Ronja hat diesen Beitrag im Netz gefunden, der Autor steht unter diesem Beitrag, bitte lasst uns sachlich darüber schreiben und diskutieren.

Warum darf eine Muslima nur einen Muslim heiraten, während es Muslimen erlaubt ist, auch eine Angehörige eines anderen Glaubens zu heiraten?

Diese Frage wurde neulich bei einem Treffen gestellt und ausführlich diskutiert. Ich möchte einige Argumente davon zusammenzufassen und kurz erläutern.

Durch diese Einschränkung scheinen die Frauen in der Wahl ihres Ehepartners gegenüber den Männern benachteiligt zu werden.
Bei der Behandlung dieser Frage müssen zunächst einmal die relevanten Verse aus dem Heiligen Qur-ân betrachtet werden:
„Und heiratet nicht Götzendienerinnen, ehe sie gläubig geworden; selbst eine gläubige Sklavin ist besser als eine Götzendienerin, so sehr diese euch gefallen mag. Und verheiratet (keine gläubigen Frauen) mit Götzendienern, ehe sie gläubig geworden; selbst ein gläubiger Sklave ist besser als ein Götzendiener; so sehr dieser euch auch gefallen mag. Jene rufen zum Feuer, Allah aber ruft zum Paradies und zur Vergebung durch Sein Gebot. Und Er macht Seine Zeichen den Menschen klar, auf dass sie sich ermahnen lassen.“ (2:222)

„Heute sind euch alle guten Dinge erlaubt. Und die Speise derer, denen die Schrift gegeben wurde, ist euch erlaubt, wie auch eure Speise ihnen erlaubt ist. Und keusche Frauen der Gläubigen und keusche Frauen derer, denen vor euch die Schrift gegeben wurde, wenn ihr ihnen ihre Morgengabe gebt, nur in richtiger Ehe und nicht in Unzucht, noch dass ihr heimlich Buhlweiber nehmt. Und wer den Glauben verleugnet, dessen Werk ist sonder Zweifel zunichte geworden, und im Jenseits wird er unter den Verlierenden sein.“ (5:6)

Es ist also schon richtig, dass muslimische Männer die Erlaubnis haben, eine Angehörige einer der anderen Buchreligion zu heiraten. Unter Buchreligionen werden allgemein Christen- und Judentum verstanden, im weiteren Sinne aber auch alle anderen Religionen, die von einem Propheten mit einer Schrift für ein bestimmtes Volk gegründet wurden. Je älter die Religion, um so weiter hat sie sich in der Regel durch menschliche Veränderungen von ihrem göttlichen Ursprung entfernt. Reinen Monotheismus findet man streng genommen nur noch im Islam, da die christliche Dreieinigkeit und die überhöhte Stellung priesterlicher Autoritäten in vielen Religionen schon als Götzendienst angesehen werden müssen. Generell ist aber auch der Muslim angehalten, eine Frau seines eigenen Glaubens zu heiraten, ungeachtet ihrer sozialen Stellung. Es ist ihm nicht gestattet, eine Frau zu heiraten, die überhaupt keinen Glauben hat.

Wenn ich hier von muslimischen Frauen und Männern spreche, meine ich solche, die ihren Glauben ernst nehmen und leben, nicht solche, die „zufällig“ in eine muslimische Familie hinein geboren wurden und den Islam eher als unverbindliche Tradition denn als Überzeugung und Lebensweg betrachten.

Nun also zu der Frage, warum eine Muslima keinen nicht-muslimische Mann heiraten sollte. Von „darf“ kann man hier nicht sprechen, denn es gibt keine weltliche Instanz, die eine Frau durch Zwang von einem solchen Handeln abhalten könnte.

Da wären zunächst die Rechte der Frau zu nennen, die durch den Islam besonders geschützt werden. Der Islam gibt der Frau eine einzigartige Stellung und Bedeutung, was in keiner anderen Religion der Fall ist. Wenn eine Muslima nun einen Mann einer anderen Religion heiraten würde, wie könnte dieser über ihre Rechte Bescheid wissen und sie dementsprechend behandeln? Sicher könnte er sich darüber informieren, aber welchen Grund hätte er, sich ihr gegenüber auch in der angemessenen Art und Weise zu verhalten? Vor welchem Gott würde er sich verantwortlich fühlen, auf welches heilige Buch könnte er schwören? Wer könnte die Einhaltung der Regeln überwachen und von ihm einfordern? Bei der islamischen Eheschließung steht der Frau ein sogenannter „Walli“ (arab.: Freund) zur Seite, ein männlicher Verwandter oder Imam etc., der von ihr bei Eheproblemen zu Rate gezogen werden kann und sie unterstützt. Welchen Einfluß könnte dieser auf den nicht-muslimische Mann haben, der nicht verpflichtet wäre, dessen Autorität anzuerkennen? Was ist mit der Religion des Mannes, die die Stellung der Frau sicher anders, d.h. niedriger bewertet? Im Alten Testament wird die Frau z.B. für das Übel und Böse in der Welt verantwortlich gemacht, siehe Erbsünde, und es gibt eine ganze Reihe Gesetze und Regeln bezüglich der Frauen. Die Frau ist dem Mann untertan und untergeordnet. Im Neuen Testament finden sich dagegen nur wenig Aussagen über die Frauen, kaum etwas über ihre Rechte und ihren Schutz. Im Islam heißt es dagegen:
„Sie sind euch ein Gewand, und ihr seid ihnen ein Gewand.“ (2:188)

