Und was ist mit den Tunesierinnen? - 02/03/2001 10:32
Oder, seid Ihr/sind sie dabei, die Männer von den Kaffeehausstühlen zu schubsen und selber drauf Platz zu nehmen....?
Rosa
Oder, seid Ihr/sind sie dabei, die Männer von den Kaffeehausstühlen zu schubsen und selber drauf Platz zu nehmen....?
Rosa
Nach unserem Ruf zu urteilen, haben wir es wirklich geschafft, uns mit den Männern auf eine Stufe zu stellen. Wenn Du ohne Mann nach Tunesien reist, bist Du praktisch schon abgestempelt - von den Einheimischen als Freiwild - von den Aussenstehenden als Sextouristin... aber das ist ein anderes Thema.
Ich wollte eigentlich gerne einige Frauenstimmen aus Tunesien zu dem Thema Emanzipation hören... hoffentlich klappt's.
Rosa
Ich bin in verschiedenen Familie zu Hause in Tunesien, wo die Frauen auch Arbeiten gehen und nicht mit Kopftuch auf die Straße müssen.
In Tunesien ist es schon viel lockerer geworden wie vor 5 Jahren.
Im Islam gilt die Ehe als Vertragsgemeinschaft, in der beide Partner verschiedene Rechte und Pflichten haben.
Der Mann gilt als Haupt der Familie. Im Koran heißt es: "Die Männer haben Vollmacht und Verantwortung gegenüber den Frauen, weil Gott die einen vor den anderen bevorzugt hat und weil sie von ihrem Vermögen (für die Frauen) ausgeben. Die rechtschaffenen Frauen sind demütig ergeben und bewahren das, was geheimgehalten werden soll, da Gott es geheimhält. Ermahnt diejenigen, von denen ihr Widerspenstigkeit befürchtet, und entfernt euch von ihnen in den Schlafgemächern und schlagt sie. Wenn sie euch gehorchen, dann wendet nicht Weiteres gegen sie an. Gott ist erhaben und groß" (Koran 4:34)
Ich finde das man dieses nicht mehr oft in Tunesischen Familien findet.
Es halten sich sicher viele an den Koran, es wird aber nicht mehr so praktiziert.
Die Frauen gehen auch Arbeiten auch in Öffentlichen Einrichtungen wie Schulen oder Kindergärten.
Ich würde gern auch eure Meinung dazu lesen.
Claudia Poser
dieses Thema passt wieder zum heutigen "Tag der Frau".
Sicher ist Tunesien wohl eines der fortschrittlichsten islamischen Ländern, in Sachen Gleichberechtigung - aber in Wirklichkeit klaffen doch auch hier übergroße Lücken.
Ganz kleines banales Beispiel: Ich ging mit einem Freund in ein Geschäft und wollte Batterien kaufen - vier an der Zahl. Mein Begleiter fing eine Diskussion mit mir an, dass eigentlich zwei Batterien genügen würden. Da ich anderer Ansicht war und zudem auch selbst bezahlte, bestellte ich also vier Batterien. Der Verkäufer hatte das Gespräch scheinbar verfolgt und legte mir zwei Stück auf die Ladentheke - damit war der geschäftliche Teil für die beiden Männer erledigt, ich brauchte nur noch zu zahlen.
Diese kleine, vielleicht lächerliche Episode ist mir ziemlich nahe gegangen.
Ich wünsche mir mehr Beiträge zum Thema "Emanzipation" von Frauen, die derzeit in Tunesien leben oder die dort längere Zeit verbracht haben.
Rosa
gruss tina
danke für Eure Antwort, ich dachte schon es gibt kein Interesse an diesem Thema.
Was meint ihr? Profitieren inzwischen wenigstens ein paar tunesische Frauen z. B. durch ihre europäischen Schwägerinnen bezüglich Heiratsvorschriften, Ausgehbeschränkungen oder ähnliches?
Die Zahl der bi-nationalen Ehen in Tunesien müßte doch eigentlich steigen - und das irgendwie auch auf "traditionsbewußtere" Familien abfärben?
Rosa
nee, bin nicht verheiratet (alhamdullilah). Der Wunsch ist mir durch so manches Desaster abhanden gekommen. Single mit Kind in Tunesien, na ja - es ist manchmal gar nicht so einfach - es ist immer noch untypisch ...
Obwohl, letztens habe ich erst von einem Mädchen gehört, dass sich generell weigerte zu heiraten... Die Ehe der Eltern war ihr wohl ein zu schlechtes Beispiel. Bin gespannt wie ihr das in ein paar Jahren bekommt.
Bisher sehe ich den Fortschritt der tunesischen Frauen hauptsächlich auch in den Berufen (kann mich nicht erinnern dass ich 1988 Frauen hinter der Bar habe arbeiten sehen). Aber das ist nicht unbedingt Emanzipation wie ich sie mir für die Tuneserinnen wünsche, dass kommt nur auf Mehrfachbelastungen hinaus (Arbeit + Kinder/Ehemann + Haushalt)...
Und sich in Cafés setzen, na ja in Tunis, Port el Kantaoui etc. bestimmt nicht unbedingt ein Problem (falls nicht irgendein männlicher Verwandter was dagegen hat) aber sonst... beinahe unmöglich, oder?
Rosa
ich lasse auch eine tunesische meinung raus!
Auch wenn ihr ein paar banale Erlebnisse erlebt habt heißt das nicht, das es so in Tunesien gang und Gebe! In Tunesien haben die Frauen seit unserer Unabhängigkeit 1956 einen sehr hohen Stellenwert und genießen die gleichen Rechte wie Männer, was übrigens auch im Koran steht (daß sie auch die gleichen Rechte wie Männer haben, das steht in verschieden Sourats, Es langt nicht ein sourat zu nehmen aus dem Koran und sie so zu verstehen wie sie steht Claudia! Man muss den Zusammenhang erstmal verstehen und das ist gar nicht einfach deswegen kann nicht jeder den Koran auslegen, wie er will! Dazu gibt es Experte, die den Islam richtig studiert haben)
Und seit 1956 ist in TN schulpflicht für alle ohne Ausnahmen und ich versichere Euch, dass wir prozentual viel mehr Professorinnnen, Ärztinen und Frauen in hohen Positionen als in Deutschland haben, ganz zu schweigen in den technischen Berufen!!! Und das nicht nur seit den letzten 2-3 Jahren, das war so vor fünf Jahren und auch vor 20 Jahren (meine Tante ist Professorin und das seit über 15 Jahren)!
In euren Beiträgen scheint es mir als haettet ihr die tunesische Frau gerettet und ihnen die Augen geöffnet. Nein das ist weder Euer Verdienst (ich meine Euch nicht persönlich) noch der Verdienst der binationalen Ehen! Das ist der Verdienst der tunesischen Frau und unserer Regierung. Sie haben schon gegen die französische Kolonie gekämpft und in den Gewerkschaften mitgewirkt und hatten schon eine Ministerin, in einer Zeit wo man in Deutschland nicht einmal mit dem Gedanken gespielt hat, dass eine Frau so ein Amt übernehmen könnte!
Damit will ich nicht sagen, daß alles rosig ist und daß sie es besser haben als in Europa, nein gar nicht. Daß viele noch gegen ihren Willen verheiratet werden oder unterdrückt werden oder was auch immer, hat nur mit noch existierendem veraltetem Denken und strengen Köpfen zu tun und Leuten, die genau wie sehr viele ein Sourat im Koran gelesen haben und dachten es waere so, man muss Frauen so behandeln...
Das ist noch in ländlichen Gegenden der Fall, aber auch da nicht mehr so stark!
Daß man Frauen in Cafes nicht sieht, liegt es nur darin, daß sie die alten Cafés für Männer bestimmt und konzipiert waren auch von der Lage her und es ist so geblieben, und dorthin würde eine Frau niemals hingehen, wenn man sie darum bittet.
Die neueren und moderneren Cafés sind genauso gut befüllt mit Frauen wie mit Männern und da rauchen auch alle! Draußen tun sie es nicht, nicht aus Angst! Nein, meistens aus Respekt, ein Wort was hier keine Bedeutung mehr hat. Ihr mögt fragen Respekt vor wem! Nicht vor dem Mann, nein (ich rauche selber nicht vor vielen Leuten aus Respekt). Wir glauben noch an viele Traditionen und wir haben eine andere Erziehung und Denkweise als hier und von daher kommt auch der Respekt.
Mit dem Kopftuch, hmmm das ist so eine Frage! Erstens würde ich dich gerne fragen Claudia, hast du jemals eine Tunesierin gesehen mit einem Kopftuch? Viele würden es gerne tragen, dürfen es aber nicht! Zweitens, ich verstehe nicht warum dies viele Leute stört! Euere Nonnen tragen es ja auch! Keiner beschwert sich über halb nackte Frauen, also warum ausgerechnet darüber! Ich sage ja; es sind Vorurteile, es sind insbesondere Leute mit Komplexen und krank und vor allem mit großer Angst vor dem Nichts, die sich darüber aufregen.
Na ja es langt erstmal.
