitgliedes kämpfen und sich gegen den Verlust oder die Untergrabung erworbener Rechte wehren.

In dem neuen, von F&A geprägten wirtschaftlichen Umfeld gestalten sich die Verhandlungen in vielen Banken äußerst schwierig. Viele nehmen die Globalisierung und den verstärkten Wettbewerb (und in einigen Ländern die andauernde Finanz- und Wirtschaftskrise) zum Vorwand, um die Lohnforderungen in den Verhandlungen möglichst tief zu halten. Sie tragen zudem zu einer Schwächung der Position der Gewerkschaften bei, indem sie das Bestehen verschiedener Organisationen in verschiedenen Filialen fördern und Spaltungen innerhalb von Gewerkschaften herbeiführen.

Banken versuchen auch, eine Konsultation der Angestellten vorzutäuschen,

indem sie Personalausschüsse bilden, wie verschiedene UNI-Europa-Mitgliedsorganisationen berichteten, oder vom Management kontrollierte Personalräte, die lediglich dazu dienen, bereits getroffene Entscheidungen, zum Beispiel über Umstrukturieren, usw., weiterzuleiten,
oder indem sie in Gesprächen mit den Gewerkschaften und ihren Vertretern die Vorlagen durchgehen, obwohl die Geschäftsleitung der Bank alle wichtigen Fragen betreffend Personal und Organisation bereits geregelt hat.


In einigen wenigen Banken sind die Beziehungen stabil, weil sich die Geschäftsleitung offen für die Erhaltung der Arbeitsplätze einsetzt und eine HRD-Strategie verfolgt, die das Zugehörigkeitsgefühl der Angestellten zu der Bank durch Enkulturations-Programme (Förderung von Unternehmenswerten der Meritocracy und Dienstleistungserbringung) verstärkt, eine ständige Kommunikation mit den Angestellten gewährleistet und bessere Beziehungen zwischen Angestellten-Vorgesetzten-Managern schafft. In nicht gewerkschaftlich organisierten Banken ist die HRD-Strategie jedoch eines der Mittel, die eingesetzt werden, um die Gewerkschaftsbildung zu verhindern, ganz besonders, wenn die Bank alternative Formen der Personalvertretung oder Personalkonsultation unterstützt (Personalausschüsse oder vom Management kontrollierte Personalräte).


Antwort der Gewerkschaften


Die Gewerkschaften im Banksektor, ganz besonders, die Mitgliedsorganisationen der UNI und ihrer Vorgängerin, der FIET, haben den durch die Globalisierung bedingten Veränderungen in der Bankenlandschaft jedoch nicht tatenlos zugesehen.

Bereits im Jahre 1980 hat die damalige FIET ein Sensibilisierungsprogramm über neue Technologie durchgeführt und verlangt, dass die Gewerkschaften konsultiert und mit Technologiefragen für die Verhandlungen und für ihre Tätigkeiten im allgemeinen vertraut gemacht werden müssen.

Die UNI-Mitgliedsorganisationen kämpften auch an der vordersten Front für eine Konsultation der Gewerkschaften und der Angestellten bei F&A und gegen Zwangsentlassungen und einseitige Umstrukturierungsprogramme. Dieser Kampf wurde nicht mehr nur auf der Ebene einzelner Banken geführt, sondern in den breiteren Rahmen der Europäischen Betriebsräte gestellt. Es gibt zahlreiche EBR im Finanzsektor, in denen UNI-Mitgliedsorganisationen in verschiedenen europäischen Ländern mitwirken.



HSBC: Werte, Grundprinzipien und Frontlinien

Die Hongkong Shanghai Bank Corporation (HSBC) ist eine der ältesten und ertragsreichsten globalen Banken in Asien und auch weltweit. Die Bank scheut auch keine Mittel, um stets professionell aufzutreten. Sie macht geltend, dass ihre Unternehmenswerte auch die Attribute 'faire Geschäftspolitik' und 'faires Management' umfassen. Ihre Unternehmensphilosophie besagt, dass sie bereit ist, wettbewerbsfähige Gehälter zu zahlen und den Unternehmensgewinn mit den Angestellten in der Form von Prämien und Beteiligungssystemen zu teilen.