Dem Verheißenen Messias (as) wurde offenbart:
„Sie sind eure Gefährtinnen, nicht eure Dienerinnen.“
Wenn der nicht-muslimische Mann seiner Religion folgt, wird er wahrscheinlich die Rechte seiner muslimischen Frau nicht beachten, folgt er in dieser Hinsicht dem Islam, kommt er möglicherweise mit seiner Religion in Konflikt.
Heiratet ein Muslim eine Frau aus einer der anderen Buchreligionen, wird er sie dem Islam entsprechend behandeln. Somit ergibt sich hier kein Konflikt, sondern die Frau wird sich von der Schönheit der islamischen Lehre überzeugen können.

Der nächste Punkt betrifft die Lebensführung. Der Islam ist keine Religion für einen Tag in der Woche, sondern er umfasst das ganze Leben der Gläubigen. Viele Regelungen, die den Alltag beeinflussen, können nun die Harmonie des Ehelebens stören, da der nichtmuslimische Mann sie nicht hundertprozentig nachvollziehen und verstehen kann, wenn er selbst nicht an der Islam glaubt. Was ist nun, wenn er von der Frau verlangt, für ihn Schweinefleisch einzukaufen und zuzubereiten oder Alkohol zu besorgen und dessen Konsum mitanzusehen? Während der Fastenzeit darf sie tagsüber nicht mit ihrem Mann schlafen, während ihrer Periode ist es ihr ebenfalls untersagt. Die Muslima wird ihren Mann nicht in Schwimmbad oder Sauna begleiten, nicht öffentlich mit ihm tanzen wollen usw. Jeden Tag wird die Muslima eine bestimmte Zeit für die Rezitation des Heiligen Quran aufwenden, andere religiöse Studien betreiben und sich bemühen, die Gebetszeiten pünktlich einzuhalten. Was soll sie tun, wenn der Mann in diesen Zeiten Ansprüche anmeldet oder sie an der Ausübung ihrer religiösen Pflichten hindert, sei es mit oder ohne Absicht? Nur Taqwa (arab. Ehrfurcht vor Allah) bringt einen Menschen auf Dauer dazu, sich an diese Regelungen zu halten. Der nichtmuslimische Mann wäre aber nicht dazu verpflichtet, da er ja den Islam nicht als seine Religion akzeptiert hat.

Als nächstes wäre die Einstellung zur Ehe anzuführen. Ehe und Familie haben im Islam einen hohen Stellenwert und genießen besonderen Schutz. Es ist für alle Muslime Pflicht zu heiraten, wenn ihre Verhältnisse es zulassen. Der Heilige Prophet Mohammed (saw) sagte: „Wer nicht heiratet, ist nicht von mir.“ (Ibn Majah) Der Sinn der Ehe liegt darin, dass beide Partner Frieden, Liebe und gegenseitige Ergänzung finden, vor Unkeuschheit geschützt sind und gemeinsam Kinder haben und groß ziehen. Zum gemeinsamen Eheleben gehört auch der Bereich Religion. Gerade hier sollen sich Mann und Frau ergänzen und gegenseitig in der Entwicklung unterstützen. Wie kann das aber in einer Ehe möglich sein, wenn ein Partner nicht das Leben das anderen vollkommen teilt und den religiösen Hintergrund versteht?

