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Re: An alle Muslimen : Was versteht ihr unter HURIA bzw HURI
#54270
19/12/2005 18:36
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taslema
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Keine Huris im Paradies TEIL 3 Christoph Luxenberg bricht radikal mit solcher Genügsamkeit. Er schätzt die dunklen Stellen mittlerweile auf etwa ein Viertel des gesamten Koran-Textes. Je genauer er nämlich – ohne sich durch „Gewöhnung“ ans Unverständliche zu beruhigen – auf den vertrauten Text schaut, umso fremder schaut jener zurück. Luxenberg wirft dabei nicht mutwillig das Wissen der Tradition über Bord. Zunächst sieht er im Tafsir nach, ob sich für seltsame Stellen, Redewendungen oder Worte eine befriedigende Deutung findet. Dann nimmt er den Lisan zur Hand, das klassische Hauptwörterbuch der arabischen Sprache. Erst wenn diese beiden Quellen versagen, versucht Luxenberg seine eigene, die syro-aramäische Lesart.
War die arabische Welt vor Mohammed christianisiert ?
Und so ist er auch auf die Lösung des Jungfrauen-Rätsels gekommen. Die berühmten Passagen über die vermeintlichen Huris bauen auf dem Wort hur auf, einem Adjektiv im weiblichen Plural , das im Arabischen lediglich „weiße“ bedeutet. Die arabischen Kommentatoren haben postuliert, dass sich dieses Adjektiv auf „weißäugige“ Jungfrauen beziehen müsse. Luxenberg zeigt nun, dass diese Deutung nichts als Mutmaßung und Wunschdenken ist und dass sie zu inneren Unstimmigkeiten mit anderen Aussagen des Korans über das Paradies führt. Den Gottesfürchtigen wird nämlich an anderer Stelle versprochen, dass sie im Jenseits mit ihren irdischen Gattinnen zusammengeführt werden, um mit ihnen „im Schatten auf Teppichen“ zu lagern. Gattinen und Huris zusammen ? Ein Ort, an dem Ehefrauen und Gespielinnen aufeinander treffen, verdient wohl kaum den Namen Paradies. Im Rückgang auf aramäische Quellen lässt sich das Problem lösen: Das Wort hur bezieht sich auf die „weißen Trauben“, typische Paradiesfrüchte der christlich-syrischen Literatur.
Dass aramäische Lehnwörter im Koran vorkommen, ist für sich genommen keine Neuigkeit. Das Wort Koran (qur’an) selbst wird heute weithin als Ableitung vom Aramäischen qeryana betrachtet, was ein „Lektionar“ bezeichnet, ein liturgisches Buch mit Zitaten aus der Heiligen Schrift, Gebeten und dergleichen. Der Einfluss des Aramäischen auf die Koran-Sprache geht aber nach Luxenberg viel weiter. Luxenberg erkennt christlich-syrische Elemente in vielen Suren aus der mekkanischen Periode – Anspielungen auf den Petrus-Brief etwa oder gar auf die Abendmahlsliturgie.
Der Koran enthält in seinen ältesten Partien eine ansehnliche christliche Textschicht. Luxenberg kommt zu dem Schluss, diese Texte bildeten einen „Grundstock, aus dem der Koran als christlich-liturgisches Buch urspünglich bestand“. Das hieße, der Koran hätte in seinen ältesten Elementen nicht den Anspruch, die jüdische und die christliche Verkündigung zu ersetzen und zu überbieten, sondern sie den Arabern nahe zu bringen. Diese starke These wirft spannende Fragen für die Religionshistoriker auf: War Arabien vor Mohammed, war Mekka zumindest gar nicht so heidnisch geprägt, wie die islamische Tradition behauptet, sondern vielmehr bereits stark christianisiert?
Ob diese Schlüsse Luxenbergs Bestand haben werden, muss sich im Fortgang der Fachdebatte zeigen. Fest steht: Das syrisch-christlich geprägte Aramäische war zur Zeit des Propheten die gebildete Weltsprache des Vorderen Orients. Das Hocharabische hingegen und die klassische arabische Schrift entstanden erst später. Die Araber verfügten zunächst nur über ein „defektives“ System zur schriftlichen Aufzeichnung, eine Art Stenografie, die keine Zeichen für kurze Vokale kannte und auch noch nicht die diakritischen Zeichen – jene Punkte und Häkchen, mit denen später die Konsonanten eindeutig festgelegt wurden. Ein Buchstabe der ursprünglich 18 Zeichen umfassenden Schrift konnte bis zu fünf verschiedene Laute bezeichnen. Das System war äußerst vieldeutig und anfällig für Fehllektüren. Die spätere Festlegung durch die diakritischen Zeichen bedeutete darum oft auch eine inhaltliche Festlegung – mithin eine Interpretation.
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Re: An alle Muslimen : Was versteht ihr unter HURIA bzw HURI
#54271
19/12/2005 18:39
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Keine Huris im Paradies
TEIL 4 Gerd-Rüdiger Puin von der Universität des Saarlandes, ein Experte für koranische Kalligrafie, ist überzeugt, dass Luxenberg auf dem richtigen Weg ist. Seine eigenen Forschungen stützen dessen Thesen. Puin hat die ältesten bisher gefundenen Koran-Fragmente untersucht, teils nur 50 Jahre nach dem Tod des Propheten verfasst, die bei Bauarbeiten in der großen Moschee von Sanaa im Jemen gefunden wurden. Als Puin die Funde restaurierte, stieß er auf bedeutende Abweichungen vom späteren, offiziellen Text. Für viele Generationen – das beweisen die Fragmente – blieb der Koran-Text in Bewegung. Die Frühgeschichte sei neu zu schreiben, sagt Puin, „weite Teile des Korans müssen neu gelesen werden“. Der Koran sei ein „Cocktail von Texten“.
Die Fragmente von Sanaa geben einen neuen Einblick in seine Rezeptur. Sie weisen eine Reihe von aramäischen Wörtern auf, die in der rudimentären Schrift der Zeit von arabischen Wörtern nicht zu unterscheiden sind.
Aramäisch und Arabisch sind so genannte Nahsprachen. Sie teilen sich eine Fülle von Wörtern mit gleicher Schriftgestalt, aber unterschiedlicher Bedeutung, ähnlich wie etwa die germanischen Sprachen (anbellen bedeutet in Amsterdam „klingeln“). Während der folgenden 100 Jahre, so Puin, erfolgte dann meist eine Festlegung des Sinns in Richtung des Arabischen.
Verschiedene Gründe für diese Entwicklung sind denkbar. Durch die Expansion des arabischen Imperiums wurde Arabisch zur Lingua franca des Nahen Ostens, während das Aramäische in Bedeutungslosigkeit versank und unverständlich wurde. Die späteren Redakteure, die das endgültige Textkorpus des Korans schufen, mussten auch jenen Passagen einen Sinn geben, die sie nicht mehr verstanden. Es mag auch sein, die Aramäismen bewusst arabisierte, um dem werdenden Großreich eine rein arabische Religion und Sprache zu schaffen, in der fremde Einflüsse unkenntlich gemacht wurden.
Die biblische Textkritik als Vorbild für die Koran-Forschung
Indem Luxenberg diesen Prozess wie ein Detektiv Stück um Stück rückgängig macht, holt er den Koran zurück in den Kontext des religiös so überaus kreativen Milieus seiner Entstehungsregion, in die monotheistische Ursuppe des Nahen Ostens. Patricia Crone, die in Princeton Islam-Wissenschaft lehrt, glaubt zwar auch, dass Luxenbergs Werk „sich als sehr wichtig erweisen wird“, macht sich aber keine Illusionen über den Widerstand, den dieser Ansatz auslösen muss: „Wer möchte im heutigen Klima schon den Koran anrühren? Man beleidigt die Muslime, ganz gleich, was man darüber sagt.“ Stefan Wild von der Universität Bonn, der zu Luxenberg eher kritisch steht, meint, dass schon „viel weniger radikale Annahmen von Parallelen zwischen Koran, Altem Testament und Neuem Testament auf größtes Misstrauen seitens der muslimischen Gelehrten stoßen“. Wild sieht „die Verständigung zwischen muslimischer und nichtmuslimischer Koran-Forschung in höchstem Maße gestört“.
Das mag sein. Aber eine gestörte Kommunikation kann man nicht dadurch reparieren, dass man über Unliebsames erst gar nicht spricht. Wer die andere Seite vor bestimmten Argumenten bewahren zu müssen glaubt, bevormundet sie und hat die Idee einer wirklichen Verständigung schon aufgegeben. In manchen islamistischen Internet-Foren versucht man Luxenberg mit dem Vorwurf zu erledigen, er wolle den Muslimen das Heiligste nehmen. Das ist ein durchsichtiges Manöver. Unterschlagen wird dabei, dass Luxenbergs Werk nicht nur eine Pointe für die Muslime, sondern auch für die Christen hat. Auch sie werden gezwungen, im vermeintlich anderen das Fortleben der eigenen Tradition zu erkennen – und zwar ohne das übliche Kulturdialog-Gequatsche, nur mit den Mitteln der Philologie.
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Re: An alle Muslimen : Was versteht ihr unter HURIA bzw HURI
#54272
19/12/2005 18:41
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TEIL 4 Gerd-Rüdiger Puin von der Universität des Saarlandes, ein Experte für koranische Kalligrafie, ist überzeugt, dass Luxenberg auf dem richtigen Weg ist. Seine eigenen Forschungen stützen dessen Thesen. Puin hat die ältesten bisher gefundenen Koran-Fragmente untersucht, teils nur 50 Jahre nach dem Tod des Propheten verfasst, die bei Bauarbeiten in der großen Moschee von Sanaa im Jemen gefunden wurden. Als Puin die Funde restaurierte, stieß er auf bedeutende Abweichungen vom späteren, offiziellen Text. Für viele Generationen – das beweisen die Fragmente – blieb der Koran-Text in Bewegung. Die Frühgeschichte sei neu zu schreiben, sagt Puin, „weite Teile des Korans müssen neu gelesen werden“. Der Koran sei ein „Cocktail von Texten“.
Die Fragmente von Sanaa geben einen neuen Einblick in seine Rezeptur. Sie weisen eine Reihe von aramäischen Wörtern auf, die in der rudimentären Schrift der Zeit von arabischen Wörtern nicht zu unterscheiden sind.
Aramäisch und Arabisch sind so genannte Nahsprachen. Sie teilen sich eine Fülle von Wörtern mit gleicher Schriftgestalt, aber unterschiedlicher Bedeutung, ähnlich wie etwa die germanischen Sprachen (anbellen bedeutet in Amsterdam „klingeln“). Während der folgenden 100 Jahre, so Puin, erfolgte dann meist eine Festlegung des Sinns in Richtung des Arabischen.
