Den folgenden Artikel habe ich in der Online-Ausgabe des Schweizer Blick gefunden:
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In Tunesien ist die Sängerin Latifa berühmt und beliebt. Mit ihren Liedern singt sie der arabischen Bevölkerung aus dem Herzen. Ihre Texte handeln von der Liebe, vom Leben und von der Religion.Die bekannteste tunesische Sängerin, die auch schon einen MTV World Music Award gewann, hat eine steile Karriere hinter sich. Latifa hat Glück gehabt, aber sie hat auch hart für den Erfolg gearbeitet. Heute ist sie Sängerin, Songwriterin, Schauspielerin und engagiert sich in der Politik.
Der Stolz eines LandesLatifa Arfaoui, wie sie mit bürgerlichem Namen heisst, wurde am 14. Februar 1961 in La Manouba, einem Ort nahe Tunis, geboren. Sie wuchs mit fünf Brüdern und zwei Schwestern in der mittleren Gesellschaftsschicht auf. Schon während der Grundschule sang sie im Schulchor. Im Gymnasium wurde sie von ihrem Lehrer ermuntert, sich von einem ehemaligen Schüler, dem talentierten Sänger Osama Farahat, die Stimme ausbilden zu lassen.
Als sie eines Tages mit einem ihrer Brüder und Osama zu Hause probte, klopfte das Glück an die Tür: Der berühmte tunesische Sänger Ali Sriti hatte von ihrem Talent gehört und wollte sich selbst davon überzeugen. Angetan von ihrem Können, gab er ihr Gesangstunden und brachte ihr das Spielen des Musikinstruments Oud, einer arabischen Kurzhalslaute, bei. Mit der perfektionierten Stimme und einem gestärkten Selbstvertrauen nahm Latifa 1978 an einem Gesangswettbewerb teil und gewann. Daraufhin repräsentierte sie im Auftrag des tunesischen Kulturministers ihr Land beim dritten arabischen Jugendmusikfestival im Irak. Es sollte nicht das einzige Mal bleiben, dass sie ihr Land bei einem Festival vertreten durfte. Beflügelt vom Erfolg beschloss sie, nach einem achtzehnmonatigen Germanistikstudium die Höhere Musikfachschule in Kairo zu besuchen. Diese schloss sie mit Bravour ab.
Von der Sängerin zur KünstlerinWährend ihrer Zeit in Ägypten lernte sie namhafte arabische Künstler kennen, die ihr auf ihrem weiteren Weg halfen. Sie nahm ihre erste Platte auf, die ein Erfolg wurde. Einzigartig und neu für die arabische Musik, hatten ihre Videos einen Filmcharakter. Ihr Sinn für neue Trends, ihre Hingabe, ihr Perfektionismus und nicht zuletzt ihr Talent öffneten ihr die Tore für andere Künste. Kein Wunder spielte sie 2001 im Film Silence, on tourne vom berühmten ägyptischen Regisseur Youssef Chahine mit. Diese französisch-ägyptische Koproduktion wurde in ganz Europa vertrieben und sogar an den Filmfestspielen von Venedig aufgeführt. Daraufhin wurde Latifa gebeten die Hauptrolle in einem libanesischen Theaterstück von Mansor Rahbani zu spielen. Dort bestach sie nicht nur durch ihr schauspielerisches Können, sondern auch durch ihre perfekte Aussprache des libanesischen Dialekts.
«Take me I’m yours»Alles was Latifa anfasst wird zu Gold. So auch, als sie beschloss, ein Lied in französischer Sprache aufzunehmen. Es wurde vom Magazin Elle zum fünftbesten Song der Welt gekürt. Danach nahm Latifa ein Lied in Englisch auf. Take me I’m yours war in Amerika ein Riesenerfolg und brachte ihr 2004 sogar einen World Music Award ein. In ihrer Dankesrede, die von einem Millionenpublikum verfolgt wurde, setzte sie sich für die Befreiung Palästinas und des Iraks ein. Ohne die Freiheit dieser Länder werde ihr Glück nie vollkommen sein, sagte sie. Und das in Las Vegas, vor einem hauptsächlich amerikanischen Publikum. Die Zuschauer waren begeistert und die Sängerin erntete stehende Ovationen. Unaufhörlich setzt sie sich gegen das Leid im Nahen Osten ein und nutzt ihre Berühmtheit, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Sie gründete 2005 unter dem Namen «Latifa foundation» eine Hilfsorganisation und unterstützt damit arabische Künstler auf ihrem Weg, so wie ihr einstmals geholfen wurde. Aber ihr bisher grösster persönlicher Erfolg war, als ihr der tunesische Präsident Zein Alabdeen Bin Ali die Ehrenmedaille für kulturelle Verdienste überreichte.
