Rades (dpa) - Tunesiens Albtraum hat sich beim 24. Afrika-Cup nicht wiederholt. Doch verantwortlich dafür war ausgerechnet ein Brasilianer. Der kurz vor dem Turnier eingebürgerte Francileudo dos Santos, der in der 2. Runde des UEFA-Pokals mit insgesamt drei Treffen für den französischen Fußball-Erstligisten FC Sochaux zum Schrecken von Borussia Dortmund geworden war, bewahrte den Gastgeber beim 2:1 (1:1)-Erfolg gegen Ruanda vor dem befürchteten Fehlstart.
Sein Siegtor in der 57. Minute befreite die 60 000 Zuschauer in Rades von den bitteren Erinnerungen an 1994. Vor zehn Jahren hatte Tunesien als Gastgeber das Eröffnungsspiel der Afrika-Meisterschaft verloren und war in der Vorrunde ausgeschieden.
«Ich bin glücklich, dass ich meinem Team mit dem Tor helfen konnte. Alles ist gut», sagte der 24 Jahre alte Stürmer, der seinen neuen Landsleuten und Tunesiens renommierten Trainer Roger Lemerre mit dem zweiten Tor in seinem zweiten Länderspiel einen großen Dienst erwies. «Der erste Sieg ist noch kein Durchbruch», warnte jedoch der ehemalige französische Nationaltrainer vor verfrühten Titelträumen. Der erleichterte Lemerre sprach von «einem großen Eröffnungsspiel». Das war es zwar nicht, aber mit zwei Platzverweisen und den Treffern von Zied Jaziri (26.) und Santos für Tunesien sowie Raphael Elias (32.) für Ruanda war die Partie ereignisreich und unterhaltsam.
Erst sechs Tage vor dem Eröffnungsspiel hatte Santos beim 2:1 gegen Benin für Tunesien debütiert. Schon als 16-Jähriger war der im brasilianischen Ze Doca geborene Santos Spähern von Standard Lüttich aufgefallen und nach Belgien gekommen. Doch erst bei Etoile Sahel im tunesischen Urlaubsort Sousse konnte Santos sein Talent entfalten. Seit 2000 schießt er Tore für Sochaux, in dieser Saison schon 13.
Die Heirat einer Tunesierin machten sich der Verband zu Nutze und stattete den Stürmer rechtzeitig zum Afrika-Cup im eigenen Land mit einem tunesischen Pass aus. Gegen Ruanda machte Santos - nicht nur wegen seines Tores - den Unterschied auf dem Platz aus. «Wir müssen unser Zusammenspiel allerdings noch verbessern und vor allem vor dem gegnerischen Tor effektiver werden», meinte Santos.
Für Gastgeber Tunesien verlief der Auftakt des Afrika-Cups nicht nur sportlich erfolgreich. Die 40-minütige Eröffnungsfeier war einer Weltmeisterschaft würdig, die das nordafrikanische Land in sechs Jahren ausrichten möchte. Umgerechnet fünf Millionen Euro kostete das monumentale Spektakel mit insgesamt 3000 Darstellern und Helfern, dessen Höhepunkt der Aufstieg einer mit Gas gefüllten Galeere war, die wie ein Raumschiff aus dem voll besetzten Stadion schwebte. Ein gigantisches Feuerwerk beendete die beeindruckende Inszenierung.
Tunesiens Staatspräsident Zine El Abidine Ben Ali erhielt noch während der Zeremonie einen Anruf von Muammar Al-Gaddafi. Libyens Revolutionsführer gratulierte Ben Ali zur spektakulären Zeremonie, berichtete die in Tunis erscheinende Zeitung «La Presse».
Die Nachbarstaaten Tunesien und Libyen wollen das WM-Turnier 2010 gemeinsam ausrichten, so wie das 2002 in Japan und Südkorea erstmals der Fall gewesen war. FIFA-Präsident Joseph Blatter bekräftigte jedoch am Samstag am Rande des Eröffnungsspiels erneut seinen Wunsch, dass «die WM in einem Land stattfinden soll». Neben Tunesien und Libyen stehen am 15. Mai in Zürich neben Tunesien und Libyen noch Südafrika, Marokko und Ägypten zur Wahl.
LG Kerstin