Tja, das ist so eine Sache mit dem Hauskauf.
Im letzten Jahr hat der Euro gegenüber dem Dinar ein klein wenig an Boden verloren, doch in den Jahren vorher hat er jährlich um 5% dazugewonnen (1999-2009):
Wechselkursentwicklung Euro-tunesischer Dinar Mittel- und auch langfristig wird der Euro (oder welche Währung auch immer in Europa oder den Ländern gelten wird) gegenüber dem Dinar auch weiterhin aufwerten, denn die wirtschaftliche Lage Tunesiens ist nicht so, daß dort große Exportüberschüsse oder Produktivitätsanstiege zu vermuten sind (im ersten Quartal des Jahres hatte Tunesien ein Exportdefizit, das immens ist, deutlich größer ist als in den Jahren zuvor). Tunesien wird auf absehbare Zeit darauf angewiesen sein, gegenüber den wichtigsten Handelspartnern, die sich ja alle im "Euro"-Raum befinden, eher ab- als aufzuwerten.
Um diese Aufwertung alleine auszugleichen, müßte auch der Grundstückswert jährich um 5% steigen, was er aber nur in ganz bestimmten Lagen auch tatsächlich tut - in den anderen Gebieten hat man dagegen unter dem Strich Geld verloren.
Und das gilt doppelt, denn die Mieten sind beispielweise in den letzten Jahren nicht wesentlich angestiegen.
In Sousse und Hammamet, zum Beispiel, finden kaum Verkäufe zu den von den Verkäufern gewünschten Preise statt. Viele Objekte stehen leer, anstatt verkauft oder vermietet zu werden - vermutlich solange, bis die Kredite nicht mehr verlängert werden, und dann werden die Preise kräftig fallen, denn es ist vor dem Hintergrund der derzeitigen Wirtschaftlage in der Welt nicht zu erwarten, daß irgendwann in der nächsten Zeit noch eine große Kaufwelle über Tunesien hereinbricht.
Im Extremfall sah es in den letzten Jahren so aus: Wohnte man zur Miete, hatte man pro Jahr 5% weniger bezahlt, wohnte man im eigenen Haus, hatte man jedes Jahr 5% verloren. Hinzu kommt dann noch, daß man den Kaufpreis hätte anlegen können, z.B. zu konservativen 3% - mit anderen Worten, die effektive Differenz betrug dann bis zu 13%, was bei einer Summe von 50.000 Euro schon jährlich 6.500 Euro ausmacht, und damit kann man eine ganze Menge anfangen...
Mittelfristig ist die Lage in Tunesien schlecht zu beurteilen, was in den kommenden Jahren passieren könnte, darüber gibt es weit auseinandergehende Meinungen. Kommt es allerdings ganz böse, dann würde ein Notverkauf anstehen - und wieviel man für ein Haus noch bekommt, wenn jeder (Nicht-Tunesier) verkaufen will oder muß, ist kaum der Rede wert. Einmal ganz davon abgesehen, daß man das Geld auch nicht aus dem Land herausbekommen würde.
Unter Berücksichtigung aller dieser Überlegungen kann es in der Tat ein besserer Entschluß sein, nur zu mieten, anstatt zu kaufen - es sei denn, Geld spielt keine so große Rolle und man kann es sich leisten, Risikoinvestitionen tätigen.