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Die Religion
#356756
28/01/2012 00:04
28/01/2012 00:04
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Joined: Dec 2011
Beiträge: 11 Deutschland
darkness
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Beiträge: 11
Deutschland
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Hallo zusammen,
ich bin neu in diesem Forum und arbeite mich so langsam durch das Forum durch. Sehr viele interessante Beiträge und Antworten habe ich hier bekommen. Ich weiß dieses Thema gab es schon ein paar mal, aber ich kann einfach nicht aufhören über das Thema nachzudenken.
Mein Partner (beide 25 J, Tunesier, wohnt in Tunesien) sind schon über ein Jahr ein Paar und da kommen auch Gedanken über die Zukunft. Wenn es klappt würden wir auch so in 3-5 Jahren heiraten. Ich weiß, dass es sehr früh ist über das Heiraten und Kinder nachzudenken, doch in so einer Fernbeziehung muss man einfach darüber nachdenken.
Letztens hatten wir in Gespräch über die Religion, die fast das Aus für die Beziehung bedeutet hat. Ich bin Katholikin und lebe in meiner Religion (sonntags in die Kirche etc.). Er, Moslem, feiert eigentlich nur die Feste, sonst hält er sich an nichts (Alkohol etc.). Im Gespräch kam heraus, dass ich meine Kinder katholisch erziehen möchte. Er hat gesagt: niemals. ES ist im Islam nicht erlaubt eine andere Religion wie der Vater zu haben und seine Kinder müssen Moslems sein.
Für mich ist irgendwie die Welt zusammen gebrochen. Wir wollten uns auch trennen, weil wir beide stur sind und nicht nachgeben wollen. Wieso in eine Beziehung investieren, wenn es doch nicht klappt. Doch wir können es nicht. Wo die Liebe hinfällt.
Denkt ihr, dass er mal seine Ansicht ändern könnte oder ist alles vergebens? Ich weiß es ist immer unterschiedlich, würde aber gerne die Meinungen wissen. Vor allem weil ich noch nie einen Post einer Christin, die es auch ausübt, gelesen habe. Gibt es die denn?
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Re: Die Religion
[Re: Alina 7ayati]
#356763
28/01/2012 01:33
28/01/2012 01:33
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Joined: Dec 2002
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Nela
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Ich sehe es auch so wie Alina. In eurer Konstellation - so wie du sie schilderst - scheinen mir diesbezüglich Konflikte schwerwiegender Art fast vorprogrammiert zu sein.
Es kann klappen, aber wohl nur dann, wenn von beiden Seiten ein hohes Maß an Toleranz vorhanden ist, und vermutlih auch nur dann, wenn beide ihre Religion bzw. deren Ausübung eher "locker" betrachten. Wer davon überzeugt ist, dass sein Weg der einzig richtige ist, und der andere somit falsch, der wird es wohl schwer haben damit, einen anderen Weg zuzulassen oder gar mitzugehen.
Schwieriges Thema, an dem schon manche bikulturelle Beziehung gescheitert ist....
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Re: Die Religion
[Re: darkness]
#356767
28/01/2012 02:20
28/01/2012 02:20
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Joined: Dec 2002
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Nela
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Letztens hatten wir in Gespräch über die Religion, die fast das Aus für die Beziehung bedeutet hat. Ich bin Katholikin und lebe in meiner Religion (sonntags in die Kirche etc.). Er, Moslem, feiert eigentlich nur die Feste, sonst hält er sich an nichts (Alkohol etc.). Im Gespräch kam heraus, dass ich meine Kinder katholisch erziehen möchte. Er hat gesagt: niemals. ES ist im Islam nicht erlaubt eine andere Religion wie der Vater zu haben und seine Kinder müssen Moslems sein.
Wie wäre es denn, hier einmal genauer nachzuhaken und die Diskussion zu vertiefen? Was bedeutet für ihn denn konkret, seine Kinder islamisch zu erziehen? Wie sieht er seine eigene Doppelmoral (als Moslem Alkohol trinken, eine Freundin haben...)? Was wiederum bedeutet für dich konkret, deine Kinder im katholishen Glauben zu erziehen? Geht es vor allem auch um die Sakramente (Taufe, Komunion...)? Für einen Moslem bedeutet eine christliche Taufe in der Regel, dass das Kind dadurch von seinem "natürlichen" Glauben (Islam) weggeführt und zu etwas anderem gemaht wird, was die wenigsten akzeptieren können. Habt ihr denn eine gemeinsame Sprache, in der ihr so wichtige Dinge differenziert diskutieren könnt? Falls nicht, kommen zu den kulturellen Differenzen je nachdem auch noch sprachliche Missverständnisse.
