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Ramadan wird für viele Muslime zu teuer
#272717
02/09/2008 13:18
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Joined: Mar 2006
Beiträge: 1,223 Deutschland
Susi66
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Ramadan wird für viele Muslime zu teuer Von Alfred Hackensberger 1. September 2008, 02:02 Uhr Wegen gestiegener Lebensmittelpreise fallen Feste nach Sonnenuntergang kleiner aus - Hamsterkäufe in den Golfstaaten Tanger - Für die Verkehrspolizisten in muslimischen Ländern beginnt heute die schlimmste Zeit des Jahres. In den kommenden vier Wochen müssen sie jeden Tag ohnmächtig zusehen, wie der Verkehr in den Innenstädten von Istanbul, Damaskus, Kairo oder Jakarta kurz vor Sonnenuntergang zusammenbricht. Die Trillerpfeifen der Uniformierten gehen im Hupkonzert unter, kaum einer folgt ihren Anweisungen. Jeder versucht schneller zu sein als der andere, der Magen diktiert das Tempo der Menschen, die seit der Morgendämmerung nichts mehr zu sich genommen haben, nicht einmal einen Schluck Wasser. Es ist Ramadan, der heilige Fastenmonat des Islam, in dem die rund 1,5 Milliarden Muslime weltweit 29 oder 30 Tage lang (abhängig vom Mondkalender) tagsüber nichts essen, trinken, nicht rauchen und keine sexuellen Beziehungen haben dürfen. "Fasten ist gesund", hört man allseits von Muslimen, bereits Wochen vor Beginn. "Dabei wird im Ramadan alles andere als gefastet", sagt Abd al-Asis al-Hayouni, ein marokkanischer Staatsbeamter aus Tanger. "Man isst mehr als das Doppelte und natürlich möglichst nur das Beste vom Besten." Dem Fastenbrechen nach Sonnenuntergang folgen weitere zwei Hauptmahlzeiten und vor Sonnenaufgang wird noch einmal ausgiebig gefrühstückt, bevor man sich wieder ins Bett legt. "30 Tage Ramadan sind sehr kostspielig", erklärt al-Hayouni. Die Preise für Lebensmittel, die traditionell für Ramadan-Gerichte benötigt werden, steigen um das Zwei- oder Dreifache. "Und das, obwohl die Kosten von Lebensmitteln und Benzin wegen der weltweiten Krise in den letzten Monaten schon enorm gestiegen sind", fügt der Beamte hinzu. Die marokkanische Hohe Planungskommission (HCP) errechnete im August dieses Jahres eine Steigerung des Lebenshaltungskostenindex um 5,1 Prozent und der Lebensmittelpreise um 9,1 Prozent im Vergleich zu 2007. "Das sind Durchschnittszahlen", kommentiert al-Hayouni, dessen Büro Hilfsprojekte für sozial schwache Bevölkerungsgruppen organisiert. "Für Menschen mit niedrigen Einkommen sind die Steigerungen, insbesondere für Gemüse und Obst, ein finanzielles Problem." Aber auch dem Staatsbeamten, der ein Vielfaches des vorgeschriebenen monatlichen Mindesteinkommens (150 Euro) verdient, fiele es schwer, den Ramadan-Konsum zu finanzieren. Zeitgleich zum Fastenmonat beginnt auch das neue Schuljahr, das Ausgaben für neue Schuluniformen, Schulgebühren und Lehrmaterial erfordert. "Mit zwei Kindern ist das nicht billig", sagt al-Hayouni. Einen Kredit bei der Bank aufnehmen, wie das einige seiner Bekannten taten, will er allerdings unbedingt vermeiden. "Lieber essen wir weniger", meint er kopfschüttelnd. In den nordafrikanischen Nachbarstaaten Algerien und Tunesien gibt es ganz ähnliche Probleme. In Algerien kletterten bereits in den letzten beiden Wochen die Preise. Für Tomaten müssen Algerier nun das Vierfache bezahlen. Für Hühnerfleisch immerhin nur 50 Prozent mehr, obwohl die Regierung darauf den Steuersatz von 17 Prozent entfallen ließ. Strafen für Geschäftsleute, die im Ramadan Wucher betreiben, sind angekündigt, zeigen aber offensichtlich keine große Wirkung. Um die Preise von Grundnahrungsmitteln wie Brot, Milch und Grieß stabil zu halten, gab die algerische Regierung alleine in diesem Jahr 2,5 Milliarden Dollar an Subventionen aus. Für den heiligen Fastenmonat stehen 1,5 Millionen Nahrungsmittelkörbe bereit, die man an verarmte Familien ausgegeben will. Jeder Korb mit einem Wert von 50 Euro enthält Mehl, Grieß, Zucker, Öl und Kaffee. In Tunesien musste der Staat nicht weniger als 600 000 Tonnen Getreide importieren, um die Versorgung der Zehn-Millionen-Bevölkerung zu garantieren - gerade auch während des Ramadans, in dem viel Kuchen und anderes Gebäck konsumiert werden. "2008 wurden die Benzinpreise gleich viermal erhöht, alles ist teurer geworden", klagt ein tunesischer Journalist, der unerkannt bleiben möchte. "Der Ramadan ist nun nur noch das kostspielige Pünktchen auf dem i." Der finanzielle Extraaufwand durch den heiligen Fastenmonat ist auch in den Ländern des Nahen Osten zur Belastung geworden. In Ägypten verkaufen die Behörden in regierungseigenen Kooperativen Zucker, Mehl, Öl und andere Grundnahrungsmittel zu verbilligten Preisen. Eine telefonische Hotline wurde eingerichtet, bei der man sich über zu hohe Preise und mangelnde Qualität von Produkten beschweren kann. Inspektionskommissionen sollen in den Vereinigten Arabischen Emiraten die Preispolitik von Geschäften überwachen. Das Wirtschaftsministerium verschickte ein Rundschreiben an alle Lieferanten und Einzelhändler, um sie vor "jeder Form von Ausbeutung zu warnen". In Saudi-Arabien entschied man sich, Lebensmittel zu subventionieren, um das Preisniveau stabil zu halten. Trotzdem gab es dort, wie in Dubai oder Kuwait, in der Woche vor Beginn des Ramadans Hamsterkäufe. "Es schien, als wären wir von einer Hungerkatastrophe oder einer internationalen Krisensituation bedroht", schrieb die "Kuwait Times". "Jeder hamstert so viele Lebensmittel wie nur eben möglich, als ob man nie mehr eine Gelegenheit bekäme, das Haus zu verlassen und einzukaufen." Ganz andere Sorgen macht sich indes die Regierung Australiens, die ihre Staatsbürger während des Ramadans vor Reisen in die Golfländer, insbesondere Saudi-Arabien warnt. Terroristen planten dort Anschläge gegen westliche Ziele. Eine Sorge, die berechtigt ist, denn während der Fastenzeit steigt die Zahl von Attentaten gegen "Ungläubige". Für islamistische Militante verspricht der Kampf im Ramadan eine hohe Belohnung im Jenseits. Schließlich habe Prophet Mohammed seine Truppen ebenfalls zur Fastenzeit gegen die Feinde geführt - und das selbstverständlich siegreich. http://www.welt.de/welt_print/article2377794/Ramadan-wird-fuer-viele-Muslime-zu-teuer.html
Sich im Schmutz zu wälzen, ist nicht die beste Methode, rein zu werden. Aldous Huxley
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