Ich bitte um Entschuldigung, wenn dieser Beitrag vielleicht an manchen Stellen arrogant erscheint. Ich betone nur, daß ich Euch nicht persönlich meine (mit "ihr" meine ich eine große Zahl der westlichen Gesellschaft).
Bye bye
Hut ab vor Deinem Bericht.... wirklich faszinierend und fesselnd. Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich wünschte, die anderen würden auch mal mehr positives schreiben. Tut mir leid Rosa, aber ich habe in keinem Bericht von Dir soweit etwas schönes über das Land gelesen... warum eigentlich nicht??
Ich hoffe, dass Dir nicht alles vergangen ist an Tunesien!!
Bis dann,
Rebecca
ich habe das Thema angeschnitten, weil ich mir ein Bild vom "tunesischen Frauenleben" machen wollte. Und ihr müßt zugeben, dass das Interesse an den Themen "Männer" bislang sehr groß war und ich jetzt ein paar Anläufe brauchte um überhaupt Antworten auf das Thema "Frauen" zu bekommen.
Natürlich kann ich nur aus meiner Sichtweise und meinen kleinen bescheidenen Erlebnissen berichten. Deshalb bin ich Dir, Blid, für Deinen Beitrag dankbar. Das war ja Sinn und Zweck des ganzen. Weil ich selbst betroffen bin, interessieren mich die Auswirkungen von Touristinnen und bi-nationalen Paaren besonders. Noch ein Beispiel zur Erklärung: mein Kind hat einen tunesischen Vater, allerdings keinen tunesischen Pass - dafür bräuchte sie die schriftliche Zustimmung seinerseits - mein Antrag, meine Zustimmung genügt nicht, obwohl ich sie allein groß ziehe und er ihr in all den Jahren noch nicht mal eine Postkarte geschickt hat und sie auch nur vom Foto kennt).
Claudia hat den Koran 4:34 zitiert und Blid, ich muss sagen, dass ich trotzdem noch meine Zweifel habe, ob mich andere Sourats dann noch recht besänftigen können. Und wenn den Koran nur Experten richtig auslegen können, die den Koran studieren, dann könnte man sich ja fast sparen selbst darin zu lesen? Das würde mich aber noch mehr wundern.
Liebe Rebecca, Du kannst mir glauben, das ich Tunesien liebe, sonst würde ich hier vermutlich gar nichts schreiben. Vielleicht schreibe ich ja gerade so viel Kritisches, damit es widerlegt wird...? Jedefalls bist Du ja dafür um so positiver eingestellt, das hebt dann so manches wieder auf...
Liebe Grüße
Rosa
was ist denn daran positiv? Es ist doch wohl sonnenklar, daß die tunesischen Frauen nicht gleichberechtigt sind, oder? Wie kann eine Frau gleichberechtigt sein, die in den meisten Fällen keine oder eine schlechte Ausbildung hat? Die Professorinnen von denen Blid redet sind doch wohl noch mehr in der Minderheit, als hier bei uns in Deutschland. Die Auswirkungen von binationalen Ehen, sind eher die, daß es zu Problemen führt, weil die Tunesierinnen das die gleichen Rechte wollen wie Ihre Schwägerinnen und da machen weder die Eltern noch die Brüder mit (oft genug selber erlebt, daß meine Schwägerinnen irgendetwas, das für mich selbstverständlich ist, auch machen wollten und ihre Brüder und Männer total ausgerastet sind). Natürlich ist es für Frauen in Tunesien leichter als z.B. in den Emiraten, doch kann von partnerschaftlicher Gleichberechtigung nicht die Rede sein. Tunesien besteht nicht aus Tunis, wo es relativ fortschrittlich zugeht. Tunesien besteht in der Hauptsache aus der Landbevölkerung und die ist weiß Gott nicht fortschrittlich. Da werden die Frauen nämlich noch zwangsverheiratet, müssen das Haus hüten und werden nach den Pflichtjahren sofort aus der Schule genommen, weil es der Familie mehr bringt, wenn sie zu Hause hilft oder eben in einer Fabrik arbeiten geht. Ins Café darf ich z.B. in Tunesien auch nicht gehen, da dort nur "Nutten" sitzen. Ich habe das mittlerweile akzeptiert und halte mich daran. Für tunesische Frauen ist es wahrscheinlich von vornherein klar, daß sie nicht ins Café gehen, da sie ja wissen, daß sie dort nichts zu suchen haben. Sie gehen die weilichen Verwandten besuchen und das reicht ihnen. Vielleicht auch nicht, doch sie haben gar keine andere Wahl.
Natürlich wird es von Jahr zu Jahr besser, nur positiv ist es heute bestimmt noch nicht.
Doch das ist es Deutschland auch nicht, oder?
Annegret
die Frauen, die hier Beiträge geschrieben haben, sind, soweit ich es beurteilen darf, eben nicht mehr "nur Gast". Sie haben zum Teil länger in Tunesien gelebt, haben Verwandte, Beziehungen, Kinder.
Das ich mich als "nur Gast", den Sitten und Gebräuchen anpasse und nicht "großkotzig" versuche Mißstände aufzuzeigen, ist ja sowieso o.k.
Und wie Blid und Annegret darauf hingewiesen haben, liegt bei uns hier auch noch vieles im Argen (sonst bräuchten wir vermutlich keine "Frauengleichstellungsstellen" und Frauenhäuser etc...).
Wenn Du die schönen Seiten Tunesiens genießt und Dir das "Drumherum" egal ist, ist das auf jeden Fall legitim. Aber diese Seite ist ja nicht nur "ausschließlich für Nur- Tourist/innen", wenn ich mich nicht täusche.
Wenn man vielleicht auch nichts weltbewegendes verändern kann, so kann man sich doch wenigstens informieren, sich austauschen, ein bischen solidarisch sein oder manchmal einfach nur unbequem...
Rosa
tina
sicher habt Ihr recht, wenn gesagt wird die tunesischen frauen brauch die europäerinnen nicht um was zu verändern. Da kann ich nur mit "jein" antworten, denn wenn ich nicht sehen, wie es woanders zu geht und es nicht vorgelebt bekomme, woher soll ich dann wissen, was ich in welcher Form ändern kann oder soll.....wenn mir etwas nicht passt kann ich evt. den Umständen entsprechdn etwas bewirken, aber nur wenn ich auch Vergleichsmöglichkeiten und anregungen bekomme.
Und da sind "Fremdeinflüsse" von Europäerinnen gar nicht so schlecht....
Gruß Malika
Ich möchte an deiner Seite
durchs Leben gehen.
Und DU
möchtest mir einen Ring durch die Nase stecken,
an dem du mich mit dir ziehst.
Von der Liebe vergiftet
will ich dich lieben,
und DU
möchtest Gott sein,
der mich erschafft und zerbricht.
Ich möchte für immer
im Hof deines Herzens tanzen.
Und DU
besingst meine Hilflosigkeit,
schlägst auf dem Tamburin meiner Bedürfnisse,
läßt mich zappeln wie eine Marionette.
Ich wäre so gern ein Parfüm,
das deinen KÖrper durchdringt,
doch DU
willst mich in deiner Tasche verstecken.
Ich möchte weinen:
und DU
willst, dass ich lache, wenn du
mit dem Finger schnippst.
Atiya Dawood Sindhi-Dichterin, Pakistan
wie ist das genauer mit dem Kopftuch in Tunesien? Was kann passieren, wenn es trotz des Verbotes getragen wird? Und wenn es
z. B. einfach anders geknotet wird - wäre das dann vom religiösen Aspekt noch o.k.?
Rosa
Claudia Poser
Aber gerade das "islamisch" gebundene Kopftuch KÖNNTE in Tunesien zu Schwierigkeiten führen. Es wird dort nicht gerne gesehen, weil angenommen werden könnte, man gehöre einer fundamentalistischen Gruppe an. Deshalb wurde auch eingeführt, dass Frauen die im öffentlichen Dienst des Staates arbeiten kein Kopftuch tragen dürfen, genauso wie auch Männer keine "typischen Bärte" tragen. Wenn FRAU in Tunesien noch Kopftuch trägt, dann entweder in Form des Safsaris (der weisse, traditionelle Umhang) oder eben ganz locker gebunden, so wie es die europäischen Frauen hier auch tragen. Ich habe jedoch noch kein gefaltetes Kopftuch gesehen, so im Stil wie es die Iranerinnen, Türkinnen etc. tragen.
Claudia Poser
also liebe Anna es würde mich interessieren, zu wissen ob du jemals in einer tunesischen Universität warst, oder vielleicht auch in der Nähe und den Frauenanteil beobachtet hast! Mit den Professorinnen von denen ich geredet habe war keineswegs übertrieben, nicht ein bisschen! An der Universität, wo ich studiert habe gab es keine einzige Professorin (auch wenn sie nur eine technische Uni ist).
