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Reisebericht von Corinna Pietsch #94130
05/11/2002 10:25
05/11/2002 10:25
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Last Minute in Tunesien

Reisebericht von Corinna Pietsch

Zwei Blondinen unterwegs ...
Liebe last-minute Liebhaber, traut euch! Denn Tunesien ist mehr als nur Pauschalurlaub an der Küste.

Wir, zwei blonde Mädels, 21, wollten nach einem recht grauen deutschen August noch etwas Wärme erleben, durchstöberten das Internet und buchten kurzerhand zwei Flüge nach Tunesien. Sachen gepackt, Reiseführer aus der Bibliothek, viele gutgemeinte Tipps aus Verwandt- und Bekanntschaft bekommen und auf, auf und davon.

Wie es aber nun mal last-minute-Angebote an sich haben, fliegen sie nicht immer zur günstigsten Zeit, sprich wir kamen kurz vor 2:00 Uhr morgens tunesischer Zeit am Flughafen Habib Bourguiba in Monastir an. Da ist es naturgemäß dunkel, auch in Tunesien. Und was bleibt einem da als Nur-Flug-Bucher ohne Hotel einfach mal anderes übrig als da zu warten bis es hell wird. Denn die Absichten von zwei alleinreisenden Frauen können in einem islamischen Land leicht mißverstanden werden. Warum nicht diesem aus dem Weg gehen?

Nach einem netten Gespräch mit sämtlichen Flughafenmitarbeitern und mehrmaligem Ablehnen einer Reise nach Hammamet, ging dann ca. 6:00 Uhr die Sonne auf, und es konnte mit den zwei kleinen Rucksäcken die zehn Kilometer in die Stadt angetreten werden. Das bisweilige Hupen, Klingeln, Pfeifen und "Hallooo" gekonnt ignorieren und sich nicht beirren noch beeindrucken lassen. Daneben ist das Aufwachen einer Stadt ein Erlebnis, das vielen Hotelbewohnern mit Sicherheit verborgen bleibt.

Ein relativ billiges Hotel in Strandnähe (Doppelzimmer 40TD = 60DM) war schnell gefunden. In Urlaubsorten könnt ihr euch noch in deutsch durchfragen, im Allgemeinen fällt das Reisen dann aber doch mit einer französisch oder arabisch sprechenden Freundin leichter. Wir wollen euch ja nicht zuviel über Monastir verraten, also der Strand ist schön, das Wasser warm und wenn ihr euch auf die Sehenswürdigkeiten stürzt, lernt ihr bestimmt schnell ein paar neue Freunde aus dem Souvenirladen kennen. Da gibt's dann kostenlos Tee, euren Namen auf arabisch und einen Hafenrundgang. Angebote über eine weitere Beschäftigung am Abend können ruhig und bestimmt abgelehnt werden, keine Angst ein klares, aggressives "nein" versteht jeder Mann.

Nach mehrmaliger Änderung unserer Reiseroute (zum Glück sind wir ja Individualtouristen - Es lebe die Unentschlossenheit!) ging's am nächsten Tag zum Bahnhof - zunächst mit der Metro du Sahel nach Sousse (knapp 2TD für 2 Personen). Nach einem kleinen Marktrundgang, Esseneinkauf und einem kostenlosen Tee bei einem neuen Freund in einem Souvenirladen wieder Eisenbahnfahren - mit der SCNFT für 11TD nach Tunis. (Achtung anderer Bahnhof als die Metro du Sahel!)

Nach unseren recht guten Erfahrungen in der Touristen-Info in Monastir und Sousse, begaben wir uns schnurstracks zu selbiger am Bahnhof Tunis. Dort wurden unsere Erwartungen doch ziemlich enttäuscht. Denn wo waren denn all die billigen Hotels in der Umgebung? Von Stadtplanlesen hatte die gute Frau auch noch nie gehört. Jedenfalls verlegte sie den von uns gesuchten Busbahnhof kurzerhand per Kringel auf der Karte ans andere Ende der Stadt, was die Suche nach diesem nicht unbedingt erleichtern sollte, So, und wer es genau wissen möchte, er liegt zwischen den Metrohaltestellen Bouchouchou und Bab Saadoun (Linie4).

Doch erstmal zum Hotel. Nach mehrmaligem Fragen und auch einigen voll belegten Hotels fand sich denn dann doch noch eine ganz annehmbare Unterkunft für 33 TD fürs Doppelzimmer mit Frühstück. Ohne Gepäck konnte man sich jetzt auch ins Getümmel der Souks (Märkte) stürzen. Vorherige Planungen einer Route durch die Altstadt sind zwar gutgemeint, aber vollkommen überflüssig, man hat ohnehin keine wirkliche Chance zu bestimmen, wohin man möchte bei den Menschenmassen und engen Gassen.

Copyright © 2001 andere-laender.de

http://www.andere-laender.de/africa/tunesien.htm

Re: Reisebericht von Corinna Pietsch #94131
05/11/2002 10:26
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Last Minute in Tunesien

Reisebericht von Corinna Pietsch

Teil 2

Leider hatten wir in der doch recht hübschen Hauptstadt unser einzig negatives Erlebnis in Tunesien. Einmal lehnten wir eine angebotene Bereitschaft uns eine tolle Aussicht zu zeigen doch nicht vehement genug ab. Die Aussicht war zwar schön, aber ein Parfüm aus dem Laden seines Bruders wollten wir danach doch nicht erwerben. Wir konnten uns für 800 Millimen freikaufen. Naja immerhin hatte er vorher für jeden von uns beiden noch einen Tee ausgegeben (ca. 1,5 TD). Dennoch waren wir danach etwas vorsichtiger.

