forum.tunesien.com

Ausschreitungen in Tunesien...

Posted By: CandelaNeu

Ausschreitungen in Tunesien... - 12/04/2008 01:29

heute in der FAZ :

"Wegen der zum Teil drastisch gestiegenen Preise für Nahrungsmittel ist es in mehreren Entwicklungsländern zu Unruhen gekommen. Die jüngsten Ausschreitungen wurden am Donnerstag aus Tunesien gemeldet. Bei den Zusammenstößen seien in den vergangenen drei Tagen in Redeyef im Zentrum des Landes mehr als 20 Menschen festgenommen worden, hieß es in Gewerkschaftskreisen."

http://www.faz.net/s/Rub0E9EEF84AC1E4A38...n~Scontent.html
Posted By: LOE120908

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 12/04/2008 02:58

Hi, wenn es noch mehr Berichte gibt, bitte schanzt sie hier rein, vielen Dank, Carin
Posted By: LOE090126

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 12/04/2008 03:18


Guckst du auch hier: Link-Tunesien.com

LG aus sudTN von Karsten
Posted By: LOE120908

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 12/04/2008 03:51

WENN DU DORT BIST; HAST DU SELBST NIX MITBEKOMMEN ÜBER NACHRICHTEN VOR ORT?
Posted By: LOE090126

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 12/04/2008 04:22

 Original geschrieben von: anchadia
WENN DU DORT BIST; HAST DU SELBST NIX MITBEKOMMEN ÜBER NACHRICHTEN VOR ORT?


Nein tut mir leid, aber ich kann nichts dazu beitragen und habe auch nichts gehört!

LG aus sudTN von Karsten
Posted By: saja

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 12/04/2008 12:16

Kreise: Zusammenstöße in Tunesien wegen Lebensmittelpreisen
Freitag, 11. April 2008, 07:11 Uhr

Tunis (Reuters) - Demonstranten haben Kreisen zufolge in Tunesien gewaltsam gegen die hohen Teuerungsraten bei Lebensmitteln protestiert.

Dabei sei es in den vergangenen drei Tagen in Redeyef im Zentrum des Landes zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen, hieß es am Donnerstag aus Gewerkschaftskreisen. Mehr als 20 Menschen seien festgenommen worden; ein großer Teil sei jedoch inzwischen wieder frei. Die Regierung war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Gewaltsame Proteste sind in dem nordafrikanischen Land selten. Tunesien gehört zu den nordafrikanischen Ländern mit der größten Mittelschicht. Nach Jahren des wachsenden Wohlstands bekommen aber viele Menschen die steigenden Preise von importierten Lebensmitteln zu spüren. Im Februar lag die Teuerungsrate bei Nahrungsmitteln bei 8,6 Prozent.
Posted By: Frogger

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 12/04/2008 13:38

Die Berichte stammen alle aus derselben Quelle, einer Meldung von Reuters/Südafrika, die leicht verändert dreimal gemacht wurde. 20 Leute wurden wegen Steinwerfen usw. in Redeyef (westlich von Gafsa) festgenommen, davon wurden dann wohl 12 wieder freigelassen.

Icherinnere mich, daß es dort auch früher schon ähnliche Proteste gab, das ist wahrscheinlich eine "renitente" Minen-Arbeitsgruppe, bei der die Gewerkschaft irgendwie mit drinhängt (daher auch die Zitate aus Gewerkschaftskreisen).
Als ich letztens in der gegend war, wurde mir gesagt, daß die Minen nur nochPersonen beschäftigen, die nicht in der Gegend wohnen (weil die wohl mehrfach gewaltsame Probleme gemacht haben), insofern ist es auch fraglich, ob es hier um eine politisch/ökonomisch/anderweitig motivierte Sache geht, oder eventuell gar um eine, die im Interesse der Gewerkschaft liegt.
Posted By: CandelaNeu

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 12/04/2008 13:49

Sag mal Wolf ist es denn wirlklich so das die Lebensmittel viel teurer geworden sind in TN, war länger nicht dort jetzt. Welche Produkte betrifft es am meiste? Ähnlich wie bei uns Benzin und Milchprodukte oder andere?
Posted By: Claudia Poser-Ben Kahla

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 12/04/2008 19:22

Nicht nur die Lebensmittelpreise sind gestiegen auch Benzin ist gestiegen und Diesel.
Das bereits im März.

Claudia
Posted By: Frogger

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 12/04/2008 23:06

Milch, Milchprodukte wie Käse, dann Fleisch, auch einiges Obst. Der Taxigrundpreis ist vor einigen Tagen ebenfalls um ein paar Millimes nach oben gegangen - ncht viel, doch wenn das Einkommen immer dasselbe bleibt, merkt man selbst kleinste Steigerungen.
Posted By: Emotionless

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 13/04/2008 11:17

Also wenn mich das schon unglücklich macht für 3 Bananen knapp 1,45 € zu zahlen .. weiß ich net wie glücklich des die Tunesier macht oO
Posted By: LOE151215

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 13/04/2008 12:14

Hallo

Ich nehme an, dass auch die Café/Teepreise gestiegen sind? So habe ich es jedenfalls gestern gehört. Wenn ja, würden die regelmässigen Cafégänger das wohl wirklich schnell spüren.