Ich habe den Eindruck Du kennst Tunesien überhaupt nicht, oder vielleicht noch das alte Tunesien vor 20 Jahren! Es reicht nicht einen Urteil zu geben, wenn man/frau nur die enge Umgebung seines/ihres Partners kennt und womöglich auch noch ausgerechnet in einer noch strengeren Umgebung, um überzeugt zu sagen die meisten waeren nicht gleichberechtigt und werden zwangsverheiratet usw. Da staune ich wirklich, und frage mich, von welcher Epoche du redest! Mich wundert ja auch die Aussage "Tunesien besteht in der Hauptsache aus der Landbevölkerung", alleine in Tunis un Sfax leben knapp 2 Mio von den 9,5 MiO Tunesiern und wir haben einige große Städte entlang der 1300 Km Küste (da spielt sich hauptsächlich das wirtschaftliche Leben Tunesiens ab und nicht mehr in der Agrarwirtschaft), sowie viele andere Städte im Innern des Landes mit hoher Industriebedeutung.
Dass es Frauen in Tunesien gibt, die eine schlechte Ausbildung haben verneine ich nicht! Die gibt es genauso viel in Deutschland. Ich behaupte auch nicht, dass viele nicht unterdrückt werden, das gibt es noch, aber nicht wie du behauptest. Verprügeln, Vergewaltigung und Ermordung von Frauen ist fast ein Tagesgeschäft in D. Sowas kommt auch in Tunesien vor, mit dem Unterschied, dass die bei uns ihre Strafe einmal bekommen, und die wirkt auch sofort und für immer! Und nicht nach langjährigen Verhandlungen ein paar Jahre, die vielleicht auch zur Bewährung gesetzt werden und dann ist er am nächsten Tag wieder im Werk. Mit harten Gesetzen werden Frauen geschützt in Tunesien und das nicht nur in solchen Fällen.
Ich koennte bis morgen aufzaehlen, wie sogar Frauen vom der gesetzlichen Seite her mehr Rechte als die Männer haben... und die sind bei weitem fortschrittlicher als die deutschen Gesetze!
Dass viele noch trozdem nicht in diesem Genuß kommen hängt nur von ihrer Familie ab, und es sind meistens in der übrig gebliebenen ländlichen Bevölkerung! Dass sie eine schlechte Ausbildung haben, genauso. Denn selbst wenn die Familie bedürftig ist, werden sie insbesondere zu diesem Zweck finanziell geholfen, und Tunesien wird auf diesem Gebiet jedes Jahr mit Anerkennung international erwähnt. Tja manchmal kann man den Leuten nicht zu ihrem Glück zwingen!
Trotzdem gibt es Familien wie hier auch, die vorziehen ihre Kinder arbeiten zu schicken.
Nicht jede/jeder ist hell genug zu studieren (tut mir leid für den Ausdruck, wenn er ein bisschen mißachtend klingt, das meine ich gar nicht!), genau wie hier in D braucht das Land auch Arbeiter/innen, es sind meistens auch Frauen in Deutschland, die in Fabriken arbeiten (wenn es keine harte Arbeit ist, in Tunesien sind es meistens Textilfabriken ) oder ist nicht jede zweite Deutsche eine Krankenschwester?
Sicherlich sind wir auf allen Gebieten noch weit weg von Deutschland. Wir hatten auch keine Großmacht wie die USA, die hinter uns stand und das Land aufgebaut hat durch ihre Bewilligung und finanziellen Mitteln, bis das Land auf die Beine stand. Und gott sei dank, dass es bei uns so ist, denn die schreiben uns nichts vor, was wir machen oder lassen sollen, und brauchen auch nicht zu allem zu nicken!!!
Nun liebe Rosa, die Einbürgerung der Kinder bedürfen in dem Fall die Einwilligung des Vaters. Das hat hier erstmal nichts mit Frau oder Mann zu tun, von einer Tunesierin, die ihre Kinder alleine erzieht werden sie keine Einwilligung verlangen. Es geht mehr um eine Beweislage, dass sie tatsächlich Tunesier sind bzw. der Vater Tunesier ist. Denn Du redest als Deutsche mit einer ausländischen Behörde und ohne Beweise (behaupte ich erstmal, vielleicht klärst du mich auf, ich kann mich auch irren) , und das würde mir genauso passieren mit einer deutschen Behörde in so einem Fall. Ich weiß nicht, ob Du mit ihm verheiratet warst und jetzt geschieden seid oder auch niemals verheiratet gewesen seid, das würde die Lage noch unmöglicher machen ohne Einwilligung.
Mit dem Besänftigen mit anderen Sourats hatte ich nicht vor! Jeder kann der Koran lesen und verstehen, er ist nicht auf eine bestimmte "Kategorie Mensch" begrenzt! Nur es gibt Einiges, was man den Sinn nur versteht, wenn man die Zusammenhänge, die Geschichte und den Grund dieser Sätze kennt und dazu gibt es das "Heilige Hadith" (Offenbarung Gottes mit den Worten des Propheten weitergegeben), "Hadith" (Empfehlungen des Propheten ..." und was übersetzt, erklärt und ausgelegt wurde/wird von Fachmännern! Sowie derImam in der Moschee. Das ganze war nur eine Anmerkung an Besserwissende...
Ich sehe Ihr werdet Euch langweilen mit dem Lesen, ich gehe kurz auf das Kopftuch und mache einen Punkt.
Liebe Claudia das Kopftuch war nie ein Zeichen dafür, daß eine Frau in festen Händen ist! und die Religion hat sich auch nicht verändert, also sie ist weder strenger noch lockerer geworden! Das Kopftuch ist für alle vorgeschrieben, ob verheiratet oder nicht, jung oder alt...
Zum Thema "jede kann es tragen in Tunesien" sage ich lies mal den mild verfassten Beitrag von Samira (ist sowieso an dich adressiert, oh ich sehe hast du schon gelesen! Es gibt Welten zw. TN und Iran und ich glaube wir reden über TN)
Bei Gelegenheit ich habe eine Frage an Dich: ich habe lange geforscht im Stammbuch und komme nicht auf den richtigen Familienbuch vor lauter lauter. Klär mich bitte auf ist/war Dein Freund Tunesier, Bosnier, Iraker, Iraner oder Türke?
Die besten Grüße an ALLE
blid
ich habe übrigens in Deutschland studiert und an dieser Uni gab es keine einzige Professorin.
Gruß
Bei den Bildungsreformen ist Tunesien natürlich Vorbild für alle afrikanischen Länder. Auch, daß man versucht die Frauen gut auszubilden bestreitet niemand. Doch wie wird das in der Praxis umgesetzt?
Ich habe auch nicht behauptet, daß es in Deutschland rosig aussieht mit der Frauenpolitik. Was sollten wir sonst mit Frauenbeauftragten etc. Doch auch bei uns studieren immer mehr Frauen, auch in technischen Berufen. Ich glaube aber, daß bei uns die Gleichberechtigung innerhalb der Familie mehr realisiert ist. Es gibt nicht mehr viele Männer, die sich vor den Fernseher setzen während ihre Frauen waschen, putzen, die Kinder ins Bett bringen.
So, ich hoffe, daß ich meine Position etwas besser beleuchten konnte. Im übrigen ist mir schon klar, daß gerade die jungen Tunesier nichts auf ihr Land kommen lassen, alles verteidigen und oft beschönigen.....
Ich wünsche Dir einen schönen Tag
Anna
PS: Ich habe auch in einer technischen Fakultät studiert. Die verschwindende Minderheit in Deutschland. Doch auch hier werden die Frauen gefördert, die es auf sich nehmen in Männerdomänen einzudringen.....
Deiner ausführliche Antwort zur frauensituation in Tunesien kann ich nur zustimmen. Man kann auch Tunesien nicht mit Europa vergleichen. Dazwischen fehlen noch einige Jahre.....und in Europa ist, trotz des Fortschritts noch lange nicht alles Gold was glänzt. Wie viele Frauen werden denn auch bei uns von ihren Männern geschlagen, vergewaltigt, betrogen und ausgenutzt...aber davon spricht keiner (mehr). Aber es geht ja nich nur um Gewalt und Unterdrückung. Vieles hat noch mit Tradition und Kultur zu tun, das eben in Tunesien noch viel grösseren Einfluss hat als in Europa.
Nochmals kurz zu Claudia: Ich hatte in meinem Beitrag betreffend des Kopftuches vergessen zu erwähnen, dass das Kopftuchtragen bestimmt nicht ein Zeichen des "in festen Händen" seins ist. Wie Blid es schon gesagt hat. Wenn Du Dich schon so intensiv mit dem Iran auseinandersetzt, dann sollte Dir bekannt sein, dass dort die kleinsten Mädels schon mit Kopftuch etc. herumlaufen, und die sind bestimmt nicht alle in festen Händen. Ich find's gut, dass Du Dich so intensiv mit dem Islam auseinander setzt. Aber bitte etwas genauer.
Zum Thema Kopftuch hier ein TV-Tipp:
"Mein Kopf gehört mir" 22.3.2001 auf 3SAT 22.45h
Musliminnen in Wien und Istanbul
Sowohl in Österreich wie in der Türkei kämpfen muslimische Frauen darum, dass ihre Kopfbedeckung als persönliche Entscheidung verstanden wird, und nicht als aufgezwungenes Merkmal der Rückständigkeit. Wie sie sich kleiden, was sie von sich zeigen und was sie verhüllen, wollen sie selbst bestimmen. So wie Sibel, die als Tochter türkischer Zuwanderer in Wien geboren ist und mit dem Kopftuch nichts anfangen kann. Der Islam ist für sie Privatsache, sie trägt ihr Haar offen und kleidet sich nach westlicher Mode. Dennoch will sich Sibel auch nicht um jeden Preis an die österreichische Kultur anpassen, sondern aus beiden Kulturen das herausfiltern, was ihr am besten gefällt. "Mein Kopf gehört mir" geht der Frage nach, was das Kopftuch für seine jeweiligen Trägerinnen - sei es in Wien und Istanbul - bedeutet und schildert die unterschiedlichen Positionen der aktuellen Diskussion anhand verschiedener Frauenporträts.
