Hallo Ihr Lieben,

es wurde ja schon viel geschrieben über die Ein- und Ausreiseregelungen für Kinder. Mich hat bisher eigentlich auch eher die Variante, wie ich, als Mutter, am unkompliziertesten mit meinem Kind ein- und ausreisen kann, interessiert. Aus aktuellem Anlass müsste ich jetzt aber etwas zu den Bestimmungen wissen, wie es aussieht, wenn das Kind allein mit dem Vater nach Tunesien reist.

Unsere Tochter (wird im August 5) ist recht anfällig für Bronchialerkrankungen, wobei es ihr während diverser Aufenthalte am Meer sofort besser geht. Nach einer nun gerade überstandenen Bronchitis hat uns der Kinderarzt dringend geraten, dieses Jahr doch einen etwas längeren Aufenthalt am Meer ins Auge zu fassen.

Nun wollen wir das natürlich auch unbedingt durchführen. Einziges Problem ist, dass ich beruflich selbstständig bin und nur schlecht für mehrere Wochen einfach abwesend sein kann. Mein Mann und ich habe jetzt überlegt, ob er nicht mit unserer Tochter nach Tunesien vorfliegen und ein Appartement direkt am Meer mieten könnte (bei seiner Familie würde es nichts bringen, da diese ganz im Landesinnern wohnt), und ich käme dann noch für eine Woche nach, so dass wir wieder zusammen nach Hause fliegen.

So ganz kann ich mich noch nicht für diese Idee erwärmen. Einerseits wäre es für unsere Kleine optimal, aber andererseits habe ich doch kein so gutes Gefühl dabei. Nicht, weil ich meinem Mann nicht vertraue, aber ist es so einfach möglich, dass er allein mit unserer Tochter ausreist, ich allein nachreise und wir alle Drei wieder zusammen zurückkehren? Melissa ist in meinem Pass eingetragen und hat zusätzlich noch ihren deutschen Kinderausweis und den tunesischen Pass. Könnt Ihr mir sagen, was noch zu beachten wäre bzw. welche Vorkehrungen wir noch treffen müssten?

Lieben Dank im Voraus für Eure Hilfe!

Tanja

Hallo Tanja,

es ist eigentlich gar nichts zu beachten. Er kann mit dem kind einreisen und ihr reist alle zusammen wieder aus, alles in Ordnung. Der einzige Punkt wäre das Vertrauen, aber du vertraust ihm doch, also ist doch alles o.k.? Oder nicht? Ich versteh jetzt nicht ganz, wo das Problem liegt? Hast du denn unterschwellig doch irgendwie Angst das er mit der Kleinen auf abhaut? Wenn er das vor hätte, könntest du auch nichts machen, wenn du mit ihm zusammen hinfliegen würdest, gibt er dir nicht die Erlaubnis zur Ausreise, will nicht das du mit der Kleinen ausreist, schafft er das sowieso.
Wart ihr denn schon öfter zusammen in Tunesien?

Hallo Doreen,

ich dachte, wenn meine Tochter in meinem Reisepass eingetragen ist und nicht in dem des Vaters, dann würde das schon das erste Problem sein ... Oder spielt das gar keine Rolle?

Was die "psychische" Komponente angeht, so habe ich weniger die Sorge, dass mein Mann mit ihr abhauen könnte, als vielmehr, dass ich, Rabenmutter, nicht gleich mitfliege und mein Kind "allein" mit dem Vater fliegen lasse. Außerdem mache ich mir eher um so praktische Dinge Gedanken, ob er wohl genug auf sie aufpasst etc. Es kommt da eine Menge zusammen, und ich wollte zumindest schon mal die rein organisatorischen Dinge/Bestimmungen kennen, dann habe ich immer noch genug Zeit, mich aufzuregen

Mein Mann und ich waren zwar schon mehrmals zu zweit in Tunesien, aber mit unserer Tochter erst letztes Jahr zum ersten Mal - und da empfand ich den Besuch bei der Schwiegerfamilie als unglaublich anstrengend, aber das steht ja wieder auf einem anderen Blatt ...

Schon mal danke für Deine Antwort.

Liebe Grüße
Tanja

Hallo Tanja,

die Kleine braucht sowieso einen Kinderausweis mit Bild, wenn er mit ihr alleine reist, muß er ja irgendwas vorlegen zu Ihrer Identifizierung. Und sie hat ja die beiden Pässe, also das ist schon mal o.k.

