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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: Susi_Majnouna]
#312101
14/08/2009 23:55
14/08/2009 23:55
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Joined: Aug 2009
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faluta
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wahrscheinlich ist es nicht dasselbe, aber ich muss hier einfach meinen Senf hinzugeben Ich habe vor einigen Jahren in TN gelebt, damals hat mein Daddy entschieden, dass es besser wäre wenn meine Mum und ich in TN leben würden, damit ich nicht auf die schiefe Bahn komme (naja eigentlich war der Mist auf dem Haufen seines besten Freundes gewachsen) Ich bin dort zur Schule gegangen und wir haben in unserem schönen Haus gewohnt. Alles in allem haben wir uns beide sehr gut zurecht gefunden. Ich habe mein Abi Fachbereich Literatur mit Auszeichnung gemacht und es ging uns auch finanziell gesehen sehr gut. Nur eines hat mir wirklich gefehlt: Zuhause. Es half alles nichts, zuhause hab ich mich dort nie gefühlt Es gibt ein arabisches Zitat dazu (ich meine es war IbnKhaldoun) Elgharib huwa men fi daouletihi gharib (Fremd ist der, der sich in seiner Heimat fremd fühlt) Ich schätze es wahr wohl so bei mir. An sich finde ich den Gedanken dorthin auszuwandern vom finanziellen her gar nicht so abwegig. Mit ein bisschen Grips kann man sich in TN sehr wohl heute noch eine Existenz aufbauen, dort ist halt alles noch im Aufbau. Aber genau das ist halt auch der Knackpunkt. Es ist alles noch im Aufbau, sprich man muß bereit sein zurückzustecken, leider in allzuvielen Bereichen. Dazu gehört z.B. (alle TNier mögen mir jetzt bitte gnädig sein, dass ich sowas laut ausspreche) dass du als deutsche eben trotz allem immer die gauria bleiben wirst. Dinge die für eine TNierin u.U. durchaus als normal gelten, werden bei dir mit Unmut beobachtet. Alles was du tust oder sagst wird sofort auf die Goldwaage gelegt. UND: es sind nicht nur die TN Männer, es sind vor allem die TN- Wei... Meine beste Freundin ist TNierin seit 11 Jahren mit TNier verheiratet beide leben in D-. Ihr Schwager ist seit 16 Jahren mit einer Deutschen verheiratet, lebt auch in D. Sogar sie sagt dass ihre deutsche Schwägerin einen schweren Stand in der Familie hat. Willst du in TN leben und akzeptiert werden, dann musst du dir das Verhalten deines Gegenübers aneignen. Ich bin bei der Familie meines Mannes früher sehr häufig angeeckt, seit ich mir (nur bei denen) deren Verhalten zugelegt hab, traut sich keiner mehr was Die Zeit in TN hat mich hart gemacht, im nehmen als auch im austeilen
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: bandy]
#312280
16/08/2009 02:52
16/08/2009 02:52
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faluta
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Es ist auch nichts unüberlegtes und da ich auch halb und halb bin habe ich keine Probleme dort. Im Gegenteil ich fühle mich dort eher zu Hause wie hier in Deutschland.