Noch ne Frage, für besonders Geduldige *smile*:
Bestimmt spricht man in Tunesien auch über Autorinnen wie Assia Djebar, Fadhila Chabbi, Amina Saiid u. a.? Wenn ja, welche Werke finden besondere Beachtung?
Und liebe Blid, gibt es Verbesserungen für in Tunesien lebende Frauen, die Dir noch am Herzen liegen würden?
Rosa
P. S.
Wer Lust hat: Unter Anzeigen: Bücherliste "Frauen" benötigt noch Ergänzungen!!! Hast Du noch die ISBN-Nummer von "tunesien für frauen", Tina? Danke Euch allen.
Die ISBN-Nr. lautet 3-89151-250-3.
Autorin: Nadia Hassani
Verlag: Elster Verlag Zürich
Viel Spass beim Lesen. Es ist wirklich sehr interessant und informativ.
Beitrag zur "Völkerverständigung" gerade gefunden:
muslim-markt.de
auch mit Forum
Rosa
An Samira,
wenn du dich ja auch sehr gut mit dem Islam auskennst, dann nenne mir doch bitte mal die Säulen des Islams, und warum tragt man im Islam den Schleier oder das Kopftuch?
Da weißt du ja sicher auch was eine Scharia ist?
Schreibe doch mal darüber einen Bericht vielleicht kann ich durch diesen noch etwas genaueres zum Islam und seinen Regeln lernen.
Claudia Poser
Hier meine Antworten auf Deine Fragen:
Was ist eine Scharia:
Die Scharia ist das umfassende Gesetz der Muslime, das von zwei Quellen abgeleitet wird: a) dem Koran und b) der Sunna, den Handlungen des Propheten Muhammad. Sie umfaßt alle Bereiche des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens im Alltag. Das Ziel des islamischen Gesetzes ist der Schutz der Grundrechte des Menschen als Individuum. Dies schließt das Recht auf Leben und Besitz, auf politische und religiöse Freiheit, sowie den Schutz der Rechte der Frau und von Minderheiten mit ein. Die niedrige Verbrechensrate in muslimischen Gesellschaften ist auf die Anwendung des islamischen Gesetzes zurückzuführen.
Und die fünf Säulen:
1. Das Glaubensbekenntnis (SHAHADA)
"Es gibt keinen Gott, ausser dem einen Gott und Mohammed ist sein Prophet.
2. Das tägliche Gebet (SALAT)
Das Gebet ist ein tägliches Ritual und wird fünfmal am Tag gebetet: Am Morgen, zu Mittag, am Nachmittag, bei Sonnenuntergang und am Abend
3. Die Armensteuer (ZAKAT=Almosen)
Die Sorge für die Armen ist für alle Muslime eine Verpflichtung, sie dürfen die Armen nicht vergessen. Die ZAKAT ist eine Art Steuer auf die Ersparnisse, die nicht der Staat erhebt, sondern die der Muslim selbst verteilt. Viele geben sogar einen Zehntel ihres Einkommens dafür her.
4. Das Fasten (RAMADAN)
5. Die Wallfahrt nach Mekka (HAJ)
Wenigstens einmal im Leben soll ein Muslim, wenn es möglich ist, die Wallfahrt zum grössten Heiligtum des Islams, der KAABA in MEKKA, machen.
Nicht schlecht beantwortet, was? Wenn Du gestattest, möchte ich mir zum Thema Kopftuch im Islam mehr Zeit für meine Erklärung dazu nehmen. Deshalb wird später einen weiteren Bericht dazu folgen.
Ach ja, Blid's Stammbaum frage bezog sich auf Deine Beziehungen. In den verschiedenen Beiträgen von Dir erzähltest Du einmal, Dein Freund sei ein Bosnier, dann hattest Du einen Tunesier, nun ist ein Iraner gerade aktuell... Geht mich ja nichts an, aber anscheinend hat Blid dies nicht so auf die Reihe gebracht.
ich habe noch einige Fragen: wer erbt beim Tod der Eltern, wenn eine Tochter und ein Sohn da sind? Wer erbt beim Tod des Vaters, wenn die Mutter und ein Sohn da sind? Wie sieht es mit der Gleichberechtigung bei den 40% der Bevölkerung, die nicht in den Städten wohnen, aus? Was ist mit der Gleichberechtigung der des weiblichen Anteils der 32% Analphabeten?
Viele Grüße
Anna
wenn Du sowieso noch am Thema dran bist, dann bitte noch um Aufklärung. Unter Hadith findet man die Empfehlungen des Propheten, und unter Sunna die Handlungen des Propheten?
Oder hab ich es jetzt ganz vermasselt?
Der Prophet hatte angeblich zuerst die schöne, reiche nicht mehr ganz junge Khadija zur Frau, wie ich las. Nach ihrem Tode heiratete er dann zuerst Sawdah und Aisha (seine Lieblingsfrau), die erst sechs Jahre alt war und noch eine Zeit bei den Eltern lebte, bis es soweit war. Dann heiratete er Hafsa. Dann hatte er seine Eingebung, dass man nur vier Frauen heiraten sollte (wenn man denen gerecht werden könne), sonst nur eine. In den zwölf Jahren nach Khadijas Tod bis zu seinem eigenen hatte Mohammed zwischen neun und zwölf Frauen, scheinbar um durch die "Familienbande" feindlich gesinnte Stämme für sich zu gewinnen.
Wegen einer Christin bekam er dann doch Zoff mit den anderen. Dann kommt eine Eingebung, dass die anderen Frauen sich entweder friedlich zu verhalten hätten oder eine ehrenhafte Scheidung akzeptieren könnten. Im ersteren Fall habe Allah dann eine große Belohnung bereit, im letzteren verlange dann Allah, dass sie im Hause bleiben und sich nicht so zur Schau stellen sollten wie zuvor. Danach blieben die natürlich. Die waren ja vermutlich nicht doof.
Sag mal, findest Du das nicht ... na ja, irgendwie, wie sag ich's ... sonderbar?
Bevor das Donnerwetter über mich hereinbricht, will ich nur noch betonen, dass ich einiges wirklich Schönes über den Koran gehört und gelesen habe und besonders der Punkt mit der Scheidung zu jener Zeit geradezu grandios gewesen sein muss, zumindest hatte man zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Ich hab die Informationen nur aus einem Buch - stimmen diese und sind die dann in der "Sunna" nachzulesen?
Nix für Ungut (in der Bibel sind auch zahlreiche wunderliche Dinge zu finden - auch im Neuen Testament, obwohl ich den Propheten Jesus sehr bewundere!!!). Außerdem für meiner einer ist weder ein Platz im katholischen Himmel noch im moslemischen frei, also darf ich frotzeln.
Rosa
P. S.
Dass nur eine Ehefrau in Tunesien gestattet ist, weil man ohnehin nicht mehreren gerecht werden könne, rechne ich der Regierung hoch an.
ich muss jetzt mal sagen, dass ich Deine gesamten Artikel hier drinne super toll und interessant finde. Du liest Dir anscheinend alles sehr genau durch und antwortest auch so, dass jemand, der nicht dort gelebt hat oder sich SO toll auskennt (so wie ich) es versteht und den Kopf nicken kann. Ich bin gerade erst am Anfang meines Interesses für dieses Land und Du bist da sehr hilfreich.... also weiter so.
Übrigens Claudia, ich habe auch nicht so recht verstanden, welche Nationalität Dein Freund hatte, aber blid hat Dir diese Frage ja jetzt auch schon gestellt....
in diesem Sinne alle weiter so.
Ciao,
Rebecca
Claudia Poser
Ich versuche mich so kurz wie möglich zu halten. Zur Frage Sunna und Hadith: Die Sunna bedeutet die Überlieferung. Um dem Menschenbild im Islam gerecht zu werden, sind verschiedene Faktoren zu beachten. Der Koran ist die Grundlage. Die SUNNA gibt viele Ausführungsmuster an, die in den verschiedenen Kulturen und Zeiten ihre ganz speziellen Ausprägungen erhielten.
Die Lehre des Islam gründet sich in erster Linie auf das Wort Mohameds und auf sein persönliches Verhalten. Er selbst hat seinen Schreibern gewisse Texte diktiert (das ist der Text, den wir Koran nennen); das Übrige wurde von seinen Genossen herausgegeben, meist auf Grund ihrer eigenen Initiative. Mann nennt es "Hadith".