Ich kann dich sehr sehr gut verstehen, ich hätte mich in solch einer Situation auch schwer getan, meine Tochter mit ihrem Vater alleine verreisen zu lassen, für längere Zeit. Aber du kennst ihn, du weißt wie und ob er sich kümmert, diese Entscheidung kann dir niemand abnehmen. Wenn es für die gesundheit eurer Tochter so gut ist, am Meer zu sein, muß sie, solange es möglich ist, dort hin.
Mach doch zu hause erst mal eine "kleine Probe" überlass ihm alles, was du sonst machst, ohne Hilfe und schau nur von "weitem" wie sie beide klar kommen. Sprich am besten mit ihm auch über deine Bedenken, und gib ihm die Chance, sie aus dem Weg zu räumen.
Diesen Rabenmuttergedanken kenne ich nur zu gut, komischerweise haben den meist die Mütter, die keine Rabenmutter sind:-) verstehst du? Du machst dir Gedanken um ihre Gesundheit, und willst das beste für sie, und wenn du nicht gleich mitreisen kannst, weil du euren lebensunterhalt verdienen mußt, ist das völlig in Ordnung. Du willst sie ja nicht loswerden um dich zu amüsieren, also!
Er ist der Papa, er liebt seine Tochter, und wir trauen den Männern oft weniger zu (aus guten Grund ) als sie eigentlich wirklich drauf haben: wenn sie müsen und wenn sie auch nur einen Funken Verantwortungsbewußtsein haben, packen sie das auch, ein liebender vater wird dafür sorgen das es einem Kind gut geht.
Hm, ich überleg mal noch, aber das ist, was mir dazu spontan einfällt.

Sie ist 5 jahre, sie kann ihren Willen äußern, sie kann sagen was sie will, und was sie nicht will....und das wird sie tun.
Und was ich auch noch wichtig finde, das ihr sie langfristig darauf vorbereitet, das der Papa mit ihr alleine verreist, ihr genau erklärt warum, wieso, weshalb, ihr die guten Seiten daran auch immer wieder vor Augen haltet und das du ihr ganz genau, kindgerecht, erklärst, warum du erst mal nicht mitkommen kannst. dann fühlt sie sich richtig einbezogen und kann dann mit der Situation auch dementsprechend umgehen.

Es ist zwar ein ganz anderes und viel heikleres Thema, aber als wir uns getrennt haben, war unsere Kleine auch 5, wir haben ihr alles in Ruhe erklärt, mit ihr über alles gesprochen und ihr damit das gefühl gegeben, das uns ihre Meinung wichtig ist und sie voll einbezogen ist. Das hat super geklappt, sie konnte sehr gut damit umgehen, weil wir sie einfach gleichberechtigt behandelt haben und ihr gezeigt haben, das sie eine eigene Persönlichkeit hat. Sie hat nie unter der Trennung gelitten, weil wir weiter, bis heute, immer beide für sie da waren. Du verstehst was ich meine?!
Du machst dir Gedanken, das ist wichtig, und das ist gut und zeichnet unter anderem eine gute Mutter aus, meine Meinung.
Viel Glück
Liebe Grüße
Doreen

Hallo Doreen,

ganz lieben Dank für Deine Antworten und die Gedanken, die Du Dir zu dem Thema gemacht hast. Du triffst mit Deiner Meinung und Deinen Ratschlägen genau den Nagel auf den Kopf.

Um die rein bürokratische Seite brauche ich mir also schon mal keine Gedanken zu machen und weiter nichts mehr zu regeln.

Was das Zugestehen und Überlassen von Pflichten angeht, unterfordere ich meinen Mann wahrscheinlich wirklich. Er kann wirklich gut mit der Kleinen umgehen. Sobald aber ich für sie da bin, überlässt er nur zu gern mir die Verantwortung bzw. meiner Mutter, die im gleichen Haus wohnt und wegen meiner Arbeit auch oft und gern einspringt. Nur wenn er weiß, er kann auf niemand anderen zurückgreifen, gibt er sich echt Mühe und macht es dann auch echt aus vollem Herzen - und diese Situation, die Du ja auch angesprochen hast - müssen wir wohl noch etwas üben

Du hast auch recht, was die Einstellung zu einem fünfjährigen Kind betrifft. Wahrscheinlich ist man so darauf fixiert, alles FÜR sein Kind zu machen, dass man ihm selbst viel zu wenig selbst überlässt, erst recht, eigene Entscheidungen zu treffen und ihm auch schon mal gewisse Rechte zuzugestehen.

