Hallo liebe Forumsmitglieder,

Ich war vor ein paar Wochen bei einem Diavortrag des Survival-Gurus Rüdiger Nehberg. Einige von euch kennen ihn vielleicht. Er ist ein Überlebenskünstler, der durch zahlreiche verrückte Survival-Expeditionen bekannt geworden ist. Im Rahmen seiner Aktionen hat er sich auch immer für die Rechte unterdrückter Völker stark gemacht, z.B. die Yanomami-Indianer.

In seinem Vortrag erzählte Nehberg viele interessante, spannende und auch witzige Anekdoten aus seinem aufregenden Leben. Mit Verlaub: der Typ hat so manche Schraube locker, aber ich habe einen Höllenrespekt vor ihm, denn der gehört zu denjenigen, die ihr Ziel immer bis zum Ende verfolgen.

Mit seiner jüngsten Aktion kämpft er gegen die Genitalverstümmelung von Mädchen (häufig mit dem missverständlichen und verharmlosenden Begriff "Beschneidung" bezeichnet), die heute noch in bestimmten Regionen Afrikas praktiziert wird, unabhängig von Religion und Volkszugehörigkeit. Häufig wird dieser Brauch mit dem Koran begründet, was aber aus Unwissenheit herrührt.

Nehberg hat es geschafft, die Unterstützung von muslimischen Rechtsgelehrten und Religionsführern zu gewinnen und versucht nun, gegen diese entsetzliche Form der Kindesmisshandlung vorzugehen. Mit großem Erfolg: In der ostäthiopischen Provinz Afar wurde die Genitalverstümmelung bereits verboten und das Verbot in die Scharia aufgenommen.

Sein Endziel ist, ein großes Transparent in Mekka aufzuhängen, mit der Botschaft, dass Frauenverstümmelung "unvereinbar mit dem Koran und der Ethik des Islam, Gottesanmaßung und Diskriminierung des Islam" ist. Und er hat große Hoffnungen, dass er sein Ziel erreicht (wie immer )

Am Ende seines Vortrags hat er Bilder gezeigt, von Mädchen, die diese grausame Tortur über sich ergehen lassen mussten. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin hat er Dörfer aufgesucht und die blutige Prozedur in Bildern festgehalten, um sie dem Rest der Welt zu zeigen, denn er meinte, dass es ohne Bilder nicht möglich wäre, die Menschen aufzurütteln. Man sah sehr gut, wie sich so ein Mädchen innerhalb kurzer Zeit vom unschuldigen Kind zum gebrochenen Menschen wandelt, allein an ihren Augen...

Nun ja, am Ende dieses Vortrags hat man wieder mal gemerkt, wie unbedeutend seine eigenen, kleinen Problemchen doch sind.

Lage Rede, kurzer Sinn: Wenn ihr die Möglichkeit habt, einen Vortrag von Rüdiger Nehberg zu besuchen, dann geht hin! Unabhängig von dieser Geschichte ist es ein sehr interessanter Vortrag über das Leben und die Abenteuer dieses Mannes. Die Genitalverstümmelung ist nicht das Hauptthema, aber wohl das Hauptanliegen.

Termine auf seiner Homepage:
http://www.ruediger-nehberg.de/frameseite.htm

Infos über sein Projekt "Target":
http://www.target-human-rights.com/Target/index.htm

Schönen Gruß in die Runde

Jens

Hallo Jens,
ich danke dir für diesen Beitrag, ich kenne ihn und seine Aktionen und auch wir UNICEF können sagen das wir in den letzten beiden Jahren Erfolge erziehlten was Mädchenbeschneidung / Verstümmelung betrifft.
Z.B. in Senegal wurden ca. 111 Dörfer zusammengeschlossen wo die Beschneidung abgeschafft wurde, der Verbot ist das eine, es bringt aber ein Verbot oft nicht viel, denn schauen wir nach Ägypten, dort ist es auch verboten, und was wird gemacht, Mädchen verstümmelt und das täglich.

Man sollte an diese Sache anders ran gehen, wir versuchen und dies mit Erfolg den Beschneiderinnen eine neue Aufgabe zu geben, wir schulen sie und gewinnen sie auf unsere Seite.
Die Beschneiderinnen müssen ihr Geld verdienen, mit einem Verbot machen sie es trotzdem und genau diese Frauen haben ein großes Mitspracherecht in der Bevölkerung.
Wir bilden diese z.B. als Hebammen aus, wir schulen sie im med. Bereich, sie machen Aufklärung gegen die Beschneidung und so haben wir es in Senegal geschafft in diesen Dörfern dies abzuschaffen.