Wassalam
Ich würde mal behaupten halb und halb ist DASSchlüsselwort. Solange du dich mit der Sprache, den Traditionen und den Verhaltensweisen eines Volkes auskennst, kannst du dich auch einfügen. Kommst du aber blauäugig im warsten Sinne des Wortes in ein fremdes Land dessen Sprache du nicht mal mächtig bist Es heißt ja nicht umsonst: men hafidha loughata qaoumin emina scharrahoum (wer die Sprache eines Volkes beherrscht ist vor deren Unmut sicher) Ich will keiner Frau Angst vor einem Leben in TN machen, ich will nur, dass jede sich genau darüber im klaren ist, dass das Leben dort nicht Urlaub ist. Bsp.: Viele D-Frauen erzählen, dass ihr TN-Ehemann in D ein Engel auf Erden war, aber als sie nach mehreren Jahren Eheleben in D nach TN übergesiedelt sind, er sich verändert hat. Dazu kann ich nur erwidern: Aufwachen: ER hat sich nicht verändert. Er war schon immer so. Er hat sich nur die ganzen vergangenen Jahre an das Leben in D angepasst. Dasselbe erwartet er nun von IHR. Nur ist IHR dies nicht bewusst, SIE glaubt, alles ist so wie bisher. ER hingegen fühlt sich von IHR im Stich gelassen, hat er sich doch die ganzen Jahre ihretwegen so bemüht sich in D einzufügen und nun will SIE sich nicht um IHN bemühen Versteht ihr die Logik? Ich will auch bestimmt nicht die TN-Männer verteidigen, ich versuche nur den Konflikt in seine Ursprünge zu verfolgen. So sind viele D-TN Ehen nach mehreren Jahren abrupt zu Ende gegangen. Ich finde auch nicht dass eine Deutsche Frau ihre Identität aufgeben muss und alles nach den Vorstellungen ihrer neuen Familie machen sollte, nein, ganz und gar nicht. Aber man sollte halt offen miteinander reden. Solche Konflikte werden sich nicht vermeiden lassen, aber man kann ihnen die Ecken und Kanten abpfeilen... wenn ihr versteht was ich meine. Und hier ist allererstes Gebot: SPRACHE SPRECHEN! SPRACHE VERSTEHEN! Viele Konflikte existieren bloß weil sich Barrieren aufbauen die auf Missverständnisse beruhen
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: faluta]
#312285
16/08/2009 04:42
16/08/2009 04:42
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Barbara
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Hallo faluta, ich weiss nicht, welchen Vorteil hat man durch halb und halb? Man kennt zwar die Sprache, die Tradidion ,ect. aber sonst? Dieses würde zwar ein Leben dort erleichtern, aber wäre es dadurch ein easy life? Gerade wenn man ein Leben in D gewohnt ist? Ob halb und halb oder Ganz oder garnicht. Wo allein das Kindergeld hier oft den Grossteil eines Einkommens dort ausmacht? Traditionen ,ect, kann da jede irgendwie mit sich vereinbaren können, ob sie aber entbehren können, im Gegensatz zu D , ist eine andere Sache. Kleinigkeiten, um die man sich hier evt. keine Gedanken macht, sind dort eine Grossausgabe. Ich weiss wovon ich spreche, hab ich alles durchgemacht.
Suzann
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: faluta]
#312287
16/08/2009 05:38
16/08/2009 05:38
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...Kommst du aber blauäugig im warsten Sinne des Wortes in ein fremdes Land dessen Sprache du nicht mal mächtig bist...
... und triffst autofahrend einen Polizisten, dann ist der von den blauen Augen und der nicht vorhandenen Kommunkationsbasis so beeindruckt, daß er Dich alsbald weiterwinkt. :-)
Ich erinnere mich da an einen, der mir zunächst wortreich in arabisch und französisch erkären wollte, was ich falsch gemacht hatte - aber da ich leider nur deutsch spreche, gab er schließlich resignierend auf.
Manchmal aber macht es auch Spaß, sich zu unterhalten - wie mit dem, der mich wegen telefonieren beim Fahren angehalten hatte, und den ich während der folgenden 5 Minuten auf etwa 10 vorbeifahrende telefonierende Autofahrer, die er nicht anhielt, aufmerksam machen konnte. Das fand er so nett, daß er mich dann ohne Geldzahlung weiterfahren ließ. :-)
Oder der, dem ich zunächst 20 Dinar zahlen sollte, weil ich in Tunis bei Gelb eine Kreuzung überquert hatte. Der fragte mich dann, wo ich das Geld einzahlen wolle und als er hörte, daß ich nicht aus Tunis komme, sondern normalerweise im Süden unterwegs bin, erklärte er mir, daß er wüßte, daß im Süden anders gefahren würde, doch in Tunis andere Verkehrsregeln gelten würden, die man einhalten müsse ... beim nächsten Mal! Und schon hatte ich wieder 20 Dinar gespart.