Viele Grüsse
Pina
Posted By: Frogger

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 13/04/2008 16:32

Hier gibt es einige aktuelle Preise: http://www.tninfo.de/tunesien-preise.htm
Posted By: Claudia Poser-Ben Kahla

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 14/04/2008 12:06

Lebensmittelpreise usw. steigen ja leider nicht nur in Tunesien, wie man in den letzten Tagen durch die Medien erfahren musste.

Wo soll das alles noch enden?

Claudia
Posted By: Claudia Poser-Ben Kahla

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 15/04/2008 18:10

Weltwirtschaft
Lebensmittelpreise werden zur Bedrohung
Von Claus Tigges

12. April 2008 IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn betrachtet den weltweiten Anstieg der Lebensmittelpreise als ebenso großes Problem für die Weltwirtschaft wie die globale Finanzkrise. „Es gibt heute nicht nur eine reine Wachstumskrise, sondern eine mindestens ebenso wichtige Krise entwickelt sich gerade durch das Anziehen der Inflation sowie der Preise von Rohstoffen und besonders Lebensmitteln“, warnte der Präsident des Internationalen Währungsfonds (IWF) im französischen Fernsehsender France 24.

„In einer Anzahl von Ländern, namentlich in Afrika, wird dies zu wirtschaftlichen Turbulenzen führen, aber auch zu beträchtlichem individuellen Leid, weil es eine der Ernährungsgrundlagen destabilisieren wird.“ Die Gefahren für die globale Ökonomie werden auch dadurch verstärkt, dass sich einem Bericht der Weltbank in Washington zufolge die Gewichte in der Weltwirtschaft in den vergangenen Jahren deutlich zugunsten der Schwellen- und Entwicklungsländer verschoben haben. Ihr Anteil an der Gesamtleistung der Weltwirtschaft ist von 36 Prozent im Jahr 2000 auf 41 Prozent gestiegen.

Drastisch gestiegenen Preise für Nahrungsmittel

Neben Missernten in Folge von Dürren und Überschwemmungen werden auch die hohen Ölpreise und der schwache Dollar für den seit drei Jahren zu beobachtenden Anstieg der Nahrungsmittelpreise verantwortlich gemacht. Hinzu kommen wachsende Importe nach China und Indien sowie der Boom des Bio-Sprits, der zur Verringerung von Anbauflächen für Lebensmittel geführt hat. Die Verdoppelung der Preise in den vergangenen drei Jahren könnte nach Schätzungen der Weltbank 100 Millionen Menschen in den Entwicklungsländern in noch größere Armut treiben. Die weltweite Armut könnte dabei um 3 bis 5 Prozent zunehmen. Das seien aber nur erste Schätzungen, sagte Weltbankdirektor Marcelo Giugale.

Wegen der zum Teil drastisch gestiegenen Preise für Nahrungsmittel ist es in mehreren Entwicklungsländern zu Unruhen gekommen. Die jüngsten Ausschreitungen wurden am Donnerstag aus Tunesien gemeldet. Bei den Zusammenstößen seien in den vergangenen drei Tagen in Redeyef im Zentrum des Landes mehr als 20 Menschen festgenommen worden, hieß es in Gewerkschaftskreisen. Auf den Philippinen verkauft die Regierung verbilligten Reis, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Die Verteilung der wertvollen Ware muss allerdings von der Armee bewacht werden.

Weltbank-Bericht: China ist zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt

Nach dem Weltbank-Bericht „World Development Indicators“ ist China ist inzwischen zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hinter den Vereinigten Staaten aufgestiegen, da eine neue Berechnungsmethode für das Bruttoinlandsprodukt die Unterschiede in den Preisniveaus zwischen den Ländern besser berücksichtigt. Deutschland nimmt den vierten Rang hinter Japan und vor Indien ein. Fünf der zwölf größten Volkswirtschaften der Welt sind nach Angaben der Weltbank Schwellen- oder Entwicklungsländer. 2006 betrug die Leistung aller Volkswirtschaften zusammen rund 59 Billionen Dollar. „Ein starkes Wachstum während dieses Zeitraums hat alle Regionen von aufstrebenden Ländern mit Ausnahme Lateinamerikas und der Karibik vorangebracht. Der Anteil der Länder mit hohen Pro-Kopf-Einkommen an der Weltwirtschaft ist um 5 Prozent auf knapp 60 Prozent gesunken“, heißt es in dem Bericht.
Lebensmittel werden teurer - vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern

Lebensmittel werden teurer - vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern

Die Globalisierung hat der Analyse zufolge die Bedeutung des grenzüberschreitenden Handels vor allem für die Entwicklungs- und Schwellenländer erhöht. Die schnell voranschreitende Industrialisierung von Ländern wie China habe deren Bedarf an Rohstoffen in die Höhe getrieben. Davon hätten nicht nur Erdöl exportierende, sondern beispielsweise auch Länder wie Chile und Sambia profitiert, deren wichtigstes Exportgut Metall sei.