Gern kann ich dir weitere Infos dazu rein stellen, habe zur Zeit eine 52 Seitige Seminarfacharbeit zu diesem Thema zu bewerten.

Claudia

Sag mal Claudia, merkst Du noch was in Deiner selbstherrlichen Verblendung?

Sorry, aber da geht mir auch der Hut hoch. Solch ein Thema zur Profilierung herzunehmen ist unglaublich.

Claudia, es gibt so viele Menschen die sich engagieren, und sich nicht damit in der Öffentlichkeit brüsten.
Ich fass es einfach nicht!

Man kann diesbezüglich nicht genug tun, also jeder Form der Information ist hier wichtig.
Ich denke, hier so die Claudia anzugehen, ist nicht fair. Ich habe es nicht als selbstherrliche Selbstdarstellung verstanden; eher etwas undiplomatischer Beitrag ihrerseits, aber da hat sie wohl leider sowieso kein "Händchen" für.

ja Cosima, aus ihrer Sicht es bestimmt nicht selbstherrlich.
Aber ich finde schon, das es auch mal gesagt werden muß, aber wie der Elefant im Porzellanladen zu posaunen ist grade hier m.E. völlig unangebracht.

Ich wollte hier eigentlich nur über einen Vortrag informieren, der mich sehr beeindruckt hat. Ich halte jede Aktion in dieser Richtung für wichtig, ob von UNICEF, Nehberg oder anderen, die sich engagieren. Dass sich selbst daraus wieder ein Streit entwickelt, habe ich nun wirklich nicht erwartet.

Ich habe dieses Forum in letzter Zeit gemieden. Ich hatte meine Gründe, die mir jetzt wieder bewusst werden....

Tschüss.

Langsam vergeht einen wirklich die Lust hier zu lesen. Gewisse Leute lauern nur darauf das sie Streit anzetteln können.
Ist wirklich ein Armutszeugnis.

Gut, um es klar zu stellen: ich möchte hier keinen Streit, das liegt mir fern, ich habe meine Meinung geschrieben.

Diese Thema berührt mich sehr, es ist einer der grausamsten "Bräuche" die es gibt und ich finde auch, dass man nicht genug dagegen tun kann.

Leider ist in nächster Zeit kein Termin in Berlin vorgesehen, aber danke Jens für den Beitrag, es werden ja sicher wieder neue Termine auf der Homepage bekanntgegeben.

Doreen

Hallo Jens,

vielen Dank für den informativen Beitrag.
Dieses Thema betrifft mich zutiefst, da ich mehrere Dokus darüber gesehen habe. Das Schlimmste ist, dass diese Verstümmelung der Töchter nicht nur von Ungebildeten Leuten praktiziert wird!! Die Schwägerin meiner Schwester (Ägypterin) wurde auch verstümmelt, ihre Mutter ist Grundschullehrerin und der Vater Dipl.-Ingenieur in Ägypten!

Das Leben dieser Menschen ist einfach zu sehr von Unwissenheit/Tradition als von Religion geprägt...

Gruß
Sena

Hallo Jens,

ich finde es bemerkenswert, daß gerade DU als Mann (nicht falsch verstehen!) auf solch einen Vortrag aufmerksam gemacht hast.

Man kann nicht oft genug auf diesen schrecklichen Brauch hinweisen.

Ähm...noch was...
Nimm doch nicht alle Beiträge so persönlich !!!

Liebe Grüße,

Dodo

Hallo Dodo,

Zitat:

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Ähm...noch was...
Nimm doch nicht alle Beiträge so persönlich !!!

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Ähäm, ja..., hüstel...
Mein Nervenkostüm ist in letzter Zeit wohl etwas angespannt. Hast recht, ich habe etwas überreagiert.

Dein Beitrag bietet 'ne sexistische Steilvorlage für meinen mir innewohnenden Schalk ("daß gerade DU als Mann"), nein, eigentlich sogar zwei ("nicht falsch verstehen!"), aber ich verkneife mir jetzt mal den Konter, da dies nicht zu dem ernsten Thema passt und ich mich sonst wohl über mich selbst aufregen müsste, wenn ich vom Thema ablenke und Jux mache

Der Vortrag von Nehberg ist auch ganz unabhängig von diesem Thema sehr empfehlenswert. Und auf diese Weise kann er auch diejenigen erreichen, die sich sonst nicht mit dem Thema Genitalverstümmelung beschäftigen würden.