Allerdings kann man auch auf Polizisten treffe, die Touristen hassen, da kann es dann schon zum Showdown mitten auf der Straße mit gezücktem Schlagstock auf der einen und erhobenen Fäusten auf der anderen Seite kommen - da wäre es wohl doch besser gewesen, wenn man mit blauen Augen die Landessprachen nicht beherrschen würde. :-)
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: Barbara]
#312291
16/08/2009 12:04
16/08/2009 12:04
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Joined: Aug 2009
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faluta
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Hallo faluta, ich weiss nicht, welchen Vorteil hat man durch halb und halb? Man kennt zwar die Sprache, die Tradidion ,ect. aber sonst? Dieses würde zwar ein Leben dort erleichtern, aber wäre es dadurch ein easy life? Gerade wenn man ein Leben in D gewohnt ist? Ob halb und halb oder Ganz oder garnicht. Wo allein das Kindergeld hier oft den Grossteil eines Einkommens dort ausmacht? Traditionen ,ect, kann da jede irgendwie mit sich vereinbaren können, ob sie aber entbehren können, im Gegensatz zu D , ist eine andere Sache. Kleinigkeiten, um die man sich hier evt. keine Gedanken macht, sind dort eine Grossausgabe. Ich weiss wovon ich spreche, hab ich alles durchgemacht.
Suzann Liebe Suzann, das Leben ist weder hier noch dort ein Zuckerschlecken. Aber das müsste eine jede von uns eigentlich von sich aus wissen frei à la 'ca va sans dire'. Was ich meine ist, wenn jemand mit dem Gedanken spielt auszuwandern der sich weder mit den Gepflogenheiten noch mit der Sprache das Landes auskennt, dann muss man meiner Meinung nach sich über Konflikte nicht wundern, denn die sind dann Programm. Halb und halb ist deshalb dass Schlüsselwort, weil du zumindest deine eigene Familie um dich herum hast. Sprich: du bist nicht dem Wohlwollen seiner Famliy ausgeliefert. Zudem hast du den Vorteil Sprache und Kenntnis der Gepflogenheiten. Dir kann dann keiner mehr was vormachen... See what I mean... Das Auswandern finanziell gesehen auch in einem Fiasko ändern kann, das ist nicht nur in TN so, du könntest auch in die V.A.E auswandern und das ganze endet in einem finanziellen Fiasko... hab ich alles schon gesehen. Ich hab aber auch ne Freundin die von TN mit ihrem Mann nach Qatar ausgewandert sind. Beide Lehrer an Hochschulen beides Tunesier d.h. der arabischen Sprache und des Islam mächtig. Doch sie hatten in den ersten 5-7 Jahren massive Probleme. Da war zum einen: Die Gepflogenheiten in Qatar sind nun mal ganz anders als in TN (dort gilt man TNier schon fast als Europäer), dann war keine Familie vor Ort die sie unterstützen konnte usw... Finanziell muss jeder wissen wo er sich bewegt, ich kenne die Kontostände und deren Ausgabeverhalten nicht, aber ich kenne das Leben dort und das hat mehr als nur die Sonne, Sand, Meer Seiten... Wie gesagt: Mei Meinung ghört mia, wer se bhalta will, isch selbscht Schuld!