Verschiedene Gründe für diese Entwicklung sind denkbar. Durch die Expansion des arabischen Imperiums wurde Arabisch zur Lingua franca des Nahen Ostens, während das Aramäische in Bedeutungslosigkeit versank und unverständlich wurde. Die späteren Redakteure, die das endgültige Textkorpus des Korans schufen, mussten auch jenen Passagen einen Sinn geben, die sie nicht mehr verstanden. Es mag auch sein, dass Theologie und Politik Hand in Hand gingen und man die Aramäismen bewusst arabisierte, um dem werdenden Großreich eine rein arabische Religion und Sprache zu schaffen, in der fremde Einflüsse unkenntlich gemacht wurden.
Die biblische Textkritik als Vorbild für die Koran-Forschung
Indem Luxenberg diesen Prozess wie ein Detektiv Stück um Stück rückgängig macht, holt er den Koran zurück in den Kontext des religiös so überaus kreativen Milieus seiner Entstehungsregion, in die monotheistische Ursuppe des Nahen Ostens. Patricia Crone, die in Princeton Islam-Wissenschaft lehrt, glaubt zwar auch, dass Luxenbergs Werk „sich als sehr wichtig erweisen wird“, macht sich aber keine Illusionen über den Widerstand, den dieser Ansatz auslösen muss: „Wer möchte im heutigen Klima schon den Koran anrühren? Man beleidigt die Muslime, ganz gleich, was man darüber sagt .“ Stefan Wild von der Universität Bonn, der zu Luxenberg eher kritisch steht, meint, dass schon „viel weniger radikale Annahmen von Parallelen zwischen Koran, Altem Testament und Neuem Testament auf größtes Misstrauen seitens der muslimischen Gelehrten stoßen“. Wild sieht „die Verständigung zwischen muslimischer und nichtmuslimischer Koran-Forschung in höchstem Maße gestört“.
Das mag sein.
Aber eine gestörte Kommunikation kann man nicht dadurch reparieren, dass man über Unliebsames erst gar nicht spricht .
Wer die andere Seite vor bestimmten Argumenten bewahren zu müssen glaubt, bevormundet sie und hat die Idee einer wirklichen Verständigung schon aufgegeben.
In manchen islamistischen Internet-Foren versucht man Luxenberg mit dem Vorwurf zu erledigen, er wolle den Muslimen das Heiligste nehmen. Das ist ein durchsichtiges Manöver.
Unterschlagen wird dabei, dass Luxenbergs Werk nicht nur eine Pointe für die Muslime, sondern auch für die Christen hat. Auch sie werden gezwungen, im vermeintlich anderen das Fortleben der eigenen Tradition zu erkennen – und zwar ohne das übliche Kulturdialog-Gequatsche, nur mit den Mitteln der Philologie.
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Re: An alle Muslimen : Was versteht ihr unter HURIA bzw HURI
#54274
19/12/2005 18:47
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terrorismus
Wir brauchen eine islamische Reformation
Endlich sieht der Vorsitzende des muslimischen Rates in England die Verantwortung für den Terror nicht nur bei anderen. Das ist ein Anfang, mehr aber auch nicht
Von Salman Rushdie Als Sir Iqbal Sacranie, der Vorsitzende des Muslimischen Rates von Großbritannien, erklärte, die Terroranschläge seien von »unseren eigenen Kindern« verübt worden, bekannte sich ein britischer Muslim – meines Wissens zum ersten Mal – zu der Verantwortung, die seine Gemeinschaft für Verbrechen trägt, die von Muslimen begangen wurden. Statt über die amerikanische Außenpolitik herzuziehen oder einer »Islamophobie« die Schuld zu geben, bezeichnete Sacranie die Anschläge als »große Herausforderung« für die muslimische Gemeinschaft. 1989 hatte derselbe Sacranie allerdings erklärt, dass der »Tod vielleicht zu einfach« wäre für mich, den Autor der Satanischen Verse. Tony Blairs Entschluss, Sacranie in den Adelsstand zu erheben und ihn als akzeptables Gesicht des moderaten, traditionellen Islams zu betrachten, ist entweder Ausdruck seiner Neigung zu religiösem Appeasement oder ein Hinweis darauf, wie beschränkt seine Optionen sind.
Sacranie ist ein entschiedener Verfechter von Blairs viel kritisiertem neuen Religionsschutzgesetz, das kritische Äußerungen über Religionen in Zukunft erheblich erschweren wird. Tatsächlich erwartet Sacranie denn auch, dass nicht mehr vom islamischen Terrorismus gesprochen werden darf. So erklärte er bereits am 13. Januar: »Es gibt keine islamischen Terroristen. Das ist eine große Beleidigung. Dank dieses Gesetzes wird man in Zukunft nicht mehr behaupten können, dass Muslime Terroristen sind.« Zwei Wochen später boykottierte der Muslimische Rat eine Veranstaltung zum Gedenken an die Befreiung von Auschwitz vor sechzig Jahren. Wenn Sir Iqbal das Beste ist, was Tony Blair in der Kategorie »guter Muslim« aufbieten kann, dann haben wir ein Problem.
Der Fall Sacranie zeigt die Schwäche von Blairs Strategie, sich beim Kampf gegen den islamischen Fundamentalismus auf traditionelle, orthodoxe Muslime zu stützen. Der traditionelle Islam ist eine breite Kirche, zu der sich Millionen toleranter, zivilisierter Männer und Frauen bekennen, aber auch viele, die hinsichtlich der Rechte der Frau vorsintflutliche Ansichten vertreten, die Homo***ualität als Sünde betrachten, die die Meinungsfreiheit verdammen, wiederholt antisemitische Auffassungen vertreten und, im Fall der muslimischen Diaspora, man muss es leider sagen, mit Christen, Hindus, Juden oder Ungläubigen oft nicht zurechtkommen.
In Leeds, der Stadt, aus der mehrere der Rucksackbomber kamen, leben viele traditionelle Muslime weitgehend zurückgezogen und isoliert von der Mehrheitsbevölkerung. Diese jungen Männer, die in dieser abgeschotteten Welt aufgewachsen sind, haben eine moralische Grenze überschritten, als sie sich mit ihren Bomben auf den Weg machten.
Dass junge Männer sich dem Terrorismus zuwenden, mag mit dem Irak-Krieg zu tun haben, aber in den geschlossenen Gemeinschaften vieler traditioneller Muslime in Westeuropa kann sich ihre Entfremdung besonders gut entwickeln . Wir müssen die Tradition überwinden, wir brauchen eine Reformbewegung, die die Kernideen des Islams in die Moderne überträgt, wir brauchen eine muslimische Reformation, die sich gegen die fundamentalistischen Ideologen und die verstaubten, engen Seminare der Traditionalisten wendet und die Fenster aufreißt, damit überall frischer Wind eindringen kann.
Es wäre gut, wenn Regierungen und Sprecher innerhalb und außerhalb der muslimischen Welt sich hinter diesen Gedanken stellen würden, denn eine lebendige Reformbewegung setzt vor allem eine Bildungsinitiative voraus , deren Ergebnisse vielleicht erst in einer Generation zu spüren sein werden, ein neues Denken, das an die Stelle engstirniger, dogmatischer Lehren und Auffassungen tritt . Es ist höchste Zeit, dass die Muslime die Offenbarung ihrer Religion im historischen Kontext und nicht als etwas Übernatürliches betrachten .
Alle Muslime sollten erkennen, dass der Islam die einzige Religion ist, deren Ursprung historisch dokumentiert ist , also nicht auf Legenden, sondern auf Tatsachen zurückgeht.
Der Koran wurde zu einer Zeit tiefgreifender Veränderungen in der arabischen Welt offenbart, als im 7. Jahrhundert die matriarchalisch-nomadische Kultur durch eine städtisch-patriarchalische Ordnung verdrängt wurde.
Als Waisenkind erlebte Muhammad die Schwierigkeiten dieser Umwälzung am eigenen Leib. Man kann den Koran durchaus als Plädoyer für die alten matriarchalischen Werte in einer neuen patriarchalischen Welt interpretieren, als ein konservatives Plädoyer, das revolutionär wurde, weil es bei all jenen Anklang fand, die die neue Ordnung an den Rand drängte, die Armen, die Machtlosen und die Waisen.
Muhammad, der ein reicher Kaufmann war, hörte auf seinen Reisen Bibelgeschichten (in der nestorianischen Version), die in den Koran Eingang fanden (Christus wird hier in einer Oase unter einer Palme geboren). Für alle Muslime wäre es faszinierend, wenn sie erkennen würden, wie sehr ihr heiliges Buch das Produkt der damaligen Verhältnisse auf der arabischen Halbinsel war und dass es in vielerlei Hinsicht die persönlichen Erfahrungen des Propheten widerspiegelt.
Doch nur wenige Muslime haben die Möglichkeit, ihre Schrift in dieser Weise zu studieren. Das Beharren darauf, dass der Koran das unfehlbare Wort Gottes ist, macht eine wissenschaftliche, ****ytische Auseinandersetzung praktisch unmöglich. Warum sollte sich Gott schließlich von den sozioökonomischen Verhältnissen im Arabien des 7. Jahrhunderts beeinflussen lassen? Warum sollten die persönlichen Umstände des Gesandten Gottes etwas mit der Botschaft zu tun haben?
Die Geschichtsverweigerung der Traditionalisten kommt den bornierten Islamofaschisten, die den Islam in ihren eisernen Gewissheiten und unabänderlichen absoluten Auffassungen einsperren, sehr entgegen. Betrachtete man den Koran aber als historisches Dokument, wäre es legitim, ihn mit Blick auf die veränderten Bedingungen einer anderen Zeit neu zu interpretieren. Gesetze, die im 7. Jahrhundert formuliert wurden, könnten den Erfordernissen des 21. angepasst werden. Hier hätte die islamische Reformation anzusetzen, bei der Einsicht, dass alle Ideen, auch Religionen, sich gewandelten Realitäten anpassen müssen.
Ohne Offenheit und Toleranz gibt es keinen Frieden. Nur so kann man der »großen Herausforderung« der Selbstmordattentäter begegnen. Finden Sir Iqbal Sacranie und seinesgleichen ebenfalls, dass der Islam modernisiert werden muss? Dann wären sie Teil der Lösung. Sonst sind sie einfach Teil des Problems.
