Nahrungsmittelsituation in Entwicklungsländern

(FAO/WFP) Die Weltgetreideproduktion (Weizen, Reis und andere Getreidearten) wird im Vergleich zur letzten Ernte im Jahre 2000 voraussichtlich leicht ansteigen auf 1,896 Milliarden Tonnen. Bei Getreide insgesamt wird der Anteil der Entwicklungsländer 54 Prozent (1,025 Milliarden Tonnen), bei Reis 95 Prozent betragen. Im Gegensatz zu der weltweiten Entwicklung wird die Getreideproduktion in den Entwicklungsländern wahrscheinlich sinken.

Voraussichtlich wird die Reisernte in den Entwicklungsländern bei 380 Millionen Tonnen geschältem Reis liegen, das sind 5 Millionen Tonnen unterhalb der Vorjahresernte. Ursache ist ein verminderter Anbau, der auf niedrige Reispreise, vor allem in Asien, zurückzuführen ist. Hier hat hauptsächlich China zuletzt eine Politik betrieben, die die Reduzierung des Anbaus minderer Reis-, aber auch Weizenqualitäten zum Ziel hat.

Eine verminderte Reisernte wird auch in Indonesien, Thailand und der Republik Korea (Süd-) erwartet.

Dürre wird die Reisernte in Pakistan beeinträchtigen. Im Gegensatz dazu wird in Indien eine Paddy-Reisernte oberhalb des letztjährigen Aufkommens erwartet. Die Weizenernte in Pakistan wird mit fast 2 Millionen Tonnen über der Ernte des letzten Jahres liegen. Bangladeschs Weizenernte wird wiederum das gute Ergebnis des letzten Jahres haben. Ernsthaft verminderte Getreideernten auf Grund von Dürre werden im Nahen Osten, in Afghanistan sowie im Irak erwartet.

Die Ernteaussichten in Entwicklungsländern Afrikas bleiben weitgehend unverändert gegenüber dem Jahr 1999, mit Ausnahme einiger Länder in Nordafrika und in Ländern südlich der Sahara. Trockenheit in Nordafrika (besonders Algerien, Marokko und Tunesien ) ist der Grund für eine verminderte Ernte an Weizen und anderen Getreidearten. In Ägypten wird trotz der schlechten Wetterlage die Getreideernte nur leicht niedriger sein als 1999. Die Getreideernte in den Ländern südlich der Sahara wird niedriger sein in Angola, im Kongo, Burundi und auf Grund der Bürgerkriegssituation in Äthiopien. Anders wiederum im Sudan. Dort wird die Ernte der anderen Getreidearten als Weizen und Reis wieder besser sein als im vergangenen Jahr.

Eine gute Reisernte wird in Westafrika erwartet, während ungünstige Aussichten in den durch Überschwemmungen und Zyklonen beeinträchtigten Ländern Madagaskar und Mosambik bestehen.

Die Getreideproduktion in Lateinamerika dürfte sich gegenüber dem Vorjahr geringfügig erhöhen.

Die Ernte in Südamerika wird voraussichtlich überdurchschnittlich sein, und zwar auf Grund großer zu erwartender Maisernten in Argentinien und Brasilien, während sich dort die Reisproduktion im Vergleich zum vorausgegangenen Jahr verringern wird. Grund hierfür ist der Rückgang der Preise.

Lang anhaltende Trockenheit wird sich negativ auf die uruguayischen Ernteerträge auswirken. In Bolivien verursachen schwere Regenfälle und Überschwemmungen vor allem beim Weizen Ernteausfälle. Gute Aussichten bestehen in Mexiko, wo erwartet wird, dass bei Getreide die Vorjahresmengen erreicht, wenn nicht gar übertroffen werden.

Das Welternährungsprogramm (WFP) hat im Jahre 1999 3,4 Millionen Tonnen Nahrungsmittel als Hilfslieferungen verschickt (gegenüber 2,8 Millionen Tonnen im Jahre 1998). Von dieser Menge sind allein 3,1 Millionen Tonnen von Mitgliedern der Nahrungsmittelhilfe-Vereinbarung zur Verfügung gestellt worden. Die Nahrungsmittelhilfelieferungen des WFP mussten in der Hauptsache Notsituationen bedienen.

Nur 800 000 Tonnen wurden im Jahre 1999 zu Gunsten des Entwicklungsprogramms des WFP zur Verfügung gestellt; das sind 23 Prozent der gesamten WEP-Lieferungen. Der Exekutivrat des WFP hat eine größere Konzentration der Lieferungen auf Entwicklungsprogramme gefordert. Auch auf der Sitzung des Nahrungsmittelhilfeausschusses des Internationalen Getreiderates am 12. Juni 2000 in Regina/Kanada wurden die großen Geber aufgerufen, sich im Rahmen der Lieferungen innerhalb der Nahrungsmittelhilfe-Vereinbarung verstärkt des WFP zu bedienen, damit dort der entwicklungspolitischen Variante verstärkt Rechnung getragen werden kann.

Zur Zeit ist die größte Herausforderung die Notsituation am Horn von Afrika, wo sich allein in Äthiopien 8 Millionen Menschen in einer Notsituation befinden.

(Bericht der FAO und des WFP zur Nahrungsmittelsituation in Entwicklungsländern auf der Sitzung des Nahrungsmittelhilfeausschusses des Internationalen Getreiderates am 12. Juni 2000 in Regina/Kanada).