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: faluta]
#312292
16/08/2009 12:09
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Alina 7ayati
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: Susi_Majnouna]
#314713
06/09/2009 00:23
06/09/2009 00:23
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aaaaa
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Hallo zusammen, wir (tunesisch-deutsche Familie mit 1 Kind) sind vor einem Jahr nach Tunis ausgewandert. Ich bin in Deutschland von einer Firma angesprochen worden, die eine deutsche Geschäftsleitung für ihre Firma in Tunis suchten. Da ich immer mal für eine Zeit ins Ausland wollte, bot sich diese Gelegenheit natürlich an, auch wenn ich nie nach Tunesien wollte. Bedingung war gut, Job für mich und dann zufälligerweise auch Job für meinen Mann. Unser Sohn damals 5 Jahre alt, einfach eine gute (sichere) Gelegenheit das mal auszuprobieren. Ich sprach und spreche immer noch nicht fliessend Arabisch oder Französisch, aber hatte damals schon wenigstens ne Base, zur Not auch selber was regeln zu können. Hab aber noch nen Intensivkurs in Paris gemacht und hier auch direkt einen Franz. Lehrer gesucht. Das Jahr war alles andere als leicht, obwohl die Voraussetzungen so gut waren/sind. Ich kannte Tunesien schon von meinen vielen Urlauben. Trotzdem ist es etwas total anderes, wenn man hier dann leben möchte. Haussuche war nicht so problematisch, einfach nur genauso nervig wie in einer deutschen beliebten Großstadt. Sehr anstrengend sind die ganzen alltäglichen Sachen. Reparaturen, Wasser, Strom, Telefon regeln und bezahlen (hier ist nix mit Einzugsermächtigung, Dauerauftrag oder Überweisung...). Anstrengend war es eine Vorschule für meinen Sohn zu finden, da das hier allem nicht dem entspricht, was ich aus Deutschland kannte und schätzte. Die Umstellung für mich war ok, unser Sohn hat sehr gelitten. Es fehlten und fehlen ihm immer noch seine Freunde, die Spielplätze, das Besuchen und Übernachten etc. Die Umstellung für meinen Mann war und ist härter als für mich. Die Arbeit hier ist hart. Auf eine andere Weise als in D. Ich bin es gewohnt viel zu arbeiten und unter Streß zu arbeiten. Aber hier mit der Verlogenheit klar zu kommen, dass man niemandem vertrauen kann, das ständige Gemauschel, die eigenartigen Dinge, die ständig passieren, das ist hart. Ebenso der Weg zur Arbeit und zurück. Wenn man jeden Tag in diesem Verkehr hier unterwegs sein muss und jedes Mal das Herz mehrmals aussetzt und man sich nicht sicher ist heile anzukommen, macht mich wahnsinnig. In D bedeutete der Weg von der Arbeit abschalten. Die Arbeit hinter mir lassen. Den Weg genießen. Hier bedeutet er Angst um die Gesundheit ;O) Es war damals total offen, wie lange wir hier bleiben. Wir können gehen, wenn wir wollen. Wir können bleiben so lange wir wollen und die Firma bestehen bleibt. Aber es ist uns schon klar, dass wir nicht für immer bleiben wollen. 2 Jahre noch durchhalten, das ist angepeilt. Ich bereue diesen Schritt nicht. Es sind Erfahrungen, die wir sammeln. Mein Sohn und ich lernen Sprachen und Kultur. Meinem Mann, der immer zurück wollte ist aufgegangen, dass D trotz aller Mängel doch sehr schätzenswert ist. Mir hilft es meinen Mann besser zu verstehen. Er ist zwar in D geboren aber vor allem in TN aufgewachsen. Würde ich es wieder machen? Ja. Aber tatsächlich auch nur unter diesen Bedingungen, dass mind. einer von uns einen guten Job hat. Ich habe hier nun auch andere Beispiele kennengelernt. Frauen, die zu ihren Habibis gegangen sind, ohne Job und ohne Sprache. Deutsche Paare, die von einem Leben in der Sonne geträumt haben. Das kann ich nicht empfehlen. Tunesien ist kein Einwandererland. Nichts wird einem leicht gemacht. Man wird nicht unterstützt, sondern hier wird einem alles schwer gemacht. Das hinzukriegen bedarf Sprache und Unterstützung von Menschen, denen man 100%ig vertrauen kann (in der Regel nur die engste Familie). Wenn man von einer deutschen Firma entsendet wird und von denen alles erledigt wird, dann ist es natürlich viel einfacher. Solche Freunde haben wir lustigerweise vom ersten Tag an gehabt und ich habe sie drum beneidet, dass sie sich nicht selber um die Autozulassung kümmern mußten, nicht um die KV, nicht um die Wohnung etc. Ach ja, mein Sohn ist in einer sehr einfachen tunesischen Privatschule, da ich es ihm nicht schwerer machen wollte als eh schon und er ja Arabisch schon konnte. Da lernt er jetzt Arabisch, Französisch und ein bißchen Englisch. Da wir zuhause nur Deutsch sprechen, deutsche Freunde haben, er seine deutschen Serien im Kika weiterguckt, innerhalb eines Jahres 4 Mal in D war und kräftig mit seinen Freunden und Großeltern skypt hat sich sein Deutsch weiterhin entwickelt und verbessert, so wie es auch in D gewesen wäre. Da gibt es also bei uns kein Problem. Arabisch spricht er, wenn auch ein bißchen eigenartig, da er bspw. das R nicht rollt und Franz versteht er mittlerweile auch schon ganz gut. So, ich hoffe ich konnte ein wenig Informatives beitragen.