Die beiden grössten Gruppen sind die Sunniten (85-92%) und die Schiiten (7-15%). Sie anerkennen sich grundsätzlich gegenseitig. Ihr Hauptunterschied ist die Frage der Nachfolge Mohameds. Während die Sunniten nur die Zugehörigkeit zum Stamm der Quraisch (zu denen Mohamed gehörte) Voraussetzung für das Kalifenamt war, sind die Schiiten der Auffassung, dass dieses Amt nur Ali, dem Vetter und Schwiegersohn Mohameds, und seinen Nachkommen zusteht.
Die sunnitische Richtung des Islams ist für uns in Mitteleuropa die vertraute Form. Ihr gehören bis auf wenige Ausnahmen alle Türken, Jugoslawen und Araber an. Die oben dargestellten Glaubensformen treffen voll auf sie zu. Unterschiede sind vor allem kultureller Art. Die vier Rechsschulen (Hanafiten, Malikiten, Schafiiten, Hanbaliten) sind keine Sekten. Sie anerkennen sich gegenseitig und unterscheiden sich nur minim in der Rechtsauslegung.
Die Grundlage des Glaubens der Schiiten sind die gleichen wie bei der Sunniten. Die Nachfolgefrage war der Grund der ersten grossen Spaltung, sie war auch der Grund für weitere Spaltungen. Die verschiedenen Richtungen der Schiiten anerkennen eine unterschiedliche Anzahl von Imamen. So gibt es Fünfer, Siebener und Zwölfer Schia. Die Mehrheit der Schiiten zählen sich zur Zwölfer Schia. Sie erwarten den "verborgenen Imam". Der zwölfte Imam soll nicht gestorben sein, er lebt weiter, so der Glaube. Nur der Imam (nicht zu verwechseln mit dem Vorbeter der Sunniten!) kann die Lehre richtig weitergeben, weil er wie die Propheten frei von jeder Sünde ist.
Berühmtheit erlangte der schiitsche Islam durch die Revolution im Iran. Khomeini war nicht nur Vorkämpfer und Galionsfigur, sondern wurde auch von breiten Massen der iranischen Bevölkerung als Imam verehrt. Sein Grabmal ist heute schon ein Wallfahrtsort.
Es sind weniger glaubensmässige Unterschiede zwischen Sunniten und Schiiten, die heute für Spannungen sorgen. Vielmehr sind es die Schwierigkeiten im Umgang von Mehrheiten mit Minderheiten.
Die Polygamie erhitzt die Gemüter oft. Sie ist nach dem Koran erlaubt. Als Idealfall gilt die Mehrehe aber nicht. Sie ist eher ein Zugeständnis an die soziale Wirklichkeit zur Zeit Mohameds. Die Vorstellung, dass ein Mann zu seinem Vergnügen eine junge Frau dazuheiraten könne, wenn seine Frau durch die Arbeit und das Kindergebären gealtert und für ihn an Attraktivität eingebüsst hat, wird nach dem Koran klar abgelehnt: "....heiratet, was euch an Frauen beliebt, zwei, drei oder vier. Wenn ihr aber fürchtet, (sie) nicht gleich zu behandlen, dann nur eine."(Koran, 4,3) Die Erlaubnis zur Polygamie ist also mit der Verpflichtung zur materiellen und emotionellen Gleichbehandlung verbunden. Die Polygamie hatt auch eine soziale Komponente. Weil damals die Männer durch die vielen Kriege eine niedere Lebenserwartung hatten, waren die Frauen zwangsläufig in der Überzahl. Die Wittwen waren darauf angewiesen, wieder geheiratet zu werden.
Nun wurde dieser Bericht, doch etwas länger als ich wollte. :-) Ich hoffe, ich konnte Dir Deine Fragen mehr oder weniger beantworten.
Herzlichen Dank für Deine "Erklärung". Wie ich bereits erwähnt habe, gehen mich Deine privaten Angelegenheiten sicherlich nichts an, da hast Du recht. Aber ich werde in Zukunft ebenfalls darauf achten, keine PERSÖNLICHEN Erfahrungen mehr hier zu schreiben, sondern nur noch über das LAND Tunesien mit seiner Kultur, Tradition und Religion berichten. Sehr viele Forumsfreunde hier, öffnen ihre Herzen und lassen uns alle bis manchmal ins tiefste Detail reinschauen. Weshalb sollten wir denn nicht auch von Dir etwas mehr "persönliche Dinge" erfahren dürfen? Aber ich respektiere Deinen Wunsch natürlich gerne und werde, sofern ich noch persönliche Fragen an Dich habe, mich nur noch via Mail bei Dir melden.
liebe Anna ich behaupte nicht, dass ich mich sehr gut auskenne, es ist aber so, dass ich besser weiss über mein Land, wo ich aufgewachsen bin als die meisten hier, die nur als Touristen oder angeheiratete sind... Denn selbst wenn ich seit über 14 Jahren in D lebe, habe immer noch einen engen Kontakt zu meiner Familie und meine Freunde sind auch hauptsächlich Tunesier mit denen ich auch vieles über Tunesien diskutiere! Es ging mir bei diesen Beiträgen nur darum, dass ich die gespitzte Übertreibung korrigiere, denn es ist nicht sooo schlimm wie hier vorgetragen wurde, und ich habe in meiner eigenen Familie einige, die auf dem Land und von der Landwirtschaft leben, und deren Töchter (meine Kousinen) wurden auch nicht zwangsverheiratet und einige von ihnen haben es geschafft bis zum Diplom...
Also ich habe auch nie behauptet, trotz allem, was an Möglichkeiten gibt und was von der staatlichen Seite bereitgestellt wird und wurde seit der Unabhängigkeit, dass sie eine Superstellung oder was auch immer geniessen! Es ist nur so, dass man auch die Leute nicht zu ihrem Glück zwingt! Auch hier kommt kein Beamte und klopft an die Tür und sagt, bitte bitte kommt und nehmt diese Ausbildung an! Soviele Ausbildungsmöglichkeiten gibt es auch nicht in TN, die fängen erst an sich zu entwickeln, dazu fehlen die Mitteln!
Ein Beamter kommt aber doch und klopft an die Tür, wenn die Kinder mit 6 Jahren nicht erscheinen in der Schule und wenn sie hinterher die Schule nicht schaffen, dann ist es Sache der Familie, dass sie sich bemühen um die weitere Ausbildung ihrer Kinder und sie werden unterstützt.
Es gibt genug
Es sind auch keine 32% Analphabeten in Tunesien! Soweit ich mich an einem 2-3 Jahre alten Bericht erinnern kann, waren es in Afrika Tunesien und ein anderes schwarzafrikanisches Land (dessen _name mir im Moment nicht einfällt ), die Analphabetismus unter 10% unterdrückt haben. Wenn ihr aber Analphabetismus mit benedeter Ausbildung und anschließend ein Job zu haben verbindet, tja dann reden wir aneinander vorbei!!!
Natürlich verdient man in Tunesien nicht soviel (Frauen wie Männern) wie hier und gerade in einer Textilfabrik werden sie auch ausgenutzt und nicht soviel bezahlt, und das langt auch nicht um einen Familie zu ernähern! Ich kenne auch das Beispiel meiner Schwester als Akademikerin, die weniger verdient hat als ihre Mitarbeiterin, weil ihr Vater der Freund bom Boss ist, und sie hatte nicht einmal einen Diplom! Das sind aber Probleme, die genauso in D existieren. Ich bestreite das alles nicht, ich bestreite nur die maßlose Übertreibung.
Also liebe Rosa, auf Deine Frage zurückzukommen (gibt es Verbesserungen für in Tunesien lebende F...), sage ich, es gibt gewiss noch sehr viel zu tun, aber ich wünsche nicht, dass es in Tunesien soweit wie hier kommt! Denn wir haben eine andere Kultur, wir denken anders und es gibt Dinge, woher sie auch immer kommen, Religion, Tradition, Geschichte, Kultur..., die Ihr nicht verstehen werdet, oder nicht verstehen wollt, aber Frauen in Tunesien finden sie selbstverständlich, auch wenn nicht alle, aber die meisten. Es muß nicht alles wie hier sein.
Laßt uns auch (Frauen und Männer, egal wo auf der Welt) ein bißchen von unserer Identität bewahren, denn nicht nur hier ist das Wahre!
Das ist genau das Problem, abgesehen von diesem Thema, glauben viele von Euch, alles was hier ist, ist das Richtige, und die anderen sollen sich gefälligst dementsprechend ändern!
Ach ich mache Schluß!
Nur noch eins: alle erben Anna beim tod der Eltern oder Vater, auch die Mutter erbt.
Auch dies ist im koran genaustens geregelt und soweit ich noch weiss, wird es in Tunesien befolgt. Der Sohn erbt das doppelte von der Schwester und die Mutter, wenn ich mich recht erinnere ein 1/8 . Das wichtigste ist, dass der Sohn verpflichtet ist für seine Mutter und für seine Schwester/innen alle Kosten übernimmt zum Leben, Ausbildung, Aussteur ...
Und was sie bekommen ist nur für sie gedacht und sind nicht verpflichtet es auszugeben für die Familie. UND FANGEN WIR NICHT AN MIT EINER NEUEN DISKUSSION, OB ES DER FALL IST IN DER PRAXIS! Denn es gibt beides, das Gute und das Böse.