Ich muss doch noch mal auf den eben angedeuteten Tunesien-Urlaub vom letzten Jahr zurückkommen. Du kannst mir glauben, ich war hinterher fix und alle. Wir hatten aus gleichen Gründen damals schon ein Hotel am Meer gebucht, und die Familie dann halt besucht bzw. sie uns. Nicht, dass sie sich nicht gefreut hätten, aber sie haben Melissa behandelt wie eine Puppe. Insbesondere ihre Cousinen haben ihr keine Minute Ruhe gegönnt, sie rumtragen wollen, ihr Frisueren machen und andere Kleider anziehen wollen. Es war damals mitten im Hochsommer, brennende Temperaturen, Melissa feuerrot im Gesicht und nassgeschwitzt ... ich dachte, ich (und vor allem sie) übersteht den Tag nicht. Sie selbst hat ihren Unwillen zwar irgendwann durch Nörgelei gezeigt, aber das wurde bestenfalls ignoriert. Ich habe mich einfach nicht getraut, einzugreifen, da alle ja so verrückt darauf waren, sie das erste Mal sehen zu können. Und mein Mann hat trotz leiser Bemerkungen meinerseits auch nichts gesagt oder getan, so dass ich einfach nur froh war, als alles vorbei war. Fragt man Melissa heute, will sie zwar unbedingt wieder nach Tunesien, aber - Zitat: "Nie wieder zu den blöden Cousinen!"

Jetzt wollte ich eigentlich gar nicht so weit ausholen, aber es spielen halt eine Menge Faktoren mit, und irgendwie fühle ich mich total hin- und hergerissen, was wohl das Beste ist ...

Auf jeden Fall hast Du mir schon mal eine ganze Portion Mut gemacht. Diese Bedenken, die eben jetzt noch da sind, muss ich wohl versuchen, irgendwie aus der Welt zu schaffen.

Liebe Grüße

Hallo Tanja,

gern geschehen
Diese situation in der arabischen, für ein Kind, erst recht ein Einzelkind, komplett ungewohnten Großfamilie kenn ich auch nur zu gut. Sie meinen es gut, haben aber ganz andere Ansichten und Vorstellungen zum Thema Kindererziehung, ich hatte immer das Gefühl bei den Kindern meiner Schwägerinnen, das sie einfach nur so "mitlaufen" und sie ja "nur" Kinder sind, sich bei allem zu fügen und unterzuordnen zu müssen.
Ich habe es so gehandhabt, das ich meine Meinung gesagt habe und wenn es mir, bzw, der Kleinen zu bunt wurde, bestimmt und deutlich gesagt das ich das nicht möchte. das wurde auch akzeptiert, was dann letztendlich über mich gelästert wurde, war mir egal, denn es ist ja mein Kind.
Wenn dein Mann mehrere Wochen mit ihr dortbleibt, wird ja die Familie nicht die ganze Zeit mit dort sein. Und selbst wenn, inzwischen ist eure Tochter ein Jahr älter, kann sich "wehren" und muß sich auch nicht alles gefallen lassen, das ist auch etwas, was du ihr mit auf den Weg geben kannst. Und darüber würde ich auch nochmal mit dem Papa sprechen, für ihn ist es natürlich schwer, weil er seine Familie nicht verletzen will,( was er ja eigentlich nicht tut, aber so denken sie dann halt) aber letztendlich geht es um das Wohl der Kleinen, sie soll ja dort gesund werden.
Es ist echt schwer, aber wie schon gesagt, die Hauptsache ist, man macht sich die Gedanken, dann bekommen das alle zusammen schon hin.
Liebe Grüße
Doreen

Hallo Doreen,

vielen Dank für Deine Antwort. Ja, es ist mir auch schon aufgefallen, dass Kinder einfach da sind, aber eben wenig gehört werden und sich möglichst zu fügen haben. Vielleicht ist das jetzt etwas pauschalisiert, aber so habe ich es auch größtenteils kennengelernt. Meinen Mann musste ich da auch schon schwer umerziehen, was das Verhalten von Kindern und gegenüber Kindern angeht. Und ich werde wohl in dieser Hinsicht nochmal ganz intensiv mit ihm reden müssen, sofern ich mich tatsächlich durchringe, die Beiden allein verreisen zu lassen.

Darf ich Dich fragen, wie lange Du mit Deinem Mann verheiratet warst?

Liebe Grüße und einen schönen Tag

Hallo Tanja,

Darfst du, wir waren 10 Jahre verheiratet

Kann leider im Moment nicht viel schreiben, muß ackern.

Bis später