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Re: Tunesien: Reise- und Sicherheitshinweise
[Re: Nishba]
#305436
27/05/2009 00:03
27/05/2009 00:03
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Joined: Apr 2006
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Frogger
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Ich bin froh, daß Du das Stichwort "Dimension" nennst. Denn die Dimension ist es, die wirklich anders ist.
Durch terroristische Anschläge sterben weltweit bedeutend wneiger Menschen, als durch "technische Mängel", doch um vor terroristischen Gefahren zu warnen (und angebich davror zu schützen) werden nach meinem Dafürhalten signifikant höhere Geldbeträge verwendet, als zur Vorsorge bzw. Vorkehr technischer Mängel, und noch mehr: Vor den Gefahren eines bloßen Aufenthaltes an einem Platz verschwinden geringer Wahrscheinlichkeit eines Todes wird mit großem Aufwand gewarnt, während bei der Benutzung technischer Mittel (z.B. Transportmittel), wenn überhaupt, lediglich eine Mahnung zu besonnenem Umgang damit erfolgt.
Da wird mit zweierlei Maß gemessen - dem Toten ist es nämlich womöglich egal, ob er ermordet wurde, oder "nur" Opfer eines technischen Versagens geworden ist. Und genau dasselbe wird sich jemand denken, der, wenn es möglich wäre, vor die Wahl gestellt wurde, seinen Tod aus diesen beiden Mögichkeiten herauszusuchen.
Und was bleibt, streng neutral gesehen für den Bürger? Daß die Reise nach Tunesien womöglich mit weniger unvorhergesehenen Möglichkeiten verbunden ist, den Tod zu finden, als die Reise in einem Verkehrsmittel in Deutschland (größere Zug- oder Busunfälle hat es in Tunesien in den letzten Jahren so gut wie keine gegeben) - daß er aber vor dem einen mit dramatischen Worten gewarnt wird, während ihm bei dem anderen versichert wird, daß er sich keine Sorgen zu machen braucht.
Die Möglichkeit der zutreffenden Risikoeinschätzung eines Bürgers wird damit, wohmeinend ausgedrückt, unzulässig manipuliert.
Cui Bono?
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Re: Tunesien: Reise- und Sicherheitshinweise
[Re: Nishba]
#305507
28/05/2009 08:33
28/05/2009 08:33
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Frogger
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...DAS ist dem Toten mit Sicherheit nicht egal...
Nur dann, wenn er sich einen Tod hätte aussuchen wollen. Da ich aber davon ausgehe, daß ein Toter lieber leben würde, wird die Art des Todes irrelevant und nur die Tatsache an sich entscheidet.
Das ist eine Sache, die gerne von Psychologen und Angstforschern untersucht wird - die subjektive und objektive Gefahr, denn es ist nun einmal ein Fakt, daß viele Menschen befürchten, Opfer eines terroristischen Anschlages zu werden, obwohl das etwa so wahrscheinlich ist, wie von einem Blitz getroffen zu werden, während sie die Gefahr, im Haushalt oder Straßenverkehr zu sterben, als wesentlich geringer einschätzen, obwohl sie in Wirklichkeit um ein Vielfaches höher ist.
Und das spielt dann auch hier eine Rolle:
...sondern vielmehr zwischen die Fronten zu geraten. Wenn Gewalt eskaliert macht sie mit Sicherheit nicht Halt vor zwar unbeteiligten aber eben anwesenden Bummeltouristen...
Denn diese Wahrscheinlichkeit ist objektiv gering, und die Wahrscheinlickeit, dabei zu Tode zu kommen, sogar verschwindend gering, weil in einer Aufruhrsituation dies geschieht:
- die Aufrührer wenden sich gegen Autoritäten, namentlich öffentliche Gebäude der Sicherheits- und Kommunikationsstruktur (Polizei, Verwaltungen, Radio, etc.) - Touristen werden aufgerufen sich an zentralen Stellen zu sammeln und dort entweder von nationalen oder Aufrührer-Kontingenten "bewacht" (von der einheimischen Bevölkerung getrennt, um Austausch und Kommunikation zu unterbinden). Je nach Sicherheitslage und Anzahl wird dann die Evakuierung durch ausländische Truppen von dort stattfinden oder ein Verbringen zum Flughafen mit Ausflug organisiert.