Die HSBC-Geschäftsstellen in Asien stehen jedoch im Ruf, harte Verhandlungen mit den Gewerkschaften zu führen, wobei die Bank mit Angaben über die Honorare für ihre Top-Manager sehr zurückhaltend umgeht. In Malaysia kam es zu einer Krise in den Arbeitsbeziehungen, als die Bank versuchte, unter Missachtung der geltenden dreigliedrigen Politik, die Zwangsentlassungen im Banksektor untersagt, Massenentlassungen vorzunehmen. Der Konflikt konnte nur dank eines Eingreifens von hohen UNI-Funktionären bei der obersten HSBC-Geschäftsleitung im Vereinigten Königreich beigelegt werden.

In Pakistan schloss die Bank eine Filiale, ohne die Angestellte zu konsultieren.

Auf den Philippinien kam es zu einem langwierigen Streitfall mit der Gewerkschaft, der den Gewerkschaftsmitgliedern einen hohen Preis abverlangte, weil die Bank einseitig beschloss, den Eintrittslohn für neue Beschäftigte praktisch zu halbieren. Nach zehnjähriger Tätigkeit ohne Tarifvertrag trennte die Bank die neue Gewerkschaft von ihrem Dachverband, der National Union of Bank Employees (eine UNI-Mitgliedsorganisation) und gestand dann im Vergleich zu anderen ausländischen Banken in Manila nur geringere Lohnerhöhungen zu, obwohl diese ein wesentlich schlechteres Geschäftsergebnis erzielen als die HSBC. Die NUBE weigerte sich, den Abschluss anzuerkennen und schloss die neue Gewerkschaft aus.


Der Europäische Betriebsrat (EBR) ist eine europäische Einrichtung, die als Ergänzung zu Tarifverhandlungen und als ein zusätzliches formelles Gremium für die Unterrichtung und Anhörung der Beschäftigten im Zusammenhang mit Arbeitsfragen geschaffen wurde. Diese Einrichtung verlangt von transnationalen Unternehmen und Banken, mit einem europaweiten Gremium, das die Angestellten und ihre Gewerkschaften in verschiedenen Ländern, in denen diese transnationalen Firmen tätig sind, einen Dialog zu führen. Obwohl viele EBR ihre Möglichkeiten noch nicht voll ausschöpfen können und bei der Zusammenarbeit mit Firmen im Bereich des Informationsaustausches auf Widerstand stoßen, ist es zum mindest einem Teil der EBR gelungen, Angestellte betreffende, grenzüberschreitendende Fragen im Zusammenhang dem Globalisierungsprozess zur Sprache zu bringen. EBR spielen zudem eine wichtige Rolle bei der Koordination und der Durchführung von Solidaritätsaktionen durch die in einer bestimmten transnationalen Firma vertretenen Gewerkschaften.

Die Erfahrungen der Gewerkschaften in Bezug auf die Konsultationen und Verhandlungen über Belange des Personals bei F&A sind allerdings sehr unterschiedlich.

Bei der großen Bankfusion in Japan im Jahre 1999 akzeptierten die Gewerkschaften und die Angestellten die Freisetzung von Personal - von der nur ein kleiner Prozentsatz betroffen war - nur unter folgenden Bedingungen;

Die Geschäftsleitung konnte zeigen, dass diese Entlassungen einer absoluten Notwendigkeit entsprachen.
Es wurden alle möglichen Anstrengungen unternommen, um die betroffenen Arbeitsplätze zu erhalten.
Es fanden vollumfängliche Konsultationen mit den Gewerkschaften und betroffenen Mitarbeitern statt.
Die vom Abbauprogramm betroffenen Angestellte wurden auf der Grundlage von sachlichen und fairen Kriterien ermittelt.


