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Re: Ramadan
#52495
10/01/2005 15:38
10/01/2005 15:38
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Anonym
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Re: Ramadan
#52499
10/01/2005 16:26
10/01/2005 16:26
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Joined: Jan 2002
Beiträge: 1,414 Planet Erde
Jens
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Planet Erde
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Hallo Sanfour, danke für den Link, werde ich mir später genauer ansehen. Allerdings erwecken bereits die ersten drei Sätze den starken Eindruck, dass es dem Autoren an der für einen wissenschaftlichen Text notwendigen Objektivität mangelt. Da kann ich dir genauso gut Texte von Tierschützern zeigen, die das Gegenteil "beweisen". Man sollte vielleicht mal die Tiere fragen, was sie menschlicher finden: "Hey, Kuh, möchtest du vorher betäubt werden oder soll ich dich gleich ausbluten lassen?" "Ach, spar dir den Bolzenschuss, der geht bestimmt sowieso wieder daneben, wie bei meiner Schwester letzte Woche. Mach aber bitte das Schächtmesser schön scharf, denn das finde ich irgendwie humaner!" "Okay, ist schön, dass wir mal drüber geredet haben." "Keine Ursache, ich helfe gern!" Zitat: Soll man die Tiere betäuben vor dem Schlachten oder nicht? darum geht es....
Eigentlich ging es um den Ramadan in Tunesien und später kam die Frage hinzu, ob Muslimen hier das Schächten gestattet werden soll oder nicht. Ein nichtmuslimischer Schlachter MUSS die Tiere vor dem Schlachten betäuben, das ist Gesetz und steht außer Frage. Für jüdische und seit kurzem auch für muslimische Metzger gibt es in Deutschland eine Ausnahmeregelung.
Zitat: man darf dabei aber nicht vergessen, dass die Sprache kein monotones Medium ist...Die Sprache lebt...Heutezutage vermittelt der Begriff "Menschlichkeit" einen positiven Aspekt ... die Behauptung dass Hitler "menschlich" war kann man mit der Feststellung dass Hitler ein Mensch war nicht gleich setzen....
Zustimmung. Aber da die Sprache kein monotones Medium ist, habe ich mir erlaubt, bestimmte Wortbedeutungen kritisch zu hinterfragen. In der populären positiven Interpretation des Wortes "menschlich" sehe ich eine gewisse Selbstüberschätzung des Menschen und die Verharmlosung seiner "Schattenseiten". Aber das ist ja auch irgendwie menschlich ![[Winken]](images/icons/wink.gif)
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Re: Ramadan
#52501
10/01/2005 17:13
10/01/2005 17:13
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Joined: Nov 2004
Beiträge: 76 Stuttgart
Sanfour
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Stuttgart
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Zitat: Eigentlich ging es um den Ramadan in Tunesien [Breites Grinsen]
...stimmt eigentlich, aber irgendwie wird es momentan über andere Dinge...wie das Bruttoinnlandprodukt von Tunesien ...
Zitat: Für jüdische und seit kurzem auch für muslimische Metzger gibt es in Deutschland eine Ausnahmeregelung.
Die Ausnahmeregelung für jüdische Metzger gilt seit dem Ende der zweiten Weltkrieg...Warum wurde bis dato nicht darüber diskutiert? erst als muslimische Metzger dieses Recht - aus den selben religiösen Gründen - für sich forderten....gab es ein Aufschrei...
Zitat: In der populären positiven Interpretation des Wortes "menschlich" sehe ich eine gewisse Selbstüberschätzung des Menschen und die Verharmlosung seiner "Schattenseiten". Aber das ist ja auch irgendwie menschlich
Irgendwie hast du ja Recht...obwohl ich es nicht überinterpretieren möchte...wir verhamlosen nicht die Schattenseite, sondern wir wollen betonen, dass das Gute im Menschen überwiegt... Wir können aber nicht ausschließen, dass im Anbetracht der Grausamkeiten die in dieser Welt tagtäglich passieren und die von den Menschen angezettelt werden, der Begriff "Menschlichkeit" langsam eine negative Dimension annehmen wird...