„Die wirtschaftliche Integration verbreitert und vertieft die Verbindungen der Volkswirtschaften. Das geschieht über Handel, Finanzströme, Migration, Transport und die Kommunikationsinfrastruktur“, schreiben die Ökonomen der Weltbank. Der Anteil des Außenhandels an der Gesamtwirtschaft habe in den Volkswirtschaften im Fernen Osten und im pazifischen Raum zwischen 1990 und 2006 von 47 Prozent auf 87 Prozent zugelegt. Und in den Ländern Afrikas südlich der Sahara sei der Handel untereinander und mit dem Rest der Welt während dieser Zeit von 52 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf 72 Prozent gestiegen. Weltbankpräsident Robert Zoellick rief angesichts dieser Zahlen dazu auf, die Doha-Runde zur Ausweitung des Freihandels zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

Text: F.A.Z.
Bildmaterial: AFP, AP
http://www.faz.net/s/Rub0E9EEF84AC1E4A38...n~Scontent.html
Posted By: Batall_DJE

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 16/04/2008 18:27

Hallo Zusammen,

auch hier auf Djerba sind die Menschen betroffen. Allerdings liegen hier die Einkommen hoeher, darum laesst es sich noch verschmerzen. Und der Tunesier an sich ist ja nun mal sehr duldsam.

Aber ich habe mit Schaf- und Ziegenzuechtern im Sueden gesprochen, die haben jetzt ein massives Futterproblem.

Es gibt keine Gerste mehr zum fuettern, nur noch so streng rationiert, dass es fuer die Tiere nur knapp zum Ueberleben reicht. Und die Wueste gab in diesem Winter nicht das gewohnte Gruen her.

Hier auf Jerba kostet ein Sack (50kg) Gerste auf dem Schwarzmarkt inzwischen ca. 30.- TND. (Zum Vergleich: in Deutschland kostet ein Sack Hafer ca. 14.- Euro) Das koennen sich nur die wenigsten leisten. Ich habe hier noch nie so viele abgemagerte Pferde gesehen. Es ist echt schlimm; und Besserung ist nicht in Sicht.

Neben hungrigen Tieren wird das in absehbarer Zukunft auch die Fleischpreise sehr in die Hoehe treiben.

Viele Gruesse, Batall
Posted By: LOE151215

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 16/04/2008 20:44

Huhu Batall

Oh ja stimmt, die lieben Tiere....An den Futterpreisen sieht man das wirklich deutlich. Beim Pferdefutter/Hafer muss nun noch Mais zum strecken dazugekauft werden...Macht ihr das auch?

Schönen Abend trotzdem
Posted By: saja

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 09:26

hallo batall,
danke für deine bericht direkt aus djerba. die armen tiere und besitzer. in tunesien werden tiere sowieso anders gesehen...
ich bin gespannt, wie es weitergeht.
lg sandra
Posted By: zaza

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 09:30

PIIIIINNAAAA wenn Dir das zu teuer wird mußt Du schlachten, darum geht es nämlich hier um MENSCHEN die Ihre NUTZtiere nicht mehr ernähren können.

In einigen Ländern mussten bereits Schulspeisungen eingestellt werden.

Ich finde das alles wirklich beängstigend und die Frage von Claudia wo das alles enden soll ist ja mehr als berechtigt.

Zaza
Posted By: LOE151215

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 11:59

Zaza, im Falle von Batall und mir geht es um Tiere, welche die Existenz bedeuten – die kann man nicht einfach so schlachten, weil das Futter teurer wird.

LG
Posted By: Anty1

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 12:06

 Original geschrieben von: Pina
Zaza, im Falle von Batall und mir geht es um Tiere, welche die Existenz bedeuten – die kann man nicht einfach so schlachten, weil das Futter teurer wird.



Aber was bitte sollen denn die Menschen dort tun, wenn sie sich das Futter nicht mehr leisten können..die Tiere verenden, verhungern lassen? Dann doch lieber schlachten und noch ein wenig die Existenz damit sichern...


Oder hab ich jetzt hier wieder irgendetwas falsch verstanden?
Posted By: LOE151215

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 12:42

Hallo Anty

Man kann auch in anderen Dingen zurückstecken. Schlachtung oder Verkauf der Existenz(-Tiere) ist erst der letzte Schritt.

LG
Posted By: Claudia Poser-Ben Kahla

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 12:55

 Original geschrieben von: Pina
Huhu Batall

Oh ja stimmt, die lieben Tiere....An den Futterpreisen sieht man das wirklich deutlich. Beim Pferdefutter/Hafer muss nun noch Mais zum strecken dazugekauft werden...Macht ihr das auch?

Schönen Abend trotzdem


Mais wird in Zukunft sicher auch teurer werden, Reis, sowieso schon. Und da schlimmste ist, das auf vielen Lebensmitteln auch noch Subventionen drauf sind, was alles noch schlimmer macht.