Die durch das Fernsehen befeuerten Vorstellungen von Mobs, die zwischen flanierenden Touristen umhertoben, entsprechen nicht der Wirklichkeit, sondern sind seltene, ganz spezielle Situationen, die von den Medien wegen ihres Action-Charakters gerne gezeigt werden und in der Wahrnehmung dann als "üblich" erscheinen. Zudem jeder Tourist, wenn er irgendwo Molotow-Cocktails fliegen oder Autoreifen brennen sieht, sich wohl kaum extra noch dorthin begeben wird (obwohl - da habe ich so meine Zweifel...). Bei der weit überwiegenden Zahl aller Bilder derartiger Situation, die auch "hilflose Zivilisten in Hotels" einschließen, handelt es sich um Reporter, die sich dort befinden, weil sich da befinden wollen und dafür bezahlt werden - zuzüglich diverser Landeskenner, die sich dort aufhalten, weil sie die Situation für bewältigbar halten.
Und auch wenn all dies niemanden davor schützt, ein Opfer zu werden, so hoffe ich doch, dargestellt zu haben, wie objektiv gering eine subjektiv als hoch eingeschätzte "Gefahr" ist - wie gesagt, im tagtäglichen persönlichen Lebensumfeld lauern Gefahren, die es mit einer viel größeren Wahrscheinlichkeit vermögen, jemandem vom Leben in den Tod zu befördern, die aber kennt man und keine Autorität und kein Medium schürt eine kreatürliche Angst davor (wenn dies doch einmal geschieht -> siehe Hysterie um Vogel- und Schweinegrippe, auch da setzt das logische Denken dann aus...).
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Re: Tunesien: Reise- und Sicherheitshinweise
[Re: Frogger]
#305951
04/06/2009 16:27
04/06/2009 16:27
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Joined: Mar 2008
Beiträge: 4,511 Sousse/TN
Uwe Wassenberg
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Die Sicherheitshinweise wurden aktualisiert! Siehe: Allgemeine Themen » Informationen » Reise: Aktuelle Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes http://forum.tunesien.org/ubbthreads.php?ubb=showflat&Number=299716#Post299716[...] Die Sicherheitsrisiken für Reisende differieren von Land zu Land und sind regelmäßig selbst innerhalb eines Landes unterschiedlich zu bewerten. Das Auswärtige Amt empfiehlt daher dringend, die landesspezifischen Sicherheitshinweise zu beachten. Landesspezifische Sicherheitshinweise Das Auswärtige Amt rät bei Aufenthalten in Tunesien – wie in allen Ländern der Region – zu erhöhter Aufmerksamkeit. Es weist insbesondere auf die Gefahren bei Reisen in die Sahara im Grenzgebiet zwischen Tunesien, Algerien und Libyen hin, das südlich der Wüstenoasen Tozeur und Nefta gelegen ist. Von den tunesischen Behörden ausgewiesene Sperrgebiete sollten in jedem Fall gemieden werden. [...] http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Tunesien/Sicherheitshinweise.html
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Re: Tunesien: Reise- und Sicherheitshinweise
[Re: Tenero]
#306317
09/06/2009 10:14
09/06/2009 10:14
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Joined: Apr 2006
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Frogger
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...Die Reisewarnung besagt ja nicht Tunesien nicht mehr zu bereisen, sondern weist lediglich auf eine erhöhte Gefahren Lage hin, wenn ich in Sperrgebiete reise. Diese Warnung wurde früher nicht ausgegeben...
Schau an - da scheint TunisPro ja schneller, und vor allem präziser zu sein, als die Regierung, denn diese Warnung steht da schon seit vielen Monaten:
"In der Grenzzone nach Algerien (Westen und Süden Tunesiens) besteht allerdings eine ERHEBLICHE Gefahr von Entführungen (für Lösegeld). Ganz besonders Fahrten und Wanderungen in den unwirtlichen Gebirgs- und Wüstengebieten in den Grenzgebieten sollten generell unterbleiben, auch in Gruppen! Die üblicherweise in den Hotels angebotenen Pauschal-Touristenausflüge in den Süden Tunesiens sind davon übrigens nicht betroffen - diese Ausflüge führen nicht durch gefährdete Gebiete."
