Arabische Sportler
Bei der Olympiade 2000 in Sydney überraschte Faissal Ebnoutalib viele Zuschauer: Der Offenbacher marokkanischer Herkunft, holte die Silbermedaille in Taekwondo. Dass arabisch-deutsche Sportler im Kommen sind, zeigt sich am deutlichsten im Fußball. Seit Ende der 90er-Jahre sind arabische Fußballer in der Bundesliga zu Stammspielern geworden. Derzeit spielen acht Araber in der 1. und sechs in der 2. Bundesliga - die meisten drücken heute nicht die Reservebank, wie noch vor kurzem die Regel, sondern zählen zu den Stützen ihrer Teams. Am bekanntesten ist sicherlich Kaiserslauterns ägyptischer Abwehrchef Hany Ramzy. Seine Landsmänner Radwan Yasser, Mohamed Emara und Ahmed Hosny spielen bei Hansa Rostock beziehungsweise beim VfB Stuttgart. Der SC Freiburg hat gleich drei Tunesier und einen arabischen Franzosen im Kader. Torjäger Adel Selimi (10 Saisontore) wird von den Mittelfeldspielern Zoubaier Baya und Abder Ramdane mit Flanken versorgt. Der zweite tunesische Stürmer, Mehdi Ben Slimane, wurde bis Ende Juni 2001 ausgeliehen an Borussia Mönchengladbach. Bis auf Ramdane sind all diese Bundesligaprofis in der Heimat Stars der Nationalmannschaft. Ramdane nicht, denn der im französischen Nimes geborene Spieler trägt nur noch einen arabischen Namen, aber einen französischen Pass). Von einer Länderspielkarriere träumt Abdelaziz Ahanfouf (Spvgg Unterhaching) noch, wie er auf der homepage seines Vereins verrät: Die Schlagzeile, die er gerne über sich lesen würde, lautet: "Ahanfouf gewinnt mit Marokko die Weltmeisterschaft". Ein Länderspiel hat er erst absolviert. Er trägt zwar den Spitznamen "Prinz von Marokko", ist aber in Flörsheim geboren. Bei der Frage nach seinem liebsten Urlaubsziel gibt er dennoch Marokko an, "weil es meine Heimat ist und dort alles so billig ist". Seinen Tipp für junge Spieler, die Fußballprofi werden wollen ("jeden Tag kicken und die Frauen in Ruhe lassen") haben offenbar einige in Deutschland aufgewachsenen Migrantenkinder beherzigt: Immerhin schon bis in die 2. Liga geschafft haben es der mit 2 Jahren nach Deutschland gekommene Marokkaner Rachid Azouzi (Greuther Fürth), der in Frankenthal geborene Syrer Waffi Douaydari (Alemannia Aachen) und der Tunesier Fahed Dermech (Hannover 96). Bei der Spvgg Greuther Fürth spielt mit Faouzi Rouissi ein 57facher tunesischer Nationalspieler, den deutsche Fans von 1994 kennen: Eines seiner wichtigsten Tore, auch wenn es nur ein Freundschaftsspiel war, erzielte er damals mit dem Ausgleich per Elfmeter zum 1:1 gegen die deutsche Mannschaft in Tunis. Für die Nordafrikaner war dies ein wichtiger Prestigeerfolg.
Rachid Azzouzi lebt seit seinem 2. Lebensjahr in Deutschland. Sein Vater wollte eigentlich zu Rachids Onkel nach Belgien und dort arbeiten. Nach Problemen mit den Grenzbeamten landete er dann aber in Mariadorf bei Aachen, wo er im Bergbau arbeitete. Zum Fußball kam er durch seinen Bruder (er ist der Jüngste von 4 Kindern). Als er in der A-Jugend von Hertha Mariadorf spielte, wurde dann der 1.FC Köln auf ihn aufmerksam. Er trainierte zwar bereits bei der Oberliga-Mannschaft des MSV Duisburg mit, entschied sich aber dann für das näher gelegene Köln. Dadurch konnte er leichter die Handelsschule mit der Fachhochschulreife abschließen. Nach dem einen Jahr als A-Jugendlicher beim FC sollte er eigentlich in die Amateurmannschaft wechseln, aber der MSV Duisburg zeigte weiterhin großes Interesse an ihm. Dort bekam er mit 18 Jahren seinen ersten Profivertrag beim damaligen Zweitligisten. Mit dem MSV schaffte er den Aufstieg in die 1. Bundesliga und absolvierte parallel auch noch eine Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Insgesamt hat er mit Duisburg 2 Aufstiege und 2 Abstiege erlebt. Nach 6 Jahren wollte er dann mal etwas Neues machen und wechselte zur Fortuna aus Köln. Damals war er mit 600.000 DM der teuerste Einkauf der Vereinsgeschichte. Trotz einer Vielzahl von Einsätzen hat er sich dort nicht richtig wohlgefühlt, was auch an der Doppelbelastung von Verein und Nationalmannschaft gelegen haben könnte. So wechselte zur SpVgg Greuther Fürth und wurde dort Stammspieler. Seine internationale Karriere hat der Marokkaner und "Fußballdeutscher" nach der WM 98 in Frankreich und 37 Länderspielen beendet. Nach einer Olympiade, zwei Afrika-Cups und zwei Weltmeisterschaften wollte er sich einfach auf die SpVgg konzentrieren. Nach der Fußballkarriere würde er gerne den Fußball-Lehrer A-Schein machen und weiter im Sportbereich tätig sein. Aber auch ein Fernstudium zum Innenarchitekten kann er sich vorstellen.
Autor: Ekkehart Schmidt-Fink, isoplan
http://www.isoplan.de/aid/2001-2/schwerpunkt.htm#Arabische Sportler