Geplante Mais-Subventionen nützen dem Klima wenig

In den USA wird Ethanol-Treibstoff zu 95 % aus Mais gewonnen. Die US-Regierung plant derzeit, den Anbau von Mais für diese Zwecke mit erheblichen Subventionen staatlich zu fördern.

Zugute kommt das, wie eine vergleichende Analyse von Food & Water Watch und der Vermont Law School for Energy and Environment darlegt, weniger dem Klima, als den Agro-Konzernen. Die Autoren fordern deshalb, dass die US-Regierung die Subventionen lieber in die Erforschung der wesentlich größere Nachhaltigkeit versprechenden Herstellung von Ethanol aus Zellstoff stecken sollte.

Die Studie "The Rush of Ethanol: Not all BioFuels are Equal" ergab, dass Mais unter den zur Herstellung von Ethanol geeigneten Rohstoffen der mit großem Abstand am wenigsten nachhaltige ist und den Verbrauch fossiler Brennstoffe nicht signifikant senken kann. Dafür kommen negative ökologische Folgen wie Wasserverschmutzung durch Düngung und Bodenerosion hinzu - vor allem im mittleren Westen der USA.

Andere unbequeme Wahrheiten über Ethanol aus Mais sind die daraus resultierende Verteuerung von Nahrungsmitteln und die Verstärkung der Luftverschmutzung.
Peter Muehlbauer18.07.2007
http://www.heise.de/tp/blogs/2/92908
Posted By: Anty1

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 13:12

 Original geschrieben von: Pina
Hallo Anty

Man kann auch in anderen Dingen zurückstecken. Schlachtung oder Verkauf der Existenz(-Tiere) ist erst der letzte Schritt.

LG



Zum Beispiel?
Posted By: LOE151215

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 13:24

Sich selbst weniger leisten (was man vorher als zusätzlichen Luxus gekauft oder gemacht hat), Ausbauten, Erneuerungen (am Haus, an den Ställen) aufschieben, auf anderes Futter umstellen (was aber nicht so einfach ist, da Qualität sichergestellt werden sollte), sich Gedanken über Nebeneinnahmen machen, ein paar Tiere vorübergehend an Bekannte abgeben...etc.

Damit kann womöglich eine Notschlachtung verhindert werden. So machen es zumindest meine Bekannten.

LG
Posted By: zaza

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 13:51

Pina: ES GEHT NICHT UM EUCH, es geht auch nicht um die Notschlachtung Eurer Pferde. Es geht um Hunger in der Welt!!!!!!
Ich werde hier vermutlich auch ohne job nicht verhungern aber in anderen Ländern ist das nicht so!!!
Manche Menschen können auf NICHTS mehr verzichten und für die ist die Erhöhung der Preise das Letzte was ihnen noch gefehlt hat.

Deine "Erfahrungen" und die Deiner Bekannten sind nicht identisch mit den Erfahrungen von Millionen anderer Menschen.

Nimm das doch einfach mal zur Kenntnis- frei von dem was Du so den ganzen Tag tust, hörst und vor allem glaubst zu wissen.


Zaza
Posted By: Anty1

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 13:57

 Original geschrieben von: zaza
Manche Menschen können auf NICHTS mehr verzichten und für die ist die Erhöhung der Preise das Letzte was ihnen noch gefehlt hat.

Deine "Erfahrungen" und die Deiner Bekannten sind nicht identisch mit den Erfahrungen von Millionen anderer Menschen





Das sehe ich genauso, deshalb wollte ich nochmal explizit wissen, wo man denn noch sparen soll...Danke zaza!
Posted By: LOE151215

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 14:09

Hallo Zaza

Doch, es geht auch um uns, es geht auch um Batall, um meine Bekannten und andere Tier/Pferdebesitzer. Sie leben dort und erleben das Elend der Tiere. Dies wirkt sich auch auf die Menschen und ihre Existenz aus (für diejenigen bei denen die Tiere die Existenzgrundlage bilden).

LG
Posted By: zaza

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 14:31

nein nein und nein das ELEND der Menschen Pina, Du wirst definitiv nicht verhungern mit und ohne Pferd!!!!!

Und Deine Worte sind - ungewollt nehme ich an - nur Hohn.

Ich liebe Tiere auch, hatte sogar auch ein Pferd aber das ist nicht das Thema. Und die Tiere von denen Batall spricht sind auch nicht damit zu vergleichen, Existenzsicherung hat hier eine ganz andere Bedeutung.

Nochmal - nimm dies doch einfach mal hin.
Posted By: LOE151215

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 14:48

…Ich bin wohl wirklich zu doof um dich zu verstehen. Aber warum soll ich etwas hinnehmen, was ich nicht verstehe?

LG
Posted By: Claudia Poser-Ben Kahla

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 18:49

 Original geschrieben von: Pina
Hallo Zaza

Doch, es geht auch um uns, es geht auch um Batall, um meine Bekannten und andere Tier/Pferdebesitzer. Sie leben dort und erleben das Elend der Tiere. Dies wirkt sich auch auf die Menschen und ihre Existenz aus (für diejenigen bei denen die Tiere die Existenzgrundlage bilden).