Liebe Grüße
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: faluta]
#317427
10/10/2009 18:49
10/10/2009 18:49
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oirwasa
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Hallo miteinander, ich möchte auch etwas zu dem Thema beitragen. Ich habe 7 Jahre in TN gelebt.Ich bin deutsch, mein Mann Tunesier, selbständig. Wir hatten keine finanziellen Sorgen. Ein Traumhaus am Meer. Aber trotzdem war es eine sehr ambivalente Zeit.
Auch mich hat Tunesien hart gemacht. Ich lernte, daß die entgegengebrachte Freundlichkeit nicht gleichen Inhalts ist wie in D. Nur hier kenne ich die Spielregeln und lasse mich nicht so schnell verletzen. Noch nie ist mir im Leben so viel Neid begegnet wie in TN, der bis dahin geht, Werte zu zerstören oder zu entwenden, obwohl man selbst damit gar nichts anfangen kann. Hauptsache, der andere hat sie nicht. Zitat einer Freundin: wenn hier jemand nett zu Dir ist, dann fragt er sich "was nützt du mir".
Ich mußte lernen, daß ich, wie es gesagt wurde, immer ein "barrani", ein Aussenseiter, eine Reingeschmeckte sein werde, obwohl ich Arabsich und Franz. spreche.
Heute weiß ich, ich werde dort nie eine Freundin haben in dem Sinn, was wir unter Frauenfreundschaft verstehen. Offener Austausch über Sorgen, Angst u. Probleme sind unüblich, unverstanden und werden abgeblockt. Gespräche allzuoft sehr oberflächlich. Einsamkeit ist die Folge.
Wer damit leben kann, wer seinem Leben eigene, von der Gesellschaft unabhängige Werte und Sinn gibt und daraus Zufriedenheit zieht, kann dort gut leben. Nichts erwarten, auf sch selbst bauen. Dann geht's. Ich bin traurig nach den Erfahrungen, weil das Land schön ist und viele Menschen gut. aber wir leben inzwei Welten.
Für alle Interessierte: es gibt eine Gruppe der in tn. lebenden deutschen Frauen, die sehr aktiv ist: AFART ( association des femmes allemands residatens en Tunisie. Tel. 00216-61-740128 Viel Glück allen, die es versuchen wollen!
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: oirwasa]
#317480
12/10/2009 01:18
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[quote=oirwasa]Hallo miteinander, ich möchte auch etwas zu dem Thema beitragen. Ich habe 7 Jahre in TN gelebt.Ich bin deutsch, mein Mann Tunesier, selbständig. Wir hatten keine finanziellen Sorgen. Ein Traumhaus am Meer. Aber trotzdem war es eine sehr ambivalente Zeit. Auch mich hat Tunesien hart gemacht. Ich lernte, daß die entgegengebrachte Freundlichkeit nicht gleichen Inhalts ist wie in D. Nur hier kenne ich die Spielregeln und lasse mich nicht so schnell verletzen. Noch nie ist mir im Leben so viel Neid begegnet wie in TN, der bis dahin geht, Werte zu zerstören oder zu entwenden, obwohl man selbst damit gar nichts anfangen kann. Hauptsache, der andere hat sie nicht. Zitat einer Freundin: wenn hier jemand nett zu Dir ist, dann fragt er sich "was nützt du mir".
Hallo O, lebe gerade auch in T, aber im Süden...und Du, wo hast DU gelebt? hast Du 7 Jahre am STück in TN gelebt? Und konntest DU von Anfang an Tunesisch-Arabisch bzw. wie hast DUs gelernt? Habe das hier nie so erlebt, wie DU es beschreibst...und es tut mir leid für Dich. Bei mir ist das Problem, dass ich keine Arbeit finde. Hattest DU eine und was?
lg,anchadia
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: oirwasa]
#317481
12/10/2009 01:20
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1Ich mußte lernen, daß ich, wie es gesagt wurde, immer ein "barrani", ein Aussenseiter, eine Reingeschmeckte sein werde, obwohl ich Arabsich und Franz. spreche.
