Hallo Edith,
in unserem Fall hätte sie dann wohl Platz für ca. 1.200 Autos gebraucht und den hat selbst die Carthage nicht! Es hat gerade gereicht, dass doppelt so viele Passagiere an Bord waren. Kannst Du Dir vorstellen, was da los war?
Unser Schiff sollte um 8 Uhr ablegen, da man aber früher da sein sollte, waren wir schon ab 2 Uhr morgens vor dem Hafen in Genua. Der Hafen war abgesperrt und alle Wartenden mußten vor der verschlossenen Tür warten. Die Warterei hatte Volksfestcharakter, denn mit uns warteten sehr viele andere Passagiere, die auf der Straße ausgelassen feierten. So gegen 4 Uhr schliefen wir im Auto ein. Um 6 Uhr lief ein Hafenangestellter mit einer Trillerpfeife durch die Autoschlangen, um alle zu wecken. Man wurde dann zu einem großen Parkplatz dirigiert und wir hätten eigentlich unsere Papiere fertig machen lassen wollen. An dem Schalter wurde uns mitgeteilt, dass unser Schiff nicht fahren würde und wir weitere Infos in der nächsten Zeit erhalten. Also warteten wir..... Um 10 Uhr wurde uns gesagt, dass unser Auto auf einen Frachter verladen werden müßte und wir abends mit einer Fähre nach T fahren könnten. Der Frachter, der in einem anderen Teil des Hafens lag, wurde dann kolonnenweise angefahren (immer ca. 10 Autos bildeten mit einem ortskundigen Führer einen Konvoi und wurden an den Liegeplatz gebracht). Dort erfuhren dann, dass das Auto nicht abgeperrt werden darf und der Schlüssel stecken bleiben mußte. Was blieb mir anderes übrig, als mich an die Anweisungen zu halten? Eine andere Fähre gab es nicht, bzw. erst Tage später! Der Frachter legte also um 13 Uhr ab und wir wurden mit Bussen wieder an den Platz gebracht, wo die Abendfähre fahren sollte. Es war 13 Uhr und wir waren müde, hatten Hunger und fanden nach längerem Suchen endlich ein Restaurant, das etwas abseits lag und in dem es nicht so chaotisch zu ging, wie in dem, das direkt am Hafenbecken ist. Wir warteten dann ab 15 Uhr, da das Schiff ja angeblich nachmittags anlegen sollte. Die Ankunfts- bzw. Abfahrtszeit wurde immer weiter nach hinten rausgeschoben und alle warteten und warteten. Die Stimmung wurde immer angespannter.... Um ca. 19 Uhr kam das Schiff dann endlich und alle Rückreisenden mußten erstmal aus dem Schiff heraus. Die Schlangen für die Leute, die ihr Auto auf dem Frachter hatten, waren das reinste Chaos. Einige Frauen wurden ohnmächtig und wurden von Notärzten betreut (es waren ca. 40°C) und einige Männer meinten wohl, dass sie, wenn sie andere die Treppen hinunter schubsten, schneller auf das Schiff kommen würden. So flogen Menschen und Kinderwagen mit Babies eine Treppe hinunter, was anschließende Schlägereien zur Folge hatte .... Um 23 Uhr legte das Schiff dann endlich ab und das Chaos ging dort weiter. Es gab Prügeleien um die Kabinen, wütende, bzw. tobende Passagiere wurden vom Schiffspersonal für die Dauer der Überfahrt eingesperrt. Es dauerte über 6 Stunden, bis man in der Schlange mal dran kam, um die Papiere machen zu lassen. Das Essen an Bord wurde knapp und die Restaurants schlossen vorzeitig, da man sich ja nur auf die Hälfte der Passagiere eingestellt hatte. Auf dem ganzen Schiff lagen überall Menschen rum, weil sie logischerweise keine Kabine bekommen hatten. Wir kamen dann die nächste Nacht so ca. um Mitternacht in La Goulette an. Als ich das Schiff verließ, stand mein Auto schon vor mir. Man hatte es aus dem Frachter herausgefahren und offen im Hafen abgestellt!!! Doch es war nichts beschädigt und von unserem Gepäck fehlte auch nichts. Nun mußten wir nur noch 5 Stunden Wartezeit im tunesischen Zoll und 3 Stunden Autofahrt hinter uns bringen und dann konnten wir endlich nach 65 Stunden des Nichtschlafens ins Bett. Als ich wach wurde und mir klar wurde, daß ich den kompletten Streß bei der Rückfahrt noch einmal haben kann, beschloß ich, beim nächsten Tunesienurlaub wieder zu fliegen. Die Rückfahrt verlief übrigens sehr ähnlich.... (den Ablauf spare ich mir jetzt aber!)
Die Fahrt mit der Fähre ist ein Erlebnis! Ich würde aber jedem, der schwache Nerven, einen instabilen Kreislauf oder kleine Kinder hat, raten in der Hauptsaison nicht mit dem Schiff zu fahren, denn es kann jederzeit zu einer ähnlichen Situation kommen und für kleine Kinder ist ein derartiges Chaos wohl noch schwerer zu ertragen wie für Erwachsene.
LG Anna