Trichinen
Am schnellsten assoziiert ein Jäger wohl die Trichinose mit den Wildschweinen, weil er jedes erlegte Stück untersuchen lassen muss, bevor es verwertet werden darf. Trichinella spiralis kommt aber eigentlich auch bei Füchsen, Ratten, Wühlmäusen, Iltis, Mardern und Wieseln vor.
Das adulte (ausgewachsene) Stadium der Trichinen lebt in die Darmwand eingebohrt. Die Männchen sind 1,4-2,2 mm, die Weibchen 3-4 mm groß. Männliche Trichinen sterben nach der Begattung bald ab. Die weiblichen Tiere entlassen etwa 1 Woche nach der Ansteckung über längere Zeit hinweg bis zu 1500 Larven in die Blutbahn, die sich dann in der quergestreiften (willentlich steuerbaren) Muskulatur festsetzen (siehe Abb. 1). Sie werden nur 0,8-1 mm groß.
Ihren Entwicklungszyklus können sie nur dann fortsetzen, wenn das befallene Fleisch von einem anderen Lebewesen, wie z.B. dem Menschen gegessen wird. Die Kapseln um die Larven werden dann von den Magensäften aufgelöst und die Larven bohren sich im Dünndarm in die Darmwand ein, wo sie etwa 2 Tage später zu geschlechtsreifen Trichinen geworden sind. Etwa 3-4 Tage später gebären die Weibchen ihre ersten Jungen. Dieser Entwicklungszyklus mit dem Menschen als Endwirt ist in Abb. 2 schematisch dargestellt.
Wie wirken sich Trichinen aus?
Bei Menschen lösen die Trichinen im Darm Übelkeit, Schwindel, Mattigkeit, Erbrechen, Durchfälle und Koliken aus. Die Larven in den Muskeln rufen rheumatische Schmerzen und Muskelschwellungen hervor. Die Krankheit ist aber heilbar. Ein bewährtes Mittel gegen die Trichinose ist Minzolumâ (Tiabendazol) von Sharp & Dohme.
Eigentlich haben aber nur 1,5 % der Wildschweine Trichinen. Für den Menschen sind sie nur in rohem Schinken gefährlich, weil sie normales Kochen nicht überleben. Für die Wildschweine sind sie, wie die meisten Parasiten, nur dann gefährlich, wenn das jeweilige Tier ohnehin schon geschwächt ist.
Schwarzwild infiziert sich hauptsächlich durch die Aufnahme von Fuchskadavern. Um der Trichinose vorzubeugen, sollten Füchse also nicht, wie es oft in der Praxis geschieht, als Luder ausgebracht werden.
(Eine Auswahlbibliographie ist beim Autor zu erfragen)
http://www.oejv.de/archiv/wildkrankheiten.htm#Trichinen24.09.2004 - Trichinen-kontaminiertes Schweinefleisch
Trichinellose: Lebensmittelhygiene mit Lücken?
Vorsicht bei roher Räucherwurst als Ansteckungsquelle
Die Trichinellose wird den durch Rundwurm Trichinella spiralis verursacht. Die Verbreitung dieser Helminthose ist weltweit. Der Mensch gilt für Trichinen als sehr empfänglich.
Die Infektion des Menschen erfolgt durch Genuss von rohem oder ungenügend erhitztem Fleisch, das Larven des Erregers enthält. Neben dem Menschen sind insbesondere Fleisch- und Allesfresser wie Schweine, Wildschweine, Bären, Pferde und Robben betroffen.
Nach der oralen Aufnahme der eingekapselten Larven werden diese im Dünndarm frei, durchdringen die Darmwand und gelangen hämatogen oder lymphogen in die Muskulatur. Dort kapseln sie sich ab und können nach mehreren Monaten schließlich verkalken. Die adulten Würmer im Darm sterben dann nach einigen Wochen ab.
Die Inkubationszeit beträgt 8 bis 15 Tage. In vielen Fällen ist die Infektion asymptomatisch. Der Ausprägungsgrad der klinischen Beschwerden ist nicht zuletzt von der Menge der aufgenommenen Larven abhängig. In den anderen Fällen kommt es initial zu Diarrhoen und Bauchschmerzen. Nach 1 bis 3 Wochen treten dann generalisierte Muskelschmerzen hinzu, verbunden mit Fieber, Kopfschmerzen, Gesichtsödem, Heiserkeit und Konjunktivitis. Das Fieber kann oft über mehrere Wochen persistieren und wird dann oftmals als "Fieber unklarer Genese" (FUO) fehlgedeutet.
Ferner tritt ein makulöses oder urtikarielles Exanthem hinzu. Als Komplikationen können Paresen der Augenmuskeln, eine Schädigung des Myokards mit EKG-Veränderungen, Lungenaffektion sowie einer Beteiligung des zentralen Nervensystems auftreten.
Bei der Therapie ist Mebendazol das Mittel der Wahl. Als Alternative steht Albendazol und Tiabendazol in der Behandlung zur Verfügung.
Diagnostisch wegweisend ist eine Eosinophilie im Blut sowie eine Erhöhung der Kreatinkinase. Die Trichinella-Larven lassen sich in gequetschter oder histologisch aufgearbeiteter Muskulatur nachweisen. Ferner stehen serologische Tests, mit denen Trichinella-spezifische Antikörper (IgM/IgG) bestimmt werden können, zur Verfügung.
Die Trichinen-Schau ist seit 1937 in Deutschland vorgeschrieben. Die Inzidenz betrug bisher hierzulande nur etwa 3 pro 40 Millionen geschlachteter Schweine. Wegen der niedrigen Inzidenz wurde bereits überlegt, die Trichinen-Kontrollen des Schweinefleisches in Deutschland einzustellen. Allerdings muss in diesem Zusammenhang an letzten größeren Trichinen-Ausbruch in Nordrhein-Westfalens, der zwischen November 1998 und Januar 1999 auftrat, erinnert werden.
Insgesamt wurden damals 52 humane Erkrankungsfälle gemeldet. Durch epidemiologische Untersuchungen dieses Ausbruchs konnte die Ursache für diese Infektionshäufung aufgedeckt werden. Als Infektionsquelle konnte kontaminiertes Schweinehackfleisch sowie eine im Handel vertriebene rohe Räucherwurst als Ansteckungsquelle identifiziert werden. Die kontaminierte Hackfleischpräparation wurde in mehreren Filialen einer Supermarktkette verkauft.
Da das verwendete Schweinefleisch für das Hackfleisch aus 9 verschiedenen Schlachthöfen in Deutschland, Belgien und den Niederlanden stammte, ließ sich die genaue Infektionsquelle nicht mehr ermitteln. Das Rohmaterial für die Räucherwurst stammte aus Deutschland, Belgien und Spanien. Auch bei diesem Produkt ließ sich nicht mehr genau rekonstruieren, woher die Kontamination stammte.
Nach Berechnungen wurde das kontaminierte Schweinefleisch zu etwa 10.000 bis 40.000 Würsten verarbeitet. Dies lässt vermuten, dass höchst wahrscheinlich mehrere hunderte Personen Trichinellen-exponiert gewesen sein dürften.
Der Nachweis einer akuten Trichinellose ist gemäß des Infektionsschutzgesetzes § 7 namentlich durch das untersuchende Labor zu melden (Prof. Dr. Tino F. Schwarz, Facharzt für Labormedizin, Medizinische Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, Würzburg; medizin.de).
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http://www.medizin.de/gesundheit/deutsch/931.htm