Danke Claudia für die Aufklärung.
Macht's gut
blid
Claudia Poser
ist doch schlimm genug, wenn deutsche Frauen das nicht können, doch ist es unsere Sache dagegen etwas zu unternehmen.
Genau wie in Tunesien die Frauen etwas gegen Ihre Misere tun müssen.
Mir ging es in meinen Beiträgen nur darum, daß Du alles so positiv siehst. Es ist weder in Deutschland noch in Tunesien positiv um die Stellung der Frau gestellt und da ändert auch der Jasminduft und das tolle Wetter nichts dran. Tunesische Frauen stehen in der dicksten Hitze am Herd um ihrem Mann ein Essen zuzubereiten, müssen das Haus putzen, die Wäsche waschen, während er im Café sitzt und gemütlich seinen Tee trinkt. Es ist nicht so rosig, wie es Euch wohl erscheinen mag. Es ist der tägliche Existenzkampf, der in Tunesien den Alltag bestimmt. Wenn die Frau dann noch ganz großes Pech hat und ihr Mann nicht genug Geld mit nach Hause bringt, dann muß sie auch noch nebenbei arbeiten gehen, womit sie aber die traditionelle Rolle als Herrin von Heim und Herd nicht abgelegt hat. Sie bekommt damit die Doppelbelastung von Job und Hausarbeit kräftigst zu spüren. Im Gegensatz zu unseren Verhältnissen wird zwar einiges durch die Familie (Mutter, Tante etc.) abgefangen, aber doch nicht alles. Emanzipation muß in den Köpfen der Menschen vor sich gehen, d.h. die tunesische Bevölkerung müßte das nachvollziehen, was bei uns seit Jahrzehnten versucht wird und immer noch nicht realisiert ist. Bei uns gingen die Frauen auf die Barrikaden und haben das durchgesetzt, was wir hier heute als Rahmenbedingungen vorfinden. Die Frauen in Deutschland wollten selber ihre Stellung in der Gesellschaft verändern. In Tunesien ist die Stellung der Frauen eine andere als bei uns. Den Frauen reicht die Anerkennung als Haufrau und Mutter in vielen Fällen aus, so daß der Wunsch nach Gleichberechtigung nicht so stark ist wie bei uns. Alles eine Frage der Kultur, Tradition und nicht zuletzt der Religion...
Man kann Deutschland nicht mit Tunesien vergleichen, doch werden die ökonomischen Zwänge dieses Land in einigen Jahren dorthin führen, wo wir heute sind. Ob das nun positiv ist oder nicht. In Tunesien müssen aus finanziellen Gründen immer mehr Frauen mitarbeiten. Immer mehr Frauen spüren, wie schwer ihr Leben dadurch wird und es wird sich zwangläufig eine Wandlung in den Köpfen vollziehen. Denn wenn die Frauen den Lebensunterhalt der Familien mitfinanzieren, dann stehen ihnen natürlich auch die gleichen Rechte wie den Männern zu. Das wird noch einige Jahre dauern, aber ich bin mir ziemlich sicher, daß es sich so entwickeln wird. Die Situation der deutsche Frauen war vor 50 Jahren auch noch eine andere als heute.
Anna
danke erstmal, für die ausführliche Antwort Samira. Einiges ist mir schon klarer geworden, einiges werde ich noch nachschlagen.
Noch zum Thema Identität:
Auch Kinder aus Mischehen werden mal nach ihrer Identität forschen und so gibt es oft einen schmalen Weg, den sie bestreiten müssen. Es kann einen, glaube ich, nur freuen, wenn es Menschen schaffen, dass Beste aus beiden Kulturen herauszufiltern, wo immer es möglich ist und Diskussionen führen ohne sich die Köpfe einzuhauen, na ja, dass ist ja hier Gott sei Dank nicht möglich.
Rosa
nachdem ich mich jetzt durch alle Beiträge hier in diesem Ordner geackert habe (finde ich Klasse, denn das Thema war wohl mal fällig) einige Anmerkungen.
Blid: Du hast meine volle Zustimmung, ich bin keine Tunesierin, aber genau diese Eindrücke hatte ich auch.
Anna:
Du hast recht, es gibt Ungerechtigkeiten hier wie dort. Aber die Situation der tunesischen Frauen mit der der deutschen Frauen vor 50 Jahren zu vergleichen funktioniert nicht. Mir ist nicht bekannt, daß ca. 50% unserer Mütter (bzw. Großmütter) Abitur oder gar einen Akademischen Abschluß hatten. Ganztägige Kinderbetreuung fand in D vor 50 Jahren nicht statt (und tut es heute immer noch nicht). Hast Du vergessen daß ein Mann seiner Frau per Gesetz verbieten konnte berufstätig zu sein (das Gesetz wurde erst in den 60er abgeschafft)? Die Liste läßt sich noch verlängern.
Was mir in einigen Beiträgen hier bitter aufstößt, ist der deutsche Eifer, allen anderen den eigenen Weg zur Glückseligkeit aufzuzwingen. Dabei vergessen wir, daß auch wir von dem ach so rückständigen Tunesien lernen können. Ich wünsche mir, daß wir hier in D vom tunesischen Kinderbetreuungsangebot lernen. Da gibt es nur Ganztagsschulen und einen Betreuungsplatz für die Kleinen zu finden ist kein Problem. Zeigt mir eine Frau in Deutschland, die es fertigbrigt mit vier Kindern berufstätig zu sein. Damit meine ich nicht halbtags auf der Mami-Schiene, sondern richtig Karriere machen. In D-land bist du doch spätestens nach dem zweiten Kind weg vom Fenster. In Tunesien jedenfalls habe ich solche Frauen kennengelernt. Meine Schwägerin z.B. ist jetzt Mitte vierzig hat vier Kinder von 5 - 17 Jahren, hat nicht ein Jahr zuhause verbracht und ist mittlerweile im Bildungsministerium für die ausländischen Studenten in Tunesien verantwortlich. Eines ihrer Kinder kam in den USA zur Welt als sie an einer Uni dort arabisch gelehrt hat. Daß sie das nur mit einem kooperativen Mann geschafft hat ist wohl klar. Also vorsicht, den tunesischen Männern im allgemeinen zu unterstellen, daß sie im Cafe sitzen und sich Zuhause nur bedienen lassen.
Wenn ich mir das so anschaue, werde ich richtig neidisch, denn keine Frau würde dort auf Kinder verzichten, was leider traurige Realität in D-Land ist.
Noch ein Wort zur "rückständigen Landbevölkerung": Sicher kommen die angesprochenen Mißstände heute eher auf dem Lande als in der Stadt vor. Andererseits habe ich es selbst erlebt, daß Familien, die für uns Europäer auf den ersten Blick durch ihre Lebensweise, Kleidung etc. sehr traditionell wirken, extremen Wert auf die Ausbildung ihrer Kinder legen (Söhne wie Töchter). Denn die meisten haben kapiert, daß sie nur eine Chance haben mit einer Top-Ausbildung.
Und noch was zum Kopftuch: der weiße Sefsari wurde ja bereits erwähnt, ist heute aber meist den älteren Frauen vorbehalten und hat für mich nichts mit einem Kopftuch zu tun, eher mit einem Mantel/Umhang. Daß darunter die Haare völlig verschwinden (wie sie dies beim Kopftuch islmischer Prägung, daß den meisten hier wohl vorschwebt)ist mir neu.
Noch etwas zu Kopfbedeckung und Tradition: Tunesien liegt in Nordafrika und nicht im Nahen Osten. Die Urbevölkerung in Nordafrika waren die Berber, die zwar heute arabisiert sind aber trotzdem z.B. an ihren Kleidersitten festgehalten haben. Eine Berberfrau war und ist nie verschleiert gewesen. Die Kleidung kennzeichnet sich durch sehr bunte leuchtende Stoffe, viel Goldschmuck (je mehr desto besser)und ein um den Kopf geschlungenes Tuch aus dem die eine oder andere Haarsträhne rausschaut . Meine Schwiegermutter ist so gekleidet und sie ist eine waschechte Tunesierin (inkl. der tätowierten Punkte im Gesicht)aus dem Mittleren Teil des Landes. In ihrem Fall hat das nichts mit Folklore zu tun, sondern ist Teil der Alltagskultur. Mit ihrer Generation wird diese Tradition wohl leider aussterben, den alle jüngeren Frauen sind "westlich" gekleidet. Sie hatte sicher kein leichtes Leben, ist aber im Gegensatz zu vielen Frauen in D-Land die heute in den sechzigern sind keine spur verhärmt, vom Leben enttäuscht oder einsam. Wenn sie ihr Leben lang wirklich so geknechtet und unterdrückt, vom Mann geschlagen und schlecht behandelt worden wäre wie dies manche hier voraussetzen, woher nimmt sie dann diese glückliche Ausstrahlung, Herzlichkeit und Wärme gegenüber anderen Menschen (die auch mich, die Ausländerin, vom ersten Augenblick an einschloß - meine Mutter war da meinen Mann weitaus kritischer gegenüber und hat ihm erstmal keine guten Absichten unterstellt)?