LG


Pina Hungern musst du sicher noch nicht. Und ich kann zaza absolut verstehen.

Claudia
Posted By: LOE151215

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 20:31

Guten Abend Claudia

Danke für deine Antwort, aber ich verstehe euch leider immernoch nicht. Wo habe ich geschrieben, dass ich Angst habe hungern zu müssen? Hungern müssen vielleicht irgendwann mal die Menschen, die ihre Tiere nicht mehr füttern können und für die eben ihre Tiere ihre Existenz bieten (wie eben ein Zucht/Reit/Kutschbetrieb).

LG
Posted By: Claudia Poser-Ben Kahla

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 20:53

Pina ist schon alles okay.

Claudia
Posted By: AliBaba

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 21:29

Hallo Pina,

vielleicht guckst Du mal hier... (das linke plakat) Dann verstehst Du vielleicht auch, worin das Drama der gestiegenen Lebensmittelpreise liegt.

Nämlich nicht in unseren "Wohlstandsmägen" sondern in den Hungerregionen dieser Erde. In Afrika gibts keine "Tafeln" von der Caritas o. dgl.!


Und sicher ist es gnädiger, den Gaul zu erschießen und aufzuessen als ihn verrecken zu lassen und auf den Kompost zu werfen (denn essen kann und darf man ihn dann nicht mehr. Is dann ja auch nix mehr dran ...). Denn wenn man selbst verhungert ist, nützt einem das Pferd auch nix mehr...

LG, Alibaba
Posted By: Anty1

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 21:33

 Original geschrieben von: AliBaba

Und sicher ist es gnädiger, den Gaul zu erschießen und aufzuessen als ihn verrecken zu lassen und auf den Kompost zu werfen (denn essen kann und darf man ihn dann nicht mehr. Is dann ja auch nix mehr dran ...). Denn wenn man selbst verhungert ist, nützt einem das Pferd auch nix mehr...



Du sagst es....
Posted By: Frogger

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 17/04/2008 22:48

Alleine in den letzten 7 Tagen ist das Benzin zweimal teurer geworden (gesamt 15%), der Grundpreis fürs Taxi hat sich erhöht (15%) und Louage-Fahrpreise sind um 10% gestiegen. Vorgestern habe ich die ersten Milchpackungen gesehen, die wiederum 5% teurer geworden sind (nach der letzten Erhöhung im August).
Posted By: Susi_Majnouna

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 18/04/2008 12:47

Ja ich hab davon auch gehört. Ich bin ja sozusagen an der Quelle. Mein Freund kommt aus Redeyef und seine Familie hat diese Auschreitungen live miterlebt. Man hat mir erzählt das ungefähr 6 Busse voll mit Polizisten nach Redeyef gekommen sind, um dort für "Ordnung zu schaffen". 3-4 Tage waren dort alle Geschäfte geschloss und meine "bald Schwiegerfamilie" musste in den Nachbarort Moulares, um dort einzukaufen. Ich hoffe, die Auschreitungen sind bis Anfang Juni ganz zu Ende denn schießlich wollen wir dort ganz in Ruhe unsere Hochzeit feiern...

Gruß Susi
Posted By: Claudia Poser-Ben Kahla

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 18/04/2008 14:13

Danke für den sehr deutlich geschriebenen Artikel.

Claudia
Posted By: Hunsruecker

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 18/04/2008 20:23


So, dann auch mal etwas schreiben!!!!

Ausschreitungen sind immer schlecht, führt dazu das leute dieses schöne land meiden.
Wir fliegen jedes jahr nach tunesien auch nach dem 11.09 waren wir da.
Auch damals hat der tourismus gelitten!!

Trotzden denken wir das wir duch unsere anwesenheit in diesem land auch den menschen helfen!!

Wir geben gerne immer ein grosszügiges trinkgeld.
Im januar 2008 waren wir wieder da, hatten einiges für die kinder von kindergärten dabei.


Hier mal kurz erwähnt, das jeder tourist auch einen spendenkoffer (max 30 kg ohne gepäckgebühr)) mit nach tunesien nehmen darf!!

Einfach bei mal bei der fluggesellschaft nachfragen.

Tunesier sind keine bittsteller und überheblichkeit ist nicht angebracht!!

Wenn wir deutsche auch gerne jammern, uns geht es immer noch sehr gut!

Hunsrücker die dieses schöne land und die menschen toll finden.
Posted By: Claudia Poser-Ben Kahla

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 20/04/2008 18:33

Saudi-Arabien senkt Importzölle auf Nahrungsmittel und Baustoffe
Sonntag, 20. April 2008


Bekämpfung der Inflation / Mittelfristig Ausstieg aus der Weizenproduktion / Von Fabian Nemitz

Dubai (bfai) - Saudi-Arabien hat Ende März 2008 beschlossen, die Importzölle auf Nahrungsmittel und Baustoffe zu senken. Mit dieser Maßnahme will die Regierung den Preisauftrieb im Land bremsen und Kaufkraftverluste der Bevölkerung abfedern. Zudem plant das Königreich mittelfristig den Ausstieg aus dem ökonomisch unsinnigen großflächigen Anbau von Weizen. Vor allem für internationale Lieferanten von Nahrungsmitteln bedeuten diese Schritte eine weitere Verbesserung der Absatzchancen.

