23.11.2003:
Köln: "Christlich geprägtes Volk"
Kardinal Meisner: Kopftuch als politisches Symbol «nicht hinnehmbar»
(dpa)Das Kopftuch muslimischer Lehrerinnen ist nach Ansicht des Kölner Kardinals Joachim Meisner als politisches Symbol an den Schulen «nicht hinnehmbar». Als Ausdruck einer religiösen Überzeugung müsse das Kopftuch allerdings akzeptiert werden, sagte Meisner der dpa in Köln. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes sei nun die Politik der einzelnen Bundesländer in der Entscheidungspflicht. Er rechne dann damit, dass es bei Verboten für das Tragen von Kopftüchern im öffentlichen Dienst erneut zu gerichtlichen Klärungen kommen werde.
Eine Minderheit habe selbstverständlich das Recht auf Religionsfreiheit, «aber sie kann in diesen Dingen nicht dasselbe erwarten wie die gewachsene Kultur», betonte der Kölner Kardinal. Deshalb könnten für muslimische und christliche Kennzeichen in den Schulen auch nicht dieselben Maßstäbe gelten: «Wir sind von unserer ganzen Kultur her ein christlich geprägtes Volk, daher muss man sehr sensibel mit unseren christlichen Symbolen umgehen», forderte Meisner.
Das Bundesverfassungsgericht hatte im September den Ländern grünes Licht für Regelungen gegeben, wonach die Kopfbedeckung für muslimische Lehrerinnen verboten werden kann. Auslöser war ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen dem Land Baden-Württemberg und einer muslimischen Lehrerin, die ihr Kopftuch aus religiösen Gründen auch im Unterricht tragen wollte. Die Regierung in Stuttgart und Bayern haben mittlerweile entsprechende Gesetzentwürfe vorgelegt.
Meisner sagte, er sei durchaus für den Bau von Moscheen in Deutschland, aber man könne nicht etwa in der Kölner City «eine riesige Moschee bauen als Pendant zum Dom». Meisner: «Da muss man die Kirche im Dorf lassen.»