Nächster Tag. Busbahnhofsuche. Es ist doch wirklich erstaunlich wo man sich überall gleichzeitig befinden kann... Nach vielen Fragen, noch mehr Helfern und 20km durch Tunis (ach, und einer Wut auf die kompetente Touri-Info!) fanden wir dann den Ort unseres Begehrens. Nicht zu übersehen lauter Busse, Kleinbusse, Taxen und Menschen. Alles arabisch natürlich! Da hilft nur fragen und bestimmt findet ihr dann auch einen kleinen Mann mit roter Kappe, der garantiert kein Taxifahrer ist, aber trotzdem sehr hilfsbereit und sich eurer erbarmt. Er bringt euch dann zu einer Louage (Sammeltaxi für sechs Personen), die in unserem Fall nach Teboursouk ins Gebirge fährt. 158km für 8TD (für beide versteht sich).

Kaum ausgestiegen in Teboursouk nach zweieinhalb Stunden tunesische Landschaft ein Taxistenandrang um uns ins Hotel zu fahren. Doch unbeeindruckt von der übertriebenen Kilometerweissagung bis zum Hotel wollten wir lieber laufen. Und siehe da, der nette Taxifahrer zeigte uns die Abkürzung zu Fuß - nicht mal einen Kilometer auf einem Sandweg. Das einzige Hotel der Stadt liegt ruhig im Olivenhain und für 38TD mit Frühstück schläft man sehr sehr gut.

Auf ging es denn zu den Ruinen von Dougga, deswegen waren wir ja hier. Sechs Kilometer zu Fuß erschienen uns doch zu weit und dank Faulheit erreichten wir für 5 TD im Taxi die Ausgrabungsstätte. Zu den Ruinen selber läßt sich nicht viel beschreibendes sagen. Man muß sie in ihrer Umgebung einfach selbst erleben. Für uns zwei steht jedenfalls fest, daß es dort die schönste und eindrucksvollste Zeit der Reise war. Zwar trifft man dort auch auf Reisegruppen, aber dennoch strahlt der Ort eine bewundernswerte Ruhe aus, die wir vor allem nach dem belebten Tunis genossen. Man kann ganz allein über das weite Areal stromern und bekommt einen Eindruck von der Natur in den Bergen von Tunesien. So entschlossen wir uns denn auch wenigstens den Rückweg zu Fuß zu bewältigen (der geht denn auch bergab), was sich als die richtige Entscheidung erwies. Jedenfalls möchten wir die gesehenen Details und die gefühlten Steine unter den Füßen nicht missen. Endlich kamen wir Tunesien wirklich nahe, nicht nur dem Konstrukt, was den Touristen allgemeinhin vorgesetzt wird.

Re: Reisebericht von Corinna Pietsch #94132
05/11/2002 10:27
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Reisebericht von Corinna Pietsch

Teil 3

Unser nächstes Reiseziel sollte Kairouan sein. Doch das freundliche Hotelpersonal erklärte uns auf dem Weg zum Bus, daß wir doch direkt dort nicht hinkommen werden. Also ersteinmal nach El Kef nahe der algerischen Grenze (2 Stunden - 7 TD). Das Umsteigen erwies sich hier jedoch schwerer als gesagt. Ersteinmal weil wir als einzige Touris im Jahr wohl etwas auffielen und uns unwohl fühlten und zweitens dank Nichtbeherrschung arabischer Schriftzeichen den Bus nicht finden konnten.

Kleiner Tip: Vergleichen Fahrkarte - Busaufschrift hilft nicht! Lieber gleich die Umherstehenden fragen, die helfen gern.

Nach erneuten vier Stunden (14 TD) erreichten wir müde und voll von Eindrücken von Land und Leuten Kairouan. Dank unser Busbekanntschaft fanden wir schnell ein billiges Hotel (Doppelzimmer 20 TD) und wiederum lehnten wir die angebotene Abendbeschäftigung ab.

Die Touri-Info hier war wirklich top - hilfreich und vor allem richtig lieb. Kairouan selbst als islamisches Zentrum ist trotz seiner ferne zum Strand ein vielbesuchter Touristenort, so können auch hier alle Marktbetreiber sämtliche europäische Sprachen. (Nur russisch schreckt sie noch ab.) In diesem Ort versteht sich dann auch von selbst, daß Knie und Schultern bedeckt sein sollten, denn ein wenig Verständnis sollte man der Religion schon entgegenbringen. (Pauschalreisende fallen dort aufgrund des Fehlens von eben diesem leider manchmal unangenehm auf.)

Zu den Souks nur soviel: "Handeln macht Spaß!"

Nach der Ausrüstung mit ein wenig Reiseproviant - Makroudh (Gebäck aus Datteln und Honig) - superlecker! Weiter mit der Louage zurück zum Flughafen (1h - 8TD). Denn wie es nunmal bei den last-minute-Angeboten so ist, ist auch der Rückflug nicht zur günstigsten Zeit. Also haben wir bis zum Sonnenuntergang doch noch dem Strandurlaub gefrönt. Und wurden von unser neuen Strandbekanntschft noch zum Flughafen begleitet. Weitere Abendbeschäftigungen haben wir abgelehnt.

Die Wartezeit am Flughafen kann man prima damit verbringen einen Reisebericht zu schreiben.

Fazit: Wir, zwei blonde Mädels, 21, haben sechs Tage im wilden Tunesien überlebt (na gut, manchmal auch mit Kopftuch).