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Re: monatag 26. Juli
#97955
26/07/2004 19:29
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Joined: Dec 2002
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Nela
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Montag, 26. Juli 2004 um 20:40 VPS : 20.45 Wiederholung : 03.08.2004 um 00:55
Zeit der Männer, Zeit der Frauen Spielfilm, Frankreich / Tunesien 2000, ARTE F Regie: Moufida Tlatli, Nouri Bouzid, Drehbuch: Moufida Tlatli, Nouri Bouzid, Kamera: Youssef Ben Youssef, Musik: Anouar Brahem, Schnitt: Isabelle Devinck, Naama Mejri, Produktion: Les Films du Losange, Produzent: Margaret Ménégoz, Mohamed Tlatli, Dora Bouchoucha Fourati Mit: Rabiaa Ben Abdallah (Aicha), Sabah Bouzouita (Zeineb), Ghalia Ben Ali (Meriem), Hend Sabri (Emna), Mouna Noureddine (Ommi), Ezzedine Guennoun (Said), Lilia Falkat (Emna als Kind), Azza Baaziz (Meriem als Kind), Adel Hergal (Aziz)
Aicha kehrt mit ihrem autistischen Sohn und ihren zwei erwachsenen Töchtern aus Tunis auf die Insel Djerba zurück, wo sie ihre Kindheit und die ersten Ehejahre verbrachte. Jahrelang hatte sie ihren Mann Said verzweifelt angefleht, sie mit nach Tunis zu nehmen, wo er wie fast alle Männer der Insel sein Geld verdiente. Doch Said ließ sich nicht erweichen und überantwortete sie dem strengen Regiment der Schwiegermutter. Aicha war zu stolz, um sich dem unterzuordnen. ARTE F Ihrem autistischen Sohn Aziz zuliebe verlässt Aicha mit ihm und ihren beiden erwachsenen Töchtern Tunis und kehrt auf die Insel Djerba zurück, wo sie aufgewachsen ist. Hier werden die drei Frauen von Erinnerungen eingeholt. Viele Jahre lebte Aicha mit ihren Töchter, ihren Schwägerinnen und der Schwiegermutter unter einem Dach in einem Frauenhaushalt. Obwohl die Frauen es verstehen, ihr Leben auch zu genießen, leidet besonders Aicha darunter, dass ihr die traditionell eingestellte Schwiegermutter jegliche Freiheiten beschneidet. Said, Aichas Mann, verbringt wie fast alle Männer der Insel elf Monate des Jahres in Tunis, um dort Geld zu verdienen. Sehnsüchtig erwarten die Frauen die "Zeit der Männer". Und verzweifelt fleht Aicha Said bei jedem seiner jährlichen Besuche an, sie und die Töchter mit nach Tunis zu nehmen. Doch der zeigt keinerlei Verständnis für ihre Lage und stellt sich ganz auf die Seite seiner Mutter. Aichas Glück ist, dass sie wunderschöne Teppiche weben kann, die Said für viel Geld in Tunis an Touristen verkauft. Auch für Aichas Töchter Meriem und Emna sind die Erinnerungen an die Kindheit in Djerba voller Bitterkeit. Meriem entkam als Mädchen nur knapp einer Vergewaltigung. Statt Trost zu finden, erwartete sie zu Hause eine schmerzhafte Überprüfung ihrer Jungfräulichkeit. Dieses Trauma belastet heute ihre Ehe. Emna hat in Tunis ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann. Die jungen Frauen zieht es zurück in die Großstadt, so wie es damals Aicha dorthin zog. Als sie die Bedingung ihres Mannes erfüllt hatte - ihm einen Sohn zu gebären - durfte sie kommen. Doch in Tunis zerbrach die Ehe, weil Said das Leben mit einem behinderten Kind nicht aushielt. Welch ein Wunder, dass Aziz nun auf Djerba seine Liebe und sein Talent fürs Weben entdeckt.
Das kleine Extra In ihrem zweiten Film verarbeitet die aus Tunis stammende Regisseurin und Autorin Moufida Tlatli eigene Erfahrungen und Erlebnisse: "Ich mache autobiografische Filme, ich spreche von mir, von meiner Tochter, von meiner Großmutter", erzählt Tlatli. Gleichzeitig findet der Film Bilder von großer Schönheit für die Landschaft Djerbas, die Interieurs, die traditionelle Kleidung. Neben dem Ausblick auf Veränderungen zeigt er so auch das Bewahrenswerte. Ähnlich wie in ihrem Erstling "Der Palast des Schweigens" (1993) spielt Tlatli in "Zeit der Männer, Zeit der Frauen" geschickt mit Rückblenden und verschiedenen Zeitebenen, um die Dimensionen von Geschichte, Tradition und Erziehung herauszuarbeiten, die weibliche - und männliche - Lebensläufe prägen. Und sie stellt - in der Rolle der Schwiegermutter - den großen weiblichen Anteil an der traditionsbewahrenden Macht heraus, die die Möglichkeiten der Frauen beschränkt. Der Film "ist ein reicher (Frauen-)Film, der nicht nur über eine Vielzahl von klar konturierten Figuren und interessanter Nebenstränge verfügt, sondern auch eine Reihe von Themen transportiert, die tiefe Einblicke in die tunesische Wirklichkeit erlauben. Anhand der drei (Frauen-)Generationen lässt sich der gesellschaftliche Wandel ebenso erahnen wie die Beharrungskraft jahrhundertealter Traditionen", so der "film-dienst". Moufida Tlatli, eine der wenigen Filmemacherinnen im arabischen Raum, arbeitete als Drehbuchlektorin, Produktionsleiterin und bearbeitete als Cutterin einige der wichtigsten tunesischen und algerischen Filme, bevor sie 1993 ihren ersten eigenen Spielfilm drehte. "Der Palast des Schweigens" sorgte weltweit für Aufsehen und bekam 1994 in Cannes die Goldene Kamera für das beste Erstlingswerk. "Zeit der Männer, Zeit der Frauen" erhielt ebenfalls internationale Auszeichnungen, unter anderem für die Hauptdarstellerin Rabiaa Ben Abdallah.
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