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Re: Ramadan
#52504
10/01/2005 19:00
10/01/2005 19:00
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Joined: Jan 2002
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Jens
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Zitat: Die Ausnahmeregelung für jüdische Metzger gilt seit dem Ende der zweiten Weltkrieg...Warum wurde bis dato nicht darüber diskutiert?
Die Frage ist berechtigt. Die Antwort darauf ist nicht schwer und hängt mit der deutschen Geschichte zusammen. Nach dem Massenmord an Juden auf deutschem Boden wäre es absurd gewesen, jüdische Traditionen moralisch anzuprangern. Abgesehen davon, dass bis zu dem Schächturteil von vor ein paar Jahren, kaum jemand über diese Praxis wusste, muss auch heute noch jemand, der dies zum Thema macht, immer damit rechnen, in die faschistische Ecke gerückt zu werden. Wer will das schon, wenn man z.B. politische Karriere bei den Grünen machen will, die sich ja noch am meisten für den Tierschutz stark mach(t)en, die aber auch stark antifaschistisch eingestellt sind? Political Correctness heißt das Zauberwort
Ist genau wie mit der Nationalflagge im Fenster, da wird man schnell in die rechte Ecke gerückt, selbst wenn einem nur die Farbkombination so gut gefällt. Und das ist ein Teufelskreis: Die einzigen, die sich das trauen, haben eine zweifelhafte Gesinnung, weshalb sich andere nicht trauen, um nicht mit der NDP und anderem braunen Geschmeiß in einen Topf geworfen zu werden.
Aber meine Meinung dazu: Ich habe mich über das Schächturteil damals nicht aufgeregt, obwohl ich mal im Tierschutz aktiv war. Denn solange in unserem Land trotz der relativ guten Gesetze der Tierschutz noch derartig im Rückstand ist, dass immer noch Tierversuche für Kosmetik und andere fragwürdige Forschungen gemacht werden dürfen und solange Tieren keine Würde zugestanden wird, sondern sie als Fleischproduktionsmaschinen hochgezüchtet werden, ohne in ihrem Leben das Tageslicht zu sehen, ja was kratzt mich dann die Schlachtpraxis in einigen Ausnahmefällen?
Zitat: Wir können aber nicht ausschließen, dass im Anbetracht der Grausamkeiten die in dieser Welt tagtäglich passieren und die von den Menschen angezettelt werden, der Begriff "Menschlichkeit" langsam eine negative Dimension annehmen wird...
Die Welt ist heute auch nicht schlechter als vor 100 Jahren. Wir kriegen nur über die Medien mehr mit. Grausamkeiten hat es in der Geschichte zur Genüge gegeben und trotzdem ist der Begriff "menschlich" positiv besetzt. Und so lange es auch die positiven Seiten der Menschlichkeit gibt, hat das Leben ja noch irgenwo einen Sinn, ne?!
Gruß, Jens
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Re: Ramadan
#52505
12/01/2005 00:08
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Joined: Jan 2002
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Jens
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Nochmal @Sanfour: Ich habe gerade zufällig in einem anderen Thread eine Äußerung von mir vor drei Jahren gelesen. Damals hatte ich mich offenbar über das jüdische Schächten informiert und bin etwas deprimiert, dass man sein sich mühsam angeeignetes Wissen so schnell wieder vergisst Das hatte ich damals geschrieben: Zitat: Der Grund für das Schächtverbot für Moslems hatte allerdings nichts mit der Bevorzugung der Juden zu tun, sondern mit der Tatsache, dass das Schächten nach dem jüdischen Glauben ZWINGEND VORGESCHRIEBEN ist, während dies bei Muslimen wohl nur für bestimmte Gruppen zutrifft.