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Re: Die Religion
[Re: darkness]
#356771
28/01/2012 05:03
28/01/2012 05:03
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Joined: Apr 2006
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Frogger
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Es geht mir nicht nur um die Sakramente, ich will auch mit meinen Kindern in die Kirche gehen können, Ihnen auch meine Religion vermitteln. Warum bin ich darin aufgewachsen? um alles aufzugeben? Er sagt zu katholischen Festen ja zu allem anderen nein.
...
Wie gesagt, er und seine Familie lebt ganz offen. Somit hatte er schon Freundinnen, Sex, Alkohol, Rauchen etc. Also das Alles was die Männer hier auch tun.
Im Gegensatz zu einigen anderen Meinungen bin ich nicht davon überzeugt, daß man diese Gegensätze mit "Toleranz" regeln kann, weil sie ja das eigene Leben ganz konkret betreffen, und zwar in beiden Richtungen, denn sowohl die christliche, wie auch die moslemische Religion haben Regeln und Vorstellungen über den Glauben und das Leben von Ehepartnern und Familien. Eine der beiden Seiten muß also ihre Grundsätze aufgeben, damit die Grundsätze der anderen Seite zum Tragen kommen können, und ob das generell oder auf beiden Seiten jeweils Teil für Teil geschieht, ist das nicht mehr das, was man unter "Toleranz" versteht, sondern das, was man als "Kompromiß", "Verhandlungsergebnis" bezeichnen würde. Insofern kannst Du davon ausgehen, daß sich da nichts "von selbst" regelt, das wird sich im Gegenteil später erst richtig aufschaukeln, wenn es um Dinge geht, die für beide Seiten einen unaufgebbaren Grundsatz ihres Lebens oder Glaubens betreffen. Und was vor der Ehe "nicht so wichtig" ist, das wird nach der Eheschließung erst zum Zündstoff, denn da nimmt der Mann an, daß sich die Frau, so wie man einen Lichtschalter umlegt, anders verhält und sie anders denkt - im Zweifelsfall so wie er, unausgesprochen, wohlgemerkt, weshalb viele Frauen nach der Heirat dann aus allen Wolken fallen, wenn diese "unwichtigen" Themen auf den Tisch kommen. Es gibt im Prinzip nur zwei Möglichkeiten, nämlich zum einen die des Kompromisses, der vor der Heirat verhandelt wird und auch anderen Personen bekannt ist (so daß man Rückhalt hat, wenn man dementsprechend seine Position verteidigt), und zum anderen die, daß in Steitfällen alle Vorstellungen, die aus Tradition oder Glaube auf den anderen beziehen, komplett ausgeklammert werden. Das sieht dann in der Realität z.B. so aus, daß der eine Elternteil mit dem Kind in die Kirche und der andere in die Moschee geht.
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Re: Die Religion
[Re: Frogger]
#356773
28/01/2012 12:18
28/01/2012 12:18
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Joined: Dec 2002
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Nela
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Im Gegensatz zu einigen anderen Meinungen bin ich nicht davon überzeugt, daß man diese Gegensätze mit "Toleranz" regeln kann, weil sie ja das eigene Leben ganz konkret betreffen, und zwar in beiden Richtungen, denn sowohl die christliche, wie auch die moslemische Religion haben Regeln und Vorstellungen über den Glauben und das Leben von Ehepartnern und Familien.
Eine der beiden Seiten muß also ihre Grundsätze aufgeben, damit die Grundsätze der anderen Seite zum Tragen kommen können, und ob das generell oder auf beiden Seiten jeweils Teil für Teil geschieht, ist das nicht mehr das, was man unter "Toleranz" versteht, sondern das, was man als "Kompromiß", "Verhandlungsergebnis" bezeichnen würde. Das meinte ich eigentlich auch mit meiner Aussage: Es kann klappen, aber wohl nur dann, wenn von beiden Seiten ein hohes Maß an Toleranz vorhanden ist, und vermutlich auch nur dann, wenn beide ihre Religion bzw. deren Ausübung eher "locker" betrachten. Wer davon überzeugt ist, dass sein Weg der einzig richtige ist, und der andere somit falsch, der wird es wohl schwer haben damit, einen anderen Weg zuzulassen oder gar mitzugehen.
