Sprengstofffrachter im Mittelmeer gestoppt
Die griechische Küstenwache hat in der Nacht zum Montag im Ionischen Meer einen Frachter mit 680 Tonnen TNT an Bord gestoppt. Ein terroristischer Hintergrund liegt nahe.

Der Sprengstoff sei falsch deklariert gewesen, erklärte der griechische Minister für Handelsschifffahrt, Giorgios Anomeritis, am Montag in Athen. Adressat der Ladung sei eine nicht existierende Briefkastenfirma im Sudan. Nach Aussage von Anomeritis handelt es sich um die größte Sprengstoffmenge, die bislang im Mittelmeer sichergestellt wurde. TNT gilt als hochexplosiv und wird üblicherweise vom Militär eingesetzt. Der Minister verglich die Sprengkraft mit der einer Atombombe.

Der unter der Flagge der Komoren fahrende Frachter "Baltic Sky" habe auf der schwarzen Liste der internationalen Schifffahrtsbehörden gestanden. "Man könnte auf die Idee kommen, dass es irgendeine Verbindung zu terroristischen Gruppen gibt", sagte der Minister. "Deshalb haben wir das Schiff gestoppt, als es in die griechischen Hoheitsgewässer eindrang."

In Ostafrika, dem vermeintlichen Bestimmungsort der Ladung, mehren sich seit einiger Zeit die Terrorwarnungen. Am Freitag wurden die US-Botschaft in Kenia vorübergehend geschlossen und der Flugverkehr eingeschränkt, nachdem das Pentagon eine Terrorwarnung herausgegeben hatte.

Ein griechischer Regierungssprecher sagte, es handle sich in jedem Fall um ein verdächtiges Schiff, und bezeichnete den Sprengstofffund als großen Erfolg für Griechenland.

In den Schiffspapieren sei die Ladung als ANFO deklariert gewesen, ein Sprengstoff auf der Basis von Ammoniumnitrat, der häufig im Bergbau und im Straßenbau verwendet wird. Außerdem wurden an Bord 8000 Zünder gefunden. Als Lieferadresse sei eine Firma im sudanesischen Khartoum eingetragen gewesen, die nach den Worten von Anomeritis nicht existiert. "Niemand kennt den Empfänger, darum weiß auch niemand, wozu der Sprengstoff verwendet werden sollte", sagte er.

Die siebenköpfige Besatzung aus fünf Ukrainern und zwei Männern aus Aserbaidschan wurden festgenommen. Gegen sie wurde Anklage wegen unerlaubten Transports und Besitzes von Sprengstoff erhoben. Auf die Tat stehen in Griechenland maximal 20 Jahre Gefängnis. Außerdem wird der Crew vorgeworfen, dass sie die griechischen Behörden nicht vorschriftsmäßig 24 Stunden im Voraus über den Transport von Sprengstoff in Kenntnis gesetzt hätte.

Die Behörden wurden wegen des Zickzackkurses des Frachters durch das Mittelmeer auf ihn aufmerksam. Nach Aussage des griechischen Ministers war der Frachter am 20. April in Albanien gechartert worden. Am 12. Mai befand sich das Schiff in Tunesien. Dort, in der osttunesischen Hafenstadt Gabès, seien möglicherweise der Sprengstoff und die Zünder geladen worden. Seither werde es von den griechischen Behörden verfolgt. Am 22. Mai sei der Frachter in Istanbul gesichtet worden und am 2. Juni in der Ägäischen See zwischen der Türkei und Griechenland. Als er in griechische Hoheitsgewässer eindrang, wurde er von der Eliteeinheiten der Küstenwache gestürmt und in den kleinen Hafenort Platiyali rund 240 Kilometer nordwestlich von Athen geschleppt. Dort wird die Ladung nun von Experten untersucht. Der Bürgermeister des Ortes sagte, dass das Schiff so schnell wie möglich seinen Hafen wieder verlassen solle.

Die Komoren-Inseln im Indischen Ozean, wo die "Baltic Sky" registriert ist, gelten als Billigflaggenland. Als Eigentümer des 37 Jahre alten Frachters sei ein Unternehmen auf den Marshallinseln im Pazifik eingetragen.

Der Sudan, das mutmaßliche Ziel des Frachters, gilt den USA als Unterstützter des internationalen Terrorismus. Allerdings müht sich die Regierung in Khartoum seit einiger Zeit, die Beziehungen zu den USA zu verbessern.
Quelle: Peter O.Walter , SY ESYS

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