Scheitert die Ehe trotz beiderseitiger Bemühungen und Vermittlungsversuchen, gestattet der Islam die Scheidung und trifft spezielle Vorkehrungen für einen solchen Fall, besonders was die Versorgung und die Rechte der Frau angeht, nachzulesen im Heilige Qur-ân (2:228-233, 237, 238, 242; 4:131 33:50; 65:2-8). Wir müssen dabei bedenken: nicht in jedem Land und zu jeder Zeit gibt/gab es die rechtliche und soziale Absicherung der Frau wie in Deutschland, so dass sie durchaus auf die Regelung des Islam angewiesen sein kann, um nicht vor dem völligen Ruin zu stehen. Wie sieht es nun in den anderen Religionen aus? Im Alten Testament wird die Scheidung erlaubt, sie ist aber endgültig. Einmal voneinander geschiedene Ehepartner dürfen sich nie wieder heiraten, auch nicht nach einer Ehe mit jemand anderem (s. Deut 24:1-4). Im Neuen Testament wird die Scheidung untersagt, lediglich ein Getrenntleben ist möglich (s. Mat 5:31, 32). Generell steht die Ehe laut Bibel aber unter dem Motto „was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen“ (s. Gen 2:24 „sie werden ein Fleisch“). Ihre Wertschätzung nach den Paulusbriefen (s. 1.Kor 7:1-7) ist eher gering, sie dient nur der legalen Befriedigung körperlicher Bedürfnisse. Ehelosigkeit und Enthaltsamkeit seien jedoch vorzuziehen. In den verschiedenen Konfessionen werden Ehe und Scheidung unterschiedlich bewertet und praktiziert. Bei einer Scheidung von einem nicht-muslimischen Mann, falls er denn überhaupt einer solchen zustimmen könnte, wäre er wiederum nicht verpflichtet, die Rechte der Frau zu achten und wir hätten die unter Punkt ens angeführten Probleme.

Der nächste Punkt betrifft die Erziehung der Kinder. Jedes Ehepaar, gleich welcher Religion und Konfession, wünscht sich im Regelfall Kinder. Der Islam legt großen Wert auf die gute Erziehung und Bildung der Kinder. Zahlreiche Ahadith (arab.: Überlieferungen des Heiligen Propheten (saw.) sind zu diesem Thema überliefert und bezeugen, wie wichtig dem Heiligen Propheten Mohammed (saw.) dieses Thema war. So möchte natürlich auch eine muslimische Mutter ihre Kinder in ihrem Glauben erziehen.
Mit einem nicht-muslimischen Mann könnten dabei aber einige Schwierigkeiten auftreten.
Wenn der nicht-muslimische Mann die Kinder nun in seiner Religion erziehen möchte, müßte sich die Frau dem entweder, entgegen ihrer eigenen Überzeugung, fügen oder aber dagegen ankämpfen, wobei auf jeden Fall das Ziel der Ehe, nämlich Liebe und Frieden, auf der Strecke bleiben würde. Auch die Kinder leiden unter einer solchen Situation, da sie die theologischen Hintergründe nicht durchschauen können. Sie stehen dann zwischen den Eltern, die sie ja beide lieben, wissen nicht, was sie nun für richtig oder falsch halten sollen. Lehrt der Islam, nur einen Gott zu verehren, sind es im Christentum drei. Lehrt der Islam den Mittelweg, vertreten andere Religionen meist extremere Verhaltensweisen. Selbst wenn der Vater sich aus der religiösen Erziehung völlig heraus hält, werden die Kinder dies nicht verstehen. Seine religiöse Praxis wird sich auf jeden Fall von der der Mutter unterscheiden. Dadurch werden die Kinder in ihrem religiösen Erleben verunsichert und verwirrt, schlimmstenfalls von der Religion abgestoßen. Dies macht es dann für sie sehr schwer, sich zu einer Religion zugehörig zu fühlen, wie Erfahrungen mit solchen Fällen zeigen.

All die aufgezeigten Schwierigkeiten, die eine Frau mit einem nicht-muslimische Mann einer anderen Religion hätte, würden in ähnlicher Weise auftreten, wenn sie einen Atheisten heiraten würde. Er würde ihre Lebenseinstellung und Lebensweise noch weniger als ein nicht-muslimischer, aber gottgläubiger Mann nachvollziehen können. Die gesamte Weltsicht, das Verhalten und die Moral der Ehepartner würde auf zum größten Teil gegensätzlichen Grundlagen beruhen. Hier ist der allbarmherzige Schöpfer, dort blinder Zufall für die Entstehung des Lebens verantwortlich; hier besteht die Verheißung des Jenseits, dort droht nur dunkle Leere; hier gottgegebene Richtlinien, dort die eigene Meinung als Maßstab für das Leben. Wie könnte ein gläubiger Muslim, egal ob Frau oder Mann, einen Partner heiraten wollen, der die Existenz von Allah verneint und/oder ablehnt oder dem das alles schlichtweg gleichgültig ist. Allah, Der doch für einen Muslim alles bedeuten, Der am meisten geliebt und geschätzt werden sollte. Ich zumindest kann mir einfach nicht vorstellen, wie das funktionieren könnte.

Es wird sicher noch etliche andere Gründe geben, warum eine muslimische Frau keinen nicht-muslimischen Mann heiraten sollte.

