Hintergrund
Scharia bedroht Muslime und Christen
Das im Oktober 2001 zunächst ausgesprochene Todesurteil durch Steinigung gegen die 35jährige Familienmutter Safyia Husaini im nordnigerianischen Bundesstaat Sokoto markiert einen weiteren Abschnitt im Vormarch der Scharia, des islamischen Rechtes, in einigen afrikanischen und asiatischen Staaten. Frau Huseini wurde am 25. März 2002 vom Berufungsgericht in Sokoto freigesprochen. Das Todesurteil gegen Amina Lawal am 22. März 2002 im Bundesstaat Katsina zeigt, daß die Tendenz zur radikalen Anwendung der Scharia nicht gebrochen ist. Bisher hat es in Nigeria keine Hinrichtung aufgrund des islamischen Rechtes gegeben, obwohl seit Anfang 2000 insgesamt 12 von 36 Bundesstaaten die Scharia eingeführt haben.
So wäre ihr Tod ein gravierender Einschnitt im Fortschreiten der sogenannten Hadd-Strafen. Allerdings wurde im Juli im Bundesstaat Sokoto einem jungen Mann wegen des Diebstahls einer Ziege die Hand amputiert und im Bundesstaat Zamfara wurde eine 17jährige wegen außerehelicher Sexualität öffentlich mit hundert Peitschenhieben bestraft. Durch die Scharia sollen etwa nach Aussage des Gouverneurs von Zamfara Kriminelle in Schach gehalten werden. 
Manchmal wurde die Einführung islamischen Rechtes von riesigen Menschenmengen wie am 23. Juni 2000 von rund 100.000 Personen in Kano begrüßt. Viele Christen fühlen sich durch die Islamisierung in ihren Rechten verletzt und verlassen die entsprechenden Gebiete. Bei christlich-muslimischen Zusammenstößen hat es seit Februar 2000 tausende Tote gegeben.
Christen und gemäßigte Muslime sehen in der Scharia einen Angriff auf die säkulare Staatsverfassung.
In dem mit 120 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten Land Afrikas ist die Zahl von Muslimen und Christen ungefähr gleich groß. Es gibt eine Tendenz, die Scharia auch auf Christen anzuwenden. 
Vor kurzem war im Sudan eine 18 jährige Christin nach internationalen Protesten von der Todesstrafe wegen Ehebruchs "begnadigt" und dafür mit 75 Peitschenhieben bestraft worden. 
Sollte das Gericht im Bundesstaat Katsina das Steinigungsurteil gegen Amina aufrecht halten, so bleibt noch ein Begnadigungsrecht des Gouverneurs von Katsina und der Gang zum höchsten Gericht in der Hauptstadt Abuja im christlichen Süden. Doch auch Richter und Politiker sind von der Ermordung bedroht, wie der Fall des im Dezember von Unbekannten umgebrachten Justizministers Bola Ige nahe legt, der sich klar gegen Safiyas Steinigung ausgesprochen hatte.
Um so beachtenswerter ist, daß der gegenwärige Justizminister Kanu Agabi sich Mitte März in einem Schreiben an die entsprechenden Bundesstaaten gegen die Anwendung der Scharia ausgesprochen hat. Allerdings sind die betreffenden Gouverneure wie Zamfaras Gouverneur Ahmed Sani, ein Protagonist islamischen Rechtes, der Auffassung, daß kein Nicht-Muslim über die Rechtmäßigkeit der Scharia befinden kann und daß die in der Verfassung garantierte Religionsfreiheit die Anwendung der Scharia erlaubt.
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