Hier die Antwort wie der Film heißt:

Der Film heisst Baran

BARAN

Iran 2001
O: Baran
R + B: Majid Majidi
D: Hossein Abedini, Zahra Bahrami, Mohammad Amir Naji, Hossein Mahjoub, Abbas Rahimi
K: Mohammad Davudi
P: Fouad Nahas; Majid Majidi
Länge: 94 Min.
Verleih: Alamode Filmverleih
www.alamodefilm.de
Kinostart: 20.02.2003

„Baran“ ist eine in poetischen Bildern erzählte iranische Liebesgeschichte. Das neueste Werk von Regisseur Majid Majidi überzeugt dabei weniger durch seine zwar intensive, aber streckenweise auch eindimensionale Handlung als vielmehr durch seine virtuose Kameraführung.

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Harte körperliche Arbeit und bittere Armut sind die zentralen Motive in Majid Majidis Filmen. Und immer wieder sind es Kinder und Jugendliche, die gegen die materielle Not um ihre Würde kämpfen. In seinem Erstlingswerk „Baduk“ werden Weisenkinder an einen Sklavenhändler verkauft; „Der Vater“ zeigt einen Jungen, der sich gegen seinen Stiefvater behauptet. Aus Not und Geschwisterliebe teilen sich in „Kinder des Himmels“ Tochter und Sohn eines arbeitslosen Vaters ein einziges Paar Schuhe. In „Die Farbe Gottes“ schließlich ist es der blinde Sohn, der seinen trübsinnigen Vater den Weg zum Glück weist.

Auch in seinem neuesten Film „Baran“ bleibt Majid Majidi seinen Themen treu. Der junge Iraner Latif (Hossein Abedini) arbeitet auf einer großen Baustelle und ist dort für die Verpflegung der Arbeiter zuständig. Als jedoch ein afghanischer Arbeitskollege verunglückt, bittet am darauffolgenden Tag dessen angeblicher Sohn, der schwächlich wirkende Rahmat (Zahra Bahrami), um Arbeit. Bald wird dieser zum ärgsten Rivalen von Latif, der bald seine bequeme Anstellung als Koch verliert und von da ab schwere Sandsäcke schleppen muss. In einem unbeobachteten Moment entdeckt Latif, dass sein verhasster Gegenspieler eigentlich eine wunderschöne junge Frau ist, die – um in dieser harten Welt der Arbeit und der Arbeiter existieren zu können – sich im Schweigen hüllt und sich wie ein Mann kleidet. Diese in slow-motion gedrehte Szene ist der Augenblick zahlreicher Metamorphosen: Aus einem Jungen wird ein Mädchen, Hass verwandelt sich in Liebe, und in einer weiteren symbolkräftigen Einstellung wird die Baustelle, Ebenbild profaner Existenz, zum Ort der Erleuchtung: Als der vor Liebe blinde Latif wütend ein Loch in eine Mauer schlägt, wird er dabei vom ersten Lichtstrahl der Erkenntnis geblendet. Dabei geht sein Vorschlaghammer als Sinnbild der Härte in die Brüche. Die reduktionistische Ästhetik des Films beschränkt sich auf zumeist sprachlose Blicke und Gesten, die Kameramann Mohammad Davudi in wunderbaren Bildern einfängt: etwa in der Szene, in der Latif den sich im Regenwasser auflösenden Fußabdruck seiner Geliebten erblickt. Trotz solcher bedeutungsschwerer Symbolhaftigkeit verliert der Film nichts von seiner Nüchternheit, denn die Kamera bleibt ebenso auf Distanz zu den Figuren wie Latif sich in respektvoller Entfernung zum Objekt seines Begehrens hält. Es gibt in „Baran“ keine Brücken zur Welt der Frauen – keine aus Worten und erst recht keine aus Berührungen.

Kameraführung und Gestik sind hier mit choreographischer Präzision aufeinander abgestimmt. Der erste Teil des Films, in dem die Erzählung ganz von Bildern einer schweren, körperkrümmenden Arbeit dominiert wird, ist in trübes grau-blaues Licht getaucht und von dumpfen Geräuschen erfüllt. Dort, wo die Menschen Mauern aus Beton errichten und sich innerlich einschließen, regnet es meist. Der zweite Teil hingegen bricht mit dieser Tristesse und hat die Leichtigkeit eines Märchens: befreiende Sonne und warme Farben im Frühlingslicht zeigen an, dass Latif einen Weg aus diesem düsteren Alltag gefunden hat.



Ralph Winkle

Claudia