Reduziert werden die Importzölle auf insgesamt 180 Waren. Bei Nahrungsmitteln - Geflügel, Milchprodukte, Pflanzenöl - und bei Baumaterialien - Farbe, Gips, Stromkabel, Plastikrohre - sinkt der Satz von 20 auf 5%. Die Zölle auf Weizen und Produkte daraus werden vorerst vollständig abgeschafft. Sie lagen zuvor bei 25%. Gelten sollen die niedrigeren Sätze zunächst für drei Jahre.

Saudi-Arabien kämpft wie die anderen arabischen Golfstaaten auch mit einer hohen Inflation. Im Februar 2008 hat sie mit offiziellen 8,7% ein 27-Jahres-Hoch erreicht. Ziel der Zollsenkung ist die Dämpfung des Preisauftriebs. Die Gründe für die hohe Teuerungsrate: Der Saudi-Riyal ist an den US-Dollar gekoppelt. Infolge der Schwäche der amerikanischen Währung verteuern sich die Importe insbesondere aus dem Euro-Raum. Zudem hat sich der Ölpreis in den vergangenen sechs Jahren verfünffacht. Die erlösten Petro-Dollars fließen in unzählige Investitionsprojekte. Da die Kapazitäten an Fachkräften und Materialien knapp werden, entwickelt sich ein hoher Preisdruck. Hinzu kommen die weltweit steigenden Preise für Nahrungsmittel.

Nach Ansicht von John Sfakianakis, dem Chef-Ökonom der saudi-arabischen SABB-Bank, einer Tochter der britischen HSBC, signalisiert die Regierung mit diesem Schritt, dass sie an der Dollar-Bindung festhalten will und andere Wege sucht, die Inflation zu bremsen. Dabei trägt sie die Kosten der Abgabensenkung in Form geringerer Zolleinnahmen - immerhin 1,1 Mrd. $ pro Jahr.

Saudi-Arabien hat zudem angekündigt, künftig Weizen importieren zu wollen. Bisher hatte das Land die Nachfrage nach Weizen fast vollständig aus heimischem Anbau gedeckt. Nach letztverfügbaren Angaben produzierte das Königreich 2005 rund 2,6 Mio. t Weizen, 1,3 Mio. t Milch und 773.000 t Fleisch, Fisch und Geflügel. Den Aufbau der Landwirtschaft hatte Saudi-Arabien in den 80er Jahren mit hohem finanziellem Aufwand vorangetrieben. Der Staat übernahm die Bereitstellung von preiswertem Wasser. Die Preise für die Agrarprodukte wurden subventioniert. Ziel der Maßnahmen war die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln, allem voran mit Weizen und Milchprodukten. Zeitweilig war das Wüstenland sogar Weizenexporteur.

Mit diesem ökonomischen Unsinn will die saudi-arabische Regierung nun Schluss machen. Bereits im Januar 2008 hatte sie Pläne bekannt gegeben, wonach sie die Weizenaufkäufe von heimischen Produzenten ab Anfang 2009 um 12% zurückfahren will. Im Gegenzug soll Weizen aus dem Ausland eingeführt werden. Zu diesem Schritt haben die Regierung Berichte über einen dramatischen Rückgang der fossilen Grundwasserressourcen veranlasst. Bis 2015 werde die Regierung die Aufkäufe ganz einstellen und Weizen vollständig importieren, verlautete aus Regierungskreisen. Getreide- und Milchfarmen stehen für 85% des gesamten Wasserverbrauchs im Land.

Wie die Tageszeitung Emirates Business 24/7 berichtet, kostet die Herstellung von 1 cbm Wasser circa 1,08 $; verkauft wird er aber für circa 0,03 $. Etwa 70% des Trinkwasserbedarfs stammt aus 30 Meerwasserentsalzungsanlagen. Täglich produzieren die Anlagen mehr als 2,27 Mrd. l Süßwasser - ein weltweiter Spitzenwert. Und nicht genug damit: Die Regierung plant den Bau von 16 weiteren Entsalzungsanlagen in den nächsten 17 Jahren. Kostenpunkt: 14 Mrd. $.

Die arabischen Staaten sehen die zunehmende Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten mit Sorge. Bauern und Nahrungsmittelhersteller aus den Lieferländern hingegen dürfen sich freuen: Angaben von Emirates Business 24/7 zufolge zeigten die Nahrungsmittelimporte Saudi-Arabiens in den vergangenen Jahren kontinuierlich nach oben. Sie erreichten 2007 einen Wert von 10 Mrd. $. Im Zeitraum 1995 bis 2005 sind die Importe um durchschnittlich 8,3% gewachsen - schneller als in allen anderen Staaten der arabischen Welt. Die Senkung der Einfuhrzölle, der Ausstieg des Königreichs aus der großflächigen Weizenproduktion und das Bevölkerungswachstum in der Region werden diese Entwicklung beflügeln.

https://www.d-a-g.org/default.asp
Hat zwar nicht unmittelbar etwas mit Tunesien zu tun, aber zum Thema finde ich es interessant, wenn es um Lebensmittelpreiserhöhungen geht.

