Da es euch interessiert stelle ich mal die Pressemitteilung hier rein:

UNICEF - Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen

Berlin, den 7.11.2002

Top-Model Waris Dirie und Schauspielerin Katja Riemann
kämpfen für die Menschenrechte von Mädchen

Schnitt in Körper und Seele

Das somalische Top-Model Waris Dirie und die Schauspielerin Katja Riemann rufen gemeinsam mit UNICEF dazu auf, grausame Traditionen wie Mädchenbeschneidung und Kinderhochzeiten zu stoppen. Bis heute erleiden weltweit jeden Tag fast 6.000 Mädchen das brutale Ritual der Beschneidung, bei dem die Geschlechtsorgane verstümmelt werden. Millionen Mädchen in den Entwicklungsländern werden noch vor ihrer Pubertät verheiratet. Weil sie von Bildung ausgeschlossen sind und gegen ihren Willen zum Sex gezwungen werden, sind Mädchen in vielen Ländern Risikogruppe Nr.1 für eine HIV-Infektion. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara ist die Infektionsrate bei Mädchen und jungen Frauen bereits doppelt so hoch wie bei ihren männlichen Altersgenossen.

"Als ich ein Kind war, habe ich eine Erfahrung gemacht, die ich keinem Kind auf der Welt wünsche und die ich Folter nenne. Ich will dafür arbeiten, dass kein Kind mehr meine Erfahrungen teilen muss", erklärt Waris Dirie, Top-Model und Bestsellerautorin ("Wüstenblume", "Nomadentochter") aus Somalia, die im Alter von fünf Jahren beschnitten wurde.

"Die Menschenrechte von Millionen Kindern werden verletzt, nur weil sie Mädchen sind", sagte die Schauspielerin und Sängerin Katja Riemann. "Doch grausame Traditionen sind keine Naturgesetze. Im Senegal haben sich nach einer von UNICEF unterstützten Aufklärungskampagne Hunderte Dorfgemeinschaften entschlossen, Mädchen nicht länger zu beschneiden", erklärte sie nach einem Besuch in dem westafrikanischen Land.

Mädchen haben in den meisten Entwicklungsländern schlechtere Lebensbedingungen als Jungen. Sie werden schlechter ernährt und medizinisch versorgt, müssen mehr im Haushalt mithelfen und dürfen oft nicht zur Schule gehen. Alltägliche Diskriminierung und traditionelle Unterwerfung bedrohen Gesundheit und Leben der Mädchen:

Mädchenbeschneidung

In 28 Ländern Afrikas sowie einigen Ländern Asiens und des Mittleren Ostens ist die Mädchenbeschneidung kulturell tief verankert. In Ländern wie Somalia, dem Heimatland von Waris Dirie, werden 90 Prozent der Mädchen dieser grausamen Prozedur unterzogen. Die Eingriffe reichen von der Abtrennung der Vorhaut bis zur Entfernung der Klitoris und der kleinen Schamlippen. Viele Mädchen verbluten nach dem Eingriff oder sterben an einer Blutvergiftung. Der Eingriff mit Rasierklingen oder Scherben führt häufig zu chronischen Entzündungen und lebensgefährlichen Komplikationen bei Geburten. Die sexuelle Empfindungsfähigkeit geht verloren. In den Augen der betroffenen Bevölkerungsgruppen ist der Eingriff eine zentrale Voraussetzung für die Ehe. Unbeschnittene Mädchen haben oft keine Chance zu heiraten und werden aus der sozialen Gemeinschaft ausgeschlossen.
Kinderhochzeiten: Das Ende der Kindheit

Mädchen und junge Frauen dürfen häufig nicht selbst über ihren Lebenspartner und den Zeitpunkt ihrer Heirat entscheiden. In Äthiopien wird jedes zweite Mädchen verheiratet, bevor es das 14. Lebensjahr erreicht hat. Bei zwei von drei Mädchen beginnt die Ehe mit einer Entführung und häufig auch mit einer Vergewaltigung. Mit der Hochzeit brechen sie in der Regel die Schule ab. Kontakte zu Freunden oder zur eigenen Familie werden eingeschränkt. Die Männer verlangen meist strikte Unterordnung und sexuelle Gefügigkeit. Frühe Schwangerschaften gefährden ihre Gesundheit und ihr Leben. Weltweit wird nach Schätzungen von UNICEF jedes zehnte Kind von einer Teenagerin geboren. Jedes Jahr sterben 150.000 Teenagerinnen an Blutungen, Geburtskomplikationen und unsachgemäßen Abtreibungen.

Diskriminierung und sexuelle Gewalt

Bis heute haben es Mädchen aufgrund ihrer niedrigen sozialen Stellung schwer, in Fragen der Sexualität über sich selbst zu bestimmen. Befragungen in Südafrika zeigen, dass dort jedes dritte Mädchen gegen seinen Willen zum ersten Geschlechtsverkehr "überredet" oder gezwungen wurde. Jedes zehnte Mädchen macht dort seine erste sexuelle Erfahrung als Opfer einer Vergewaltigung. Und auch in freiwilligen Beziehungen können Mädchen meist nicht den Gebrauch eines Kondoms durchsetzen. Die Folge: In den Ländern südlich der Sahara sind heute rund 5,7 Millionen Mädchen und Frauen zwischen 15 und 24 Jahren HIV-positiv - gegenüber 2,8 Millionen jungen Männern in dieser Altersgruppe. Am größten ist das AIDS-Risiko für Mädchen aus armen Familien, die nicht oder nur kurz zur Schule gegangen sind.

UNICEF: Frauen im Senegal sagen nein zur Beschneidung

Traditionen wie Beschneidung, Kinderhochzeiten und sexuelle Diskriminierung lassen sich nicht allein durch Verbote überwinden. Entscheidend sind vielmehr Aufklärungs- und Bildungsprogramme für Mädchen und Frauen. Ein erfolgreiches Beispiel ist die von UNICEF unterstützte Arbeit der Nichtregierungsorganisation TOSTAN ("Durchbruch") im Senegal. Dort haben sich in den vergangenen drei Jahren über 700 Dorfgemeinschaften entschlossen, Mädchen nicht länger zu beschneiden. Zurückzuführen ist dieser Erfolg auf ein breit angelegtes Bildungsprogramm für Mädchen und Frauen. Sie lernen dort nicht nur lesen, schreiben und rechnen. In den zweijährigen Kursen stehen auch Fragen zur Gesundheit, Lösungsansätze für lokale Probleme und Informationen über Menschenrechte auf dem Programm. Zum ersten Mal erfahren sie, dass ihre gesundheitlichen Probleme mit der Beschneidung zusammenhängen, und dass sie ein Recht auf körperliche Unversehrtheit haben. Ziel von TOSTAN ist es, dass Frauen ihre Probleme selbst erkennen und eigene Lösungen finden. Der Erfolg der Kampagne beruht darauf, dass Dorfgemeinschaften gemeinsam und freiwillig mit der grausamen Tradition brechen. Die Verbindlichkeit dieser Entscheidung wird dann durch eine öffentliche Zeremonie der ganzen Gemeinschaft untermauert.

Das Buch die Wüstenblume kann ich jeden dazu empfehlen, ich habe es selbst gelesen und man bekommt erst einmal einen Blick in das grausame.

Waris Dirie ist eine sehr bezaubernde und starke Frau, sie selbst mußte unter der Qual leiden und setzt sich jetzt dafür ein, die Mädchenbeschneidung abzuschaffen.

Claudia