Liebe Annet,

ich kenne das Buch, ich kenne die Reden, und ich habe auch Übersetzungen muslimischer Predigten gehört. Natürlich ist das Massenhypnose. Und wodurch wird Massenhypnose möglich? Durch den Hypnotiseur oder durch die Menschen, die sich hypnotisieren lassen? Wer hat Schuld? Der Anstifter oder der Mörder? Beide. Aber der Ausführende, der Hypnotisierte und der Mörder, werfen an diesem Punkt ihre höchst menschliche Eigenverantwortung über Bord.

Anstifter wird es auf dieser Welt immer geben. Man kann sich von den Werkzeugen lossagen, und wird doch immer wieder an jemand anderen geraten. Das hilft uns also nichts.

Ich glaube, Annet, du hast mich bisher nicht richtig verstanden. Es geht nicht um den guten oder den bösen Islam. Es geht auch nicht darum, welche Religion mehr Menschen das Leben gekostet hat. Es geht, was mein historisches Beispiel betrifft, um den Nachweis, dass der Islam auch eine durchaus vernünftige Religion sein kann, war und ist.

Dieses Thema befasst sich mit einer Frau, die aufgrund einiger Aussagen religiöser Schriften dieser Religion den Rücken zugekehrt hat. Das ist allein ihre Entscheidung und niemand hat das Recht, sie deswegen zu kritisieren. Ich sage aber, dass es nicht "nötig" gewesen wäre, sich von dem Glauben an sich loszusagen, denn die Religion ist immer das, was der Mensch daraus macht. Jede der drei Buchreligionen vertritt Aussagen, die kontroverser nicht sein könnten.

Das ist die größte Herausforderung, vor die die Religion den Menschen stellt: sich hypnotisieren zu lassen, oder zu glauben.

Nora