Hallo Amina,

erstmal muss ich sagen, dass ich froh bin, dass der Staubsauger dich nicht gefressen hat [Winken]

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Voice jedoch schwimmt diesbezüglich so ziemlich gegen den Strom, er liest gerne islamische Literatur, praktiziert bereits in jungen Jahren den Islam und hat (im Gegensatz zu vielen Muslimen) auch keine Angst, in einer Diskussion mal ganz alleine dazustehen. Das finde ich in diesem Alter ziemlich bemerkenswert.
Och, ich denke, dass ist in dem Alter normal, dass man gegen die Gesellschaft rebelliert und nach einem eigenen Weg sucht, das haben viele von uns durchgemacht. Allein steht er ja gar nicht, er hat seine Gruppe (seine Glaubensbrüder), bei der er Schutz und Unterstützung findet, genauso wie ein Christ, ein Zeuge Jehovas, ein Öko, ein Veganer, ein Punk oder ein Skin.

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Die Fragen, die voice an die Muslime gestellt hat, waren zugegeben sehr zugespitzt gestellt. Er hat so ziemlich alles, was die Nichtmuslime immer am Islam herumzumeckern haben zusammengestellt (ich schätze mal, weil ihn das Friede Freude Eierkuchen Gerede genervt hat).
Ich fand es eigentlich ganz gut, dass ein praktizierender Muslim hier auch mal die negativen Seiten des Islam geschildert hat. Mich hat dabei hauptsächlich interessiert, wer ihm zustimmt und wer ihm widerspricht. Ich möchte den Muslimen, die ihm widersprechen eine große Portion Zivilcourage bescheinigen, denn sie stehen natürlich jetzt unter dem Druck, kein "richtiger" Muslim zu sein, den Muslime wie ihr, du und Voice, auf sie ausüben. Da viele von ihnen ebenfalls sehr gläubig sind, stelle ich es mir schon schwierig vor, sich mit dem Gedanken zu befassen, von ihren Glaubensbrüdern als "vom Wege abgekommen" bezeichnet zu werden, was unweigerlich zu einem Gewissenskonflikt führt. Deswegen fällt es ihnen auch so schwer, klar Farbe zu bekennen, da sie zwischen zwei moralischen Stühlen sitzen.
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Zum Beispiel das Thema Steinigung bei Ehebruch: man kann dieses Thema nur erörtern und verstehen, wenn man weiß, wie wichtig im Islam der Schutz der Familie und der Ehe ist (als Baustein der muslimischen Gesellschaft sozusagen), wieviele Schranken der Islam setzt, damit es erst gar nicht dazu kommt, wie viele Bedingungen erfüllt sein müssen, um den Ehebruch nachzuweisen und damit zu verurteilen und eben auch, dass ein jeder Muslim das Recht darauf hat zu wissen, wer den sein Vater und wer seine Mutter ist.
Letztendlich wird die Möglichkeit einer Steinigung und damit das Richten über Leben und Tod aber in Erwägung gezogen. Und das hat halt schon einen etwas üblen Beigeschmack für diejenigen, die die Menschenrechte befürworten. Das hieße ja, dass man entweder an den Islam oder an die Menschenrechte glauben kann, so gemein kann Allah doch wohl nicht sein?
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dass man die Kinder ab dem siebten Lebensjahr an das Gebet heranführen sollte und dass sie ab dem zehnten Lebensjahr dazu verpflichtet sind, dass die Eltern sie notfalls mit "Schlägen" (wobei Schlagen nicht heißt mit dem Stock ins Gesicht)dazu bringen sollen.
Ach so, nicht mit dem Stock ins Gesicht, da bin ich ja beruhigt...
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Wer das Gebet unterläßt und aufgibt begeht damit eine sehr sehr große Sünde, man bricht praktisch den Kontakt mit seinem Schöpfer ab und diese Person wird hierdurch (laut einer Überlieferung) aus dem Islam austreten.
Warum ist es Allah eigentlich so wichtig, dass man sich ständig vor ihm erniedrigt? Menschen, die dem westlichen Freiheitsbegriff nahestehen, können sich so niemals für den Islam entscheiden, weil Allah nach deiner Beschreibung nichts anderes ist als ein rachsüchtiger Diktator, der jeden foltert (Hölle), der nicht nach seiner Pfeife tanzt und jeden belohnt, der ihm hundertprozentig gehorcht. Ich denke, du verstehst, warum du gerade in Deutschland mit dieser Einstellung unangenehme Gefühle weckst.
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Insbesondere wenn man bedenkt, welche Strafen dafür im Jenseits stehen....ich sage dir eins, jeder der nicht betet und den diese Strafe erwartet, am Jüngsten Tag wird er sich wünschen, seine Eltern hätten ihn sogar mit dem Stock zum Gebet geprügelt, weil das immer noch angenehmer ist als das, was ihn an diesem Tag für das Unterlassen des Gebets erwartet.
Ich möchte nicht deine Gefühle verletzen, aber ich würde jeden bewundern, der sich von dieser Tyrannei befreien würde. Was ist das für ein Gott, der eine solche Angst schürt und seine Macht so grausam ausspielt?