Hallo Sena,
so wie Nehberg berichtete, beruft man sich in der Tat häufig auf die Religion und bestimmte Hadithe, die diese Verstümmelung vorschreiben. Die wenigsten wissen aber, dass im Koran davon nichts geschrieben steht und dass die betreffenden Hadithe nicht als zuverlässig gelten. Deshalb finde ich die Idee Nehbergs, die Unterstützung islamischer Rechtsgelehrter zu suchen, sehr clever, denn die (und nur die) haben die nötige Autorität, solche Veränderungen durchzusetzen. Nehberg berichtete (und hat auch Bilder davon gezeigt), dass es in Afar, nachdem alle religiösen Fragen geklärt waren, keine einzige Gegenstimme bezüglich der Änderung gab. Ich hoffe, dass alle Organisationen, die gegen diesen Kindesmissbrauch angehen (sowohl Nehberg, als auch UNICEF und Claudia und alle anderen), möglichst bald ihr Ziel erreichen, aber das scheint noch ein langer, dorniger Weg zu sein.

Hi Jens,

zu meiner Bemerkung in ( ) :
wollte nur nicht, daß Du mein Lob, oder wie Du es auch nennen magst, in den falschen Hals bekommst. Man weiß ja nie genau, wie es aufgefasst wird...

LG Dodo

Gegen Traditionen und Bräuche kommt man schlecht an. Mein Mann war vor zehn Jahren in Burkina Faso als Baulehrer tätig(damals noch nicht mit mir verheiratet, also blieb mir die Erfahrung erspart). Jedenfalls hatte er einen (sehr netten) Koch, der ihn eines Tages um Geld gebeten hat. Bei genauerem Nachfragen stellte sich heraus, dass es für die Beschneidung seiner Mädchen bestimmt war. Mein Mann und seine damalige Frau haben Nächte lang mit dem Koch diskutiert, aber der war gar nicht der entscheidende Faktor, sondern die Frauen! der Familie (Großmutter usw.)waren es. Der gesellschaftliche Druck muss immens sein. Der Koch hat das Geld nicht bekommen, die Beschneidung fand trotzdem statt. Ganz, ganz furchtbar. Und jede Aktion dagegen ist wichtig!

Ich denke das ist gerade das Schlimmste, dass es Frauen sind die ihren Töchtern die gleichen Qualen, die sie selber erfahren mussten, wieder freiwillig zufügen!
Ich denk Jens hat da einen wichtigen Punkt angesprochen: der Tradition kann man nur mit religiösen Gelehrten den Wind aus den Segeln nehmen.

Gruß
Sena

Hi!

Ich bin gerade auf dieses Thema aufmerksam geworden und finde es toll, dass hier im Forum auch solche Themen angesprochen werden!!

Ich lese auch gerade ein Buch in dem es unteranderem auch um die Genitalverstümmelung bei Frauen geht.
Das Buch wurde geschrieben von Waris Dirie - " Desert Flower". Ich glaube der Deutsche Titel lautet "Wüstenblume".... bin mir aber nicht sicher, da ich das Buch auf Englisch lese,.... aber es würde ja nahe liegen !
Ich empfehle einfach JEDEM dieses Buch. Es ist informatif, mitreißend und einfach ,.....
Lest dieses Buch ihr werdet es nicht bereuen. Und wenn doch ,.... Ich bin nicht Schuld

Liebe Grüsse
M.

Ich kann mich diesem Buchvorschlag nur anschließen. Ich habe dieses Buch vor gut zwei Jahren förmlich verschlungen. Auch die Fortsetzung " Nomadentochter" ist sehr empfehlenswert.

Schönes WE

Das ist es schlimm was mit den armen Mädchen passiert.Kultur hin oder her, sowas ist menschenverachtend!

also ich kann dieses Buch auch empfehlen. Es ist wirklich gut, vorallem finde ich es sehr gut beschrieben.

Ich finde es wirklich schlimm, dass manche den Islam dazu "Missbrauchen". Glücklicherweise ist es in Tunesien keine Tradition die Frauen zu Beschneiden. Ich hoffe, dass man erfolgreich dagegen ankämpfen kann!!

Monia

Hier ein Thema dazu.

Claudia