2Heute weiß ich, ich werde dort nie eine Freundin haben in dem Sinn, was wir unter Frauenfreundschaft verstehen. Offener Austausch über Sorgen, Angst u. Probleme sind unüblich, unverstanden und werden abgeblockt. Gespräche allzuoft sehr oberflächlich. Einsamkeit ist die Folge.
3Wer damit leben kann, wer seinem Leben eigene, von der Gesellschaft unabhängige Werte und Sinn gibt und daraus Zufriedenheit zieht, kann dort gut leben. Nichts erwarten, auf sch selbst bauen. Dann geht's. Ich bin traurig nach den Erfahrungen, weil das Land schön ist und viele Menschen gut. aber wir leben inzwei Welten. Viel Glück allen, die es versuchen wollen! Zum 1. muss ich sagen, dass sie mich das nie wirklich spüren lassen, eher das gegenteil, sie versuchen stets mich zu integrieren, auch wenn ich leider noch nicht alles verstehe. 2. denke schon, wenn man will, kann man Freudinnen hier haben und die Leute sind eher bereit, was zu erzählen, wenn man sie häufiger sieht und reden dann schon über Probleme wemm Vertrauen besteht... 3. Trotzdem gibt es manche Sitten, Mentalitäten und Vorkommnisse, weshalb ich dann doch Deinem 3 punkt hier zustimmen muss: "wer seinem Leben eigene, von der Gesellschaft unabhängige Werte und Sinn gibt und daraus Zufriedenheit zieht, kann dort gut leben. Nichts erwarten, auf sich selbst bauen." Und dennoch, ist das in Deutschland nicht anders. Oder welche Erfahrungen haben DU und Dein Mann in D gemacht? Würde mich interessieren, da wir uns manchamal überlegen in die EU zu gehen. Liebe Grüße, anchadia schreibe gerne auch PM, wenn Du möchtest Alles gute
Last edited by anchadia; 12/10/2009 01:29.
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: LOE120908]
#317493
12/10/2009 11:06
12/10/2009 11:06
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Mahdia_haeti
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Also ich kann mir durchaus vorstellen dass die Sache so läuft wie Oirwasa das schreibt. Seeeeeeehr gut sogar!!!!!!
Denn ich habe auch schon festgestellt, man hat dort viele Freundinnen, solange man in D lebt und immer was mitbringt. Bringt man nix mehr mit, weil eben andere Dinge wichtiger sind als die halbe Stadt zu versorgen, dann sieht man schnell wieviele Freund(e)innen man noch hat. Auch selbst mein Mann hat das festgestellt obwohl er dort fast 30 Jahre gelebt hat, und dem einen Riegel vorgeschoben. Ich weiss mittlerweile auch schon, ohne dort zu leben, auf wen ich mich verlassen kann und wer mir am Allerwertesten vorbeigehen kann. Die werden von mir auch nix erfahren ausser Lebes und Hamdulileh. Denn *tratschweiberig* sind die Tunesierinnen viel mehr noch als die Deutschen...
Als Aussenseiterin fühle ich mcih dort auch nicht, werde auch nie als diese gesehen oder behandelt. Dennoch ist mir das gegenüber anderen Deutschen Frauen auch schon oft aufgefallen, vielleicht weil sie die Sprache nicht sprechen oder sich nicht so sehr an die Gepflogenheiten halten (wollen/können-vielleicht auch aus Nichtwissenheit??). In unserer Familie ist das aber in keinster Weise so, da alle meine Schwager deutsch mehr oder weniger verstehen und reden, die meisten fast fliessend, und die Eltern im allergrößten Notfall dann auch immer jemand zum übersetzen haben. Und der Schutz der Familie ist uns deutschen Schwägerinnen in der Familie sowieso immer gewiss...so empfinde ich es jedenfalls.
