Internationales Expertenteam legt Bericht vor:
Iraks Kinder im Falle eines Krieges akut gefährdet
Für den Fall eines Krieges gegen den Irak warnen Experten vor einer akuten Gefährdung der 13 Millionen irakischen Kinder. Ein internationales Spezialisten-Team von Nichtregierungsorganisationen, das im Januar die Situation irakischer Kinder untersuchte, hat gestern seinen Bericht vorgelegt. Die meisten Kinder seien schon jetzt von der Nahrungsmittelverteilung durch die irakische Regierung abhängig. Ein Krieg, der zwangsläufig die staatliche Versorgung zum Erliegen brächte, hätte verheerende Folgen für den Gesundheitszustand der Kinder, sagen die Experten, darunter ein WORLD VISION-Fachmann. Schon jetzt sind nach den Untersuchungen viele irakische Kinder stark unterernährt, so dass ein Zusammenbruch der Infrastruktur viele von ihnen an den Rand des Hungertods brächte.
Das zehnköpfige "International Study Team", darunter zwei renommierte Kinderpsychologen, untersuchten auch die Auswirkungen der Kriegsbedrohung auf die Psyche der Kinder. "Ich habe jeden Tag das Gefühl, dass wir alle sterben werden - aber wohin soll ich gehen, wenn ich allein überlebe?", sagt Hind (13). Viele Kinder befinden sich nach Auskunft der Psychologen in einem Dauerzustand der Angst vor dem Krieg und seinen Folgen. "Sie kommen von oben, aus der Luft, und werden uns töten und vernichten. Wir haben jeden Tag und jede Nacht Angst", sagt Sheima (5). Zu den wichtigsten Erkenntnissen des "Study Teams" gehören:
Iraks Kinder sind heute weit gefährdeter als vor dem letzten Golfkrieg. 500.000 Kinder sind schon jetzt akut unterernährt und untergewichtig. Im Falle eines Krieges wären sie besonders gefährdet, Opfer von Hunger, Krankheit und Traumatisierung zu werden. Irak hat nur für einen Monat Nahrungsmittelvorräte. Die Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren ist heute fast 2,5 mal so hoch wie noch 1990. Die häufigsten Todesursachen (70%) sind Diarrhöe und Erkrankungen der Atemorgane. Krankenhäuser, so die Experten, würden nach Beginn eines bewaffneten Konfliktes nur noch für 3-4 Wochen Medikamente haben. Nur 60 Prozent der irakischen Bevölkerung haben heute Zugang zu sauberem Trinkwasser. Ein Krieg würde die Gesundheit und den Ernährungszustand der Kinder schnell dramatisch verschlechtern. Obwohl viele Hilfsorganisationen, darunter WORLD VISION, sich auf einen Krieg einstellen, ist nach Auskunft des Expertenteams die Katastrophenvorbereitung insgesamt bislang völlig unzureichend. WORLD VISION hat in Amman, Jordanien, ein "Rapid Response"-Büro eröffnet.