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Fracking in Tunesien #360909
03/12/2013 22:03
03/12/2013 22:03
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Wir haben auf der Rückfahrt am 29.11. mit der Carthage einen Ingenieur aus Trier kennengelernt, der nach mehrmonatigem Aufenthalt in TN nach D zurückfuhr. Er ist für ein internationales Konsortium (Shell, Wintershall etc.) tätig, das die Möglichkeiten der Gasgewinnung in Tunesien, Algerien und Libyen untersucht.

Seiner Aussage nach wird bei dem Gasabbau durch Fracking, welches angeblich längst beschlossen ist, ein neues Verfahren eingesetzt, bei dem im Gegensatz zur bisher üblichen Methode (Einbringen eines Gemisches mit Chemikalien), die z. B. in den USA praktiziert wird, reines CO2 in den Boden verpresst werden und dadurch umweltfreundlicher sein soll.

Angeblich würden die Maghrebstaaten auf ein umweltfreundliches Verfahren bestehen.

Hier einige Links dazu:

http://www.dw.de/fracking-in-tunesien/a-16685053

http://www.deutschlandradiokultur.de/fracking-in-tunesien.979.de.html?dram:article_id=241185

(Allerdings wird in beiden Artikel entgegen der Aussage des Ingenieurs von der Methode mit Chemikalien berichtet)

Re: Fracking in Tunesien [Re: RainerW] #360927
06/12/2013 07:21
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Sagen wir es einmal ganz einfach: Entweder Tunesien tut, was Katar wünscht, oder darf am nächsten Tag bankrott anmelden. In dieser Situation wird die Regierung bzw. diejenigen, die Geschäfte machen, auf so unwesentliche Details wie Umweltfreundlichkeit nur wenig Aufmerksamkeit legen. smile

Andererseits ist ein Großteil von Tunesien für Landwirtschaft wenig geeignet bzw. "Ödland" (und die meisten Gebiete mit Bodenschatzförderung gehören dazu) - da würden sich auch umeweltschädliche Verfahren nur wenig bemerkbar machen.

Re: Fracking in Tunesien [Re: Frogger] #360929
06/12/2013 16:47
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Ich sehe das genauso. Da die tunesischen Banken kaum noch über Devisenreserven verfügen, bleibt der Regierung gar nichts anderes übrig, als Rechte an Bodenschätzen an international operierende Konzerne abzugeben, da dem Land selbst das Knowhow fehlt, diese Ressourcen auszubeuten. Die Frage der Ausbeutung stellt sich nicht, bei der herrschenden Wirtschaftslage gibt es keine Alternative, es wird gemacht.

Re: Fracking in Tunesien [Re: RainerW] #360948
09/12/2013 06:26
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Was Du meinst, sind wahrscheinlich die Eigenkapitalreserven - die fehlen den Banken in Tunesien, besonders, weil viele von ihnen nicht oder schlecht einbringbare Kredite vergeben haben. Die notwendige Rekapitalisierung der Banken wird auf Hunderte Milliarden geschätzt, die der Staat bald lockermachen muß.

Devisen werden den Banken (und Firmen) durch die Zentralbank zugeteilt, der derzeitige Devisenbesitz der Zentralbank beläuft sich auf etwa 3,5 Import-Monate, also auf die Menge, die Tunesien für dreieinhalb Monate durchschnittlichen Import aufwenden muß. Das ist kein schlechter Wert, selbst in früheren Jahren beliefen sich die Reserven nur auf 4-5 Monate, der niedrigste Wert der letzten Jahre war um die 90 Tage, wenn ich mich recht erinnere, Ende 2012. Die Devisenreserven werden durch ausländische Kredite immer wieder aufgefüllt, doch diese Kredite werden nicht mehr unbegrenzt lange und in unbegrenzter Höhe fließen, wenn sich die politischen und wirtschaftlichen Bedingungen im Land nicht durchgreifend ändern ... womit leider nach derzeitigem Stand nicht so bald zu rechnen ist.

Kurz gesagt, lebt Tunesien von diversen Krediten und ansonsten von der Substanz (fortschreitende Abnutzung staatlicher Güter, Geräte, Ausstattungen, etc.). Das kann nicht lange gutgehen, und selbst wenn sich baldigst etwas ändert, wird es dennoch einige Zeit dauern, bis genügende Ersatzinvestitionen getätigt (und finanziert) sind. Vermutlich wird sich das im Laufe des(r) nächsten Jahre(s) noch ausgeprägter zeigen.

Re: Fracking in Tunesien [Re: Frogger] #360949
09/12/2013 22:11
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Erst wenn der letzte Baum gerodet
der letzte Fluss vergiftet
der letzte Fisch gegessen ist.....
werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht
essen kann. s84

(indianische Weisheit)


Hier ein interessanter Artikel:

http://www.taz.de/!106780/

Re: Fracking in Tunesien [Re: Soussi] #360950
10/12/2013 00:08
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Gute Infos, danke. Bestätigt eigentlich, was mir der Ingenieur erzählt hat - bis auf das, dass ANGEBLICH ein neues umweltfreundliches Verfahren beim Fracking eingesetzt werden soll!?! Wollte ihm so richtig nicht glauben...

Aber Tunesien hat wohl keine Alternativen, also wird gemacht, was gemacht werden muss, sch[BAD] auf die Umwelt.

Schon vor Jahren fielen uns im Sperrgebiet unterhalb von Remada rudelweise Franzosen auf, die seismische Messungen durchführten

Re: Fracking in Tunesien [Re: RainerW] #360951
10/12/2013 04:27
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Es gibt diverse Verfahren beim Fracking, sie können und werden je nach Möglichkeit (Bodenbeschaffenheit, Umweltbeeinflussung, Kosten) eingesetzt. Da Chemikalien und Wasser entweder im Boden verbleiben oder wieder aufgesammelt und entsorgt werden müssen, werden auch stattdessen Gase (Pentan, Methan, Butan, Kohlenstoffdioxid) eingesetzt, die sich wörtlich in Luft auflösen, allerdings ist dieses Verfahren kostenintensiver als das mit Wasser (es müssen für die Versorgung z.B. meist Extra-Pipelines gebaut werden - dasselbe gilt allerdings in trockenen Gebieten auch für Wasser, so daß der Kostennachteil da etwas geringer ist).
Es gibt diverse Gebiete in Tunesien, die für Schieferextraktion geeignet sind, nicht nur im Süden, sondern auch z.B. südlich von Kairouan.

Tunesien erkundet jedoch auch derzeit die Möglichkeit von Kraftwerken auf Nuklearbasis, um die hohe Energieimport-Rechnung zu senken. In früheren Zeiten wurde Gas von Libyen zu Vorzugspreisen an Tunesien (fast) verschenkt, diese Möglickeit gibt es nun nicht mehr, was der Hauptgrund für die steigende Energierechnung ist.

Re: Fracking in Tunesien [Re: Frogger] #360953
10/12/2013 23:41
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Ich bin erstaunt ob Deines Wissens und danke Dir für die wirklich informativen Fakten!

Re: Fracking in Tunesien [Re: RainerW] #361386
10/10/2014 18:19
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Kostenargumente schlagen oft Sicherheits- und Vernunftsargumente. Fakten sind da leider oft ein Vernebelungsinstrument. Fracking und Atomkraftwerke gibt es schon und sie sind gerne dort einzusetzen, wo die Profiteure dieser Umweltkiller ihren Landsitz haben. Tunesien macht da keine Ausnahme im Spiel der Energieeliten.


al-lisanu mutargim al-qalb -
Die Zunge ist die Ãœbersetzerin des Herzens.