In der Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde ist es so, dass eine Ahmadi nur innerhalb der Gemeinde heiraten sollte. Denn Muslime der anderen Richtungen akzeptieren den Verheißenen Messias (as) nicht, und damit fehlt ihnen ein Teil ihres Glaubens. Nach dem Heiligen Qur- ân 4:137 ist ein Muslim verpflichtet, an alle Propheten, also auch den Verheißenen Messias (as), der ein Prophet war, zu glauben. Wie könnte eine Ahmadi einen Mann heiraten, der nicht an den Verheißenen Messias (as) glaubt, ihn ablehnt und gar noch herabsetzend und beleidigend von ihm spricht? Der nicht versteht, wie wichtig das Gemeindeleben für uns Ahmadis ist; was uns Hazur (möge Allah seine Hand stärken), der vierte Kalif (arab. Nachfolger) des Verheißenen Messias (as) bedeutet; welchen Einfluss die hohen Ideale, niedergelegt in den zehn Bedingungen des Bai'at (Beitrittsversprechen zur Ahmadiyya-MuslimGemeinde), auf das Leben haben? Es ist (wenigstens für mich) völlig undenkbar einen solchen Mann zu heiraten. Männer dürfen zwar Nicht-Ahmadi Frauen heiraten, es wird aber in der Regel davon abgeraten. Denn die Erfahrung hat gezeigt, dass es häufig Schwierigkeiten gibt, in der Ehe und bei der Kindererziehung. Wenn Mann oder Frau jemand außerhalb der Gemeinde kennen lernt und diese Person heiraten möchte, muß sorgfältig über die Bedeutung der Religion für das Leben der Betreffenden nachgedacht und geredet werden. Eine an Religion interessierte Person mit offenem Geist kann beim Studium des Islam eigentlich nur von seiner Schönheit, Vollkommenheit und Weisheit beeindruckt sein. Allerdings sollte niemand zum Islam übertreten, nur um zu heiraten. Die Frau oder der Mann, für den die Person das tut, ist nur ein Mensch und in jeder Ehe gibt es Krisen. Es wäre nicht gut, dann den Islam mit auftretenden Eheproblemen zu verbinden und vielleicht beides aufzugeben. Hinter der Entscheidung für den Islam sollte immer die eigene persönliche Überzeugung stehen, dass der Islam die von Allah für alle Menschen und alle Zeiten gesandte Religion ist und dass ich ihn als Lebensweg für mich voll und ganz akzeptieren kann, unabhängig von einer Ehe. Meiner Meinung nach kann eine Frau, die mit ganzem Herzen Ahmadi ist, keinen Mann heiraten wollen, der nicht ebenso fühlt, denkt und lebt wie sie. Falls eine Ahmadi aber eine weltliche Beziehung zu einem Nicht-Ahmadi über die spirituelle Liebe zu Allah stellt und sie unbedingt einen Mann außerhalb der Gemeinde heiraten möchte, steht es ihr frei, die Gemeinde zu verlassen und dies zu tun.
In einer Frage-und-Antwort-Sitzung mit Hazur wurde diese Frage auch gestellt und er führte Beispiele von Frauen an, die einen nicht-muslimische Mann geheiratet hatten. Es gab dann große Probleme in diesen Ehen und eine Frau fragte ihn, völlig in Tränen aufgelöst, was sie nur tun solle. Hazur sagte zu ihr: Es ist zu spät. Du hast nicht auf Allahs Rat gehört, was kann ich jetzt noch sagen …

Anders liegt der Fall bei einer Frau, die verheiratet ist und danach in die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde eintritt. Sie ist natürlich nicht gezwungen, ihren Nicht-Ahmadi-Mann zu verlassen. Wie sie sich mit ihm arrangiert, falls er nicht auch der Gemeinde beitritt, ist ihr selbst überlassen. Das es durchaus möglich sein kann, zeigt die Geschichte von Uzma, die sie uns im folgenden Artikel erzählt. Letztendlich ist eine Frau, wie alle Menschen, nur Allah und ihrem Gewissen verantwortlich. Und sie muss selbst entscheiden, ob und wie sie mit ihrem Mann weiterhin zusammen leben möchte oder ob sie sich von ihm trennen will. Egal, wie sie sich entscheidet, sie wird auf jeden Fall auf Rat und Hilfe ihrer Schwestern und Brüder im Islam zählen können.

Ich hoffe, dass nun deutlich geworden ist, dass diese Regelung hinsichtlich der Heirat keine Herabsetzung und Benachteiligung der Frau ist, sondern vielmehr ihrem Schutz und ihrer Würde dient.
Möge Allah uns helfen Seine Weisheit zu erkennen, sie zu unserem Besten anzunehmen und Ihm auf die beste Weise zu dienen. Amin.

Nasira Sultana Ahmad