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Re: An alle Muslimen : Was versteht ihr unter HURIA bzw HURI
#54275
19/12/2005 18:50
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religion
Kampf für den Islam
Außerhalb Arabiens entsteht eine islamische Moderne: vielgestaltig und widersprüchlich Terrorismus, Extremismus und Fundamentalismus sind Begriffe, die in jüngerer Zeit häufig mit dem Islam in Zusammenhang gebracht werden. Medienbewusste „Gotteskrieger“, allen voran Ober-Dschihadist Osama bin Laden, wird dies freuen. Dagegen stemmt sich der britische Intellektuelle und Autor Ziauddin Sardar. „Meine Religion ist gewaltsam entführt worden. Ich lehne es ab, über islamistische Extremisten definiert zu werden“, sagt Sardar zu Beginn seines neuen Films The Battle for Islam, den er zusammen mit dem Regisseur Paul Jenkins für die BBC gedreht und vergangene Woche im „Royal Institute of International Affairs“ vorgeführt hat.
Natürlich stimmt die nach jedem Anschlag gebetsmühlenhaft wiederholte Behauptung nicht, dass der dschihadistische Terrorismus mit „dem Islam“ nichts zu tun habe: Nicht mit dem Islam als Religion, wohl aber mit dem Islamismus als politischer Ideologie, schrieb der Göttinger Politikwissenschaftler Bassam Tibi kürzlich in einem Beitrag für die International Herald Tribune. Wer das verkenne, verschließe die Augen gegenüber der Realität und verhindere Lösungen. Der Dschihadismus könnte nur durch die Allianz fortschrittlicher Muslime und westlicher Demokraten besiegt werden.
Unausgesprochen spielt dies auch bei Ziauddin Sardar eine Rolle. Bekannt für Publikationen wie Why Do People Hate America? oder American Dream – Global Nightmare, hatte sich Sardar schon vor zwei Jahren für sein Buch Desperately Seeking Paradise als „skeptischer Muslim“ auf die Reise gemacht, um für sich einen Mittelweg zu finden zwischen westlichem Säkularismus und traditionellem Islam. Für The Battle for Islam hat er die „Ränder“ der islamischen Welt von Pakistan, Indonesien und Malaysia über Marokko und die Türkei besucht.
Besonders lag ihm am Herzen, sagt Sardar bei einer Vorführung des Films im Londoner Chatham House, den westlichen „Tunnelblick“, der den Islam als monolithisch und unbeweglich, als unweigerlich fundamentalistisch und arabisch sieht (dabei ist nur ein Sechstel der Muslime Araber), zu widerlegen. Tatsächlich stützt Sardars quirliger Film über weite Strecken einigermaßen überzeugend seine Thesen: In den porträtierten Ländern findet ein „Ringen um die Seele des Islams“ zwischen Konservativen und Fortschrittlichen statt, und das Moment liegt bei den Reformern. Eine „islamische Moderne“ ist im Entstehen begriffen, in ihrer Entwicklung vielgestaltig und voller Widersprüche.
Beispiel Pakistan: Auf der einen Seite hatte das als islamischer Staat gegründete Land als erstes einen weiblichen Premierminister, auf der anderen Seite gelten seit 1978 die Scharia-Gesetze. Beherrscht wird das Land von den Militärs, die mit den Folgen des von den USA und anderen Ländern im Afghanistankrieg gegen die Sowjetunion großgezüchteten Dschihadismus umgehen müssen und ein undurchsichtiges Doppelspiel treiben. Einschließlich der Förderung und Instrumentalisierung von Extremisten.
„Aufgeklärter Islam“ (enlightened Islam) nennt Machthaber Pervez Musharraf, der Sardar im Film nicht in Uniform, sondern im gestreiften Poloshirt gegenübersitzt, seine Linie. Die USA müssten ihre Politik ändern, sie seien an vielem Schuld. Beim Stichwort „Demokratie“ explodiert er fast: „Was ist Demokratie? Ist es nicht vor allem die freie Meinungsäußerung? In Sachen Meinungsfreiheit kann sich Pakistan mit fast jedem Land der Welt messen. Da fordere ich jeden heraus!“ Realitätsferne findet Sardar auch bei Musharrafs Gegenspieler Qazi Hussain Ahmad, Führer der „Jamaat-e-Islami“-Bewegung, der rundweg abstreitet, dass die Scharia-Gesetze zu Ungerechtigkeiten führten, insbesondere gegenüber Frauen. „Männer der Vergangenheit“, meint Sardar. Die Stimmung auf den Straßen tendiere dagegen zu Reformen und Pluralismus, was in Musik, Kunst und Modetrends zum Ausdruck komme.
In Indonesien, der bevölkerungsreichsten muslimischen Nation der Welt, ist ein Versuch, eine moderne Form der Scharia durchs Parlament zu bringen, kürzlich gescheitert. Doch das „neue Denken“, wie man durch den Islam eine moderne Form der Zivilgesellschaft schaffen könnte, ist kaum noch aufzuhalten, sagt Sadar. „Es ist an der Zeit, den Islam ohne die Scharia zu überdenken“, entgegnet ihm Abdul Muki, Kopf der Jugendbewegung von Muhammadiyah, eine muslimische Organisation mit über 40 Millionen Mitgliedern. Im benachbarten Malaysia, auch nach dem Abgang des autoritären Mahathier Mohamad eine der „konformistischsten Gesellschaften der Welt“, propagiert der amtierende Premierminister Abdullah Ahmad Badawi „Islam Hadhari“. Eine „zu den Wurzeln“ zurückgehende, urbane Form des Islams, die Friedfertigkeit und Toleranz betont. Unterdessen setzten sich die 1988 gegründeten „Sisters of Islam“ für Monogamie und die Gleichberechtigung von Frauen ein. Eines ihrer Mitglieder, die junge Rashina Rasali, strebt gar das für Frauen bislang unerreichbare Amt einer Scharia-Richterin an.
Im absolutistischen Marokko, wo König Mohammed VI. als „Führer der Gläubigen“ auch religiöse Macht ausübt, hat der Monarch gegen großen Widerstand ein neues islamisches Familienrecht, bekannt als „Moudawana“, durchgesetzt. Es billigt Frauen und Minderheiten gleiche Rechte zu und stützt sich dabei gänzlich auf den Koran. In der Türkei schließlich existieren Demokratie und Islam schon lange nebeneinander, bei allen Problemen des auf Gründer Atatürk zurückgehenden Kemalismus’. Sich „islamisch“ definierende Politiker, wie der amtierende Premierminister Recep Tayyip Erdogan, entwickeln das Land mit großem Pragmatismus weiter.
In Sardars Film werden viele Paradoxe offenbar: Im Alleinherrschertum Marokko finden weitreichendere Reformen statt als in der Demokratie Indonesien, wo der Wandel heftig debattiert wird, aber langsamer vorangeht. Stets spielen Frauen eine große Rolle, sind Familie und soziale Strukturen Ausgangspunkt für Veränderungen. Die Fundamentalisten, die in Battle for Islam vorkommen, beispielsweise ein malaysisches Fotomodel oder ein türkischer Radioprediger, der einst ein Hippie war, sind eher „zum Umarmen“ (Sardar), und trotz ihrer Liebenswürdigkeit vermitteln sie stark den Eindruck, in der Vergangenheit zu leben, nicht in Gegenwart und Zukunft.
„Wir haben natürlich eine bestimmte Sicht vorgestellt“, gibt Sardar im Laufe der anschließenden Diskussion zu, „kein Film kommt ohne ein Element der Konstruktion aus.“ „Aber das war die Geschichte, die wir erzählen wollten“, ergänzt Regisseur Paul Jenkins, „und es war höchste Zeit dafür.“ Für Sardar ist der Film auch eine Bebilderung seiner These vom „Wandel vom Rand her“: „Die Peripherie wird das Zentrum verwandeln“, sagt er später im Gespräch, „das war schon immer so, schon seit der Flucht des Propheten Mohammeds von Mekka nach Medina.“ Die Transformation des Mittleren Ostens werde ganz unterschiedlich verlaufen, in Ägypten vielleicht politisch moderiert, in Saudi Arabien vielleicht blutig. Eine besondere Rolle werde die Türkei spielen.
Dies sind die Dinge, die man in dem Film vermisst – ebenso wie die Tatsache, dass äußere Einflüsse kaum zur Sprache kommen, und auch nicht, dass alle vorgestellten Länder – bis auf die Türkei – eine besondere, koloniale Vergangenheit haben. Erst in der Diskussion kommt Sardar darauf zu sprechen, dass das Ringen um dem Islam auch im Westen stattfindet, gewissermaßen ein anderer „Rand“ der islamischen Welt. In Großbritannien streiten sich beispielsweise derzeit gemäßigte Muslime mit Vertretern eines politischen Islams um die Deutungshoheit. Das alles kann The Battle of Islam, zu dessen Anliegen es auch gehört, „ganz normale Muslime“ in aller Welt zu zeigen, nicht leisten – aber er geht doch allzu leichtfüßig darüber hinweg.
"The Battle for Islam" bei BBC World gezeigt werden, dem weltweit empfangbaren Nachrichtenk**** der BBC.
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Re: An alle Muslimen : Was versteht ihr unter HURIA bzw HURI
#54276
19/12/2005 18:54
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Der Islam (XIII)
Eine Einführung
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In den bisherigen Folgen wurde der Stand der Forschung zu folgenden Themen behandelt: Vorislamisches Arabien, Leben Mohammeds und die zugehörigen Quellen, die literarische Eigenart des Korans und die verschiedenen Hypothesen zu seiner Entstehung, die Verwendung biblischer Stoffe im Koran sowie - zur Theologie - der Monotheismus, der Schöpfungsglaube, die Eschatologie und die Kismetvorstellungen des Koran. Dann ging es um das Verhältnis von Ethik und Recht, um die Pflichtenlehre und um ethische Vorstellungen im engeren Sinn, seit der letzten Folge um das Thema "Die Rolle der Frau, Ehe und Familie in Koran und Islam".
7.3 Die Frau im Koran
7.3.1 Die soteriologische Gleichrangigkeit von Mann und Frau und ihre Gleichheit vor dem Endgericht
Wie zu allen Themen kennt der Koran auch für unsere Fragestellung nur wenige verstreute Einzelaussagen. Wichtig hierbei sind Schilderungen der jenseitigen Perspektiven, weil in ihnen deutlich wird, welche "letzte" Rolle den Menschen zugedacht wird.
Hierbei scheinen an fünf Stellen die Frauen in der gleichen Weise wie Männer am künftigen Paradiesesglück beteiligt zu sein; in den Passagen zur Hölle und dann auch entsprechenden zum Paradies ist nur undifferenziert von Ungläubigen oder Sündern die Rede (z.B. S. 39,67-75; 44,43-57 - hier scheint V. 54 Frauen sogar auszuschließen, vgl. weiter unten).
In S. 43,70 heißt es:
"Geht mit euren Gattinnen ins Paradies ein und ergötzt euch (darin) (?)!", ähnlich in S. 40,8: "... und laß sie in die Gärten von Eden eingehen, die du ihnen versprochen hast, (sie) und diejenigen von ihren Vätern, ihren Gattinnen und ihrer Nachkommenschaft, die (in ihrem Erdenleben) fromm waren! ..."