Ich kann es mir allerdings nicht vorstellen, daß der Autor das nur aus Lust und Laune geschrieben hatte, da muß es wohl bestimmte Gründe für gegeben haben. :-)
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Re: Tunesien: Reise- und Sicherheitshinweise
[Re: Frogger]
#306320
09/06/2009 10:23
09/06/2009 10:23
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Schau an - da scheint TunisPro ja schneller, und vor allem präziser zu sein, als die Regierung, denn diese Warnung steht da schon seit vielen Monaten:
Ich kann es mir allerdings nicht vorstellen, daß der Autor das nur aus Lust und Laune geschrieben hatte, da muß es wohl bestimmte Gründe für gegeben haben. :-)
Weisst ja wie das ist in den Foren......da wird viel geschrieben, wichtig gemacht. Kennen wir doch alles ;-) Sich aber aber präziser als die Regierung hinzustellen - naja.... LG Simla *hach, welch ein Zufall, genau dieses Forum hast Du in Deiner Signatur. Sowas. Was sind denn die Gründe, warum Du das dort geschrieben hast?*
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Re: Tunesien: Reise- und Sicherheitshinweise
[Re: LOE110119]
#306321
09/06/2009 10:50
09/06/2009 10:50
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Joined: Apr 2006
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Frogger
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...Ich wäre schon gern informiert, wenn die El-Qaida oder sonst wer mit gezielten Anschlägen droht!...
Ich auch - vorausgesetzt, es gibt so etwas wie "Al Qaida" überhaupt, da handelt es sich nämlich mittlerweile vielmehr um einen Sammelnamen verschiedener autark operierender Zellen unter einer vom operativen "Geschäft" abgekoppelten Propagandaebene, die weder Einfluß noch Befehlsgewalt auf Gruppen außerhalb ihres direkten räumlichen Einflußbereiches hat.
In Tunesien geht es allerdings nicht um Anschläge, sondern um Entführungen durch algerische, islamistische Oppositionsgruppen (die es schon gab, bevor der Name "Al Qaida" geboren wurde, der für ein Trainingscamp in Afghanistan während der russischen Besetzung stand).
Eine dieser Gruppen, die frühere GSPC (Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf) heißt seit 2007 zwar "Al-Qaeda-Organisation des islamischen Maghreb", was aber nicht heißt, daß außer dem Namen tatsächliche Verbindungen bestehen. Die GSPC war die einzige große Gruppe, die nach dem Friedensangebot durch den algerischen Präsidenten 2002 (nach dem Bürgerkrieg) in den Untergrund ging und sich hauptsächlich in den Gebieten im Süden und Osten Algeriens aufhält (= an den Westen und Süden Tunesiens angrenzend). Sie stehen in Verbindungen zu ähnlichen Gruppen in Marokko und Tunesien und haben mehrere Bombenanschläge in Marokko und Algerien (z.B. 2007) verübt,die sich aber nicht gegen Touristen, sondern gegen Regierung und Polizei richteten. Zur Finanzierung werden zuweilen Touristen, die im Süden von Algerien unterwegs sind, aufgegriffen (z.B. eine größee Gruppe im Jahre 2003) und Lösegeld verlangt. Die Gruppe hat Anhänger auch in anderen an die Sahara angrenzenden Staaten und bewegt sich weitgehend ungehindert in diesem Gebiet.
Das den Reisewarnungen offenbar zugrundeliegende Video vom Januar 2009 enthält eine von einem deutschen "Al Qaida Kämpfer" gesprochene Nachricht, in der Deutschland aufgefordert wird, die "Wir-verteidigen-Deutschland-am-Hindukusch"-Truppen, die dort am Angriffskrieg beteiligt sind, aus Afghanistan abzuziehen und für den Weigerungsfall mit Anschlägen gedroht. Da ber, wie ich oben schon schrieb, die "Propagandaebene" von der "Operationsebene" außerhalb Afghanistans und Pakistans abgekoppelt ist, handelt es sich de facto lediglich um einen Aufruf an die autarken Gruppen "vor Ort", die daraufhin etwas unternehmen werden, oder auch nicht.
Daraus und aus der oben beschrieben latenten Situation in der Sahara eine konkrete Gefährdung für Deutsche in tunesischen Hotelanlagen abzuleiten, halte ich persönlich für etwa weit gegriffen - und meine Einschätzung wird ja auch durch die mittlerweile erfolgte Änderung der Formulierung durch die Bundesregierung bestätigt.
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