So wie ich das jetzt interpretiere, ist die Vorschrift zu Schächten im Judentum wohl eindeutiger formuliert als im Islam (aber das Wort "wohl" zeigt, dass ich mir damals nicht sicher war und ich übernehme auch heute keine Gewähr für diese Äußerung). Ich denke, dass meine oben genannten Gründe auch eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Naja, wenn ich mal Zeit habe, werde ich da vielleicht nochmal recherchieren.
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Re: Ramadan
#52507
12/01/2005 15:04
12/01/2005 15:04
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Joined: Jan 2002
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Jens
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Ich habe inzwischen nochmal nachgeforscht. Es ist tatsächlich so, dass die damalige Ungleichbehandlung von Juden und Moslems in Bezug auf das betäubungslose Schlachten rechtlich so begründet wurde, wie ich es damals gesagt habe ("zwingende Vorschrift", s.o.). Einen sehr informativen und sachlichen Text zum Thema Schächten und Tierschutz habe ich hier gefunden (sehr empfehlenswert für alle, die dieses Thema interessiert): Religiöses, betäubungsloses Schächten aus Sicht des Tierschutzes Dort wird u.a. auch auf die rechtliche Situation und das "Schächturteil" von 2002 eingegangen. Hier nur ein Ausschnitt, der deutlich macht, dass es auch in islamischen Kreisen unterschiedliche Meinungen bezüglich der Betäubung der Tiere vor dem Schlachten gibt: Die Meinung der Experten
Unterschiedliche Expertengruppen streiten sich über das Thema "Schächten". Während Tierärzte und Tierschützer sich verstärkt auf die Klärung der Frage konzentrieren, mit welcher Methode die Schlacht- oder Opfertiere, den Bedürfnissen der Gläubigen entsprechend, so schonend wie möglich geschlachtet werden können, bemühen sich Gelehrte, Islamexperten und Religionswissenschaftler um eine möglichst authentische Auslegung der alten, religiösen Schriften, wie z.b. dem Koran. Ein gutes und verständliches Beispiel hierzu ist, dass die Opfertiere bei der Schächtung zwar ruhig und entspannt sein sollen, aber in den Schriften - die u.a. aus dem 10. Jahrhundert stammen - keine Betäubungsarten erwähnt werden, weil man die heute bekannten Arten von Betäubung damals noch nicht kannte. Ebenso ist natürlich auch nicht von einem Verbot der Betäubung die Rede. Von Seiten der in der islamischen Welt hoch angesehenen Al-Azhar-Universität wurde erklärt: "Wenn das Tier durch den elektrischen Schock getötet und dann nach seinem Tode geschlachtet wird, ist das Verzehren seines Fleisches nach der Religion verboten, weil es sich in diesem Fall um ein totes Tier handelt. Wenn aber der elektrische Schock nur zur Betäubung des Tieres führt, dieses sofort geschlachtet wird und von ihm Blut ausfließt, ist das Verzehren seines Fleisches erlaubt." (M. El-Naggar, 1982) Danach und nach der Meinung der Islamischen Weltliga in Dschidda und dem Präsidium für Religionsangelegenheiten in Ankara würde dem Verzehr von Fleisch betäubt geschlachteter Tiere, entsprechend den Bestimmungen des Islam, nichts entgegen stehen. In dem Buch Sahiha werden die Worte Mohammeds von Imam Moslem so wiedergegeben: "Man soll bei jedem Tun sein Bestes tun, und wenn Ihr ein Tier tötet, dann tötet es auf beste Weise. Und wenn Ihr schlachtet, dann sollt Ihr auch gut schlachten; (…) das Tier muss sich bei der Schlachtung in ruhigem Zustand befinden". Sheriatsrichter von Sidon, Sheikh Mohamed Salah Wal Balta aus dem Libanon, schließt aus diesem Wortlaut, dass gegen das Mittel der Betäubung - die die Schmerzen des Tieres während der Schlachtung lindere, aber es nicht tötet - keine Einwände bestehen dürften.
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