Alors, encore une fois......
@Silvana, ja genau, er hat in Deutschland Medizin studiert, dann wird es wohl der sein, den ich meine.
@hallo Dilan, Silvana, Mia, Nela und natürlich Marthalein  
![[Breites Grinsen]](images/icons/grin.gif) 
  Also, was meine tunesische Verwandschaft angeht, so hab ich eigentlich keine Probleme alhamdoulillah. Mein Mann ist der jüngste von acht Kindern, seine Eltern sind beide leider schon verstorben und ich hatte dementsprechend leider nie die Gelegenheit, sie persönlich kennen zu lernen.   
![[Enttäscht]](images/icons/frown.gif)
   Mein Mann meint aber, dass sie mich sicher sehr gemocht hätten. Was seine Geschwister anbelangt, sie sind alle schon verheiratet und leben übers ganze Land verteilt (Nord, Ost, und insbesondere Nord/West). Seine Geschwister (soweit ich das beurteilen kann) mögen mich sehr, denn sie begegnen mir immer mit sehr viel Respekt und einer großen Herzlichkeit und wenn mein Mann in Tunesien bei ihnen anruft, fragen sie als allererstes eigentlich immer nach mir. 
Leider kenne ich sie (noch) nicht alle besonders gut. Teilweise habe ich sie nur an unserer Hochzeit und an den Tagen davor und danach gesehen. Zwei seiner Schwestern kenne ich jedoch gut und wir verstehen uns alhamdoulillah auch bestens (auch wenn die eine kaum französisch spricht und ich nur sehr wenig arabisch). Wenn wir bei ihnen zu Besuch sind, verbringe ich oft die Zeit mit ihnen in der Küche und sie bringen mir arabisch kochen bei. Da sie alhamdoulillah auch beten, beten wir immer gemeinsam  
![[Lächeln]](images/icons/smile.gif) 
  Natürlich könnte es manchmal auch zu Konflikten kommen (nicht jedoch wegen mir sondern auch wegen meinem Mann, da wir einfach eine etwas andere Islamauffassung haben), jedoch versuchen wir immer, diese Konflikte friedlich zu lösen, bzw. ihnen aus dem Weg zu gehen. 
Einmal wurde ich beispielsweise gefragt, warum ich den Hijab denn immer über die Brust ziehe, das muß doch insbesondere im Sommer total heiß sein, ich solle ihn doch einfach hinten im Nacken (!!!) zusammenbinden. Ich hab dann halt einfach freundlich erklärt, dass ich mich so sehr wohl fühle und es islamisch so auch korrekt ist. Fertig. Ich hab jetz keinen Koflikt nach dem Motto: "Was fällt dir ein, mich zu kritisieren...." angefangen. 
Als ich mit meiner Schwägerin gebetet habe ist mir dabei aufgefallen, dass sie bei einem Pflichtteil im Gebet einen Fehler macht. Ich hab mich dann halt nicht als allwissender Oberkonvertit (ich weiß selbst sehr viele Dinge nicht, was sich inschaAllah mit der Zeit noch ändern wird)aufgespielt ("Schau mal, ich weiß es besser, du mußt das so und so machen....") sondern es einfach unbemerkt meinem Mann gesagt, der seine Schwester in einer ruhigern Minute daraufhin beiseite nahm, um es ihr zu erklären.... Ein Problem gab es auch, als ich mir in Tunesien zusammen mit meinen Schwägerinnen mein Hochzeitskleid aussuchen wollte. Sie hatten da einfach etwas andere Vorstellungen als ich, enger, figurbetonter.... (Ich wollte anfangs eigentlich nicht mal in weiß heiraten, sondern eher traditionell). Am Ende haben wir dann einfach einen Kompromiß gefunden: Ich hatte ein wunderschönes weißes Kleid, dass für mich extra noch etwas umgeschneidert wurde (z. B. lange Ärmel etc) und dazu hatte ich einen weißen (blickdichten!) Schleier aus einem passenden sehr schönen Stoff, mit dem ich Haare, Hals und den ganzen Oberkörper sehr schön islamisch verdecken konnte (das Kleid war nämlich tailliert und wurde erst unten weiter), und das ganze hat echt gut zusammen ausgesehen und alle waren letztendlich alhamdoulillah zufrieden.