An beiden Stellen, ebenso S. 9,71.72, wird deutlich, daß Männer und Frauen dem gleichen Ziel entgegengehen, einem beglückenden Zustand im Paradies; hierbei wird nicht mehr zwischen beiden Gruppen unterschieden.
Auch klingt in S. 40,8 an, daß es für das endgültige Schicksal ein für alle geltendes Kriterium gibt; wer ins Paradies eingehen will, muß selbst "fromm" oder - wie S. 9,71.72 sagt - "gläubig" gewesen sein. Diesen Gesichtspunkt formuliert S. 3,195 ausdrücklich:
"Da erhörte sie der Herr (mit den Worten): Ich werde keine Handlung unbelohnt lassen (w. verloren gehen lassen), die einer von euch begeht, (gleichviel ob) männlich oder weiblich. Ihr gehört (ja als Gläubige) zueinander (ohne Unterschied des Geschlechts). Darum werde ich denen, die um meinetwillen ausgewandert und aus ihren Häusern vertrieben worden sind und Ungemach erlitten haben, und die gekämpft haben und dabei getötet worden sind, ihre schlechten Taten tilgen, und ich werde sie in Gärten eingehen lassen, in deren Niederungen (w. unter denen) Bäche fließen. (Das soll ihre) Belohnung von seiten Gottes (sein). Bei Gott wird man (dereinst) gut belohnt".
Ähnlich heißt es in S. 4,124: "Diejenigen aber, die handeln, wie es recht ist, (gleichviel ob) männlich oder weiblich, und dabei gläubig sind, werden (dereinst) ins Paradies eingehen ..." (vgl. S. 16,97; 40,40).
Männer und Frauen sind also soteriologisch - im Hinblick auf das Jenseits - gleichgestellt und werden für ihr Handeln von Gott auf gleiche Weise belohnt oder bestraft. Allerdings ist zu berücksichtigen, daß die ethischen Anforderungen für Männer und Frauen inhaltlich durchaus verschieden sein können. Die allgemeinen Forderungen aber sind die gleichen: (S. 33,35) "Was muslimische Männer und Frauen sind, Männer und Frauen, die gläubig, die (Gott) demütig ergeben, die wahrhaftig, die geduldig, die bescheiden sind, die Almosen geben, die fasten, die darauf achten, daß ihre Scham bedeckt ist (...) und die Gottes ohne Unterlaß (w. viel) gedenken, - für sie (alle) hat Gott Vergeltung und gewaltigen Lohn bereit."
Ebenso ist S. 9,71.72 zu verstehen, die darüber hinaus sogar von einem freundschaftlichen Verhältnis von Männern und Frauen spricht:
"71 Und die gläubigen Männer und Frauen sind untereinander Freunde (und bilden eine Gruppe für sich) ... 72 Gott hat den gläubigen Männern und Frauen Gärten versprochen, in deren Niederungen (w. unter denen) Bäche fließen, daß sie (ewig) darin weilen, und gute Wohnungen in den Gärten von Eden. Aber Wohlgefallen Gottes bedeutet (noch) mehr (als all dies). Das ist das große Glück."
Diese positiven Aussagen [1] aber werden konterkariert durch S. 44,51-57, die die (irdischen) Frauen und Gattinnen vom Paradies auszuschließen scheint; im Paradies finden sich nur Männer, denen zu ihrer Freude "großäugige Huris" - bei ihnen handelt es sich offensichtlich nicht um die ehemaligen Gattinnen - gegeben werden:
"51 Die Gottesfürchtigen (dagegen) befinden sich an einem sicheren Standort, 52 in Gärten und an Quellen, 53 in Sundus- und Istabraq-Brokat gekleidet (auf Ruhebetten) einander gegenüber(liegend). 54 So (ist das). Und wir geben ihnen großäugige Huris als Gattinnen, 55 und sie verlangen darin (d.h. in den Paradiesgärten) in Sicherheit (und Frieden) nach allerlei Früchten. 56 Sie erleiden darin nicht den Tod, abgesehen vom ersten Tod (mit dem sie ihr Erdenleben beschlossen haben). 57 (All das kommt ihnen zu) aus Huld von deinem Herrn. Das ist (dann) das große Glück."
Bisher ließ sich diese Stelle am besten so erklären, daß sich hier eine andere Gemeindetradition niedergeschlagen hätte; diese hätte dann für die Frauen soteriologisch eine andere - oder keine - Perspektive vorgesehen. Neuerdings gibt es den Vorschlag eines anonymen Autors, sehr viele Koranpassagen auf eine neue Weise zu lesen: als arabische Transskription syrischer Sätze oder Begriffe.[2] Unter dieser Hypothese gewänne S. 44,54 einen anderen Sinn: statt von "großäugigen Huris" wäre dann von "frischen beerenartigen Früchten" die Rede, die Gott den Gottesfürchtigen im Paradies geben will;[3] dann würde sich auch der V. 55 logisch ohne Bruch anschließen. Sollte diese Hypothese zutreffend sein, ergäbe sich nicht das Problem, im Koran an dieser Stelle zwei sich widersprechende Lehren über das Paradies annehmen und erklären zu müssen. Zwar ist in S. 44,51-57, nicht ausdrücklich von Frauen die Rede, aber sie könnten unter dem Begriff "die Gottesfürchtigen" mitgemeint sein.
7.3.2 ***ualität, besitzrechtliches Denken und die untergeordnete Rechtsstellung der Frau
Die eheliche, besitzrechlich gedachte ***uelle Gemeinschaft ist für den Koran und auch im Islam der Regelfall. Für Ehelosigkeit oder geschlechtliche Enthaltsamkeit gibt es keinen Raum:
"Und verheiratet diejenigen von euch, die (noch) ledig sind, und die Rechtschaffenen von euren Sklaven und Sklavinnen!" (S. 24,32).
Zwar ist eine Enthaltsamkeit von Männern aus Frömmigkeit nicht zu tadeln, aber: "außer gegenüber ihren Gattinnen, oder was sie (an Sklavinnen) besitzen" (S. 70,29.30). Nur wer "darüber hinaus (andere Frauen) für sich haben will", macht sich schuldig (S. 70,31).
S. 2,187 erlaubt den ehelichen Geschlechtsverkehr - anders als in früheren (jüdischen oder christlichen?) Vorschriften - auch während der Nächte in der Fastenzeit, weil dieses Verbot ohnehin nicht einzuhalten sei:
"Es ist euch erlaubt, zur Fastenzeit bei Nacht mit euren Frauen Umgang zu pflegen. Sie sind für euch, und ihr für sie (wie) eine Bekleidung. Gott weiß (wohl), daß ihr (solange der Umgang mit Frauen während der Fastenzeit auch bei Nacht als verboten galt) euch (immer wieder) selber betrogen habt. Und nun hat er sich euch (gnädig) wieder zugewandt und euch verziehen. Von jetzt ab berührt sie (unbedenklich) und geht dem nach, was Gott euch (als Zugeständnis für die Nächte der Fastenzeit) bestimmt hat, und eßt und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden könnt! Hierauf haltet das Fasten durch bis zur Nacht! Und berührt sie nicht, während ihr (zur Andacht) an den Kultstätten verweilt! ..."
***uelle Praxis ist also der Normalfall, der möglichst wenig eingeschränkt werden soll. Die Aussage, daß Männer und Frauen einander Bekleidung sind, soll nicht ihre Gleichrangigkeit ausdrücken, sondern ist in diesem Zusammenhang ein Bildausdruck für ihr Nebeneinanderliegen beim Geschlechtsverkehr: "Das tertium comparationis dieses bildhaften Ausdrucks ist wohl das Anliegen am Körper."[4] Dem Kontext nach handelt es sich um eine gnädige Regelung in der Fastenzeit, die sowohl Essen und Trinken wie auch den Geschlechtsverkehr während der Nacht erlaubt; angesprochen sind die Männer.Diese Ausrichtung auf geschlechtliche Gemeinsamkeit gilt zwar auch für Männer, bestimmt diese aber nicht so exklusiv; sie sind auch noch und vor allem Krieger, Rechtsgelehrte, Kaufleute usf. Die Frau aber ist im Koran, und dies hält sich bis in die Gesetzgebung heutiger muslimischer Staaten, beinahe ausschließlich als Geschlechtswesen bzw. von der Ehe her verstanden, ihre sonstigen Pflichten - Mutterschaft, Pflege des Hauses usf. - resultieren aus dieser Bestimmung.
Zwar betont der Koran hin und wieder die Gemeinschaft von Männern und Frauen in der Ehe, deren Zweck vor allem die Fortpflanzung ist[5] , so in S. 16,72:
"Und Gott hat euch aus euch selber [d.h. aus eurer Rippe, Verf.] Gattinnen gemacht (...). Und aus euren Gattinnen hat er euch Söhne und Enkel (?) gemacht ..." (vgl. auch S. 13,38).
Dennoch aber werden die Überordnung und die größeren Rechte des Mannes stark herausgestellt (S. 4,34): "Die Männer stehen über den Frauen, weil Gott sie (von Natur vor diesen) ausgezeichnet hat und wegen der Ausgaben, die sie von ihrem Vermögen (als Morgengabe für die Frauen?) gemacht haben. Und die rechtschaffenen Frauen sind (Gott) demütig ergeben und geben acht auf das, was (den Außenstehenden) verborgen ist, weil Gott (darauf) acht gibt (d.h. weil Gott darum besorgt ist, daß es nicht an die Öffentlichkeit kommt). Und wenn ihr fürchtet, daß irgendwelche Frauen sich auflehnen, dann vermahnt sie, meidet sie im Ehebett und schlagt sie! Wenn sie euch (daraufhin wieder) gehorchen, dann unternehmt weiter nichts gegen sie! Gott ist erhaben und groß."