Wenn ich inchallah dort leben werde, werde ich auf keinen Fall ohne finanzielle Absicherung dort für immer bleiben. Das heisst einerseits müssen wir dort Arbeit haben, oder/und die Rente/Pension ist uns sicher.... Das gleiche gilt auch für mein Haus. Da gibt es viele Dinge die eben sein müssen, und ohne die ich genauso wie mein Mann nicht ja sagen werden....Ich will mich schliesslich nicht zum Nachteil entwickeln...und der Komfort den ich hier habe muss dort auch sein. Obs den Tunsis passt oder net. Möglich ist alles dort auch wie hier zu haben, also ists nur ne Frage der Zeit und des Geldes.... Da wir noch genug Zeit haben, ist auch die Sache mit dem Geld machbar....
So schönen Arbeitstag Yvonne
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: LOE120908]
#317514
12/10/2009 14:32
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oirwasa
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Willstätt
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hallo anchadia, ich habe an der Nordküste gelebt, auf dem Land, keine Hotels in der Nähe. Arabisch habe ich in der VHS vorher gelernt. Mit der Hochsprache selbst kannst Du wenig anfangen. Tunesisch ist in Worten und Grammatik (umkleidete Verneinung mit ma..schä.. oft weit davon entfernt. Trotzdem ist es richtig und wichtig, diesen Schritt zu gehen für das Erlernen der Schrift, des grammatischen Herangehens und für das Verstehen amtlicher und öffentlicher Mitteilungen, z.B. FS-Nachrichten. Es erleichtert Dir, selbst einiges zu entschlüsseln. Soweit mir bekannt, gibt es kein richtiges Lehrbuch für tunesisches Arabisch. An den Schulen wird auch Hocharabisch unterrrichtet.
Noch ein Wort zu Einsamkeit, dem Angenommen werden. Natürlich kann ich mit jedem und jeder einen samll talk machen. Das verstehe ich aber nicht unter Eingliederung. Ich habe festgestellt, daß ich mit meinen Interessen eher anecke. Frau macht so etwas nicht. Ich lese und schreibe viel, bin geschichtlich u. politisch interessiert, auch für Pädagogik und Medizin (Psychologie und Psychiatrie). Selbst unter Akademikern habe ich festellen müssen, daß Interessen das eigene Fachgebiet selten überschreiten.
Bei Frauen habe ich kanstatieren müssen, daß Probleme schnell mit einem "das wird schon, inscha'Allah, ach, schid fie Allah beiseite geräumt werden. Es gab Probleme mit einem Kind, was uns recht verzweifelt gemacht hat. Der "muadel", der Notendurchschnitt der eigenen Kinder war aber stets wichtiger, wenn ich in Gesprächen auf dieses Thema kam. Ich fühle mich nicht ernt genommen, geschweige denn verstanden.
Ich denke folgendes: Tunesier leben wie alle arabischen Völker mehr oder weniger familien-centriert. Die Familie/Sippe ist alles, die Gesellschaft unwichtig. Eine verständliche (Über-)lebensstrategie unter nomadischen Bedingugen. Das Denken ist geblieben. Alles Persönliche bleibt nur in der Familie. Und innerhalb der Familie gibt es eine harte Hierarchie, die Schwiegertochter, dazu noch eine Ausländerin, ist die letzte in der Kette. Das führt auch zu einer gewissen Distanzlosigkeit. Was Dir gehört, gehört auch mir. Schränke weden selbstverständlich geöffnet, probiert, teils angeeignet. Die Trennung von dein und mein findet kaum statt aus obigem Grunde.Besitz ist Besitz der Familie, nicht privat.
Wir haben eine andere Sozialisation in Europa. Bei Verlassen des Elternhauses leben wir "neu" in einer eigenen Familie mit eigner Identität und Integrität. In TN bleibt Frau immer Teil ihrer Herkunftsfamilie, so wie er, woraus sich Rechte der Familie ergeben. Auch ihr Anspruch, nach Scheidung oder Verwitweung ins Elternhaus zurückkehren zu können oder gar zu müssen.
Nicht gut, nicht schlecht, nein, aber anders und schwer für uns. "mein" Mann gehört nicht mir sondern zuerst seiner Familie... u.s.w. Das Problem stellt sich aber erst in TN, nicht, wenn ihr hier lebt.