In Belgien, Luxemburg und in anderen europäischen Ländern ist es Gewerkschaften gelungen, volle Konsultationsrechte durchzusetzen, namentlich im Bereich der Personalpolitik und der Nachschulung der von Fusionen betroffenen Arbeitnehmer. In Malaysia konnte die National Union of Bank Employees auf dem Weg von dreigliedrigen Verhandlungen erreichen, dass bei F&A grundsätzlich keine Zwangsentlassungen erfolgen. In Singapur setzte sich die Singapore Bank Employees Union mit Erfolg für eine volle Unterstützung der betroffenen Angestellten im Rahmen eines Übergangsprogramms zu.

In vielen Länder kommt es aber nur in wenigen Fällen zu Konsultationen, und die Banken unternehmen keine Anstrengungen, um einen ehrlichen und offenen Dialog mit den Gewerkschaften zu führen. Diese Haltung hat mehrere Gewerkschaften gezwungen, energische Protestaktionen einzuleiten, wie zum Beispiel die UNI-Gewerkschaften in Südkorea.

Die Forderungen, die Gewerkschaften in Verhandlungsrunden, in dreigliedrigen Foren, in Betriebsratsdiskussionen und bei Kundgebungen vorbringen, beziehen sich auf folgende Aspekte:

Schutz der Arbeitsplätze, Leistungen und Verhandlungsrechte;
Unterstützung in den Übergangsphasen, durch Kompetenzverbesserungs- und Schulungsprogramme, Platzierungshilfen, usw.;
Konsultationen bezüglich HRM-Strategien für verbleibende Angestellte;
Ablehnung gewerkschaftsfeindlicher Strategien in Verbindung mit IWF-Kreditgewährung;
Faire Behandlung von Arbeitnehmerfragen bei Bankfusionen, insbesondere bei Fusionen von transnationalen Banken.


Eine der wichtigsten Initiativen auf dem Gebiet der dreigliedrigen Konsultationen bei F&A im Finanzsektor war die dreigliedrige IAO-Tagung über Auswirkungen von Fusionen und Übernahmen im Bank- und Finanzsektor auf die Beschäftigung, die im Februar 2001 in Genf stattfand. Die Tagung zeigte, dass Banken und Regierung die Anliegen der Beschäftigten bei Fusionen und Übernahmen sehr unterschiedlich behandeln; die Fälle reichten von einer völligen Vernachlässigung dieser Frage bis zu ernsten Anstrengungen für einen sinnvollen Dialog und Konsultationen mit den Gewerkschaften. Diese Tagung hat vielen Teilnehmer aller drei Seiten die Augen geöffnet, denn die Beiträge der Arbeitnehmervertreter, einschliesslich der UNI-Delegation, brachten eine Bestätigung der IAO-Untersuchungen, in denen die wachsende Ungewissheit und Unsicherheit der Arbeitnehmer in Bezug auf ihre Arbeitsplätze bei F&A herausgestellt wurden Man war sich auch darüber einig, dass das IAO-Übereinkommen Nr. 158 und verschiedene einschlägige IAO-Empfehlungen zu der Konsultation der Arbeitnehmer umgesetzt werden müssen, und dass für die von Branchen-Umstrukturierungsprozessen betroffenen Arbeitnehmer Übergangsmaßnahmen erforderlich sind.

Leider haben die Arbeitgebervertreter die erwähnte IAO-Tagung vor Abschluss verlassen und damit einen vollen Konsens über die Methoden der Behandlung verschiedener Fragen und Anliegen der Arbeitnehmer bei Fusionen verhindert.

Damit wird bestätigt, dass die Gewerkschaften im Finanzsektor noch zahlreiche Hindernisse überwinden müssen, um den Widerstand der Banken gegen einen offenen Dialog zu brechen. Auch eine Zusammenarbeit bei der Behandlung der im Zuge der Globalisierung des Finanzsektors auftretenden Gewerkschafts-/Personalfragen liegt offenbar noch in weiter Ferne.