Da habt ihr euch ja mal wieder ein schönes Thema ausgesucht.... [Breites Grinsen]
Ganz im Ernst, dieses Thema haben Gelehrte in verschiedenen Büchern diskutiert, von daher ist es sehr schwierig das mal hier kurz in einem Forum abzuhandeln und dann noch auf diesem Niveau. Ich versuch dennoch mich halbwegs kurz [Breites Grinsen] zu halten und will eigentlich nur die islamische Meinung wiedergeben.

Vorab: Wenn man im Islam eine Frage hat bzw. wissen will, wie es sich mit einer Sache verhält, so hilft es hierbei nichts, wenn man ohne arabisch zu verstehen und ohne Kenntnis des religiösen/geschichtlichen Hintergrunds eine deutsche Übersetzung zu Rate zieht und nur einen einzelnen Vers betrachtet....genauso ist es falsch, den Qur'an so auszulegen, wie es einem gerade in den Kram passt, und sich hierbei nach eigenen Bedürfnissen eine neue Religion zusammenbastelt....genauso ist es falsch, sich Leute als Vorbild zu nehmen die die korrekte Vorschrift nicht beachten ("Aber in Tunesien tragen sie doch auch kein Kopftuch...")bzw. die aktuelle politische Situation in diesen Ländern....ebensowenig ist es richtig, sich die Meinung von Pseudoislamgelehrten einzuholen, die in ihrem ganzen Leben NIE Scharia studiert haben und lediglich das sagen, was die Gesellschaft hören will.
Im Islam stütz man sich hierbei ausschließlich auf den Qur'an und die Sunnah des Propheten sas und zwar Nicht so, dass man einige Ahadith (Aussprüche des Propheten) einfach außer Acht läßt und nur irgendeine Qur'ansure herausgreift, sondern man muß wirklich ALLE dieses Thema betreffende Qur'anstellen und Ahadith berücksichtigen. Primärquelle ist hierbei, wie bereits erwähnt wurde der Qur'an, an dem es auch nichts zu rütteln gibt. Zum genauen Verständnis des Qur'ans sollte man außerdem ein Tafsir (erläuterung des Qur'antextes, etwa von Ibn Kathir..) hinzuziehen und hierbei auch schauen, was die einzelnen Wörter eigentlich genau bedeuten, wie sie frühere Gelehrte, Sahaba, Tabi'in etc. erklärt haben und insbesondere was sie zur Zeit des Propheten eigentlich bedeutet haben. Bei den Ahadith ist wiederum darauf zu achten, inwiefern sie überhaupt authentisch sind d. h. es wird hierbei eine sehr strenge Kritik angelegt (die sich nicht danach richtet, ob einem der Inhalt passt oder nicht, sondern danach, inwiefern die Überlieferungskette zuverlässig ist oder nicht). Aufgrund dieser Grundlage läßt sich dann argumentieren und genau so gehen auch die Gelehrten vor!

Um wieder zum eigentlichen Thema zu kommen [Breites Grinsen] ....es ist Igma (d.h. Konsens, es läßt sich also nicht widerlegen)unter ALLEN und wirklich auch allen Gelehrten und Rechtsschulen, dass die Kleidung der muslimischen Frau (in der Öffentlichkeit) folgenden Kriterien entsprechen muß:

-sie muß den gesamten Körper bedecken, mit Ausnahme des Gesichts und der Hände (dazu sag ich gleich noch was...)
-sie muß weit sein, sollte also wirklich die Körperformen bedecken
-undurchsichtig sein
-schlicht und unauffällig sein (was etwa die Farbe etc. betrifft)
-sie sollte nicht die Kleidung der Männer nachahmen
-nicht die Kleidung der Nichtmusliminnen nachahmen
-sauber und gepflegt sein
-unparfümiert sein
-kein Prunkgewand (man sollte es also mit reiner Absicht tragen und nicht, um irgendwie damit aufzufallen und anzugeben etc.)

Wie gesagt, dass sagen die nicht, weil es Männer sind und sie die Frauen damit irgendwie unterdrücken wollen (es gibt ja auch GelehrtINNEN die genauso studiert haben und das sagen), sondern sie unterstützen ihre Aussagen mit unwiderlegbaren Beweisen aus Qur'an und Sunnah (ich könnte jetzt für alle von mir oben genannten Aussagen einen Beweis bringen). Und alles, was im Islam keinen authentischen Beweis (Dalil)hat ist schlichtweg erfunden und ohne islamische Grundlage und somit abzulehnen.
Uneinigkeit besteht lediglich darüber, wie es sich nun genau mit Gesicht und Händen verhält.

Es gibt die Auffassung unter den Gelehrten, das Niqab (Gesichtsschleier) Pflicht (!!!) ist. Zu diesen Gelehrten gehören etwa Shaykh al-Islam Ibn Taymiyah, Shaykh Muhammad ibn ‘Uthaymeen, Imâm Ahmad Ibn Hanbal (Gründer einer der vier Rechtsschulen), um nur einige zu nennen. Nach anderen Rechtsschulen (madhab hanifi bzw. madhab maliki, wobei letztere u. a. in Nordafrika und somit auch in Tunesien verbreitet ist) ist Niqab "nur" Pflicht, wenn ansonsten die Gefahr von Fitna besteht.
Die andere Meinung, wie sie etwas Schaikh al-Albani (rahimahullah) vertritt ist die, dass Niqab "nur" mustahab, d.h. wünschenswert, jedoch keine unbedingte Pflicht (und die Unterlassung somit keine Sünde) ist.
Beide Seiten haben ihre Beweise und jeder muß für sich entscheiden, wonach er geht und es gehört sich auch nicht, sich deswegen anzufeinden.

Was ich mit dieser Niqab (Gesichtsschleier) Sache sagen wollte ist, dass innerhalb des Islams lediglich DARÜBER diskutiert wird, und nicht etwa um die Bedeckung der Haare. Dass dies Pflicht ist, ist schon lange bewiesen und ad akta gelegt.

Was ich noch kurz zu dem Begriff "Kopftuch" sagen wollte: man wird ihn selbstverständlich NICHT im Qur'an finden, da das Kopftuch ja eigentlich eine neuartige Erfindung ist. Was die muslimischen Frauen damals getragen haben war viel länger als ein Kopftuch (ein sehr großes Tuch nämlich, mit dem man den ganzen (Ober)körper bedecken kann).

@Foued,salam aleikum. Du meintest auf Seite eins sicher den Hadith mit der Asma, nachdem eine Frau ab der Pupertät nur Hände und Gesicht zeigen darf. Dieser Hadith ist jedoch da'eef (schwach...weiß ich auch erst seit kurzem) und sollte somit nicht zur Argumentation herangezogen werden und auch nicht verbreitet werden.

Und noch etwas: wenn man keine Muslimin ist, erübrigt sich dieses Thema natürlich [lachen2] .Wenn der Mann Wert auf sowas legt, soll er einfach eine Muslimin heiraten.
So, und jetzt noch viel Spaß beim diskutieren [Breites Grinsen]

LG
Amina