Die Probleme liegen viel, viel tiefer und sind auch eigentlich nicht lösbar sondern nur zu akzeptieren. An äußeren Hindernissen bin ich nicht gescheitert. Als ich dort war, zu Beginn in einer Oase, gab es fast nichts. Das war eher eine Herausforderung, lebenspraktische Lsöungen zu finden und hat sogar Spaß gemacht.
Herzliche Grüße oirwasa
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: oirwasa]
#317564
12/10/2009 23:40
12/10/2009 23:40
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Beiträge: 3,077 Baden Württemberg
Mahdia_haeti
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Baden Württemberg
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Nabend, ich bin in den meisten Punkten deiner Meinung, und denke dass es sicher oft so ist, aber nicht bei allen.... und zum Thema ...die Schwiegertochter, dazu noch eine Ausländerin, ist die letzte in der Kette. kann ich dann ja nur froh sein dass meine Schwiegermutter von bis jetzt 5 verheirateten Söhnen 4 deutsche Schwiegertöchter hat...zwinker. Und die eine tunesische meine allerbeste Freundin und Arabisch-Lehrerin ist... Scherz beiseite ich weiss was du meinst und kann nur sagen, wenn man sich nicht durchsetzt hat man verloren... Aber am wichtigsten ist es dort doch noch immer (also für mich jedenfalls) die Tür hinter sich schliessen zu können und sagen zu können : DIE 4 Wände sind meine!!!! ob Ferienwohnung, eigene Wohnung oder das eigene Haus, spielt keine Rolle....Hauptsache man ist alleine....Und meine Schränke macht keiner auf dens nix angeht....weil dat jieb ärscher.... Bischen deutsch bin ich dann immer noch... ps oriwasa: bist du aus der Ortenau??? und wie gings denn dann eigentlich mit euch weiter als ihr hier her zurück kamt????
Last edited by Mahdia_haeti; 12/10/2009 23:42.
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: oirwasa]
#317566
12/10/2009 23:57
12/10/2009 23:57
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Frogger
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...Tunesier leben wie alle arabischen Völker mehr oder weniger familien-centriert. Die Familie/Sippe ist alles, die Gesellschaft unwichtig...
Ich betrachte das umfangreicher und nenne es "Zwiebelschalenmodell" - der Tunesier lebt in mehreren Schalen, die sich von innen nach außen als Familie-Stamm-Dorf-Region-Land definieren und ist niemals ein individuelles Wesen, sondern immer kommunales Bestandteil aller dieser Schalen, wobei die Bindung (Rechte und Pflichten, Loyalität) von innen nach außen abnimmt.
...In TN bleibt Frau immer Teil ihrer Herkunftsfamilie, so wie er, woraus sich Rechte der Familie ergeben...
Was sich z.B. auch in dem Erb-Plichttteil ausdrückt, das die Eltern vom Kind erhalten (ca. 33%), sowie dem Namen der Frau (die immer entweder ein Kind ihres Vaters oder aber die Ehefrau ihres Mannes ist).
...Selbst unter Akademikern habe ich festellen müssen, daß Interessen das eigene Fachgebiet selten überschreiten...
Denselben Eindruck habe ich auch. Ich habe gestern noch (mit einem Akademiker) darüber diskutiert - bei prinzipiell derselben Ausbildung (Schule-Universität) haben viele Tunesier nämlich gegenüber Deutschen erhebliche Defizite auf Gebieten, die man unter "Allgemeinbildung" zusammenfassen kann. Sicherlich hat auch die geringe Neigung, Informationsquellen zu erschließen (oder überhaupt zu lesen) daran einen gerüttelten Anteil.
...Die Probleme liegen viel, viel tiefer und sind auch eigentlich nicht lösbar sondern nur zu akzeptieren...
So sieht es aus, und der einzige dauerhafte Weg ist die weitgehende Aufgabe der bisherigen Identität eines der beiden Partner. Die beiden Gesllschaften stehen spitz aufeinander, da sind Synergien nicht denkbar, sondern nur erträumbar.
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