Aber vielleicht ist der Begriff "Kompromiss" hier wirklich passender als "Toleranz". Bedenken hätte ich allerdings bei einem vor der Heirat ausgehandelten Kompromiss, der - auch wenn es "Zeugen" gibt - ja dennoch nicht verbindlich sein muss. Wenn dann schließlich Kinder da sind, kann die Welt schon wieder ganz anders aussehen....
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Re: Die Religion
[Re: Alina 7ayati]
#356777
28/01/2012 14:37
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Joined: Dec 2002
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Nela
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Ich bin in die Kirche und in die Moschee gegangen ... Habe den arabisch Unterricht besucht und es hat alles super geklappt! Es freut mich, dass du deine Erziehung diesbezüglich als gelungen betrachten kannst. Ohne es auf dich und deine persönliche Situation zu beziehen, Alina, sind die on dir genannten Punkte aber nur ein Teilaspekt. Ich finde, es sollte eigentlich selbstverständlich sein für Kinder aus binationalen, gemischtreligiösen Familien, dass die Kinder die Sprache des anderen Elternteils erlernen und gelegentlich in einer Moschee oder einer Kirche (bei christl.-musl. Familien) waren. Aber wie sieht die Praxis im Detail aus? Religionsunterricht? Taufe? Beschneidung? Welche Feste werden gefeiert? Wann bekommt man Geschenke? Es gibt muslimische Väter mit einer regelrechten "Weihnachtsphobie". Da kann es sogar schon zuviel sein, wenn die Großeltern im Beisein der Enkel Weihnachtslieder singen, oder Tannenbaum und Krippe zuhause stehen haben... Wie sieht es mit der Gleichbehandlung bzw. den Pflichten und Freiheiten von Söhnen und Töchtern im Alltag aus? Da hat ein muslimischer Vater ja meist auch eine andere Vorstellung als eine christliche Mutter.
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Re: Die Religion
[Re: Nela]
#356779
28/01/2012 15:48
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Alina 7ayati
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Es freut mich, dass du deine Erziehung diesbezüglich als gelungen betrachten kannst Danke Ich spreche mal für mich: Aber wie sieht die Praxis im Detail aus? Religionsunterricht? Taufe? Beschneidung? Religionsunterricht Ja! Welche Feste werden gefeiert? Wann bekommt man Geschenke? Weihnachten, Ostern, Geburtstage wurden gefeiert ... 3id wurde auch gefeiert und wenn möglich auch geschlachtet! Es gibt muslimische Väter mit einer regelrechten "Weihnachtsphobie". Das stimmt! Wie sieht es mit der Gleichbehandlung bzw. den Pflichten und Freiheiten von Söhnen und Töchtern im Alltag aus? Keinerlei Einschränkungen! Zumindest fällt mir spontan nichts ein Da hat ein muslimischer Vater ja meist auch eine andere Vorstellung als eine christliche Mutter. Die Vorstellungen gehen meist auseinander das stimmt! Alles in allem sieht es bei jedem Paar in der Praxis immer anders aus!!!
Last edited by Alina 7ayati; 28/01/2012 15:50. Reason: etwas hinzugefügt
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Re: Die Religion
[Re: kati3366]
#356781
28/01/2012 17:19
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darkness
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Deutschland
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Danke euch allen für die Antworten,
ich habe hier in Deutschland sehr viele Bekannte und Freunde, die Moslems sind. Habe nie bewusst wahrgenommen, dass man ihn nicht mit meinen Freunden hier vergleichen kann. Und ich glaube, dass ist das Problem.
Ich glaube auch nicht mehr, dass die Beziehung durchhält.
Das was Alina geschrieben hat ist perfekt. Zur Moschee und in die Kirche. Der Mix daraus bereichert ja das Kind. Ich würde ja Kompromisse eingehen und er wahrscheinlich zum Teil auch. Aber nicht so weit, wie ich das möchte. Und mal ehrlich, wenn ich ihm sagen muss, dass die Religion wichtig ist und er den ganzen Ramadan fasten soll und nicht nur 1-2 Wochen (um was ihn auch seine Mama jedes mal bittet), dann hat er eine richtige Doppelmoral.
Ja klar hast du recht Alina. Es ist eine private Angelegenheit, sorry für die Frage.
Ach schwer schwer das Alles.
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