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Ich weiß, dass du das nicht verstehn kannst Jens, weil du eben nicht an den Jüngsten Tag glaubst. Für dich ist somit gut, was für dich, aus deiner Sicht in diesem Leben gut ist und was dir hier Nutzen bringt (nach mir die Sinnflut sozusagen).
Haha, nee, so einfach ist das nicht, wie du das gerne hättest. Ich trage eine Verantwortung. Für mich, für meine Familie, für meine Mitmenschen, für meine Umwelt, für meine Nachkommen. Und deshalb werde ich meine Kinder keiner Gehirnwäsche unterziehen, wie das bei euch üblich ist, sondern ich werde ihnen die Welt von verschiedenen Seiten zeigen und ihnen selbständiges Denken beibringen. Ich werde ihnen beibringen, das zu tun, was sie mit ihrem Gewissen vereinbaren können und niemandem blind zu gehorchen, auch mir nicht. Ich werde ihnen beibringen, dass sie eine Verantwortung tragen und sich nicht davor verstecken können. Ob sie es lernen, ist eine andere Sache. Aber ich werde sie nicht verprügeln!

Zitat:
Der Muslim denkt diesbezüglich jedoch etwas anders...
Wer ist "der Muslim" und wo wohnt er? [Durcheinander]

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Das Baby bekommt das Gebet ja bereits im Mutterleib mit . Schon von Klein auf an sieht es seine Eltern, wie diese sich regelmäsig vor Allah niederwerfen. Das Gebet ist somit von Anfang an ein fester Bestandteil im Leben des Kindes.
Ich denke gerade an die kleine, erst zweijährige (!!!)Tochter einer Freundin von mir. Wenn ihr Papa den Gebetsruf macht rennt die Kleine ganz erfreut durch das Haus und ruft "Mama beten, Mama beten", schnappt sich von alleine ein kleines Kopftuch und stellt sich im Gebet neben ihre Mama um zu schauen, was die den da so treibt. Ein anderer Junge ist ca. sechs und will auch schon, wie die Großen mitbeten. Zuhause verwaltet er die Gebetsteppiche und ist da ganz stolz drauf und wenn er manchmal mitbetet fragt er danach seine Mutter "Du Mama, freut sich Allah jetzt?"

Du hast das Ende der Geschichte vergessen. Die niedliche Kleine kommt in die Pubertät und die ganze Welt geht ihr plötzlich auf die Nerven. Sie kriegt Pickel, die Hormone spielen verrückt und die Eltern haben kein Verständnis für sie. Der Vater mit seinen ewigen Befehlen: "Tochter, du sollst beten!" und Mama, die ihr ständig das Kopftuch aufzwingt. Sie verliebt sich in einen Jungen und ist zu Tode frustriert, weil der Vater ihr den Umgang mit ihm verbietet. Ein Christ, ein Ungläubiger! Pfui! Aber sie lässt sich nicht beirren und trifft sich heimlich mit ihm. Papa kommt dahinter und dann....

Solche Geschichten gibt es viele. Leider. Klar, mit Gewalt kann man das geradebiegen. Lieber eine Kinderseele brechen als ihr die Höllenqualen zuzumuten, die später auf sie zukommen. Natürlich verstehe ich die Logik in deiner Argumentation. Aber sie hat einen verdammt schalen Beigeschmack.

Zitat:
Ich mache momentan halt viele Bittgebete für das Baby und hoffe, dass Allah es rechtleiten wird.
Ich wünsche dir jedenfalls, dass dein Kind gesund zur Welt kommt und dass es trotz der schwierigen Umstände eine glückliche Kindheit haben wird. Das allein zählt für mich. Deshalb übertreib's bitte nicht mit der Hausarbeit und schon dich [Lächeln]

Viele Grüße

Jens