Es grüßt
Regie
erstmal ganz kurz Anna; mir scheint es als würdest du alle Last und Leid der tunesischen Frauen auf Deinen Schultern tragen! Ich wundere mich immer wieder, wie und woher willst du wissen, dass sie sooo unglücklich sind, vielleicht kapierst Du (ich entschuldige mich für diesen Ausdruck), dass sie anders denken als hier in Europa und das gerne tun, das Essen für ihren Mann zuzubereiten usw., vielleicht erkennst du es endlich, dass wir ein anderes Verständnis für Kinder und Familie haben als hier. Und woher weißt Du überhaupt, dass Männer nicht helfen? Ich sage Dir was, Frauen in Tunesien haben heute zu Tage das Sagen über ihre Männer. Wenn ich meine Freunde höre, was sie mir erzählen, dann bin ich froh mit einer Deutschen verheiratet zu sein.
Nun zu den Zahlen:
Da ihr einfach mit Zahlen rumschmeißt, und z.T. nicht wisst was sie erfassen und bedeuten, helfe ich Euch auf die Sprünge und liefere Euch Statistiken aus dem nationalen Institut für Statistik (www.ins.nat.tn/html/page02.htm).
** Heute (Statistik '99) beträgt der Anteil der Agrarwirtschaft+Fischerei 22.7%
vor 35 Jahren (1966) waren es 45.8%, die auf diesem Gebiet tätig waren! Also könnt Ihr mir nicht erzählen, die meiste Bevölkerung sei eine Landbevölkerung, und die Tatsache, dass man auf dem Lande lebt, heisst nicht man sei zurückgeblieben und ohne Rechte und nicht gleichberechtigt!
Kleines Beispiel: wir waren eine Gruppe von 45 Regierungsstipendiaten, die nach D geschickt wurden (vor 14 Jahren) und es waren Frauen dabei, eine davon kam aus dem tiefsten Hinterland Tunesiens.
Zu den Frauenquoten:
** Analphabetismus:
Vorabinfo: Männeranteil in der tun. Bevölkerung: 50.4%, aber tun. Frauen leben länger als tun. Männer und es wird nicht lang dauern, dann haben sie die Führerschaft, Prognose:im Jahre 2025)
Im Jahr 99-00: Einschulung von 6 jährigen (Pflicht für alle)
99% Männer
98.9% Frauen
Immer noch Schüler zw. 6 und 12 Jahre:
92% Männer
91.9% Frauen (schon vor 10 Jahren waren es 83.6 %),
liebe Tina, ich komme noch zu Deiner 37.2% AnalphabetINNEN und erkläre Dir, was dies erfaßt!
** ich überspringe Gymnasium und komme zu den Universitäten:
Eingeschrieben für das Jahr 2000/2001 sind 207388 Studenten, davon 51.9% FRAUEN (das hat selbst mich überrascht, obwohl ich überzeugt war von einer hohen Quote)
Vor 7 Jahren waren es 42.2% und nicht heute 40%!!!
Im Jahre 99/00 haben 9195 FRAUEN v. 19646 Absoventen ihr Diplom bekommen, das sind 47.8%
Liebe Anna heute sind es 33.3% FRAUEN, die an den 7 tunesischen Universitäten unterrichten, (ich habe nicht übertrieben letztes Mal) und würde gerne den Frauenanteil in D erfahren auch von den Absolventinnen!
Ich glaube nicht, dass du mir solche Zahlen liefern kannst und sage Dir warum (meine eigene Interpretation):
Die Möglichkeiten auszuweichen in T sind nicht so groß wie in D (so z.B. statt Studium eine Krakenschwesterausbildung zu machen!).
Also ganz kurz und grob zusammengefaßt, in Tunesien ist man/frau folgendes:
1) Animateur/in
2) Arbeiter/in, Verkäufer/in
3) Akademiker/in (und wenn sie arbeitslos bleiben, dann machen sie weiter mit Doktorarbeit oder Aufbaustudium, oder wandern sie aus. MANN UND FRAU GLEICH)
** Nun zu den 37.2% AnalphabetINNEN:
Genauer gesagt sind es 36.3%, allerdings diese Zahl beinhaltet auch meine 83 jährige Mutter, ja sie ist analphabet! Meine 65 jährige Mutter hatte uns in den ersten Schuljahren Arabisch und Französisch beigebracht und mein Großvater hatte einen BAUERNHOF und wohnte in einem Dorf und trotzdem schickte er auch damals seine Töchter auf die Schule.
Eine repräsentativere Statistik gibt die Zahl der Analphabeten zwischen 10 und 29 Jahren an und die ist mit 13.6% noch recht hoch aber Tendenz fallend. Wenn ihr die Zahlen ganz oben nochmal betrachtet, dann werdet ihr sehen, dass kein Unterschied mehr zw. Mann und Frau gibt, was Ausbildung angeht.
Und deswegen liebe Tina, wenn Du mit Zahlen spielst, dann auch richtig interpretieren, sonst würde ich auch sagen heute im Alter von 6 Jahren haben wir 1.1% AnalphabetINNEN.
Ich schließe mit dem Anteil der Frauen im beruflichen Leben ab:
Von den 9.5 MiO Bevölkerung (hatte ich schon einmal geschrieben Anna, bevor Du mir die Frage gestellt hast) sind 3143900 Tunesier beruflich aktiv (über die ganze Bevölkerung ab 15J), davon sind 23.7% Anteil an Frauen.
Nun ja, wenn ich bedenke, dass sie z.B. nicht in "Gorleben" arbeiten werden, können, wollen..., auch nicht als Fischer usw., dann ist diese Zahl recht gut und gar nicht negativ auszuwerten, abgesehen von den Frauen, die freiwillig ihren Beruf wegen ihrer Kinder aufgeben.
Oh gott, was habe ich da gesagt, Kinder!!! Wie ungerecht!!! Wieso kriegen nur Frauen Kinder!!! Warum sollen sich die Männer nicht zusammenreißen und auch welche kriegen!!! und sie sollen auch noch stillen!!! NEIN, NEIN NEIN so geht es nicht weiter!!!
wir stellen einen Antrag bei gott um dies zu ändern! Meine Unterstützung habt Ihr...
Die besten Grüße
mit der Bitte um Verzeihung für meine "provokative" Ausdrucksweise
blid
da muß ich sagen, du sollst besser recherchieren und tiefer in die tunesische Geschichte tauchen und die Rolle der Frau zum Aufbau Tunesiens!
Unser Schulwesen ist nicht von den Franzosen aufgebaut! Wenn du unser Programm mit dem französischen oder deutschen vergleichst, dann wirst du auch merken, warum unsere Diplome anerkannt (wenn auch nicht alle in D)werden und das problemlos!!! Weder in D noch in Frankreich haben sie so ein volles Mathe und Physik-Programm wie bei uns! Einiges wird in Mathe erst an der Uni gelehrt, was wir schon in der 11ten Klasse gelernt haben (Stichwort: komplexe Zahlen.)Und in TN haben wir uns lächerlich gemacht über das franz. Abitur, so leicht waren sie für uns!
Natürlich haben wir viele franz. Literatur an den Universitäten (genauso wie die engl. in D) und die sind auch sehr gut und hilfreich, aber unsere Schul- und Universitätslehrbücher sind alle tunesische Bücher von Tunesischen Lehrern und Professoren geschrieben, auch wenn sie in französisch geschrieben sind! Das können wir auch!
Wenn Ihr Probleme mit Frauenquoten habt, und überall eine Quote verlangt (in Deutschland), dann heißt es nicht, dass ihr es auch anderen vorschreibt! Vorassetzungen waren nie Quoten, sondern Leistungen und Noten, die spielen eine Rolle. Wir schicken unsere Frauen ins Ausland zu studieren, weil sie auch fachlich sehr gut ausgebildet sind und nicht um ihnen (oder Deutschland) ein Gefallen zu tun. Wir sind stolz auf sie und trauen ihnen alles zu und das ist alleine ihr und das Verdienst aller Tunesier, nicht die sog. binationalen Ehen oder Deutschland!!! UND WIR HABEN NICHT GEJAMMERT, wie kommst du darauf? WIR SETZEN AUCH ZEICHEN, ist Dir mehr als 50% eingeschriebene Studentinnen kein kleines Zeichen? Vielleicht orientiert Euch und arbeitet selber daran so eine Quote zu erreichen und wieder auf den Boden zu kommen! oder war das auch von Deutschland vorgeschrieben?
Gott sei Dank, dass wir Euch haben, sonst waeren wir im Sumpf...