Die Rechte, die hier dem Mann im Umgang mit seinen Ehefrauen eingeräumt werden, entsprechen wohl der Praxis in nicht wenigen früheren Kulturen. Der Mann steht von Natur aus über der Frau, und zudem ist sie ihm - wegen der geleisteten Morgengabe (Mahr) und wohl auch des vom Mann gewährleisteten Unterhalts - besitzrechtlich untergeordnet. Klaus Timm sieht die Regelungen über Ehe und Familie im "Charakter des Islam als eines ideologischen Ausdrucks der auf Privateigentum beruhenden frühen Klassengesellschaft ..." begründet. "Die Beziehungen zwischen den Ehepartnern und Familienangehörigen werden in Koran und Sunna weitgehend als Geld-, Sach- und Eigentumsbeziehungen (...) dargestellt" Darüberhinaus spielt eindeutig das Männerrecht auf ***uelle Praxis ein Rolle. A. Th. Khoury interpretiert zutreffend: "So ist der Mann das Haupt der Familie und darf von seinen Frauen Gehorsam verlangen. Wenn diese sich auflehnen, dann darf er sie ermahnen und auch im Eheverkehr und durch Züchtigung und Schläge bestrafen."[6]
Es erscheint aber als anstößig, daß Vorstellungen dieser Art Eingang gefunden haben in das kanonische Dokument einer Weltreligion und so zu einer immer neuen Norm auch für heutige Zeiten werden können. Die einzige, den heutigen Erfordernissen entsprechende "Bewältigung" wäre es, diese Passagen eben für kontextuell bedingt - und damit für nicht kanonisch - zu halten; so verfährt der Sache nach der ägyptische Historiker und Theologe Abu Said, der erklärt, Allah habe sich in solchen Fällen dem Fassungsvermögen der damaligen Zuhörer angepaßt. Dies allerdings führte zu seinem Ausschluß aus der muslimischen Gemeinschaft, so daß von seiner Frau die Scheidung verlangt wurde und beide nach Europa emigrieren mußten.
Die Berechtigung, sich der Frauen - zum Zweck der Zeugung von Nachkommen - uneingeschränkt zu bedienen, ist in S. 2,223 ausgedrückt:
"Eure Frauen sind euch ein Saatfeld. Geht zu diesem (eurem) Saatfeld, wo immer ihr wollt! ..." [7]
In diesem Zusammenhang erscheint die Menstruation als eine lästige Behinderung für den männlichen Geschlechtstrieb (S. 2,222):
"Und man fragt dich nach der Menstruation. Sag: Sie ist eine Plage. Darum haltet euch während der Menstruation von den Frauen fern, und kommt ihnen nicht nahe, bis sie (wieder) rein sind! Wenn sie sich dann gereinigt haben, dann geht zu ihnen, so wie Gott es euch befohlen hat. Gott liebt die Bußfertigen. Und er liebt die, die sich reinigen."
Dennoch kennt der Koran auch Aussagen, in denen das Verhältnis zwischen Mann und Frau tiefere humane Dimensionen anspricht. Wie oben erwähnt, spricht S. 9,71 von ihrer Freundschaft, und S. 30,21 redet von Erbarmen und Liebe:
"Und zu seinen Zeichen gehört es, daß er euch aus euch selber Gattinnen geschaffen hat (indem er zuerst ein Einzelwesen und aus ihm das ihm entsprechende Wesen machte), damit ihr bei ihnen wohnet (oder: ruhet). Und er hat bewirkt, daß ihr (d.h. Mann und Frau) einander in Liebe und Erbarmen zugetan seid (w. er hat Liebe und Erbarmen zwischen euch gemacht). Darin liegen Zeichen für Leute, die nachdenken."
Von daher ist Ehe im Islam keineswegs ein bloßes rechtliches Herrschaftsverhältnis zu Gunsten des Mannes; sie wird wohl, wenn sie funktioniert, wie in anderen Kulturen und Religionen die Chance zu einer beglückenden menschlichen Gemeinschaft eröffnen. Allerdings ist ihr eine Ungleichheit zwischen Mann und Frau eingestiftet, die unter den Bedingungen z.B. einer einfachen Land- oder Stadtbevölkerung oder auch sonst in Konfliktfällen der Frau nur wenige Rechte einräumt und eine partnerschaftliche Lösung erschwert. Dies gilt vor allem dann, wenn die Ehe polygam praktiziert wird oder gar noch, wie in früheren Zeiten, ein Besitz von Sklavinnen dazukommt.
Die untergeordnete Stellung der Frau wird auch in weiteren Aussagen über ihre Rechte deutlich. Frauen erben nach koranischer Vorschrift nur die Hälfte dessen, was männlichen Erbberechtigten zusteht (S. 4,11):
"Gott verordnet euch hinsichtlich eurer Kinder: Auf eines männlichen Geschlechts kommt (bei der Erbteilung) gleich viel wie auf zwei weiblichen Geschlechts. Wenn es (ausschließlich) Frauen sind, (und zwar) mehr als zwei (oder: zwei und mehr?), stehen ihnen zwei Drittel der Hinterlassenschaft zu; wenn es (nur) eine ist, die Hälfte ..."
Wenn ein Mann kinderlos stirbt, steht seiner Mutter ein Drittel zu, was ein wenig zu der positiven Schilderung der Mutterrolle in S. 31,14 kontrastiert. Von diesen Regelungen her ist auch die offenere Formulierung in S. 4,7 zu interpretieren:
"Von dem, was die Eltern und nächsten Verwandten hinterlassen, steht den Männern ein (bestimmter) Anteil zu, desgleichen den Frauen. (Das gilt) als gesetzlicher Anteil." Ähnlich heißt es in S. 4,32: "Und wünscht euch nicht das, womit Gott die einen von euch vor den anderen ausgezeichnet hat! Den Männern steht ein (bestimmter) Anteil zu von dem, was sie erworben haben. Ebenso den Frauen."
R. Paret kommentiert den Vers: "Es ist nicht recht klar, was mit dem "Anteil von dem, was sie (die Männer bzw. Frauen) erworben haben", genauer gemeint ist, im Gegensatz zum folgenden Vers 33 und zum Vers 7, wo ... eindeutig der Anteil am Erbe bezeichnet wird. Bell vermutet, daß ein älterer, allgemein gehaltener Text nach Einführung der Vorschrift über das Erbrecht revidiert worden ist."[8] Jedenfalls zeigt der vorangehende Versteil, der dazu auffordert, sich nicht das zu wünschen, womit Gott die einen, wohl die Männer, vor den anderen, wohl den Frauen, ausgezeichnet hat, daß hier an die Frauen appelliert wird, die Bevorzugung der Männer hinzunehen.Immer wieder werden die allgemeineren Aussagen über einen je bestimmten Anteil von Frauen und Männern zumindest in den Kontexten spezifiziert im Sinne der geringeren Rechte der Frau, so auch in der muslimischen Überlieferung. In ihr werden diese Einschränkungen für die Frau entweder mit ihrer Minderwertigkeit oder aber auch - positiver - damit begründet, daß männliche Erben, anders als die weiblichen, den Unterhalt der Familie gewährleisten müßten, so daß ihnen ein höherer Anteil am Erbe zukomme. Wie es auch sei, faktisch sind die Frauen am Ende unterprivilegiert.
Auch gelten die Zeugenaussagen von Frauen nicht in gleicher Weise wie die der Männer, wie es z.B. S. 2,282 für die Regelung von Schuldverhältnissen vorsieht: "... Und nehmt zwei Männer von euch zu Zeugen! Wenn es nicht zwei Männer sein können, dann sollen es ein Mann und zwei Frauen sein, solche, die euch als Zeugen genehm sind, - (zwei Frauen) damit (für den Fall), daß die eine von ihnen sich irrt, die eine (die sich nicht irrt) die andere (die sich irrt, an den wahren Sachverhalt) erinnere ..."
Diese Irrtumsmöglichkeit wie auch Umstimmbarkeit wird für männliche Zeugen nicht in Erwägung gezogen, so daß sich hier wohl ein grundsätzliches Mißtrauen in die Zuverlässigkeit und Beeinflußbarkeit weiblicher Aussagen niederschlägt.
Klaus Timm ist zuzustimmen, wenn er resümiert: "Trotz einiger günstiger Bestimmungen des Koran ist die Behauptung der islamischen Gelehrten ungerechtfertigt, daß der Platz der islamischen Frau einzigartig in der Welt sei und daß der 'reine', ursprüngliche Islam die persönlichen, zivilen und politischen Rechte der Frau anerkenne und sie im höchsten Grade demokratische festlege."[9]
7.3.3 Die Polygamie (genauer: Polygynie)
Der Koran erlaubt den Männern in S. 4,3 vier Ehefrauen sowie - mit Sklavinnen - eine unbeschränkte Zahl von Konkubinaten:
"Und wenn ihr fürchtet, in Sachen der (eurer Obhut anvertrauten weiblichen) Waisen nicht recht zu tun, dann heiratet, was euch an Frauen gut ansteht (?) (oder: beliebt?), (ein jeder) zwei, drei oder vier. Wenn ihr aber fürchtet, (so viele) nicht gerecht zu (be)handeln, dann (nur) eine, oder was ihr (an Sklavinnen) besitzt! So könnt ihr am ehesten vermeiden, unrecht zu tun."
Weil der Mann zur Versorgung seiner Familie verpflichtet ist, fordert der Koran Enthaltsamkeit, bis man "reich" genug ist (S. 24,33). Aber für diese rigorose Forderung bietet er auch Hilfe, die Heirat von Sklavinnen (S. 4,25-28):
"25 Und diejenigen von euch, die nicht so bemittelt sind, daß sie ehrbare gläubige Frauen zu heiraten vermögen, (sollen welche) von euren gläubigen Mägden (heiraten), die ihr (als Sklavinnen) besitzt. Gott weiß sehr wohl über euren Glauben Bescheid. Ihr gehört (als Gläubige) zueinander (ungeachtet der Unterschiede in der sozialen Stellung). Heiratet sie also mit der Erlaubnis ihrer Herrschaft (w. ihrer Leute) und gebt ihnen ihren Lohn (d.h. ihre Morgengabe) in rechtlicher Weise! (Dabei sollen sie sich) als ehrbare Frauen (betragen), nicht als solche, die Unzucht treiben und sich Liebschaften halten. Und wenn sie (durch die Eheschließung) ehrbare Frauen geworden sind und dann etwas Abscheuliches begehen, kommt ihnen die Hälfte der Strafe zu, die (in einem solchen Fall) für die (freigeborenen) ehrbaren Frauen vorgesehen ist. Dies (d.h. die Erlaubnis, Sklavinnen zu heiraten) ist (eine Erleichterung) für diejenigen von euch, die (bei gänzlicher Enthaltsamkeit) fürchten, in Bedrängnis (?) zu kommen. Doch ist es besser für euch, Geduld zu üben (und auf die Heirat von Sklavinnen zu verzichten). Gott ist barmherzig und bereit zu vergeben. 26 Gott will euch Klarheit geben und euch rechtleiten, so wie mit denen verfahren worden ist, die vor euch lebten, und sich euch (gnädig) wieder zuwenden. Er weiß Bescheid und ist weise. 27 Gott will sich euch (seinerseits gnädig) wieder zuwenden. Diejenigen aber, die ihren Gelüsten folgen, wollen, daß ihr (vom rechten Weg) völlig abweicht. 28 Gott will euch Erleichterung gewähren. Der Mensch [gemeint ist: der Mann, Verf.] ist (ja) von Natur aus schwach."
Allah hat großes Verständnis für die Schwächen der Männer.