Meine Schwägerinnen würden mich aber nie dazu auffordern, meine islamische Kleidung abzulegen oder mich diesbezüglich vor meinem Mann kritisieren, da sie selbst eher konservativ eingestellt sind (manche von ihnen tragen auch Hijab) und mich lieben und respektieren, genauso, wie ich sie so liebe, wie sie sind. (Ansonsten hätten sie glaube ich auch ein Problem mit meinem Mann, der mich sofort in Schutz nehmen würde) 
Davon mal abgesehen hatte ich in Tunesien eigentlich nie große Probleme, zumindest was die normale Bevölkerung angeht. Man wird am Zoll vielleicht etwas schärfer kontrolliert und muß sich auch den ein oder anderen kritischen Blick gefallen lassen, aber mit Gefängnis haben sie uns noch nicht getdroht.   
![[Breites Grinsen]](images/icons/grin.gif) 
  Auch was die tunesische Bevölkerung angeht, kann ich mich eigentlich nicht beklagen alhamdoulillah. Die meisten wissen natürlich nicht, dass ich Deutsche bin und halten mich, wenn sie mich auf der Straße sehen für eine Araberin (obwohl ich ein etwas hellerer Typ bin) die in Europa zu wohnen scheint. Wenn ich dann jedoch auf arabisch angesprochen werde, muß ich mich wohl oder übel outen, was ich eigentlich nicht gerne mag, denn ich lebe lieber unauffällig ohne viel Wirbel um meine Person. Die Reaktion ist dann aber immer sehr positiv. Einmal hat mir ein etwas älterer Mann im Souq etwas geschenkt, weil er sich so gefreut hat, dass eine Europäerin Muslimin ist. Ein anderer hat mir ein schönes orientalisches Kleid zu einem total billigen Preis verkauft. Echt total lieb, ich hab mich wahnsinnig darüber gefreut  
![[Lächeln]](images/icons/smile.gif) 
  Mit den Tunesierinnen sieht es da oft jedoch etwas anders aus (insbesondere mit den jüngeren, in meinem Alter) : die mustern einen oft total von oben bis unten und zweimal haben welche sogar versucht, sich an meinen Mann heranzumachen (nach dem Motto: mal schauen, wie der Mann von so ner Verschleierten auf sowas reagiert...Mein Mann hat sie dann aber knallhart in aller Öffentlichkeit zur Schnecke gemacht, und gefragt, ob sie sich nicht schämen würden). Mein Mann ist allgemein nicht sehr gut auf Tunesierinnen zu sprechen und meint dann immer, ich soll mich durch die nicht verunsichern lassen, die würden sich bei meinem Anblick nur schuldig fühlen,(insbesondere wenn sie wissen, dass ich Europäerin bin) weil sie selbst ihre muslimische Identität über Bord geworfen haben und unüberlegt die westliche Kleidung und Verhaltensweise nachahmen und sich und ihre Kultur dabei selbst total verloren haben.
Na ja, sowas will ich ja nun auch nicht, (wobei ich mich natürlich sehr darüber freuen würde, wenn der Islam in Tunesien algemein wieder etwas ernster genommen werden würde)ich will eigentlich einfach nur in Ruhe gelassen werden, genauso, wie ich die anderen auch in ihrer Lebensweise belasse.
Ich kenne auch sehr nette Tunesierinnen in meinem Alter und wenn ich in Tunesien auf der Straße eine Schwester mit Kopftuch sehe, begrüßen wir uns immer herzlich mit salam aleikum.  