Claudia
Posted By: Batall_DJE

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 21/04/2008 18:54

Hallo Zaza, Hallo Claudia, Hallo Zusammen,

nur damit wir uns recht verstehen, mir geht es nicht in erster Linie um die Pferde; hier auf Jerba ist die Lage fuer einige Menschen (u.a. durch ihre Tiere) Existenz bedrohend.
Sicher ist es schlimm zu sehen, wie schlecht es den Tieren geht, von den Pferden mal ganz abgesehen. Die Preise fuer Schafe sind inzwischen um fast die Haelfte gesunken.

Es ist eine Spirale des Hungers bei Mensch und Tier, die sich da entwickelt, von der wahrscheinlich Europa und Amerika wieder mal nur indirekt betroffen sind.
Hier, im Sueden, kenne ich einige Familien, die am Existenzminimum angekommen sind und von Nachbarn etc mitversorgt werden.

Das Ganze ist ueberhaupt kein Spass.

An dieser Stelle moechte ich mal wieder auf das hinweisen, was bei Tunesien so gerne vergessen wird in all dem Urlaubsfeeling: es handelt sich hier um ein Dritte-Welt-Schwellenland!

Viele Gruesse, Batall
Posted By: Claudia Poser-Ben Kahla

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 21/04/2008 18:57

Ich kann dich verstehen und habe dich auch richtig verstanden. Diese Problematik ist leide rnicht nur auf Djerba so ernst sondern in ganz Tunesien und nicht nur in Tunesien.

Deshalb ja auch meine Frage: Wo soll das alles noch hinführen?

Claudia
Posted By: Batall_DJE

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 21/04/2008 19:24

Hallo Claudia!

Ja, ich weiss. War sicher auch nicht boese gemeint... Wollte nur noch mal meinen Standpunkt verdeutlichen, da es mir nicht in erster Linie um die Pferde geht. Unsere werden immer noch so gut es irgendwie geht gefuettert, da sie unsere Existenzgrundlage sind. Andere sehen das anders...

Aber ich glaube, dass es etwas anderes ist, das Alles direkt oder in den Nachrichten zu sehen (diese geben hier nicht allzu viel preis).

Hier tut es einem wirklich weh. Mir jedenfalls, und da lasse ich die Spritpreise mal ganz aussen vor...
Und so froh ich auch bin, endlich wieder Zuhause zu sein, so heftig schuettelt mich diese Entwicklung (Hunger bei Mensch und Tier, Pruegeleien bei Gerstelieferungen, Entwicklung von Schwarzmaerkten zu Lasten der Schwaecheren).
Es ist der Kampf ums Ueberleben, der immer mehr Familien hier den ganzen Tag beschaeftigt, nicht nur abends um 8 in den Nachrichten. Dabei rede ich weniger von den doch meistens immer noch recht gut situierten Jerbis, sondern viel mehr von den Menschen, die tief im Sueden leben. Wie sollen diese Familien bei diesen Futterpreisen, die mancherorts auf Jerba und Zarzis auf dem Schwarzmarkt geboten werden, mithalten (Und in der Wueste gab es zu wenig Gruen diesen Winter)? Ist doch klar, wo das Getreide hingeht. Es trifft immer zuerst die Schwaechsten. Und Nutzniesser sind wie immer die Gewieften mit wenig Gewissen... Es ist zum K...

Viele Gruesse, Batall
Posted By: Claudia Poser-Ben Kahla

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 21/04/2008 19:50

Ja leider ist es schrecklich nur was soll man machen, man schaut hilflos zu.
Ich weiß das es gerade im Süden sehr Problematisch ist, erst vor 2 Wochen ist ein Bekanter aus dem Süden zurück gekommen der mir so viel erzählte auch was die Med. Versorgung angeht.
In disem Bereich planen wir mit 2 Ärzten eine Tour aber Lebensmittelpreise senken können wir nicht.

Man ist einfach hilflos, selbst die Organisationen wissen kaum noch wo man günstig und gute Lebensmittel kaufen kann um egal in welchem Entwicklungsland diese zu verteilen.

Die Klimaveränderungen tragen natürlich auch einen großen Teil bei, das die Ernten schlechter waren und halt vieles trocken ist.