Hochachtungsvoll
BLID
kannst Du mir mal erklären warum alle Tunesier sofort beleidigt reagieren, wenn man irgendeine Kritik an ihnen oder ihrem Land äußert? Jetzt komm doch mal auf den Boden zurück! Du willst doch wohl nicht allen Ernstes behaupten, daß die Frauen in Tunesien den Männern gegenüber so gestellt sind wie die Europäerinnen, oder? Können sie nicht und sollen sie meiner Meinung auch gar nicht. Die Rolle der Frau ist in Tunesien eine ganz andere als bei uns in Europa. Schon von der Religion her funktioniert das nicht so, wie wir uns das denken. Die Frau kann noch soviel studieren, doch am Schluß ist sie doch wieder Mutter und Hausfrau. Wie sagtest Du in einem Deiner Beiträgen: "Unsere Frauen machen das gern!" Ja, genau da ist der Unterschied. Wir sehen es gar nicht mehr ein, warum wir arbeiten (oft mehr als die Männer) und die Kindererziehung und die Hausarbeit aufgebrummt bekommen. Wir machen das nicht gern und sind der Meinung, daß die Männer ihren Anteil dazu beitragen müssen. Tunesische Frauen sehen das nicht so, denn schließlich ist es ihre Rolle sich für die Familie abzuarbeiten. Das Problem für die tunesischen Männer ist nur, daß immer mehr der europäische Einfluß zum wirken kommt und die Frauen wie die Europäerinnen sein wollen. Eine persönliche Frage an Dich: würdest Du erlauben, daß Deine Schwester vor der Eheschließung mit einem Mann schläft? Ja wohl nicht, oder? Bei Männern ist das in Tunesien aber doch wohl völlig normal, daß sie sexuelle Erfahrungen vor der Ehe sammeln. Gleichberechtigung ist nicht das Sammeln von akademischen Vorzeigefrauen, sondern die wirkliche Gleichbehandlung in allen Lebenssituationen und das ist weder in Deutschland noch Tunesien realisiert. Ich kann ja verstehen, daß Du den ausländischen Einfluß (wirtschaftliche Hilfe durch europäische Länder) nicht so recht wahrhaben willst, doch sei mal ganz ruhig und überlege, wo wäre Tunesien heute ohne fremde Hilfe, ohne Entwicklungshilfe, ohne Lohnveredelung, ohne Handel mit Europa, ohne Gaststudenten im Ausland, ohne Tourismus und nicht zuletzt ohne immer Geld schickende Gastarbeiter in Europa?
Jetzt zu den tunesischen Frauen, die im Ausland studieren: ihr schickt sie nicht ins Ausland, weil sie so gut ausgebildet sind, sondern weil Eure Unis überfüllt sind, oder??? Ich glaube auch, daß es für eine tunesische Frau ein Problem ist ins Ausland zu gehen. Die Schwester meines Mannes war vor kurzem bei uns zu Besuch. Oh Gott, war das ein Theater bis wir die Eltern überzeugt hatten, daß wir auf sie aufpassen werden. Nach langem Hin und Her durfte sie endlich kommen, mit bestimmten Einschränkungen natürlich. Das ganze endete dann damit, daß ich sie jeden Tag mit in meine Firma nahm und auf sie "aufgepaßt" habe....Jetzt wollte die Cousine meines Mannes kommen, doch ihr Vater (Direktor eines Gymnasiums-also ein gebildeter Mann) erlaubt es nicht, denn sie könnte ja zuviel Freiheit haben....Was hat denn das mit Gleichberechtigung zu tun? Das tunesische Schulwesen ist natürlich sehr gut. Keiner bezweifelt das. Nicht umsonst fallen über 50% der Gymnasiasten jedes Jahr durch und lachen tut Ihr nicht über das französische oder deutsche Lernprogramm, denn mein Mann (Abitur), der auch immer meinte, seine Ausbildung wäre besser als die deutsche, kann meiner Tochter (12. Klasse) in Mathe, Physik, Chemie, Geschichte etc. überhaupt nicht helfen. Wenn er die Aufgaben sieht, blickt er schon nicht mehr durch. Also, so gering sind die Anforderungen in Deutschland auch nicht. Ich glaube, daß Du, wie die meisten Tunesier, die Situation etwas sehr beschönigst. Natürlich gibt es in Tunesien Bestrebungen, die Frauen gleichzustellen, doch muß sich das im Kopf und nicht per Gesetz etc. abspielen. So lange Eure Frauen sagen, daß sie gern alles machen, wird sich nichts wirklich ändern. Die, die sichs leisten können machen eine Ausbildung und dann? Ich will niemanden in Tunesien meine Meinung auszwingen, ich finde es nur immer sehr traurig, daß meine Schwägerinnen springen müssen, wenn ihre Männer nach Hause kommen; daß sie die leeren Zigarettenschachteln etc. vom Boden aufheben müssen, die ihre Männer hinschmeissen; daß sie angebrüllt werden, wenn den Männern irgendetwas nicht paßt; daß sie obwohl sie gerade kochen nebenbei noch die schreienden Kinder versorgen müssen, obwohl ihre Männer nur rumsitzen und nichts tun. Ich könnte jetzt noch stundenlang weiter aufzählen, was mir in den letzten Jahren alles aufgefallen ist und mich jedesmal wieder traurig und wütend macht, doch habe ich gelernt, mich da nicht einzumischen, denn das verschlimmert die Situation der Frauen leider immer wieder. Nur, wenn ich mich nach dem Müll am Boden bücke, sind alle ganz entsetzt und die Männer springen auf, um mir zu helfen - komisch oder???
Jeder soll in seinem Land dafür sorgen, daß es lebenswert für alle ist. Ich bin sehr zuversichtlich, daß die tunesischen Frauen einen Weg finden werden wie sie Religion, Tradition und Moderne in Einklang bringen werden. Sie brauchen uns Europäerinnen nicht dafür. So wie wir hier in unserem Land dafür sorgen müssen, daß die Gleichberechtigung weiter verwirklicht wird.
In diesem Sinne wünsche ich Dir, daß Du nicht gleich beleidigt bist, wenn Dein Land kritisiert wird.
Anna
Also ich kann Blid zum größten Teil nur zustimmen. Wer sich von seinem Mann wie "Dreck" behandeln läßt (Schlagen, Anschreien, alles zu Hause alleine erledigen) hat dann ja wohl eindeutig den falschen Partner gewählt! Zum Thema Abitur kann ich nur bestätigen, daß die Anforderungen in TN um einiges höher sind als bei uns. Mein Mann ist vor allem in Mathemathik sehr gut, die ersten Semester hat er für dieses Fach überhaupt nicht lernen müssen, da er den Stoff schon kannte. Natürlich gibt es bestimmt genauso viele Tunesier wie auch Deutsche die für Mathematik einfach keinen Kopf haben! Da die Abituranforderungen in TN höher sind als hier, ist ja wohl auch eine höhere Durchfallquote zu verstehen!
Ich finde immer wieder erschreckend, das viele Deutsche davon ausgehen, daß unser Leben der Maßstab für alle anderen ist. Wie überheblich!
Gruß Alexandra
tina
ich wollte mich eigentlich nicht zu der heißen Debatte hier einmischen.... aber ich wollte Monika sagen, dass sie nicht darauf hören soll, wenn jemand sagt, in Tunesien wird man nur "angegraben" oder "angebaggert". Die Menschen dort sind höflich, freundlich und wenn man dort einkaufen oder bummeln geht, dann wird man auch angesprochen von den Verkäufern etc... Es kann natürlich auch passieren, das jemand anfängt zu flirten, aber das ist dort genauso wie in Portugal, USA oder Berlin. Also, denke nicht, Du müsstest ein Kopftuch tragen um Deine Haare zu verstecken... das ist völliger Quatsch.... viel Spass also,
ciao
Rebecca
tina
ich erkläre nicht alle Tunesier für unfähig Kritik anzunehmen. Sie sind nur erstmal total beleidigt, wenn man in irgendeiner Form Kritik äußert und dann nach 1,2,3,4,5,6 und mehr Tagen sehen sie dann halt doch oft ein, daß man vielleicht doch etwas recht haben könnte. Das kann man dann aber nur sehr schwer zuzugeben, da man ja sein Gesicht nicht verlieren will.
Man muß sich schon immer sehr gut überlegen, wie man evtl. Kritik verpackt und das stört mich ziemlich. Denn ich greife ja niemanden persönlich an, sondern kritisiere an der Sache - in unserem Fall die Emanzipation der Tunesierinnen. Da gibt es keinen Grund beleidigt zu sein, oder?
In diesem Sinne ein schönes Wochenende
Anna
Zitat:Hey, hab dazu mal ne Frage !!!! stimmt das?????
warum sollten die Frauen von den bi nationalen Ehen profitieren. Sie selbst haben nichts davon. Sie können nicht so einfach einen Europäer heiraten. Diese Ehe wird in Tunesien nicht anerkannt
Zitat:Sicher bekommt man dies sehr schlecht mit gerade in Tunesien. Keine tun. Frau getraut sich schlecht über den eigenen Mann zu sprechen. Das es soetwas nicht gibt in tun. Familie sehe ich genauso unwahrscheinlich wie in Deutschland. Überall gibt es Männer welche die eigene Frau schlagen oder die Hand erheben.
Habe noch nie gehört oder gesehen, dass ein Mann seine Hand erhebt gegen seine Frau. Und unter Frauen wird alles dikutiert vor allem im Hammam. Da hätte ich sicher mal was gehört.
Zitat:= Nein, Dein Beitrag war überhaupt nicht lang und ich hoffe, Du kannst noch zu vielen Beiträgen was erzählen!
Ich hoffe das mein erster Beitrag nicht zu lng war, aber das musste ich mal dazu sagen ;o)