![[Lächeln]](images/icons/smile.gif) 
  Mein Mann und ich werden übrigens auch oft für Algerier gehalten (uns ist jetzt schon öfters passiert, dass wir in algerischem Dialekt angesprochen wurden)
So, und nun noch ein paar Worte zu der "Kopftuchdiskussion":
Zunächst einmal hat eine Muslimin nicht das Recht (auch wenn das viele vielleicht machen, ich nehme mich davon leider auch nicht immer aus), über andere hinter deren Rücken zu tratschen oder eine Person in irgendeiner Weise zu erwähnen, die der Person nicht gefallen würde. Die Gefahr der Zunge ist nämlich sehr groß und kann einem unter Umständen viel mehr schaden als ein Unterlassen der islamischen Bekleidungsregeln. 
Ich selbst kenne eine Muslimin, die kein Kopftuch trägt. Sie hält sich ansonsten an fast alle Regeln, betet, fastet, ist ein guter Mensch, senkt ihren Blick und zieht sich auch relativ bedeckt an (nur lange Röcke, weite Blusen etc), nur das Kopftuch fehlt. Soll ich dieser Schwester jetzt Doppelmoral vorwerfen? Ich würde mir nie herausnehmen zu sagen, dass ich eine bessere Muslimin als sie bin, und ich liebe sie von ganzem Herzen in Allah. Vor allem: sie weiß, dass es eine Pflicht ist, sie sagt aber, dass sie sich dazu noch nicht stark genug fühl und noch etwas Zeit braucht (sie ist zudem noch nicht sehr lange konvertiert): Und dass ist doch einfach nur menschlich, man kann ja nicht von heute auf morgen sein ganzes Leben umkrempeln. Was ich in diesem Fall machen kann, ist sie posotiv zu unterstützen und ihr Mut zusprechen auf dass sie inschaAllah eines Tages das Kopftuch trägt.
Solche Schwestern sind mir jedenfalls viel lieber, als welche mit Kopftuch, die hintenrum dann über andere herziehen oder auch Schwestern (was bei vielen jüngeren Türkinnen hier in Deutschland leider der Fall ist), die zwar Kopftuch tragen, dabei aber total eng angezogen sind, geschminkt, dass fast der Putz abfällt, wenn man ihnen auf den Rücken klopft und die sich dabei noch wie kreischende pupertierende Mädchen verhalten. 
Was ich auch nicht leiden kann sind Schwestern, die kein Kopftuch tragen und dabei sagen: das ist heute nicht mehr nötig, oder: das ist keine Pflicht. (Obwohl die Verschleierung der Frau ganz ausdrücklich im Qur'an steht, und als Muslim hat man nunmal daran zu glauben, dass diese Regeln bis zum Jüngsten Tag für uns gelten). Da soll man doch lieber so ehrlich sein und sagen: Ich trag kein Kopftuch, weil ich z. B. nicht stark genug bin, weil ich noch Zeit brauche oder weil ich ganz einfach mir es im Moment nicht vorstellen kann und nicht sich selbst als islamischen Maßstab nehmen (nach dem Motto: alles was ich mache ist gut und Pflicht, was ich unterlasse ist nicht nötig) und den Islam ummodeln und falsch darstellen. 
Was Nichtmusliminnen angeht, die dementsprechend kein Kopftuch tragen: wenn sie halbwegs ordentlich angezogen sind, ist das ja okay, wenn sie jedoch ordinär rumlaufen, senke ich einfach den Blick und schaue weg. Kritisieren würde ich sie dafür jedenfalls nicht (wozu auch? Ich übe wenn schon positive Kritik, bei Leuten die mir wichtig sind, mit der Absicht ihnen zu helfen). Den einen oder anderen Kommentar kann ich mir da manchmal jedoch auch nicht verkneifen. Neulich im März war gerade mal ein schöner sonniger Tag. Ich war mit einer Freundin draußen spazieren und da lief eine in einem total kurzen Rock und mini Oberteil herum. Da hab ich auch zu meiner Freundin gesagt: "Kaum kommen nur mal ein paar Sonnenstrahlen heraus, nutzen die gleich wieder die Gelegenheit sich halb nackt auszuziehen und ihre Körper zur Schau zur Stellen."
Liebe Grüße
Amina