Deutsch-Tunesischer Tourismus im Wandel

Neue Trends, Chancen und Herausforderungen
Ergebnisse einer Konferenz
vom 4.-5.12.2006 in Tunis
Im tunesischen Tourismussektor bahnen sich wichtige Veränderungen an. Sowohl eine Diversifizierung des Angebots, der Zielgruppen und der Unterbringungsmöglichkeiten, als auch die Modernisierung bestehender Einrichtungen und Investitionen in neue Touristikzentren sind notwendig, um Tunesiens Platz als Top-Urlaubsziel gegenüber der wachsenden Konkurrenz anderer Destinationen zu verteidigen.
In den kommenden Jahren sollen über ein staatliches Förderprogramm 500 Hotels mit ca. 150.000 Betten für geschätzte 1,25 Mrd. EURO modernisiert werden. Zudem ist geplant, entlang der Küste Tunesiens sechs neue Touristikzentren mit insgesamt 73.000 Betten zu bauen.

Der Tourismussektor ist von entscheidender Bedeutung für Tunesien. Die Branche hat einen Anteil von 6,7% am BIP und beschäftigt über 90.000 Personen direkt.

Die deutschen Urlauber stellten im Jahr 2006 in Tunesien nach den Franzosen die zweitstärkste Besuchergruppe unter den ausländischen Touristen dar (530.000 deutsche Touristen in den ersten 11 Monaten des Jahres). Jedoch stößt das traditionelle tunesische Urlaubsprodukt Sonne, Strand und Meer in Deutschland nicht mehr auf die Resonanz, die es einmal hatte: die Zahl der deutschen Touristen in Tunesien geht seit Jahren zurück. In 2006 kamen 4% weniger Deutsche nach Tunesien als im Vorjahreszeitraum.

Ein Grund für diesen Rückgang könnte sein, dass sich das Verhalten deutscher Urlauber zunehmend verändert, verursacht durch tiefgreifende demografische, wirtschaftliche und soziale Veränderungen. So hat auch der parlamentarische Ausschuss für Bildung, Forschung und Technologiefolgenabschät-zung des Deutschen Bundestages in einem kürzlich veröffentlichen Bericht zwei wichtige Schlüsse gezogen: einerseits könnten Senioren schon in naher Zukunft ein „Wachstumsmotor“ für die Tourismusbranche werden. Andererseits werden die Deutschen künftig zwar öfter reisen, jedoch für jeweils kürzere Zeiträume. Gleichzeitig wird die Erwartungshaltung an Service und Komfort deutlich zunehmen. Auch das Umweltbewusstsein im Urlaub steigt.

Hoteliers und Reiseveranstalter, die in Zukunft hochwertige und differenzierte Urlaubsprodukte in den Bereichen Gesundheit und Wellness, Sport, Kultur und Ökotourismus anbieten, werden zu den Gewinnern dieser Veränderungen zählen.
Um tunesische Hoteliers und Entscheidungsträger der Branche über diese neuen Trends zu informieren und damit einen Beitrag zur aktuellen Reformdiskussion zu leisten, veranstaltete die Deutsch-Tunesische Industrie- und Handelskammer, unter der Schirmherrschaft des tunesischen Tourismusministeriums und in Kooperation mit dem tunesischen Fremdenverkehrsamt ONTT sowie der Friedrich-Naumann-Stiftung, am 4. und 5. Dezember 2006 eine Konferenz sowie ein Unternehmerforum mit dem Titel ‚Deutsch-Tunesischer Tourismus im Wandel: Neue Trends, Chancen und Herausforderungen’.

Auf dem Programm standen Vorträge internationaler Tourismusexperten und Vertreter deutscher Reiseveranstalter, die sich mit den Auswirkungen der o.g. Veränderungen auf das Urlaubsziel Tunesien beschäftigten. Schwerpunkte lagen neben den demografischen Entwicklungen auf den Aspekten Umweltverträglichkeit und Energieeinsparung; hierfür gibt es besondere Finanzierungs- und Beratungsprogramme des tunesischen Staats. So wurde unter anderem im Rahmen der Veranstaltung ein ökologisches Hotelprojekt im Beni Mtir, Gouvernorat Jendouba vorgestellt, und es fand ein Workshop über das Thema „Umweltaspekte – was muss heute für einen nachhaltigen Tourismus getan werden“ statt.
Weitere Schwerpunkte der Veranstaltung waren Themenbereiche, die sich an den neuesten Tourismustrends orientieren und Fragen der Qualitätssteigerung behandeln. Zwar ist Tunesien bereits nach Frankreich zweitgröβter Anbieter im Bereich Thalasso, dennoch bestehen auch im Gesundheits- und Wellnessbereich noch Ausbaukapazitäten und Investitionsbedarf.
Daneben erhofften sich die Veranstalter und Initiatoren auch wichtige neue Impulse für die Branche im Hinblick auf Sport- und Kulturtourismus. So trug ein zweiter Workshop am Nachmittag des ersten Veranstaltungstags den Titel „Trends und Marketingkonzepte für Tunesien“. Die Diskussionen zeigten, dass die Hoteliers den neuen Entwicklungen auf dem internationalen Tourismusmarkt offen gegenüber stehen, ohne jedoch mit dem bewährten, vorhandenen Angebot brechen zu wollen – im Vordergrund steht daher die Modernisierung und Qualitätssteigerung.
Insgesamt bot die Konferenz tunesischen Hoteliers und Entscheidungsträgern wichtige Impulse für die strategische Neuausrichtung ihres Angebots auf dem deutschen Markt. In Kooperation und Partnerschaft mit der Friedrich Naumann Stiftung ist es gelungen, ein Veranstaltungsprogramm zu gestalten, das die fachkundigen Gäste zum einen informierte, aber durch die Vermittlung von Geschäftspartnern auch motivieren half, um die erstrebten Modernisierungs- und Umstrukturierungsmaβnahmen gemeinsam mit ihren Partnern anzugehen.

Knapp 200 Teilnehmer nahmen an der Veranstaltung am 4.12. teil. Darüber hinaus nahm eine deutsche Delegation, angeführt von Ernst Hinsken, Mitglied des deutschen Bundestags und Beauftragter der Bundesregierung für Tourismus, und bestehend aus Vertretern führender deutscher Reiseveranstalter und einigen Journalisten an der Konferenz teil.

Die AHK Tunesien organisierte in diesem Zusammenhang am 5.12. Gesprächstermine zwischen deutschen Teilnehmern und tunesischen potentiellen Partnern. Im Rahmen des Unternehmerforums fanden insgesamt über 50 individuelle Gespräche zwischen deutschen Unternehmern und potentiellen tunesischen Geschäftspartnern statt.

Hier das Programm:

http://www.ahktunis.org/index.php?id=563#c1195