Es liegt auf der Hand, daß in polygamen Verhältnissen die Frau nicht gleichberechtigte Partnerin ihres Mannes sein kann; sie ist dann eine von mehreren, im Konfliktfall kann die Beziehung mit ihr ohne nennenswerte Folgen für den Mann eingeschränkt werden.
Zwar schlägt S. 4,3 die Einehe - von den Sklavinnen abgesehen - vor, wenn ein Mann fürchtet, mehrere Frauen nicht gerecht behandeln zu können. Daraus folgern reformfreudige Muslime, hier sei, weil niemand allen Frauen auf gleiche Weise zugetan sein könne, letztlich eine muslimische Variante der Monogamie grundgelegt. Doch ist zum einen eine "gerechte" nicht notwendig auch eine "gleiche" Behandlung, zum anderen bietet S. 4,129 die - für Männer - gnädige Ausnahmeregelung, mit der einzigen Einschränkung, daß ein Mann eine seiner Frauen "nicht völlig" vernachlässigen dürfe:
"Und ihr werdet die Frauen, (die ihr zu gleicher Zeit als Ehefrauen habt) nicht (wirklich) gerecht behandeln können, ihr mögt noch so sehr darauf aus sein. Aber vernachlässigt nicht (eine der Frauen) völlig, so daß ihr sie gleichsam in der Schwebe laßt! Und wenn ihr euch (auf einen Ausgleich) einigt und gottesfürchtig seid (ist es gut). Gott ist barmherzig und bereit zu vergeben (...)."
In Summe wird also den Männern viel Barmherziges eingeräumt und damit eine rechtliche und auch faktische Herrschaftsstellung zuerkannt. Wie es mit den Rechten der Frau steht und wo sie die Einhaltung minimaler Kriterien einklagen könnte, bleibt offen. Zwar gibt es einen Satz (S. 2, 228), der Männer und Frauen beinahe gleiche Rechte einzuräumen scheint:
"Die Frauen haben (in der Behandlung von seiten der Männer) dasselbe zu beanspruchen, wozu sie (ihrerseits den Männern gegenüber) verpflichet sind, (wobei) in rechtlicher Weise (zu verfahren ist). Und die Männer stehen (bei alledem) eine Stufe höher. Gott ist mächtig und weise."
Dieser Ausspruch aber ist ein wenig dunkel, weil er im Kontext von Ausführungen zur Ehescheidung (S. 2, 226-231) steht. Was aber dort vorher und nachher gesagt wird, läßt keineswegs gleiche Rechte erkennen. Deswegen könnte der zitierte Satz vielleicht auch als eine Einzeltradition aufgefaßt werden, die an falscher Stelle in den Text eingefügt wurde. Dann könnte er sinnvoll gelesen werden und würde in etwa vergleichbare Ansprüche von Mann und Frau - abgesehen von der prinzipiellen Höherstellung des Mannes - einräumen. Wie er aber auch zu verstehen sein mag, er hat keinerlei erkennbare Wirkungsgeschichte gezeitigt.
Die Rechtsstellung der Frauen aber wird in einem Punkt - wohl auch gegenüber der vorislamischen Tradition - verbessert: Sie können nicht gegen ihren Willen vererbt werden (S. 4,19): "Ihr Gläubigen! Es ist euch nicht erlaubt, Frauen (nach dem Tode ihres Mannes) wider (ihren) Willen zu erben ..."
Wenigstens in diesem Fall muß die Frau um ihre Zustimmung gebeten werden.
Die im Koran erlaubte Polygamie hatte unter beduinischen Verhältnissen sicherlich die Funktion, den Bestand der Stämme zu erhalten ; die nomadischen Lebensformen dürften die Frauen vor allzu großer Rechtlosigkeit bewahrt haben. Mit zunehmendem Übergang aber zu feudalen Verhältnissen und großem Reichtum änderte sich die Lage; durch die Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel entstand für die Männer "einerseits die Möglichkeit, die Frau in ökonomischer Abhängigkeit zu halten und andererseits ein Interesse, den Besitz zumindest teilweise den Kindern zu vererben. Das setzte jedoch Monogamie der Frau, Unlösbarkeit der Ehe seitens der Frau und alleiniges Recht des Mannes auf alle aus der Ehe hervorgegangenen Kinder voraus."[10] Ein wenig einschränkend muß aber darauf hingewiesen werden, daß Polygamie wie auch Harem in der muslimischen Geschichte meist eine Sache der Mittel- und Oberschicht waren, während der einfachen und ärmeren Bevölkerung die dafür notwendigen Voraussetzungen fehlten.
7.3.4 Beinahe grenzenloses Männerrecht
Strengstens verboten ist dem muslimischen Mann der Geschlechtsverkehr mit "ehr-baren Ehefrauen", d.h. im Zusammenhang: mit Ehefrauen, die nicht Sklavinnen sind; denn geschlechtliche Beziehungen zu letzteren werden im folgenden dann erlaubt, offensichtlich auch, wenn sie, mit anderen Sklaven, verheiratet sind - anders ergäbe der Vers keinen Sinn (S. 4,24):
"Und (verboten sind euch) die ehrbaren Ehe(frauen), außer was ihr (an Ehefrauen als Sklavinnen) besitzt. (Dies ist) euch von Gott vorgeschrieben."
Das Verbot ist also rein besitzrechtlich begründet: die fremden "ehrbaren Ehefrauen" gehören ihrem Mann, die Sklavinnen aber bleiben, auch wenn sie mit einem anderen Sklaven verheiratet sind, Eigentum ihres Besitzers.
Der oben zitierte Text geht dann folgendermaßen weiter:
"Was darüber hinausgeht, ist euch erlaubt, (nämlich) daß ihr euch als ehrbare (Ehe)männer, nicht um Unzucht zu treiben, mit eurem Vermögen (sonstige Frauen zu verschaffen) sucht. Wenn ihr dann welche von ihnen (im ehelichen Verkehr) genossen habt, dann gebt ihnen ihren Lohn als Pflichtteil! Es liegt aber für euch keine Sünde darin, wenn ihr, nachdem der Pflichtteil festgelegt ist, (darüber hinausgehend) ein gegenseitiges Übereinkommen trefft. Gott weiß Bescheid und ist weise." Diese "Ehe auf Zeit" ist der Sache nach nichts anderes als ein weitestgehendes Recht für begüterte Männer, sich Frauen gegen Geld zu verschaffen.
Ähnlich exzessiv scheint S. 24,33 den Männern zwar zu verbieten, ihre Sklavinnen zur Prostitution zu zwingen, aber zugleich wird ihnen die Vergebung Allahs zugesprochen, wenn sie es dennoch tun:
"Und zwingt nicht eure Sklavinnen, wenn sie ein ehrbares Leben führen wollen, zur Prostitution, um (auf diese Weise) den Glücksgütern des diesseitigen Lebens nachzugehen! Wenn (jedoch) jemand sie (wirklich dazu) zwingt, ist Gott, nachdem dies (nun einmal) geschehen ist (w. nachdem man sie (dazu) gezwungen hat), barmherzig und bereit zu vergeben."
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Re: An alle Muslimen : Was versteht ihr unter HURIA bzw HURI
#54278
27/12/2005 10:47
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@taslema @all "..Das Ausmaß weiblicher Unreinheit läßt sich an der Bestimmung ablesen, der zufolge der Muslim sich nach dem Verkehr mit einer Frau zu reinigen hat, nicht jedoch nach einem solchen mit Tieren, Leichen oder Kindern..." bin ja kein islam-experte, aber kannst du mir bitte mal sagen, wo steht, dass man(n) mit kindern, leichen und tieren geschlechtsverkehr haben kann.. ??????? bin ich echt ratlos.. danke dir sorry, dass ich das hier rein stelle, aber ich finde das thema "frau im islam" nicht mehr von taslema... BITTE UM ANTWORT.