Claudia
Posted By: Gitta

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 21/04/2008 20:10

Hallo Batall,
schön wieder von dir zu lesen.
Ja es tut schon weh, wenn man die abgemagerten Tiere sieht, das ist mir schon im März aufgefallen, wie muß das erst jetzt sein.
In dem Anblick der Tiere spiegelt sich eben die Not der Menschen wieder. Das kann man ruhig als Maßstab nehmen. Ich denke nur, das man die Touris über die Situation aufklären muß, sonst wird der Futtermangel noch mit absichtlicher Tierquälerei in Verbindung gebracht.
Für Taxifahrten und Einkäufe habe ich im März ungefähr 1/3 mehr ausgegeben als sonst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das noch lange gutgehen wird.
Posted By: sandfloh

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 22/04/2008 11:16

Hallo Zusammen,

wenn wir alten Tunesienhasen mal Tacheles reden, dann kann ich nur aus eigener Erfahrung sagen, daß die Futterpreise seit ca. 3-4 Jahren stetig gestiegen sind. Wir haben nicht umsonst erst von Milchkühen auf Fleischkühe umgestellt um wenigstens ohne Verlust aus der Sache herauszukommen. Letztendlich haben wir dann alle Kühe geschlachtet und verkaufen den Stall.
Wenn wir nur dieses Einkommen gehabt hätten, dann wären wir wahrscheinlich schon längst verhungert. Mein Mann ist noch nebenher arbeiten gegangen und ich war auch Vollzeit beschäftigt.
Das kann man natürlich nicht von den armen Beduinen im Süden erwarten, deren Lebensgrundlage nur die Tiere sind.
Ich denke, daß der Staat einiges verpasst hat um gegen eine solche Entwicklung anzukämpfen.
Tunesien ist ein besonderer Fall wo nicht nur die Preissteigerung eine großes Problem ist, sondern auch die hohen Arbeitslosenzahlen unter der jüngeren Bevölkerung. Da auch die Abwanderung nach Europa sehr schwer geworden ist, bleibt das Problem natürlich im Land.
Durch die Preissteigerung ist es so den Familien auch nicht mehr möglich alle mitzuernähren.
Die Touristen interessiert es zum größten Teil leider nicht was außerhalb der Hotelanlagen vor sich geht. Sie wollen Sonne und Strand und Erholung. Alles andere sind lästige Faktoren, die gerne ausgeblendet werden.

Was die Geduld der Tunesier anbelangt, so weiß ich nicht wie lange sie noch welche haben. Ich denke daß es unter der Oberfläche schon seit Jahren brodelt, aber die Leute immer noch viel Angst haben es offen zu zeigen.
Schließlich verbaut man sich nicht allein durch offenen Protest die Zukunft !!!
Posted By: Claudia Poser-Ben Kahla

Re: Ausschreitungen in Tunesien... - 01/05/2008 13:52

Menschenrecht auf Nahrung
Dr. Jürgen Heraeus zu steigenden Nahrungsmittelpreisen

Viele Menschen stöhnen, wenn Butter, Milch und Brot wieder teurer geworden sind. Lange hatten wir uns daran gewöhnt, dass Grundnahrungsmittel vergleichsweise billig zu haben sind. Dies hat sich gründlich geändert. Weltweit steigen die Lebensmittelpreise. Das ist nicht schön, aber für die meisten Menschen in Deutschland bisher glücklicherweise zu verkraften.

Für Millionen arme Familien in den Entwicklungsländern geht es dagegen ums Überleben. Schon jetzt geben viele Familien im südlichen Afrika und in Asien über die Hälfte ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus. 146 Millionen Kinder sind chronisch unterernährt. Sie können nicht richtig lernen und sich entwickeln. Die Hälfte aller Todesfälle bei Kindern hängt mit unzureichender Ernährung zusammen.

Was ist zu tun?

Erstens: Da wo der Hunger auf dem Vormarsch ist, muss rasch geholfen werden. Etwa durch Schulspeisungen und Hilfen für arme Familien. Hierfür müssen Geld und Know How bereit stehen. Doch es reicht nicht, Weizen- und Reissäcke abzuwerfen. Es muss bessere Frühwarnsysteme geben, um Engpässen bei der Versorgung rechtzeitig gegen zu steuern. Wenn erst Hungerbäuche über die Fernsehschirme flimmern, ist es meist schon zu spät.

Zweitens: Die Selbstversorgung der ärmsten Länder mit Nahrungsmitteln muss verbessert werden. Dazu gehört eine kluge und nachhaltige Entwicklungspolitik, die den Bauern mit Wissen und modernen Methoden hilft, ihre Erträge steigern und fairer zu vermarkten. Die Industrieländer dürfen ihre Märkte nicht länger abschotten.

Drittens: Nahrung ist ein Menschenrecht. Erst wenn der Hunger besiegt ist, können sich Länder wirtschaftlich entwickeln und politisch stabilisieren. Die Ernährungssicherung ist deshalb eine internationale Aufgabe, für die die Regierungen mehr Geld bereitstellen müssen. Die Märkte allein werden das Problem nicht lösen, wie die Spekulationen um Reispreise an den Börsen zeigen.

Nahrungsmangel trifft die Kinder am härtesten. Er trifft damit unser aller Zukunft.

Dr. Jürgen Heraeus ist Vorsitzender von UNICEF Deutschland.
Quelle: unicef.de
© 2024 Tunesienforum