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Re: Was kann man schenken?
[Re: Alina 7ayati]
#356316
04/01/2012 05:47
04/01/2012 05:47
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solche Geschenke mache "ich" hier auch nicht Zumindest nicht "Hotelangestellten" auch wenn es nun Bekannte sind! Ja, ein Tourist macht sich kaum darüber Gedanken, was er mit "Geschenken" anrichtet. Nehmen wir einmal an, daß jemand ein Trinkgeld von 10 Euro an einen Kellner oder ein Zimmermädchen gibt, für die Dauer eines 2wöchigen Urlaubs. Das hört sich für unsere Ohren nach sehr wenig an und vielen Touristen hätten sogar den Eindruck, daß das knauserig ist. Auf der Seite des Empfängers aber stellen 10 Euro bereits mehr als 5%, des normalen monatlichen Lohns (ca. 300 Dinar = 150 Euro) dar. Oder, in anderen Worten, die Bedienung von nur 20 Trinkgeldgebern oder Säuberung von nur 20 Zimmern pro Monat macht sich für ihn genauso bezahlt, als ob er einen ganzen Monat arbeiten geht. Übertragen auf deutsche Verhältnisse ist ein solches Trinkgeld etwa so hoch, als man einem deutschen Hotelbeschäftigten 40-50 Euro in die Hand drückte. Hierdurch entstehen gleich drei Probleme: Zum einen wissen die Hotels um Trinkgeldgaben und können für diese Kräfte die normalen Lohnzahlungen auf einem niedrigen Niveau lassen. Damit aber bleibt auch das Niveau der anderen Arbeitskräfte in vergleichbaren Tätigkeiten gering und der ganze Sektor wird von Verbesserungen bei Lohn und Effektivität entlastet. Zum anderen entsteht bei Mitarbeitern, die nicht direkte Trinkgelder erhalten können, weil sie in Lager, Verwaltung, etc. arbeiten, Neid. Und zum letzten erzielen Beschäftigte, die trinkgeldnah arbeiten, ein überproportional hohes Gesamt-Einkommen bezogen auf die Ausbildung und Berufserfahrung. Dies zieht mehr wenig qualifizierte Personen in diesen Sektor, und verringert am Ende nicht nur den Lohndruck, sondern auch die Qualität und erhöht sogar die Arbeitslosigkeit. Hinzu kommt, daß viele Touristen für Dienstleistungen (Friseur etc.) einen von vornherein höheren Betrag zahlen, weil sie die normalen Preise nicht kennen und dann zu allem Überfluß darauf noch ein hohes Trinkgeld dazulegen. Das monatliche Einkommen für gering qualifizierte Arbeitskräfte liegt bei etwa 300 Dinar (150 Euro), für ungelernte Hilfskräfte darunter und für gut qualifizierte (z.B. Verwaltung) etwa bei 500. In den großen Touristenzentren und großen Städten ist das Lohnniveau tendenziell dabei etwas höher, als in touristenfernen Gebieten, kleineren Städten oder kleinen Touristenzentren. Wohlgemerkt - es geht hier nicht darum, ob man Trinkgeld gibt oder nicht, sondern wie hoch es ist, und dasselbe gilt entsprechend für etwaige Sachgeschenke. Falls diese beiden Gaben unangemessen hoch sind, verzerrt der Tourist das lokale Lohnniveau und u.U. sogar die ganze Gesellschaft mit Folgen, die oben beispielhaft und nicht abschließend genannt sind.
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Re: Was kann man schenken?
[Re: Soussi]
#356317
04/01/2012 06:10
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Deshalb meine Frage was wird z.Z. in Tunesien benötigt?
Gar nichts - denn es gibt in Tunesien so gut wie nichts, was nicht in Geschäften oder als Dienstleistung erhältlich wäre. Daß Waren aus dem Ausland beliebter sind, entspringt allein dem irrationalen Gedanken, daß zum einen in Tunesien und den Nachbarländern nur Schrott, und im Ausland nur hochwertige Qualität produziert wird und zum anderen der gesellschaftliche Status steigt, wenn man etwas hat, was andere nicht haben. Die Frage muß also vielmehr lauten, was eine Person bzw. Familie ganz konkret, gemessen an ihrer aktuellen Lebenshaltung und den Lebensumständen, benötigt. Und da gibt es keine "Richtlinien" die man erstellen könnte, das bei jedem anders. Kinder beispielsweise, die es gewohnt sind, mit Spielsachen zu spielen, freuen sich darüber - diejenigen, die es nicht gewohnt sind, oder in deren Familien die Beschäftigung mit bestimmten Dingen eher abgelehnt wird, werden sie lieblos zur Seite legen oder gegen etwas anders tauschen/verkaufen. Das betrifft schon sehr triviale Dinge - ich kenne eine Familie, um nur ein Beispiel herauszugreifen, in der z.B. Stofftiere aus religiösen Gründen (Abbild des Lebens) verboten sind. Einem Kind dieser Familie ein Stofftier zu schenken, ist also völlig sinnlos und sogar kontraproduktiv. Genauso verhält es sich auch mit Mikroelektronik, die nicht für die Klimaverhältnisse z.B. in der Wüste geschaffen wurde - und genau umkehrt mit Dingen, die in Mitteleuropa als Spielzeug gelten, dort aber sehr nützlich sind (z.B. Solarladegeräte für Telefone, Solarbeleuchtung, etc.). Ob ein solches Mitbringsel dann auch geschätzt wird, ist wieder eine andere Frage - darum: man muß schon eine Person oder Familie sehr genau kennen, um das jeweils richtiges Geschenk aussuchen zu können.
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