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Re: An alle Muslimen : Was versteht ihr unter HURIA bzw HURI
#54280
27/12/2005 11:40
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taslema
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Die Gefährliche Die Frau ist gefährlich. Wann immer ein islamisch geprägtes Land sich in einer Krise befindet, bemächtigen und betätigen sich die Herrschenden im Namen Gottes als Hüter der Moral und der Religion und vor allem der Frauen. Sie suchen, jeden Menschen, weiblich oder männlich, der gegen “die göttliche Macht und Ordnung” rebelliert, jeden Anflug von frischem Wind, jede Art von Spontaneitat, jedes lebendige Lächeln zu zerstören. Aber sie stellen besonders die Frau, ihre Stellung, ihre Verschleierung oder Entschleierung wie zu allen Krisenzeiten in den Fokus der öffentlichen Diskussion. Weil sie immer wieder bei Zerstörung oder bei Wiedergutmachung der islamischen Moral erwischt wird!: “Sobald eine Krise eintrat, wurden sie und der Wein als erstes verdammt. Die Frau und der Wein galten jahrhundertelang als die Quelle all unseres Unglücks.” (Mernissi, 1996, S. 215) Wo dieser Unglücksrabe sich befindet, es ist Unordung und Chaos. Ihre Anwesenheit ist jederzeit Anlass zu Unzucht, Unordnung, Unbeständigkeit und sie führt zu Überschreitung und Ignoranz der “unveränderbaren” Gesetze. Warum? Es ist einfach, sie ist weniger oder in anderer Art und Weise vernuftbegabt als der Mann. “Mangelnde Vernuft und Nähe zum Gefühl gelten allgemein auch als Begründung für die Einschränkungen der Frau in der Zeugenaussage und der Zulassung zum Richteramt.” (Schirilla, 1996, S.97) Ihre politische Führung würde Chaos und Anarchie bedeuten. Sie ist in moralischer Hinsicht unzuverlässig und unberechnerbar. Da Der Barmzige ihr bei so wenig Vernunft, solche unwiderstehliche Anziehungskraft, solchen starken ***uellen Trieb verliehen hat, ist sie schwer zu bändigen. Sie verwickelt Männer in verbotene Beziehungen. Wo sie nicht reden darf, lässt sie in den Hinterzimmern der Herrschenden ihre Gazellenaugen sprechen, spinnt ihre Intrigen, hat ihre hinterlistige Macht über die Mächtigen. Sie ist nicht in der Lage, eigenständig Sittlichkeit und Verantwortung zu entfalten und ihren ***ualtrieb zu beherrschen. Also ist sie zu bändigen und zu überwachen. Der Garant ihrer ***uellen Befriedigung ist der Ehemann. Es ist sein Pflicht. Der Gatte allein kann aber vielleicht keine hundertprozentige Garantie für ihre Unersättlichkeit leisten. Am Besten steckt man dieses Triebwesen, diese Verführerin irgenwohin, wo sie am wenigsten sichtbar wird. Wie die Wesirstochter Schahrazad, die Erzählerin der Geschichten von 1001 Nacht, erzählt Nedschma weiter : “Sie haben mich isoliert, Um meiner leichter Herr zu werden (...) Aber da sie mich lieben, halte ich sie gefangen (...) Am Ende entscheidet die Gefangene (...). (Kateb, 1958)
Die Beruhigende Diese Frau wirkt wie eine Beruhigungstablette. Sie ist der ehrbarste und kostbarste Besitz, der gut behütet und geschützt werden muss. Der Garant für ihren Schutz ist ihr Vater, ihr Mann, ihr Bruder oder ein anderer Mann in ihrer Verwandschaft. Oder der Schleier, der sie vor der Gewalt der Strasse, vor den Blicken der Männer schützen soll. Ihr Verhalten in der Öffentlichkeit ist von grosser Bedeutung für ihre Ehre, aber auch für die Ehre ihrer Familie und besonders für die Ehre ihres Mannes. Am besten und am leichtesten wird diese Ehre garantiert, wenn die Bewegungsfreiheit der Frau eingeschränkt wird. Dafür ist sie ins Haus, unter den Schleier, in die Ehe verbannt, damit steht sie ausserhalb des öffentlichen Raums und ausserhalb der gesellschaftlichen Rationalität und ausserhalb des Kampfes und der Konkurrenz in der Politik, in der Arbeitswelt, in der Gesellschaft. Da sie mit dem Öffentlichem nichts zu tun hat, und ihre materielle Versorgung von Männern geleistet wird, bleibt sie rein, unbeschmutzt. Sie bewahrt das Engelhafte, verkörpert Liebe, Ruhe, Geborgenheit, Wärme, Solidarität. Sie stellt nichts in Frage, ist mäuschenstill, schüchtern und gehorsam, wie die İmame seit Jahrhunderten ohne müde zu werden predigen, dass der Gehorsam dem Ehemann gegenüber die Pflicht der Frauen sei. Dem Gatten zu gehorchen, heisse Gott zu gehorchen. Sie kann grenzenlos, fristlos, noch dazu kostenlos geben, wie bei einer Notrufzentrale 24 Stunden abrufbar. Ausdrücke wie “besetzt”, “unerreichbar”, “nein”, “ich rufe Sie später zurück” kennt sie nicht. Sie ist persönlich immer in der nähesten Nähe von Menschen, zu Hause, unter der Hand, kontrollierbar. Sie ist sozusagen eine Rückzugsstätte für die ganze Familie, vor allem für die von der Aussenwelt nach Hause zurückkehrenden Männer. Sie soll sich damit begnügen, “im Familienregister eingetragen zu sein, und ihren Mann für sich wählen lassen” (Mernissi, 1996, S. 221) Sie folgt dem traditionell definierten Lebenszyklus als Mädchen, als Ehefrau, als Mutter, als Grossmutter, als Schwiegermutter, und sie erhält soziale Anerkennung durch ihre Fähigkeit zur Anpassung an die Werte Jungfräulichkeit, Fruchtbarkeit, Ehrbarkeit, Keuschheit usw. Ihre ***ualität bezieht sich auf den einzigen Mann, auf den zukünftigen Traumprinzen oder auf den Ehemann. Da sie in der Freude der ***ualität doppeltes Glück hat, einmal den Genuss und noch die Freude der Kinder, darf der Mann nicht benachteiligt werden, man gestattet ihm sozusagen als Ausgleich, wenn auch in begrenzter Zahl, mehrere Frauen. Die Beruhigende findet ihre Freude und ihr Glück am Wohlgehen ihrer Familie. Ob sie tatsächlich das Glück findet? “Es ist nicht wahr, dass unsere Mütter mit unseren Vätern (...) aus Gewissheiten glücklich waren. Mein Onkel Hağğ Muhammad stürzte jedesmal den Tisch um und drohte damit, die Scheidungsformel auszusprechen, wenn Tante Kenza ein wenig zu viel Salz oder Pfeffer in den Freitags-Couscous getan hatte. Am Tag seines Todes hat sie ihn beweint, und sie pflegt und kultuviert die Erinnerung an ihn, aber hat sie ihn geliebt? Kann man einen Mann lieben, der immer recht hat, da das Gesetz die Frau zum ehelichen Gehorsam verpflichtet?” (Mernissi, 1996, S. 213)
Die Beunruhigende Sie sollte eigentlich “Störenfrieda” heissen. Sie wirkt wirklich störend, wenn sie in Bereichen auftritt, wo man mit ihr nicht rechnet. Besonders möchte man dieser Frau nicht dort begegnen, wo die Enscheidungen fallen. Denn sie weiss sich zu artikulieren, sie redet. Sie pocht auf das Recht, das Haus zu verlassen und draussen zu arbeiten. Sie bestreitet die ihr vorgeschriebene Rolle als Ehefrau und Mutter im Haus und fordert ein von “Mann und Kind“ unabhängiges “eigenes Leben” ein. Sie besteht auf das Bildungsrecht und möchte sowohl an säkulare wie auch an religiösen Quellen des Wissens teilhaben, wie die Männer religiöse Quellen interpretieren. Sie ist die Frau, die “alle Privilegien besizt und ausübt: entblösstes Gesicht, die Haare im Wind, Auto und Handtasche mit Personalausweis und vor allem einen persönlichen Pass”. Sie ist die Frau, die” Zugang zur Universität gefunden hat und von ihrer neuen akademischen minbar (Kanzel in der Moschee) herab predigt, schreibt, erzieht und protestiert” (Mernissi, 1996, S.221) Sie ist die Frau, die eine Ausbildung und eine wertvolle, nämlich bezahlte Arbeit ausübt und ihr Haupt und ihren Blick nicht zu Boden senkt, sich der Verschleierung und ****phabetisierung der Frauen wiedersetzt. Wenn wieder Frauen einzusperren sind, ist sie das Dorn im Auge und die Zielscheibe von Gewalt und Einschüchterungen seitens der Regierungen. Schminkt sie sich, lebt sie allein, ist sie geschieden, schickt sie ihre Söhne nicht in den Krieg, möchte sie keine stumme Zuschauerin des Geschehens sein, möchte sie mitentscheiden, mitregieren, fragt sie “Warum der muslimische Mann eine derart verstümmelte Gefährtin braucht, um sein Gleichgewicht zu finden?” (Mernissi, 1992, S. 260), gilt sie als die Komplizin des moralisch verkommenen Westens, als Vermittlerin der säkularisierten Lebensführung, sie ist die Feindin, die besiegt und beherrscht werden muss.
Die Neue Frau, die Islamistin genannt wird, verdankt ihre neue Identität zum Teil ihrer Verweigerung gegenüber der Moderne. Denn sie tritt als Ausdruck einer Selbstwahrnehmung des Westens auf, der sich als natürlicher Träger der Moderne versteht. Diese Moderne hat vielfache Lebens- und Krankenversicherung, hat Zukunft, steht nicht an der Schlange, um ein Brot zu ergattern, weiss zu konsumieren , ist in der Lage sich jede Menge Gummibärchen zu leisten und weiss genau wer zu ihr gehört, kann sogar aufzeigen, wer rückständig, unterdrückt, arm, unzivilisiert, schwarz, unemanzipiert ist. Die Frau im Islam im Jahr 2003 hat die Nase voll von dieser Moderne! Da diese Moderne ihre Religion, ihren Glauben, ihre Lebensweise, ihre Kleidung, ihre ***ualität als Zeichen von Rückständigkeit und von Unterdrückung betrachtet und diese Zeichen als der Grund der Ausschlusses aus dem Raum von Zivilisierten gelten lässt. Doch diese Frau steht im Raum der Zivilisierten, kritisiert säkularisierte Lebensführung, geht aus dem Haus heraus, geht auf die Strasse, zur Arbeit, zur Universität, politisiert ihr Kopftuch, beansprucht die Legitimität ihres Selbst und schreit “ich muss den Islam nicht verlassen, um Gleichheit und Emanzipation zu fordern” und “Islam ist beautiful”: “Mädchen und Frauen erkennen endlich, dass ihre Rechte aus der islamischen Religion herzuleiten sind und sie kämpfen darum”. (Bilgin, 1997, S. 215) Sie bringt es fertig, Traditionen zu überspringen, auf geradem Weg zum Koran zu kommen, in dem sie die emanzipatorische Kraft für sich selbst zu endecken glaubt. Sie lehnt die Gleichstellung von “moderner Frau”, mit “weiss”, mit “wohlhabend”, mit “Christin” und mit “westlich” ab. Sie stellt den universalistischen Anspruch der westlichen Zivilisation in Frage, weil er nur mit Attributen und Merkmalen einer bestimmten Kultur im Westen versehen ist, und sie, die islamische Frau, als das Andere ausschliesst. Ihr Kopftuch ist längst kein Symbol mehr der unterwürfigen, ungebildeten Frau; das alte Kopftuch bedeutet etwas Neues; die Selbstbehauptung, die Sichtbarkeit der Frau in der Öffentlichkeit und die Macht in der Politik und Bildung: “In den Augen islamistischer Frauen bedeutet die Verschleierung keine Unterwerfung unter einen Mann oder irgendeine menschliche Macht, sondern im Gegenteil, sie drückt die Anerkennung von Gottes Alleinherrschaft über den Menschen aus und die Unterwerfung der Menschen unter diese Herrschaft.” (Göle, 1997, S. 45) Es ist bekannt, dass in vielen islamisch geprägten Ländern die Arbeitslosigkeit sehr hoch und der Kampf um die wenigen Arbeitsplätze hart ist. Frauen haben ein sehr hohes Bildungsniveau und drängen auf den Arbeitsmarkt. Es ist möglich, dass die Verlierer in dieser Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt wieder Frauen werden und die Forderung nach dem Rückzug der neuen Frau aus dem Erwerbsleben stärker wird. Wir werden sehen, welche “Bilderfrau” demnächst im Kino aufgewertet und erhöht wird: die Mutter, die Ehefrau, die Mätresse, die Kämpferin? Die Gefährliche, die Beruhigende, die Störenfrieda, die Neue; kein Frauenbild, verkörpert die Frau im Islam. Sie ist auch kein Schmelztiegel dieser Bilderfrauen. Sie ist nicht real. Ich habe sie erfunden, um zu zeigen, was sie nicht ist. Lieber lassen wir sie über sich, Gott und die Welt reden!
