Der offizielle Text:
Israel/Niederlande 2003, 84 Min., OmU, Regie: Juliano Mer Khamis, Danniel Danniel
Text Der mehrfach preisgekrönte Film zeigt auf unideologische Weise, wie Kinder Opfer des Nahost-Konflikts werden
"Es gibt keine Freiheit ohne Bildung, es gibt keinen Frieden ohne Freiheit", schreit Arna Mer Khamis kämpferisch den Kindern der Intifada zu. Die aus einer zionistischen Familie stammende politische Aktivistin und Trägerin des Alternativen Friedens-preises formierte anfangs der 90er Jahre eine palästinensische Theatergruppe, um Kindern wie Youssef, Ashraf, Ala, Nidal und anderen zu helfen, ihre Ängste, Frustrationen und Verbitterungen auszudrücken, denen sie im täglichen Leben unter der militärischen Besatzung ausgesetzt sind. Ihr Sohn Juliano leitet das Theater und hält Proben und Alltag der Kinder mit einer Videokamera fest. Als er 2002 nach Jenin zurückkehrt, liegt die Stadt in Trümmern, das Theater ist zerstört. Wir sehen Ala als Führer einer Widerstandsbewegung mit einem Maschinen-gewehr in der Hand, Ashraf stirbt im Kampf um Jenin. Youssef begeht mit seinem Bruder Nidal ein Selbstmordattentat.
Was ich gesehen habe:
Ein Film, der in Rückblenden zeigt, wie aus Kindern, die wohl unter Besatzung unter Repressalien durch die israelische Armee leiden, aber doch Kinder sind, mit Träumen, Wünschen, Ängsten. Kinder, die davon träumen, große Schauspieler zu werden und ihrem Volk (den Palästinensern) auf diese Weise friedlich voran helfen zu können. Kinder, die aber auch verstört in den Trümmern ihrer Häuser sitzen, das in der Nacht von israelischen Bulldozern zerstört oder gesprengt wurde. Kinder, die von einer alten Jüdin gezeigt kriegen, wie sie ihren Hass, ihre Wut, ihre Verzweiflung loswerden können, ohne Steine zu werfen.
Weder die alte Frau (Arna) noch die Kinder (Youssef, Aschraf, Nidal und Alaa) werden am Ende des Films noch leben. Arna stirbt an Krebs, die Jungs im endlosen Kampf um ihr Land.
Egal, wie man zum Israel/Palästina-Konflikt steht, dieser Film zeigt Menschen, ganz normale Menschen, mit denen man mitfühlen muss. Eindringlich, ja schon schmerzhaft wird die Wut, die Ohnmacht gezeigt, die bereits diese Kinder, die noch Theater spielen und Bilder malen, zerfrisst. Die zwar in ihrem Stück die Sonne vom Himmel in den Palast des Königs holen wollen und doch am Ende tot, zerfetzt sein werden.
Man gewinnt sie auf gewisse Weise lieb, wenn man sieht, mit welchem Engagement sie sich auf ihre Theaterwelt konzentrieren. Wenn man sie - wie unsere Kinder hier - blödeln, lachen sieht. Doch man spürt bereits die tiefen Wunden in ihren Jungen Seelen. Am Ende kämpfen sie alle im palästinensischen Widerstand, tun die Dinge, die wir hier in den Nachrichten sehen und nicht verstehen können, wie ein Mensch so etwas fertig bringt.
Dieser Film hat mich verstehen lassen. Nicht vollständig, aber doch weit mehr als vorher. Er tat weh, aber er lehrte. Ich sass dort, sah Dinge, von deren Existenz ich wohl wusste, die ich mir aber nie so vorgestellt habe, nicht zuletzt, weil die Medien hier dafür sorgen, dass man diese Bilder nicht sieht.
Dieser Film liess mich weinen, verstehen und beten - für die Seelen von Alaa, Nidal, Ashraf und Youssef.