Als ich 11 war, war ich das erste Mal auf Djerba. Damals war es eher Zufall. Meine Mutter und ich hatten eigentlich schon etwas anderes gebucht, aber das fiel ins Wasser und so buchten wir Last-Minute. Tunesien ist schön warm und meiner Mutter hatte davor schon mal was von Djerba gehört und so flogen wir nach Djerba, ein Insel im Süden Tunesiens, in das Hotel Jasmina.
Von diesem ersten Urlaub weiss ich nicht mehr allzuviel, aber sobald ich versuche mich daran zu erinnern, kommen mir viele Gesichter in den Kopf. Auch das von meinem Reitlehrer, mit dem ich immer viel rumalberte und viel Spass hatte.
Ich sass dort das erste Mal auf dem Pferd und hatte somit eine neue Beschäftigung gefunden, die ich auch in Deutschland weiterführte. Aber das Reiten in Deutschland ist für mich nicht mit dem in Tunesien zu vergleichen. Es ist ein ganz anderes Gefühl. In Tunesien konnte ich ohne Helm reiten(ist einfach ein schöneres Gefühl, wenn man den Wind in den Haaren spürt)und konnte auch mal alleinig vorreiten. Und das Gefühl, über Dünen zu "fliegen"ist einfach unbeschreiblich, wenn man galloppiert.
Natürlich machten wir auch mal den Reitausflug auf die Flamingo-Insel. Von Flamingos war leider nichts zu sehen, trotzdem war es schön dort zu baden und zu grillen und einfach ein bisschen zu faulenzen.
Auch den Ausflug zur "Berberhochzeit nach Midoune"versäumten wir nicht. Es wird dort für Touristen ein Berberhochzeit vorgespielt und danach finden die Reiterspiele statt, wo einheimische Reiter Kunststücke auf ihren Pferden vorführen. Aber nach 5 Minuten Berberhochzeit hatte ich genug und meine Mutter und ich gingen in ein Café etwas trinken.
1999, das vierte Mal Djerba, buchten wir Nur-Flug und mieteten uns zusammen mit einem schweizer Mädchen, das wir 2 Jahre vorher kenngelernt hatten, ein Haus. Es war ein riesengrosses Haus, leider ohne viel Mobiliar. Im Wohnzimmer stand nur ein Plastiktisch und einige Plastikstühle. Aber trotz allem genossen wir den Urlaub, denn um das Haus herum hatten wir Platz für Pferde, wir hatten einen Hund, der auf uns aufpasste, und um das ganze Haus herum Terassen. dort verbrachten wir viele Abende zusammen mit Freunden, grillten Fisch und hörten Musik. Blöde war nur, dass aus dem Dusch-Abfluss manchmal Kakerlaken rauskamen und auch der Kühlschrank kaputt war.
Wir schliefen ziemlich oft auf den Terassen, weil es ohne Klimaanlage in den Zimmern einfach viel zu heiss war. Ausserdem ist der Sternenhimmel einfach zu schön um nicht in ihn hineinblickend einzuschlafen.
In diesem Urlaub ging ich auch das erste Mal auf eine richtige Berberhochzeit, die nicht für die Touristen simuliert wurde. Es gefiel mir dort sehr gut. Überall waren Strohmatten ausgebreitet und alle Frauen sassen zusammen und machten ihre Rufe(hört sich ein bisschen indianisch an, dieser Ruf). Eine "Band" spielte typisch tunesische Musik und später tanzten sehr viele. Es war eifach viel feierlicher wie bei uns auf einer Hochzeit.Ich war sehr beeindruckt von diesem ausgelassenen feiern.
Die Landschaft in Tunesien gefällt mir auch sehr gut. Grösstenteils vielleicht nur deswegen, weil es für mich Heimat bedeutet. Es ist einfach wunderbar, wenn man in Flugzeug sitzt und eine Sandlandschaft mit kleinen weissen Häusern mit Kuppeln und ganz vielen Palmen sieht.
Der unverwechselbare Geruch heisst genauso Heimat, auch wenn es für manche vielleicht eher Gestank ist. Wenn man aus dem Flugzeug steigt und es einfach nur schön findet staubige total heisse Luft ins Gesicht zu bekommen.
Letztes Jahr hatte ich ein sehr schönes Erlebnis. Wir kamen spät Abends zu tunesischen Bekannte. Eiegntlich hatten wir uns angekündigt, aber irgendwie waren sie dann doch ziemlich überrascht.
Trotzdem kochten sie uns noch etwas zu essen und das hat mich echt überrascht. So eine aussergewöhnliche Gastfreundschaft findet man nicht oft.
Heute bin ich 16 und war 9 Mal auf Djerba. In den ganzen Jahren habe ich mich oft nach Djerba gesehnt, weil ich dort viele Freunde gefunden habe, dort sehr viel erlebt habe. Natürlich habe ich mich auch aus Liebeskummer nach Djerba gesehnt. Nach vielem Hin-und Her bin ich heute endlich glücklich mit dem Reitlehrer...
In der Zeit auf Djerba habe ich oft mehr erlebt, als hier in einem Jahr. Eine Zeit lang habe ich dort auch einen Vater gefunden, einen sehr lieben Menschen, zu dem ich heute leider keinen Kontakt mehr habe.
Diese Freundlichkeit, die dort von vielen Leuten ausgeht, ist einfach überwältigend. Die Leute haben Zeit füreinander, sie haben so eine wohlige Wärme in sich, die ich hier nicht oft finde kann.
Natürlich gibt es auch in Tunesien Leute, die nur freundlich sind um ihren eigenen Vorteil zu haben. Es ist schwer zu unterscheiden von welchen Leuten man wirklich gemocht wird.
Eines abends, als ich von meiner Verabredung versetzt wurde, sprach ich mit dem Hotelfotograf ein bisschen über Tunesien. Er arbeitet teilweise in Tunesien und teilweise in Deutschland. Er sagte mir etwas, was das Ganze wohl am Besten trifft.
Er meinte, die Tunesier sind warmherzig und freundlich, aber sie lügen auch viel, die Deutschen sind zwar "kalt" von ihrer Art her, aber sie sind ehrlich.
Diesen Satz werde ich wohl nie vergessen.
alles liebe
sarah