Literaturliste: Bilgin, Beyza. Das emanzipatorische Potential des slams. In: Feminismus, İslam: Frauenbewegungen im Magreb, in Zentralasien und in der Türkei. Claudie Schöning-Kalender ... (Hg.). Frankfurt/Main; New York: Campus Verlag, 1997. S.199-216. Göle, Nilüfer. Feminismus, Islamismus und Postmodernismus. In: Feminismus, Islam: Frauenbewegungen im Magreb, in Zentralasien und in der Türkei. Claudie Schöning-Kalender ... (Hg.). Frankfurt/Main; New York: Campus Verlag, 1997. S.33-54. Kateb, Yacine. Nedschma. Frankfurt/Main, 1958. Mernissi, Fatema. Der Politische Harem: Mohammad und die Frauen. Freiburg; Verlag Herder, 1992. Mernissi, Fatema. Die Angst vor der Moderne: Frauen und Männer zwischen Islam und Demokratie. München; Deutscher Taschenbuchverlag, 1996. Schirilla, Nausika. Die Frau, das Andere der Vernunft?: Frauenbilder in der arabisch-islamischen und europäischen Philosophie, 1996
www.yap-cfd.de/diskussion -!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
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Re: An alle Muslimen : Was versteht ihr unter HURIA bzw HURI
#54281
27/12/2005 11:43
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taslema
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I D 516 Marouane, Leïla Die Bestrafung der Heuchler : Roman Leïla Marouane. Aus d. Franz. von Regina Keil-Sagawe. - Innsbruck ; Wien : Haymon-Verl., 2005. - 189 S. Einheitssacht.: Le châtiment des hypocrites ISBN 3-85218-477-0 Roman ; Algerien ; Literatur
Algier im Zeichen des Terrors. Fatima, eine moderne junge Frau, von Beruf Hebamme, wird von islamistischen Terroristen entführt, in ein Lager in die Berge verschleppt und mehrfach vergewaltigt. Monate später taucht sie wieder auf, hochschwanger, verkrüppelt, seelisch zerstört. Sie versteckt sich in einem Frauenhaus, bringt ein Mädchen zur Welt und beginnt ein Doppelleben, nachts geht sie als Prostituierte auf Freierfang, ihr Operationsbesteck immer griffbereit und über finstere Rache sinnierend; tagsüber stopft sie sich mit Psychopharmaka voll. Als ihr ihr ehemaliger Verlobter Rachid über den Weg läuft, geht sie mit ihm nach Paris und hofft auf ein Ende ihrer Alpträume. Aber die Vergangenheit holt sie auf erschreckende Weise ein. Leïla Marouane lässt Fatima rückblickend ihre Lebenskatastrophen erzählen, die in ein schockierend-makabres Finale münden.
http://www.frauensolidaritaet.org !!!!!!!
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Re: An alle Muslimen : Was versteht ihr unter HURIA bzw HURI
#54283
27/12/2005 11:49
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taslema
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http://www.freitag.de
Nur ohne meine Scharia ***ISMUS
Christine Schirrmacher und Ursula Spuler-Stegemann haben die Lage der Frauen im islamischen Recht untersucht
Der Islam wird seit den Terroranschlägen des 11. September 2001 oder dem Irakkrieg nicht nur immer häufiger mit "Terrorismus, sondern auch dem Vorwurf der "Unterdrückung von Frauen" assoziiert. Diese Wahrnehmung entspringt nicht nur westlicher Voreingenommenheit. Die Politik einiger islamischer Staaten und einer radikalen Minderheit haben zu diesen Eindrücken wesentlich beigetragen. Wie ist es zu dem schlechten Image des Islam gekommen?
Für Christine Schirrmacher, die Leiterin des Deutschen Instituts für Islamfragen in Bonn und für die Professorin an der Universität Marburg, Ursula Spuler-Stegemann, liegt das Haupthindernis für die Befreiung und Emanzipation der muslimischen Frauen in der Scharia begründet. Die Vorstellung, bei der Scharia handele es sich um eine Art kodifiziertes Gesetzbuch, das man käuflich erwerben kann, ist nicht zutreffend. Scharia (wörtlich: Weg zur Träne/Wasserstelle) meint die Gesamtheit der islamischen Gesetze, wie sie im Koran, in der islamischen Überlieferung und in den Auslegungen führender Theologen und Juristen vor allem der frühislamischen Zeit niedergelegt wurden. "Der Gesetzgeber ist nach muslimischer Auffassung Gott selbst, darauf gründet die unerschütterliche Autorität der Scharia." Sie ist Richtschur für alle Lebensbereiche und regelt das Verhältnis des Einzelnen zu seiner Umwelt und zu Gott; sie gilt als Leitfaden für das Verhalten im Dies- und Jenseits. Folglich kann es keinen säkularen, von der Religion getrennten Bereich im Leben eines gläubigen Muslims geben. Eine Kritik am Koran, dem Propheten Mohammad geoffenbarten Wort Gottes, und der Scharia ist gleichbedeutend mit Apostasie, die mit dem Tode zu bestrafen ist. Somit gibt es in der islamischen Welt keine von offizieller Seite vorgetragene Religionskritik. Zudem steht im Arabischen der Terminus "Neuerung" für Verfälschung und Abweichung und wird mit Ketzerei gleichgesetzt.
Im Namen der Scharia werden Frauen geschlagen, beschnitten, zwangsverheiratet, vergewaltigt, eingesperrt, gesteinigt oder für die "Ehre" ermordet. Diese Methoden gehören nicht nur in einigen islamischen Ländern zur täglichen Praxis, sondern die Scharia ist auch schon "in unseren Gerichtssälen heimisch geworden, fast unbemerkt ist sie bereits ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft", so eine provokante These von Spuler-Stegemann. Die Autorin, eine der renommiertesten Islamwissenschaftlerinnen Deutschlands, sieht sie in entscheidenden Punkten konträr zu den Menschenrechten.
Schirrmacher ****ysiert die Stellung der Frauen in der Scharia en détail. Behandelt werden die Bedeutung der Ehe, Unterhaltspflicht und Berufstätigkeit, die Gehorsamspflicht der Ehefrau, das Züchtigungsrecht des Ehemannes, die Polygamie, die Zeitehe, Eheauflösung und Scheidung, Unterhalt, Kindschaftsrecht sowie soziologische Aspekte wie Frauenbeschneidung, Gewalt gegen Frauen, ***ualität und Familienehre. Was in diesen Kapiteln ausgebreitet wird, ist ein traditionelles, männerzentriertes, ***istisches Frauenbild. Kommt es von ungefähr, fragt man sich da plötzlich, dass strenggläubige Muslime, katholische Kirche und US-Präsident George W. Bush Arm in Arm marschieren, wenn es um Fragen der ***ualität, der Abtreibung, Gentechnik und Frauenfragen geht?
Den Kernbestand der Scharia bilden das Familien- und Erbrecht. Beide definieren den Bewegungs- und Entscheidungsspielraum für Frauen. Eine Beschränkung von Frauenrechten in der islamischen Welt wird nicht nur durch die Scharia begründet, sondern auch durch die tief verwurzelten kulturellen Normen, die mit den religiösen Werten aufs engste verflochten sind. Die eigentliche Benachteiligung der Frauen findet aber im rechtlichen Bereich statt, wohingegen im Westen als Symbol der Unterdrückung das Kopftuch gilt. Was Schirrmacher hier beschreibt, widerspricht dem westlichem Rechtsverständnis und seiner Rechtstradition diametral. Trotz dieser Tatsache wird die westliche Auffassung von der Unterdrückung der Frau im Islam von Musliminnen nur selten geteilt. Muslimische Frauenrechtlerinnen fordern deshalb auch nicht die Abschaffung der Scharia oder eine Säkularisierung der Gesetzgebung, sondern nur die Rückkehr zum "eigentlichen Islam". Sie betrachten dagegen die "westlichen Frauen häufig als ehr-, scham- und würdelos". Schirrmacher sieht in einer Rückkehr zum "eigentlichen Islam" keinen Weg der Befreiung für Frauen.
Was die beiden Islamwissenschaftlerinnen in diesem Buch über die Stellung der Frau im Islam dargelegt haben, steht im Gegensatz zu dem friedlich-freundlichen Dialog zwischen den Religionen, bei dem keinem ein Haar gekrümmt werden soll. Die eigentliche Gefahr für die westlichen Gesellschaften liegt in einem falsch verstandenen Toleranzverständnis, das die Gefahr in sich birgt, dass sich klammheimlich ein paralleles Rechtsverständnis etablieren kann, das universalistischen Maßstäben nicht genügt.
Solange muslimische Eliten in ihren Ländern immer nur Klischees über den Westen verbreiten wie "Imperialismus", "jüdische Weltverschwörung" oder "Befreiung Palästinas", aber einer aufklärerischen und selbstkritischen Debatte über einige Grundsätze des Islam aus dem Wege gehen, solange wird der Islam nicht aus seinem Dilemma herauskommen. Die umfassende Kritik der Scharia duldet keinen Aufschub.
Christine Schirrmacher/Ursula Spuler-Stegemann: Frauen und die Scharia. Die Menschenrechte im Islam, Diederichs, Kreuzlingen-München 2004, 256 S., 19,95 EUR
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Re: An alle Muslimen : Was versteht ihr unter HURIA bzw HURI
#54284
28/12/2005 00:27
28/12/2005 00:27
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Joined: Nov 2005
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taslema
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Re: An alle Muslimen : Was versteht ihr unter HURIA bzw HURI
#54285
27/12/2005 13:07
27/12/2005 13:07
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Joined: May 2001
Beiträge: 44,033 Gera
Claudia Poser-Ben Kahla
Moderatorin
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Mitglied***
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Gera
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Zitat: ich bin hier nicht die Moderation und du darfst nicht vergessen, dass diese Plattform von Tunesier bezahlt und zur Verfügung gestellt wird. Musst dich also nicht wundern, wenn die Texte über Claudia und Co. wieder gelöscht werden, die nicht genehm sind.
Mal schauen, ob ich es nochmal finde und was die "Islamexpertin" hier dann mit den Texten macht, wenn ich die Quelle Dick unterzeichne, denn offensichtlich sind so manche blind. Ich suche erneut und schauen wir mal, was damit geschieht. Aber die Sanktionen und somit den Wert dieses Forum´s ist wohl jederzeit "einsehbar"
Taslema ich gebe dir eine Gedenkpause vom Forum, erhole dich erst mal und überlege was du in Zukunft schreiben möchtest, denn diesen Beitrag hättest du dir sehr gut überlegen müssen.
Dieses Forum hat mit Tunesiern gar nichts zu tun und dies wissen die Mitglieder, nur weil man Tunesienfan ist muß man keine Gelder bekommen.
Ich habe taslema gesperrt, nun könnt ihr alle auf mich los gehen, dies aber bitte per Mail oder PN das hat in diesen Themen nichts zu tun.
Macht gern ein neues Thema unten in der richtigen Rubrik auf und schreibt eure meinung dazu. Ich hatte genug Beschwerden per Mial oder PN erhalten wo es um taslema geht.
Claudia
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